Hannah Herzsprung über neuen Film - "Die Themen Rache und Vergebung sind in '15 Jahre' sehr groß"

Do 11.01.24 | 11:41 Uhr
Albrecht Schuch, Hannah Herzsprung, Hassan Akkouch bei der Premiere von 15 Jahre am 09.01.2024 im Kino International in Berlin. (Quelle: dpa/Kern)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.01.2024 | Andreas Flügge/Hannah Herzsprung | Bild: dpa/Kern

Eine unschuldig im Gefängnis sitzende junge Frau: Das war Hannah Herzsprungs erste große Rolle. Der Film "15 Jahre" erzählt die Geschichte nun weiter. Fitness und Gesang - aber auch das Vergeben spielten eine große Rolle bei der Vorbereitung, sagt Herzsprung.

Mit der Figur der Jenny von Loeben ist Schauspielerin Hannah Herzsprung 2006 der Durchbruch gelungen: im Film "Vier Minuten", der damals mehr als eine Million Zuschauer in die Kinos lockte. Darin geht es um eine wegen Mordes verurteilte junge Frau. Jetzt erzählt "15 Jahre" ab Donnerstag im Kino, was aus Jenny nach dem Ende ihrer Haft wird - wenn sie den Mann wiedersieht, der in Wahrheit den Mord begangen hat, für den sie im Gefängnis saß.

Im Interview erzählt die in Berlin lebende Schauspielerin Hannah Herzsprung, wie sie sich auf ihre Rolle vorbereitet hat und was Vergebung für sie bedeutet.

rbb: Gerade wurde bekannt gegeben, dass Sie für Ihre Rolle in Ihrem neuen Film "15 Jahre" den Bayerischen Filmpreis als beste Darstellerin bekommen. Sind Sie erleichtert, dass Sie an Ihren Erfolg von "Vier Minuten" anknüpfen können?

Hannah Herzsprung: Man erwartet nichts - aber man freut sich, wenn seine Arbeit gesehen wird. Zumal ich damals vor 17 Jahren für “Vier Minuten” den Bayerischen Filmpreis als beste Nachwuchsschauspielerin bekommen haben. Und dass ich jetzt für die gleiche Figur als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet werde, ist ein Riesengeschenk. Mir war es wichtig, "Vier Minuten" nicht einfach zu wiederholen, sondern dass "15 Jahre" für sich steht. Man muss den Film von damals nicht kennen, um den neuen Film zu verstehen und sehen zu können.

Um was geht es in dem neuen Film?

Wir erzählen, was mit dem jungen Mädchen Jenny, das 15 Jahre unschuldig im Gefängnis saß, passiert. Die Themen Rache und Vergebung waren sehr groß. Es war eine riesige Herausforderung, dass ich diesmal auch so eine Weichheit in meiner Rolle zulasse.

Zur Person

Archivbild: Die deutsche Schauspielerin Hannah Herzsprung. (Quelle: dpa/Brakemeier)
dpa/Brakemeier

Hannah Herzsprung ist Schauspielerin, bekannt aus Filmen wie "Der Geschmack von Apfelkernen" und "Der Baader-Meinhof-Komplex". Ihren Durchbruch hatte Hannah Herzsprung mit "Vier Minuten" im Jahr 2007. Im Film spielte sie eine musikalisch begabte junge Frau, die zu Unrecht für einen Mord verurteilt wird. In ihrem neuen Film "15 Jahre" knüpft Hannah Herzsprung an die Rolle an. Herzsprung lebt in Berlin.

Wie geht es Ihnen persönlich mit dem Thema Vergebung. Fällt es Ihnen leicht, zu vergeben?

Ja - weil es mir besser geht, wenn ich loslasse und nicht an Dingen festhalte. Und Vergebung heißt für mich loslassen, weiterkommen und in Bewegung bleiben. Für die Figur Jenny war das sehr, sehr schwer. Dieser Film stellt die Frage: Wenn man sich und anderen vergibt, wird man dann auch ein besserer Mensch? Er beantwortet die Frage aber gar nicht, er lässt sie offen.

Was hat diese Rolle Ihnen in der Vorbereitung abverlangt? Sie spielen eine begnadete Musikerin...

Als klar war, dass Jenny noch immer Klavier spielt, da habe ich mir gedacht: 'Hätte ich doch nie aufgehört!' Aber es ging tatsächlich leichter als damals, vieles ist in Erinnerung geblieben. Das war toll zu erleben, dass der Körper dann doch ganz schön viel speichert und sich an Abläufe erinnert. Jeden Tag Klavier zu spielen war natürlich auch unglaublich intensiv.

Für den Film haben Sie auch körperlich trainiert?

Wir haben überlegt: Wie schafft Jenny es, 15 Jahre im Gefängnis zu sein? Das ist so eine lange Zeit. Zuerst dachten wir, dass sie ein bisschen in die Verwahrlosung geht, sich gehen lässt. Aber so ging die ganze Kraft für diese Figur verloren. Und dann haben wir ganz schnell entschieden: Sie geht in die Disziplin, in die Kraft. Und dazu gehörte auch, dass sie jeden Tag Liegestütze macht und trainiert. Und daher habe ich in der Vorbereitung ein langes, intensives Körpertraining erlebt.

Und singen tun Sie im Film auch. Der Song “Verschwende Dich” wurde schon vor Kinostart viel geklickt. Starten Sie jetzt noch als Sängerin durch?
Nein (lacht). Das war auch eine große Herausforderung für mich mit dem Gesang – denn ich kann nicht singen. Wir haben lange überlegt, wie wir das machen. Ich habe wahnsinnig viel Gesangsunterricht bekommen, um meine Stimme überhaupt so benutzen zu können. Wir haben es dann einfach probiert und es war dann tatsächlich die erste Aufnahme, so eine Probe-Aufnahme im Studio, die irgendwie funktioniert hat. Auch wenn Jenny gar nicht alle Töne trifft und glasklar singt, man bleibt bei ihr. Das liegt vor allem an dem starken Text des Liedes, der von Max Prosa kommt.

Sie waren auch als Co-Produzentin tätig. Warum war es Ihnen wichtig, in dieser Rolle mitzuwirken?

In dem Fall von “15 Jahre” war es so, dass ich mich erst mal ganz klar für das Projekt entscheiden musste, damit das Drehbuch geschrieben wird. Dann ging es erst in die Finanzierung. Ich war von Anfang an beteiligt. Für "15 Jahre" musste ich viele Projekte absagen, weil ich dem Film mein Wort gegeben hatte.

Wie war es für Sie, als Sie den Film zum ersten Mal gesehen haben?

Man ist immer so ein bisschen überrascht, das erste Mal zu sehen, wofür sich der Regisseur entschieden hat: für welche Einstellung und welchen Moment und welche Szene. Ich habe ihn dann nochmal mit dem ganzen Team zusammen gesehen. Da war ich aber auch ein bisschen aufgeregt, weil ich so die ganze Zeit geguckt habe, wie alle reagieren und ob es ihnen gefällt. Ob sie damit auch glücklich sind, weil sie so viel Zeit darein investiert haben. Deshalb habe ich mir vorgenommen, dass ich ihn jetzt einfach nächste Woche ganz alleine im Kino gucke.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führten Charlotte Pollex und Jörg Poppendieck.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.01.2024, 11:50 Uhr

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