Energiekrise - Mehrere Stadtwerke in Brandenburg erhöhen Strompreise

Fr 25.11.22 | 09:44 Uhr
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Symbolbild: Ein Stromzähler, aufgenommen in Berlin, 05.01.2022. (Quelle: dpa/Florian Gaertner)
Bild: dpa/Florian Gaertner

Mit teils erheblichen Preissteigerungen reagieren die Stadtwerke in Brandenburg auf die Energiekrise: Überall wird Strom spätestens im neuen Jahr teurer. Der Bund will mit einer Strompreisbremse reagieren - und bei Energiekonzernen abkassieren.

Stromkunden in Brandenburg müssen sich in den kommenden Monaten auf Preiserhöhungen einstellen. Die Stadtwerke in Potsdam erhöhen zum Januar 2023 die Preise, wie es in einer Mitteilung des Energieversorgers hieß.

Ein Haushalt in der Landeshauptstadt mit einem Jahresverbrauch von 1.800 Kilowattstunden bezahlt ab dann 13,61 Euro pro Monat mehr. Das entspreche einem Plus von 21 Prozent. Konkret steigt der Strompreis von 37,96 Cent pro Kilowattstunde auf 46,48 Cent.

Den Angaben einer Sprecherin zufolge ist es die vierte Änderung seit Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine im Februar. Die Stadtwerke in Potsdam begründeten die Erhöhung mit den gestiegenen Energiepreisen: Der Einkaufspreis für Strom habe sich seit Anfang 2021 verzehnfacht. Auch wenn es zwischendurch leichte Schwankungen gebe, bleibe der Preis auf hohem Niveau. "Es ist nicht absehbar, wann diese Hochpreisphase endet", hieß es weiter.

Auch die Berliner Stadtwerke haben bereits Preiserhöhungen angekündigt.

Frankfurt erhöht ab Dezember, Brandenburg/Havel zieht nach

In Frankfurt (Oder) werden die Preise in Kürze erhöht. Ab 1. Dezember müssen Kunden der Stadtwerke 51,73 Cent pro Kilowattstunde zahlen, zuvor waren es 35,07. Wie die Stadtwerke im November mitteilten, gibt es im Januar keine weitere Erhöhung: Obwohl sich zum 1. Januar 2023 die Netzentgelte für Strom um circa 2,965 Cent pro Kilowattstunde erhöhten, würden die Stadtwerke diese Erhöhung nicht an ihre Kunden weitergeben, hieß es.

In Brandenburg/Havel steigen hingegen die Preise zum 1. Januar 2023. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 2.500 Kilowattstunden im Jahr erhöht sich der monatliche Preis im Fix-Tarif des Unternehmens im Stadtgebiet um rund 35 Euro, wie es in einer Mitteilung hieß. Das sei die erste Preisanpassung in den Fix-Tarifen seit einem Jahr. Sollten sich Steuern und Umlagen im kommenden Jahr ändern, würden die Fixpreise angepasst werden - nach oben genauso wie nach unten. "Selbstverständlich setzen wir alle staatlichen Maßnahmen zur Entlastung unserer Kunden um", wurde der kaufmännische Geschäftsführer Michael Woik in der Mitteilung zitiert.

Bund reagiert mit Strompreisbremse

Die Belastungen durch die hohen Strompreise dämpfen soll die Strompreisbremse. Dabei soll bei Haushalten und kleineren Unternehmen für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs der Preis gedeckelt werden, und zwar auf 40 Cent je Kilowattstunde. Verbraucht der Kunde mehr, zahlt er den normalen Vertragspreis. Dies soll einen Sparanreiz geben. Die Versorger sollen die Strompreisbremse ab März in den Abschlägen berücksichtigen. Rückwirkend soll die Bremse dann auch für Januar und Februar gelten. Viele Details müssen aber noch geklärt werden, bevor das entsprechende Gesetz verabschiedet werden kann.

