Freie Sicht - Komet Tsuchinshan-Atlas über Brandenburg am Nachthimmel zu sehen

Mi 16.10.24 | 08:32 Uhr
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Tsuchinshan Atlas Komet über Brandenburg im Havelland am 15.10.2024. (Quelle: Anita Bier)
Bild: Anita Bier

Kometen kommen eher selten in Erdnähe. Aktuell ist Tsunchinshan-Atlas mit bloßem Auge zu sehen. Doch das Wetter spielte bisher eher nicht mit. Jetzt war der Himmelskörper zwischen den Wolken aber sichtbar.

Der Komet Tsuchinshan-Atlas war in der Nacht zu Mittwoch am Abendhimmel über Brandenburg zwischen Wolken zu sehen. Entsprechende Meldungen und Fotos kamen aus der Lausitz, aus Oder-Spree und auch aus der Prignitz.

Seit Samstag bestand die Möglichkeit, den Komet sehen zu können. Seitdem verdeckten aber dichte Bewölkung die Sicht aufs Firmament.

Auch in der kommenden Nacht stehen die Chancen wieder gut - um den Kometen zu beobachten, sollte man am frühen Abend kurz nach Sonnenuntergang grundsätzlich einen dunklen Ort mit guter Sicht zum Westhorizont aufsuchen. Dort leuchtet der Abendstern, der helle Planet Venus. Streckt man den Arm ganz aus, liegt der Komet Tsuchinshan-Atlas derzeit noch grob zwei Fäuste rechts der Venus, wie Uwe Pilz von der Vereinigung der Sternfreunde erklärte.

Komet am Westhimmel und Supermond

Aber mehr noch: Himmelsbeobachter können sich am Donnerstagabend - gutes Wetter vorausgesetzt - auf ein weiteres Schauspiel freuen. Denn während am Westhimmel der Komet weiter seine Bahn zieht, wird am frühen Abend im Südosten ein besonders groß erscheinender Vollmond - auch Supermond genannt - aufgehen.

Der eigentliche Vollmond wird am Donnerstag tagsüber um 13.26 Uhr (MESZ) erreicht, an diesem Tag kommt der Erdtrabant seinem Planeten auf 357.174 Kilometer nah. Zum Vergleich: Ist er besonders weit weg, kann die Distanz 406.000 Kilometer betragen. "Der Mond umläuft die Erde auf einer elliptischen Bahn", erläuterte Pilz: "Deshalb ist er mal näher an der Erde, mal weiter weg."

Generell wirke der Mond dann besonders mächtig, wenn er tief stehe - und nicht hoch am Himmel. Diese "Mondillusion" oder "Mondtäuschung" liege daran, dass Betrachtende ihn in Relation zu irdischen Objekten am Horizont setzten, etwa zu Bergen, Bäumen oder Gebäuden, erläutert Pilz.

Das Zusammentreffen von Vollmond und Erdnähe führt zu extremen Gezeiten wie etwa Springfluten - denn Sonne, Mond und Erde stehen in einer Linie. Etwaige Herbststürme können diesen Effekt noch verstärken.

Wer am Donnerstagabend den Supermond und auch den Kometen beobachten will, sollte nicht zu lange warten: Etwa eine Dreiviertelstunde nach Sonnenuntergang sei eine gute Zeit, um Ausschau nach Tsuchinshan-Atlas zu halten, sagte Pilz. Beeinträchtigt werde die Sichtbarkeit des Kometen allerdings durch das Licht des aufgehenden Vollmonds. Am besten wäre er zum Start in die Woche zu sehen gewesen. Nun wird Tsuchinshan-Atlas immer lichtschwächer, da er sich von Sonne und Erde entfernt.

Tsuchinshan-Atlas, auch C/2023 A3 genannt, stammt aus der Oortschen Wolke, einer Ansammlung von Objekten am äußersten Rand des Sonnensystems, und bewegt sich seit sehr langer Zeit auf die Sonne zu. Astronomen entdeckten ihn erst im Januar 2023. Nachdem er am 27. September die Sonne passiert hatte, kam er der Erde am Samstag bis auf etwa 70 Millionen Kilometer nahe - das entspricht knapp der halben Entfernung der Erde zur Sonne.

Tsuchinshan-Atlas ist eine Art Eisklumpen

Der Kern von Tsuchinshan-Atlas ist eine Art schmutziger, einige Kilometer messender Eisklumpen. Durch die Wärme der Sonne verdampft ein Teil des Eises, der entstehende Dunst aus sonnenbeschienenem Staub und fluoreszierendem Gas bildet den sichtbaren Kometenkopf und den Schweif, der viele Millionen Kilometer lang sein kann. Eine vergleichbare Helligkeit wie Tsuchinshan-Atlas hatte zuletzt im Sommer 2020 der Komet Neowise (C/2020 F3).

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1 Kommentar

  1. 1.

    Gestern war der Komet gut zu sehen. Venus steht sehr tief am Horizont und taugt deshalb nicht immer als Ausgangspunkt. Wenn es wolkenlos und die Sonne um 19:30 Uhr komplett untergegangen ist, sieht man man den schrägen Strich des Kometen wie im ersten Bild in ca. 20° Höhe links vom Sonnenuntergang am Westhimmel. Der beinahe Vollmond erhellt jedoch rasch den Nachthimmel. Ein Fernglas oder eine gute Kamera mit langer Belichtung helfen bei der Beobachtung.

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