Industrie- und Handwerksbetriebe Brandenburg - Neue Online-Plattform soll Firmen und künftige Chefs verkuppeln

Di 22.10.24 | 15:40 Uhr
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Symbolbild: Ein Arbeiter schleift mit einem Winkelschleifer, auch Flex genannt, einen Stahlträger. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.10.2024 | Daniel Mastow | Bild: dpa

Wo ist der Boss von Morgen? Bei Industrie- und Handwerksbetrieben ist die Suche nach einem Nachfolger für den Chefposten oft eine große Herausforderung. Nun gehen die Kammern in Brandenburg neue Wege - und haben eine Art Dating-Portal gestartet. Von Daniel Mastow

"Registrieren sie sich jetzt kostenfrei [...] und wir bringen sie diskret und kompetent [...] zusammen". So heißt es seit Dienstag auf einer neuen Internetseite, die die Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und die Bürgschaftsbank des Landes Brandenburg gestartet haben.

Den Traumpartner wie bei einem Dating-Portal finden, das soll jetzt auch bei Brandenburger Unternehmen mit der "Nachfolgezentrale Brandenburg" klappen, einer Internetseite, auf der sich Unternehmen eintragen können, die einen neuen Geschäftsführer suchen, sowie diejenigen, die Geschäftsführer werden wollen.

Jeder zweite Chef über 55 Jahre

"Die Nachfolge ist in Brandenburg ein großes Problem, auch in der Lausitz speziell", sagte Bernd Hahn dem rbb, der bei der IHK Cottbus unter anderem für die Betriebsberatung zuständig ist. Jeder zweite Unternehmer sei über 55 Jahre alt und suche in den nächsten drei bis fünf Jahren einen Nachfolger. In Summe sind das im Land Brandenburg laut HWK 90.000 Unternehmen. Die Suche ist vor allem dann schwierig, wenn keine Familienmitglieder zur Übernahme bereit sind.

Wer sich auf der Internetseite registriert, wählt zunächst, ob er ein Unternehmen übernehmen oder übergeben will. "Die Unternehmen geben ein, was sie sich an Nachfolger wünschen, wer sie selbst sind, wie sie aufgestellt sind", so Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Cottbus, Manja Bonin. Potenzielle Nachfolger geben an, woran sie interessiert sind, was sie bieten und welche Eigenschaften sie haben "Das Portal schaut, wo die größten Übereinstimmungen sind und matcht dann", so Bonin.

Vorbild im Norden

Vorbild ist Mecklenburg-Vorpommern. Dort wird die Software schon seit einiger Zeit genutzt.
Laut Bernd Hahn von der IHK Cottbus laufe es dort sehr gut, darum habe man dieses Portal nach Brandenburg geholt. "Wider Erwarten haben die Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern mehr Suchende als abzugebende Unternehmen. Wir hoffen, das in Brandenburg auch zu erreichen, dass wir eine Mehrzeit an Übernehmern haben und dann entsprechend übergeben können."

Das Brandenburger Internetportal wird von der Handwerkskammer Cottbus verwaltet. Aus Sicht von Hauptgeschäftsführerin Manja Bonin hat das neue Instrument den großen Vorteil, dass sich alle Kammern des Landes zusammengetan haben. "Es gibt eine Anlaufstelle, die ist neutral, die begleitet das Matching und das ist auch nochmal das Besondere", sagt er.

Das Projekt läuft vorerst bis Ende 2027. Es wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie Brandenburg gefördert und aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.10.2024, 16:10 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Ich versuchs mal zu erklären. "darum habe man dieses Portal nach Brandenburg geholt." heisst, das gab es für dieses Bundesland in der Form noch nicht. Am Besten mal die Entwicklung abwarten und vll. im nächsten Jahr nochmal, dafür evtl. mit Substanz, neu meckern. Gern geschehen.

  2. 3.

    Ich verstehe das nicht. Es heißt doch immer Ostdeutsche werden bei Führungsaufgaben übergangen und nun sind direkt vor der Haustür zig Stellen zu besetzen und nichts passiert?! Woran liegt es - keine guten Unternehmen, Arbeitszeit, Gehalt oder gar keine motivierten Leute?

  3. 2.

    Ich weiß nicht. Firmentinder?
    An so'ner "Bude" hängt auch meist 'ne Menge Herzblut, ab und an auch Tradition. Dies auf Zahlen und Fakten runterzubrechen liest sich schon eigenartig. Käme für mich eher nicht in Frage. Wenn die Firma "brummt", ok, summen geht auch, stabil ist, aber keine "Nachfolge" in Sicht ist, warum nicht mal bei langjährigen Mitarbeitern nachfragen? Da geht doch vertragsgestalterisch bestimmt was. Der "Neue" muss sich nicht bis über beide Ohren verschulden, der "Alte" sieht, das sein Werk weiterlebt. Quid pro quo und letztlich vll. auch Win-Win für alle Beteiligten. In der Zwischenzeit als "graue Eminenz" fungieren kann auch reizvoll sein.

  4. 1.

    In der linksgrünen Welt von Deutschland Chef zu sein ist fast schon ein selbstmordkommando mittlerweile.

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