Bund will "Überschusserlöse" der Energieunternehmen abschöpfen

Der größte Teil der Strompreisbremse soll vom Staat bezahlt werden. Zur Mitfinanzierung sollen laut Plänen des Kanzleramtes bis mindestens Ende Juni kommenden Jahres aber auch "Zufallsgewinne" von Unternehmen auf dem Strommarkt rückwirkend ab 1. September abgeschöpft werden. Das betrifft etwa Produzenten von Ökostrom aus Wind und Sonne, die zuletzt von hohen Preisen an der Börse profitiert haben.

Hintergrund sind stark gestiegene Gaspreise und der Mechanismus zur Preisbildung auf dem Strommarkt. Viele Stromerzeuger erzielten gegenwärtig erhebliche Mehreinnahmen, die zum ganz überwiegenden Teil unerwartet gewesen seien, heißt es im Gesetzentwurf. Die Rede ist von "Überschusserlösen". Diese sollen grundsätzlich anhand der Preise am Spotmarkt beziehungsweise von energieträgerspezifischen Monatsmarktwerten für Windenergie- und Solaranlagen berechnet werden. Darüber hinaus könnten die Ergebnisse aus Absicherungsgeschäften am Terminmarkt sowie eine anlagenbezogene Vermarktung berücksichtigt werden - insbesondere sogenannte Power-Purchase-Agreements.

Kritik an Gesetzentwurf

Energieverbände und Versorger machen allerdings Front gegen die Pläne: Der Gesetzentwurf verstoße gegen EU-Recht und verletze die Eigentumsgarantie, teilte der Hamburger Energieversorger Lichtblick am Donnerstag mit. "Der geplante Abschöpfungsmechanismus führt zu tiefgreifenden Verzerrungen auf dem deutschen Strommarkt." Folge dieser Entwicklungen seien steigende Strompreise für Verbraucher, eine Behinderung des weiteren Ausbaus von Erneuerbare-Energien-Anlagen sowie im Einzelfall die Zahlungsunfähigkeit der Anlagenbetreiber. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.

Scharfe Kritik am Gesetzentwurf, der derzeit innerhalb der Bundesregierung noch in der Ressortabstimmung ist, kam auch vom Bundesverband Erneuerbare Energien. Die Präsidentin Simone Peter erklärte am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: "Es bestehen erhebliche verfassungsrechtliche und europarechtliche Bedenken. Rückwirkende Eingriffe in wirtschaftliche Prozesse wurden bereits mehrfach grundsätzlich als klar verfassungswidrig beschieden." Der Verband hatte bereits erklärt, es sei mit einer Klagewelle zu rechnen. Die Bundesregierung sollte alleine aus juristischen Gründen eine einfache steuerliche Lösung wählen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.11.2022, 9:00 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Unternehmen unschuldig?

    Haben Sie mal die Risikobetrachtung von Uniper gelesen? Also Blinder konnten die für Risiken gar nicht sein.

    Aber als kritisches Unternehmen braucht man kein ordentliches Risk Assessment, Im Zweifel muss der Staat eh zahlen. Kennt man von....Banken....

  2. 13.

    Ach die Unternehmen sind nicht Schuld. Haben Sie mal die Risikoanalyse von Uniper gelesen bezüglich Lieferantenbeziehungen?

    Noch größere Fehler kann man gar nicht machen. Vollkommen blind...

    Das SPD/CDU auch komplett blind waren bestreitet keiner. Es gibt ja sogar Parteien, die uns weiter in Russlandabhängigkeit halten würden.

  3. 12.

    Ich hab 35 Cent pro KWh ab 1.1. Im Ökostromtarif.

    Hab eben auch nicht wegen 0.5 Cent oder 100 Euro Wechselprämie jedes Jahr gewechselt.

  4. 11.

    >"Klar, der Bund zahlt es ja."
    Ne ne... der Steuerzahler zahlt! Wir Otto Normal.
    Und nu der Trick: Der Strom wird am Strommarkt billiger, die Konzerne halten den Strompreis für Endverbraucher dennoch hoch. Wo ist das Steuergeld des Strompreisdeckels dann wohl hin? Da raten wir mal... In den Gewinnkassen der Stromkonzerne und Auszahlungen an Aktionäre?
    System Reinkapitalismus, nichts mehr mit sozialer Marktwirtschaft a la Wirtschaftswunderjahre.

