Energieversorgung - Gasag-Übernahme durch Land Berlin gescheitert

Do 07.11.24 | 19:54 Uhr
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Das Logo der GASAG AG am Sitz der Gesellschaft auf dem EUREF-Campus in Berlin (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Audio: radioeins vom rbb | 07.11.2024 | Alexandra Nestmann | Bild: dpa

Strom, Wasser und Fernwärme hat das Land Berlin bereits rekommunalisiert. Die Übernahme des Gasnetzes ist nun allerdings vorerst gescheitert. Das Land will dies nun auf anderem Wege erreichen.

Das Berliner Gasnetz bleibt vorerst in privater Hand. Die Landesregierung hält eine Anteilsmehrheit am zuständigen Unternehmen Gasag für "nicht realisierbar", teilte die Senatsverwaltung für Wirtschaft dem rbb am Donnerstag mit.

Die Gespräche mit den Energieunternehmen Engie und Eon, die jeweils rund ein Drittel der Anteile an der Gasag halten, seien gescheitert. Zuvor hatten der "Tagesspiegel" und die "Berliner Morgenpost" darüber berichtet.

Verhandlungen waren schwierig

Die übrigen Anteile hielt der Vattenfall-Konzern. Von diesem hatte Berlin Anfang des Jahres das Fernwärmenetz übernommen und sich dabei eine Option auf den Kauf der Gasag-Anteile gesichert. Anschließend wollte man auch die Anteile von Eon und Engie übernehmen. Bereits Ende Oktober hatte sich allerdings angedeutet, dass die Verhandlungen vor dem Aus stehen.

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft teilte weiter mit, dass auch die Anteile von Vattenfall nicht erworben werden. "Im Ergebnis der Gespräche ist der Senat am 5. November zu der Entscheidung gekommen, dass eine Ausübung der von Vattenfall eingeräumten Option zum Erwerb der Vattenfall-Anteile an der Gasag zum jetzigen Zeitpunkt strukturell nicht zielführend ist", hieß es.

Ziel auf anderem Wege

Der Einstieg bei der Gasag sollte der Schlussstein in einer umfangreichen Rekommunalisierungsstrategie des Landes im Energiebereich werden. Vor der Fernwärme war bereits das Stromnetz im Jahre 2021 für etwas mehr als zwei Milliarden Euro zurückgekauft worden. Auch das Wassernetz ist in Landeshand.

Trotz der zunächst gescheiterten Verhandlungen sehe der Senat die Mehrheit an Gasag weiterhin als unabdingbar an, "um die energie- und klimapolitischen Ziele des Landes Berlins sowie die Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher im Sinne der Stadt erreichen zu können." Das Land werde seine Bestrebungen zur Schaffung einer integrierten Wärmeplattform in Berlin auf anderem Wege fortsetzen, hieß es.

Sendung: rbb24 Inforadio, 7.11.2024, 20 Uhr

20 Kommentare

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  1. 19.

    Es wäre hier Zeit, die Menschen finanziell in der Stadt zu entlasten. Schließlich sind Strom, Wasser und Fernwärme durch das Land Berlin bereits kommunalisiert. Also Kosten bei den Nebenkosten runter für das Allgemeinwohl in Berlin!

  2. 18.

    ....erst hat sich das Land Berlin den Verkauf der GASAG versilbern lassen und nun wollen sich die neuen Anteilseigner ihren Verkauf vergolden lassen.....

  3. 17.

    Das Gasnetz ist ein Auslaufmodell aus Sicht der Klimaneutralität. Heizen und Kochen mit erneuerbaren Strom ist klimatechnisch und bald kostentechnisch viel sinnvoller. Industrie ebenfalls. Die Ideen irgendwann das Gasnetz für grünen Wasserstoff umzurüsten sind nachweisbar Unfug und werden nur von den Eigentümern der Gasnetzen propagiert, damit ihr Assets nicht bald wertlos sind. Die Energiekonzerne können gerne auf das Gasnetz sitzen bleiben.

  4. 16.

    „erbschaftssteuervermeidung als pseudo Familienunternehmen getarnt. Wenn für alle die gleichen Regeln gelten, wäre es für die unter-/Mittelschicht billiger und fairer! Nicht wer das meiste Geld hat. “
    Unsinn. Wollen Sie die Begriffe „Eigentum“, „das meiste Geld“ so sauber trennen, dass das Wesentliche (Besteuern von Einnahmen) erkennbar wird? Denn Sachwerte zu besteuern ist eine kalte Enteignung gegen das Grundgesetz, welches Eigentum schützt.
    Und jetzt zum Thema. Was wäre, wenn wir eines Tages einer jungen (russischen) Demokratie helfen müssen, in dem wir ihr Gas abkaufen müssen?

  5. 14.

    > wie vorher in fremde Taschen gewirtschaftet< – auf Bundesebene kommen wir mit den Schwarzen genau dahin zurück.

  6. 13.

    Sie schlugen vor: Arbeitsunwillige sofort in die krankenversicherung?

    Das ist doch kontraproduktiv. Ich sehe es in diesem Land sehr kritisch, dass wir uns Sozialstaat nennen, aber nicht alle Gruppen einzahlen. Sei es Rentenkasse, Krankenversicherung, steuervermeidung der reichen, erbschaftssteuervermeidung als pseudo Familienunternehmen getarnt.

