Marktbericht für 2023 - Preise für Grundstücke und Immobilien sind in Brandenburg deutlich gesunken
Hohe Baukosten, teure Kredite: Im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg deutlich weniger Grundstücke, Häuser und Wohnungen verkauft. Teilweise brachen die Preise ein. Doch der Markt scheint sich bereits anzupassen. Von Oliver Noffke
- Preise für Grundstücke und Häuser sind 2023 in Brandenburg deutlich gesunken
- Starke Rückgänge bei der Zahl der Kaufverträge und Branchenumsatz
- Sparkasse sieht Boden erreicht, Markt habe sich an geänderte Rahmenbedingungen angepasst
Im vergangenen Jahr ist der Grundstücksmarkt in Brandenburg zum Teil eingebrochen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Innenministerium am Freitag veröffentlicht hat. Demnach ist insbesondere das Interesse an neuen Grundstücken ausgeblieben. 2023 wurden im Land 24.315 Kaufverträge abgeschlossen, im Jahr davor waren es noch 28.353 – ein Minus von 14 Prozent.
Besonders in den Städten wurde deutlich weniger verkauft. In Cottbus wurden 32 Prozent weniger Kaufverträge abgeschlossen, in Frankfurt/Oder und Potsdam waren es 24 Prozent weniger.
Wohnbauland wurde im vergangenen Jahr ebenfalls günstiger. Im Durchschnitt sank der Preis für baureife Grundstücke, die für Einfamilienhäuser ausgewiesen sind, um 11 Prozent auf 201 Euro pro Quadratmeter. Die enormen regionalen Unterschiede bestehen allerdings weiterhin.
Enormer Umsatzrückgang
Im Berliner Umland wurden durchschnittlich 338 Euro pro Quadratmeter gezahlt, 2022 waren es noch 399 Euro. In den weiter entfernten Regionen lag der Preis bei durchschnittlich 93 Euro pro Quadratmeter, zuvor waren es 112 Euro. Jedoch bewegen sich diese Werte spürbar über denen von 2020.
Das jeweilige Minus bei Verkäufen und Verkaufspreisen schlägt sich deutlich im Umsatz nieder. 2021 wurden in Brandenburg 10,1 Milliarden Euro bei Grundstücksverkäufen umgesetzt, 2022 waren es 8,6 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr nur noch 5,7 Milliarden Euro. Der Rückgang betrug damit in 2023 knapp 34 Prozent. Laut Ministerium liegt dies auf dem Niveau von 2016 [mik.brandenburg.de].
Hauspreise sinken stark, keine Bewegung bei Eigentumswohnungen
Auch der Markt für Häuser hat sich in Brandenburg abgekühlt, allerdings weniger deutlich als es bei den Grundstückspreisen der Fall ist. Ein- oder Zweifamilienhäuser waren 8 Prozent billiger und kosteten im Durchschnitt 364.000 Euro, eine Reihenhaus oder Doppelhaushälfte 281.000 Euro.
Auch hier ist die Nähe zu Berlin ein entscheidender Faktor. In Potsdam-Mittelsmark kostete ein freistehendes Einfamilienhaus im vergangenen Jahr rund 677.000 Euro. In der Nähe der äußeren Landesgrenzen war dies deutlich günstiger zu haben, der Durchschnittspreis lag bei 245.000 Euro.
Zudem wurden deutlich weniger neu gebaute Eigentumswohnungen verkauft. Laut der Zahlen des Ministeriums wurden 30 Prozent weniger Verträge für Erstverkäufe unterschrieben. Der Umsatz der Immobilienverkäufer sank hier sogar um 36 Prozent. Eigentumswohnungen sind jedoch – anders als Häuser – nicht billiger geworden. Mit 405.000 Euro blieb der Durchschnittspreis stabil, hieß es.
Hohe Bau- und Finanzierungskosten
Der Immobilienmarkt hat sich stark geändert, sagt Christian Ebert auf Anfrage von Antenne Brandenburg. Er ist Marktdirektor bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. "Es gibt eben weniger Käufer, mehr Angebot", so Ebert. "Der andere Grund ist, dass sich die Kosten verändert haben." Baukosten lägen heute deutlich höher als vor zehn Jahren. Auch der Preis für die Hausfinanzierung habe sich verändert. "Wir kommen von einer Niedrigzinswelt um ein Prozent und sind jetzt knapp unter vier Prozent." Die zwischenzeitlich deutlich höheren Zinsen für Kredite im vergangenen Jahr hätten Häuslebauer oder Käufer im vergangenen Jahr zugesetzt, sagt er.
Ebert geht davon aus, dass zumindest in Berlinnähe die Grundstücks- und Immobilienpreise den Boden erreicht haben. "Wir sehen eine Normalisierung", so der Sparkassen-Manager über die aktuelle Situation. Heute seien zwar die Zinsen höher als vor zwei, drei Jahren, liegen aber unter den Höchstwerten von 2023. Andererseits seien die Kaufpreise niedriger und viele Menschen konnten von Lohnerhöhungen profitieren. "Der Markt hat sich an die geänderten Rahmenbedingungen gewöhnt. Käufer und Verkäufer haben sich wieder angenähert", sagt Ebert.
Preise für Äcker und Wälder stabil
Wer Geld in land- oder forstwirtschaftliche Flächen investiert, hat im vergangenen Jahr keine Überraschungen erlebt. Die Preise blieben stabil, die Teuerungen der vergangenen Jahr haben sich nicht fortgesetzt. Ackerland kostete in Brandenburg im vergangenen Jahr durchschnittlich 1,11 Euro pro Quadratmeter. Das waren zwei Cent weniger als im Jahr davor, aber zehn Cent weniger als 2021.
Mit etwas mehr als 11.000 Euro pro Hektar bewegt sich der Preis für Ackerflächen allerdings weiterhin auf relativ hohem Niveau für Brandenburg. Seit 2014 war der Preis pro Hektar stets fünfstellig, wie aus Zahlen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg hervorgeht. 2005, also vor knapp 20 Jahren, kostete ein Hektar Ackerland noch rund 2.500 Euro.
Wiesen und anderes Grünland war für 81 Cent pro Quadratmeter zu haben und damit ebenfalls zwei Cent günstiger als im Jahr davor. Forstflächen – von denen sich viele Menschen langfristige Renditen erhoffen – sind etwas teurer geworden und kosteten 77 Cent pro Quadratmeter (plus drei Cent).
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.07.2024, 12:00 Uhr