Himmelsphänomene 2025 - "Dass wir wieder Polarlichter zu sehen bekommen, kann durchaus passieren"
Sternschnuppen, Polarlichter und sogar ein gut sichtbarer Komet: In diesem Jahr war ganz schön viel los am Himmel über Berlin und Brandenburg. Simon Plate vom Planetarium Potsdam stellt aber auch ein interessantes Jahr 2025 in Aussicht.
rbb|24: Hallo, Herr Plate. Polarlichter, massenweise Sternschnuppen, der erdbeerrote Supermond – was war ihr Lieblings-Himmelsereignis 2024?
Simon Plate: Mein Lieblings-Himmelsereignis war der Komet Tsuchinshan in diesem Herbst. Er war wirklich ausgesprochen hell im Vergleich zu den Kometen, die wir in den letzten Jahren beobachten konnten. So ein Himmelsobjekt kommt nicht so schnell wieder – das braucht ein paar hunderttausend Jahre, bis es wiederkehrt.
2024 gab es so viele Phänomene zu sehen. War es dahingehend ein Ausnahmejahr?
Ein Ausnahmejahr würde ich nicht unbedingt sagen. Es gibt immer mal wieder Jahre, in denen ein bisschen mehr oder weniger passiert – und der Zufall spielt auch eine Rolle. Tendenziell haben wir jetzt aber interessante Jahre. Das kommende Jahr wird auch spannend.
Aufs nächste Jahr kommen wir gleich zurück. Erst noch zum Stichwort: Zufall. Hat Sie im vergangenen Jahr irgendetwas von dem, was sich abgespielt hat, wirklich überrascht?
Dass wir zwei Mal so intensive Polarlichtnächte hatten, hat mich schon überrascht. Auch wenn das gewissermaßen erwartbar war, weil die Sonne im Aktivitätsmaximum ist. Aber dass die Polarlichtbereiche zwei Mal bis weit über Deutschland hinausgerückt sind, fand ich schon sehr besonders.
Früher gabs doch hier im Prinzip kaum mal Polarlichter – warum jetzt auf einmal immer wieder?
Es wiederholt sich alle elf Jahre, dass die Sonne in ihrem Aktivitätszyklus eine besonders hohe Aktivität hat. Dabei sendet sie einen sehr intensiven Sonnenwind aus, der richtig stürmisch werden kann. Wenn das der Fall ist und dann auch noch ein Auswurf des Sonnenwindes in Richtung Erde stattfindet, können bei ganz intensiven Ereignissen Polarlichter bis nach Zentral- und manchmal sogar Südeuropa vordringen. So, wie das jetzt in diesem Jahr auch zwei Mal der Fall war. Das passiert seit Jahrmilliarden immer wieder so.
Was hier jetzt besonders reinspielt, ist dass fast jeder seine wahnsinnig gute Handykameras dabeihat. Damit kann man ganz tolle Fotos davon machen, die sich in den Sozialen Medien weit verbreiten.
Bei uns sieht man ja tatsächlich kaum etwas mit bloßem Auge. Wenn man jetzt schaut, wie die Polarlichter in Norwegen aussehen, dann merkt man, dass die optisch durchaus anders sind. Nämlich sehr farbintensive, große, grüne Bänder. Warum ist das so?
Dort kann man die Polarlichter tatsächlich auch mit dem bloßen Auge sehen. Hier bei uns haben wir mehr von den rötlichen Polarlichtern. Sie sind in der Abstufung etwas höher gelegen. Die grünlichen Polarlichter liegen etwas tiefer in der Atmosphäre. Insgesamt sind die Polarlicht-Bereiche zunächst einmal weit im Norden. Da lugt dann zuerst das höher leuchtende, also das rot leuchtende, Polarlicht über unseren Horizont hier in Brandenburg. Das ist das, was man zuerst sehen könnte – und mit der Kamera dann noch etwas leichter.
Die Sternschnuppen-Nächte kehren auf jeden Fall wieder. Was wird denn im kommenden Jahr alles am Himmel zu entdecken sein?
Dass wir wieder Polarlichter zu sehen bekommen, kann durchaus passieren. Eine exakte Vorhersage kann man da aber nicht treffen. Doch die Sonne ist weiterhin auf einem hohen Aktivitätslevel, weshalb ich davon ausgehe, dass es schon noch einmal eine Nacht geben wird, in der man aus Brandenburg Polarlichter sehen kann. Ein so heller Komet wie in diesem Herbst ist aber erst einmal nicht angesagt für das nächste Jahr. Besondere Highlights könnten die Finsternisse werden – also Sonnen- und Mondfinsternisse.
Welche kommen da auf uns zu?
Von beiden gleich zwei. Das hatten wir auch länger nicht. Es wird am 29. März – richtig gut in der Mittagszeit gelegen - eine partielle Sonnenfinsternis geben. Die kann man auch von Brandenburg aus beobachten. Weil sie so gut gelegen ist, hat man sogar den bundesweiten Astronomietag vorgezogen auf dieses Datum. Da es eine partielle Sonnenfinsternis ist, wird nur etwa ein Viertel der Sonne vom Mond verfinstert. Das wird man wunderbar mit einem gut geschützten Fernglas oder ähnlichem anschauen können. Die zweite Sonnenfinsternis wird nur über der Antarktis und über dem Südpazifik zu sehen sein.
Doch beide Mondfinsternisse werden von hier aus zu sehen sein. Die erste, am 14. März, ist nicht ganz so gut gelegen. Bei dieser ist der Eintritt des Mondes in den Kernschatten, wo er dann maximal verfinstert wird, noch gut sichtbar. Doch der Moment, wo er total verfinstert ist, liegt dann bei uns am Vormittag. Die zweite Mondfinsternis am 7. September ist deutlich besser zu sehen, denn sie liegt in den Abendstunden. Das wird dann hoffentlich ein schön warmer Spätsommertag sein. Der Mond geht an diesem Tag schon verfinstert in Tiefrot auf. Der Austritt des Mondes aus dem Kernschatten ist dann im Laufe des Abends sichtbar. Das geht dann bis nach 22 Uhr – und dann wird man sehen, wie der Mond aus dem Erdschatten herauswandert. Das ist die deutlich schönere der beiden Mondfinsternisse.
Steht noch irgendetwas anderes Ungewöhnliches an in 2025?
Ich erwarte, dass wir gleich zu Beginn des Jahres einige Nachfragen bekommen werden, um welchen besonders hellen Fleck am Himmel es sich da nach Sonnenuntergang im Westen handelt. Denn die Venus, die jetzt schon gut am Abendhimmel zu sehen ist, wird bis in den März hinein auffällig hell und brillant sein. Mitunter verunsichert das die Menschen. Da kann man sie beruhigen: Es handelt sich um unseren inneren Nachbarplaneten, die Venus. Sie erreicht Mitte Februar ihre maximale Helligkeit – dann ist sie wirklich nicht zu übersehen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Sabine Priess, rbb|24