Drittliga-Spiel in Rostock - Bundespolizei nimmt nach Angriff auf Zug in Gransee Ermittlungen auf
Ein Zug mit 800 Fans des Fußballklubs Rot-Weiß Essen wurde am Samstag von Unbekannten mit Steinen und Pyrotechnik beworfen - kurz darauf stoppte der Zug per Notbremse. Die Bundespolizei ermittelt nun unter anderem wegen Landfriedensbruchs.
Nach dem Angriff auf einen Sonderzug von Essener Fußball-Fans in Brandenburg und Störaktionen in Rostock hat die Bundespolizei Berlin Ermittlungen aufgenommen.
Wie die Bundespolizei am Montag dem rbb mitteilte, wird wegen des Verdachts der Sachbeschädigung, des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr, der gefährlichen Körperverletzung sowie des Verdachts des Landfriedensbruchs im besonders schweren Fall ermittelt.
Die Polizei des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat ein Online-Hinweisportal eingerichtet, in dem Hinweise gesammelt werden: mv.hinweisportal.de
Sonderzug Essener Fußballfans mit Steinen und Pyro beworfen
Die rund 800 Essener Anhänger waren am Samstag auf dem Weg zum Drittliga-Spiel in Rostock. Zuvor war die Zahl mit 700 Anhängern beziffert worden.
Die Bundespolizei teilte am Montagnachmittag mit, dass der Sonderzug am Morgen zunächst mit Steinen und Pyrotechnik beworfen wurde. Ein Reisender im Zug habe daraufhin die Notbremse gezogen, wodurch dieser auf freier Strecke zwischen den Bahnhöfen Löwenberg und Gransee zum Stehen kam.
Anschließend sollen mehrere Essener Fußballfans aus dem Zug gestiegen sein, es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen mit den mutmaßlichen Angreifern. Diese sollen mit geschätzt 200 Personen vor Ort gewesen sein, vermummt und alle in Weiß gekleidet. Bei der Attacke gingen die Scheiben mehrerer Waggons zu Bruch.
Der Notruf soll gegen 9.30 Uhr eingegangen sein. Als die Bundespolizei und der Polizei des Landes Brandenburg kurze Zeit später vor Ort eintrafen, waren die Angreifer bereits unerkannt geflüchtet. Insgesamt waren 60 Einsatzkräfte beteiligt.
Hansa geht davon aus, dass Täter aus Fanlager kommen
Die Rostocker Vereinsführung geht davon aus, dass die Täter aus dem Hansa-Fanlager kommen. Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Wehlend zeigte sich gegenüber dem NDR entsetzt. "Wir verurteilen das natürlich auf das Schärfste." Jede Form von Gewalt sei in keinster Weise tolerabel. Der Vorstand wolle sich zeitnah mit Sicherheitskräften und Ermittlern zusammensetzen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
Drei Personen im Zug wurden durch den Angriff leicht verletzt, aber lehnten eine ärztliche Behandlung ab.
Hansa-Hooligans störten Abfahrt in Rostock
Nach WDR-Informationen wurden die beschädigten Abteile im nächsten Bahnhof abgehangen und die Insassen für die Weiterfahrt auf den Rest des Zuges aufgeteilt. 300 Fans mussten laut Bundespolizei in einen nachfolgenden Intercity-Zug umsteigen.
Hansa Rostock organisierte nach eigenen Angaben einen Shuttle-Service ins Ostseestadion. Beim DFB erwirkte der Verein, dass die Partie eine halbe Stunde später angepfiffen wurde. Die Fans konnten die Fahrt erst gegen 13.30 Uhr fortsetzen und trafen deshalb erst zur Halbzeitpause im Ostseestadion ein. Rostock gewann die Partie 4:0.
Auch bei der Abreise der Essener Fans kam es zu Zwischenfällen. Hansa-Hooligans versuchten am Hauptbahnhof in Rostock, die Abfahrt der Gäste zu stören. Einsatzkräfte der Polizei mussten eingreifen und die Störer zurückdrängen.
Noch am Samstag wurde die Wohnung eines Tatverdächtigen durchsucht. Es soll sich um einen 20-Jährigen Deutschen aus Nordwestmecklenburg handeln. Die sichergestellten Beweismittel würden nun untersucht, hieß es.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.10.2024, 14:00 Uhr