  5. 10.

    Nicht die Unternehmen sind die Schuldigen, sondern die Politik. Bremsen und Deckel sind nunmal dafür gemacht, dass der Staat und somit wir Steuerzahler draufzahlen.

    Sinnvoll sind gebundene Entlastung, wo bestimmte Personengruppen. Dies müssen Anträge stellen und vom Staat anschließend Rückerstattungen erhalten. Hier sind jedoch die Ämter gefragt die Arbeit zu übernehmen. Da diese kein Personal haben und alles bürokratisch ist, lässt man sich lieber das Geld aus den Taschen ziehen und kann hinterher auf die Unternehmen schimpfen.

    Ekelhafte und berechenbare Politik.

  6. 9.

    Och Leute … Die Versorger MÜSSEN doch mit 6 Wochen Vorlauf ankündigen … Die Parlamente sind aber (leider) gerade nicht so schnell … Jetzt waren die also in der Not anzukündigen, ohne schon rechtliche und systemische Klarheit zu haben … Also, erstmal alles (auf Sicherheit) erhöhen … Ein Vorteil kann (!) sein, dass wenn die Preise erstmal raus sind, die Versorger da dann nicht mehr hinter zurück kommen ... Die Politik DANN also noch entsprechend walten kann ... Eine MwST.-Senkung z.B. könnte dann nicht mehr so einfach von den Versorgern einkassiert werden.

  7. 8.

    Warum will man nur an die Übergewinne (wie auch immer man das gerichtsfest definiert) der Energieunternehmen und nicht auch an andere zufällige Übergewinne (z.Bsp. Rüstungsunternehmen etc.)?

  8. 7.

    Klar, der Bund zahlt es ja.

  9. 6.

    Bei diesen in letzten Tagen dauernd steigenden stromerhöhungen um Cent blickt doch kein Schwein mehr durch.Aber Habeck interessiert das doch alles nicht

  10. 5.

    "Warum sollte unter 40 Cent dann überhaupt noch geliefert werden?"
    Dafür gibt es keinen Grund und das hat auch niemand erwartet. Preissenkungen bei Festpreistarifen unter 12 Cent (Gas) / 40 Cent (Strom) frühestens ab Frühjahr 24, alles andere wäre wirtschaftlich unsinnig. Willkommen im Sozialismus..
    Spottarife zur Kundengewinnung mit Möglichkeit zur günstigeren Belieferung an Tagen mit entsprechenden Börsenpreisen und ansonsten Preisdeckel bei 12/40 könnten in der nächsten Zeit noch günstigere Alternativen zum Einheitsbrei sein, sofern sowas darstellbar ist und angeboten wird.

  11. 4.

    >"Wo gibt es jetzt die 37,96 Cent und die 46,48 Cent ab 01.01.2023 zu bestellen?"
    Gar nicht mehr für Neukunden. Solche Preise "gönnen" einige kommunalen Stadtwerke nur noch ihren langjährigen Treuekunden.

  12. 3.

    Na, wenn das nicht mal System hat... Noch eben erhöhen, damit die Kontingente, die normalpreisig genommen werden müssen, schön die vermeintlichen Verluste, die ja der Bund übernimmt, doppelt ausgleichen
    ... Ekelhaft!

  13. 2.

    Wie tückisch eine Strompreisbremse sein kann ist und die Energielieferanten schneller reagieren können, wie Gesetze aufgeschrieben werden, sieht man daran, dass nun bindende Jahresverträge, weit über 40 Cent, angeboten werden...
    Warum sollte unter 40 Cent dann überhaupt noch geliefert werden? Es ist schwierig.

  14. 1.

    Beim Tarifrechner der Stadtwerke Potsdam komme ich jetzt schon auf 52,24 ct/kWh. Wo gibt es jetzt die 37,96 Cent und die 46,48 Cent ab 01.01.2023 zu bestellen?

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