    Wenn für alle die gleichen Regeln gelten, wäre es für die unter-/Mittelschicht billiger und fairer! Nicht wer das meiste Geld hat.

  7. 12.

    „ Arbeitsunwillige sofort privat krankenversichern!“
    Allein dieser Satz zeigt dass sie weder von den Gesetzen noch von den Krankenversicherungen nur einen Hauch von Wissen darüber haben.

    Und dann das zu lange studieren…. Ich kann ihnen sagen die Massen an Ärzten, Juristen usw. die alle in die Altersarmut fallen …. das wird ein böses Erwachen (Ironie off)

  8. 11.

    Ja, ich stimme zu, dass Privatisierung oft nur jemanden anderen nützt.

    Im Falle eines langfristigen schrumpfenden gasnetzes sehe ich aber kritisch.

    Sie würden auch nicht jetzt das gesamte Straßennetz teuer bezahlen und benötigen nach einer Umstellung auf Wasserstoff evt nur noch die Autobahnen. Der Rest wäre im schlimmsten Fall nachher totes Kapital der Steuerzahler und die privaten freuen sich über den überteuerten Kauf.

  9. 10.

    Dies sehe ich nicht so. Wbs schafft keine neuen Wohnungen.

    Ich arbeite vollzeit. Wbs müssten auch Menschen bekommen, die arbeiten könnten aber nicht arbeiten gehen. Es bringt nix alle preiswerteren Wohnungen an einen wbs zu knüpfen. Ich bin nur beruflich Mo-Fr in Berlin und brauch keine teure luxuswohnung. Ohne ausreichend Wohnungen, gehen Berlin viele haupt-/zwektwohnsitze und damit Einnahmen/Zuweisungen verloren. Aus diesen Einnahmen werden Ausgaben von Berlin finanziert. Ein Teufelskreis.

  10. 9.

    Wasserstoff für die Gastherme in der Wohnung ist ein ferner Traum fossiler Lobbyisten und niederbayerischer Hinterwäldler, die nichtmals auf die eigenen Experten hören wollen. Erste Versorger haben bereits ein Ausbau-Moratorium beschlossen.

  11. 8.

    Diesen Umbau will das Land Berlin wahrscheinlich lieber mit Steuergeldern durchführen und nicht den Privaten diese Ausgaben überlassen.

  12. 7.

    Leider falsch verstanden. Das aktuelle Netz ist völlig ungeeignet für H2.

  13. 6.

    Auf kommunalen bezahlbaren Wohnungsbau kann der Senat teils auch verzichten. Es werden zu viele WBS vergeben.

    Der Schlüssel ist unverändert Berufsausbildung mit anschließender "Vollzeit" Arbeit. Also mehr Macht für die Lehrkräfte.
    Jobben und Kurzarbeit sollte man bekämpfen - das schafft Altersarmut. Zu langes Studieren schafft auch Altersarmut.
    Bürgergeld sollte sofort abgeschafft werden und nur Sozialhilfe bei gestaffelt nach Arbeitsjahren oder erwiesener Krankheit verteilt werden. Arbeitslosengeld auch wieder nach Arbeitsjahren einführen. Ausgenommen SB und Kranke.
    Arbeitsunwillige sofort privat krankenversichern!

  14. 5.

    Hat zum Glück in HH funktioniert, alle Netze (Strom, Gas, Fernwärme) wieder in einer Hand - Hamburg Energie-. Die Gewinne gehen in staatliche Hand. Es wird überwiegend in Fernwärme investiert und nicht wie vorher in fremde Taschen gewirtschaftet.

  15. 4.

    Regieren Sie, Herr Wegner ! Oder haben Sie was anderes vor ? Infrastruktur wurde feierlich mit Finanz-Senatorin Fugman-Hessing verkauft. Sie hat jetzt, als Belohnung gute Beraterin Posten.

  16. 3.

    Aber doch nicht im bestehenden feinen Netz bis an fast jedes Haus. Jedes Haus wird wahrscheinlich nicht mit Wasserstoff versorgt. Zu mal niemand weiß wie teuer Wasserstoff wird. Von einer realistischen Wasserstoff-Heizungsplanung habe ich noch nichts gelesen. Ich denke daher bisher nur an ein Wasserstoff-Pipeline - netz für großverbraucher wie z. B. Gewerbe/Industrie, welches evt auch aus umgerüsteten gasleitungen bestehen könnte.

  17. 1.

    Warum sollte Berlin ein Gasnetz im derzeitigen Ausmaß kaufen und danach zurückbauen (weil ja zukünftig nicht mehr auf den Energieträger Gas gesetzt wird)?

    Von daher hätte mich die Übernahme des gasnetzes sehr gewundert.

    Oder habe ich die Zukunftspläne der BRD falsch verstanden?

    Berlin hat genügend Baustellen (kommunaler bezahlbarer Wohnungsbau, Ertüchtigung, erweiterung des spnv, Eingliederung der eingewanderten Fachkräfte in den Arbeitsmarkt, Verbesserung der Sicherheit und Ordnung usw.)

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