Oper in Brandenburg - Uckeroper bringt "Carmen" auf die Bühne mit wenigen Sängern und Instrumenten

Fr 05.07.24 | 14:51 Uhr
Probe für die Ausführung von "Carmen" von der Uckeroper in Prenzlau. Bild: rbb/Sabine Kramm
Sabine Kramm
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 07.07.2024 | Riccardo Wittig | Bild: Sabine Kramm

Der Opernhit "Carmen" wird oft opulent auf großen Bühnen gezeigt. In der Uckermark hat man sich das Gegenteil vorgenommen: Mit nur drei Sängern und drei Instrumenten wird das Stück an mehreren Orten reduziert präsentiert - erstmalig auch in Polen.

Ein musikalischer Sommer mit andalusischen Einflüssen steht in der Uckermark bevor: Das Opern-Format "Uckeroper" bringt eine besondere Version des Opernhits "Carmen" von Georges Bizet auf mehrere Bühnen in der Region. Es handelt sich um die dritte Inszenierung der Uckeroper und um die erste im reduzierten Format. Die absichtlich klein gehaltene Inszenierung mit nur drei Sängern feiert am Freitagabend Premiere in Prenzlau.

Sänger können auf kleiner Bühne mehr Schauspiel zeigen

Aufgrund des unbeständigen und kühlen Wetters ist die Uckeroper für die Premiere nun kurzerhand vom Friedgarten in die Prenzlauer Nikolaikirche verlegt worden. Das Publikum wird um die eigens gebaute Rundbühne mit fünf Metern Durchmesser herumgruppiert. Alexandra Roderick, US-amerikanische Mezzosopranistin in der Rolle von Carmen, freut sich, dass sie keinen Orchestergraben vom Publikum trennt: "Eigentlich freue ich mich, dass wir das klein machen, weil man ein bisschen mehr Schauspiel zeigen kann", sagte Roderick dem rbb.

"Die Bühne ist superschön und klein, wir sind ganz nah am Publikum", sagte Tenor Guillermo Valdes. "Die Leute werden Gänsehaut bekommen." Der Chilene spielt die Rolle des Don José und hat nach eigenen Angaben "Carmen" noch nie so klein und fokussiert erlebt. Normalerweise verkörpern Valdes, Roderick und der Kroate Predrag Stojanović ihre Rollen auf den großen Bühnen der Welt – in Japan, Deutschland oder Slowenien.

Oper als Kammerspiel

Die Oper wurde für drei Instrumente arrangiert, das Libretto für drei Sänger reduziert. Wenig sei das aber nicht, sagte der Regisseur Holger Müller-Brandes: "Die Gitarre ist das Instrument, von dem Herr George Bizet seine Komposition gedacht hat", so der Regisseur. "Kompositionen sind ja meistens von einer Idee inspiriert, und hier sind es eben die spanischen Tänze, die lateinamerikanischen Tänze, die Habanera, die Bizet exakt studiert hat und von denen er zum Teil auch Melodien übernommen hat."

Große Opern seien oft im Kern Kammerspiele, so Müller-Brandes. Er wolle jetzt mindestens jede zweite Uckeroper in diesem reduzierten Format anbieten. "Man kann dabei den Fokus genau auf dieses Drama legen. Und so zeigen wir nicht weniger, sondern im Grunde mehr", sagte der Regisseur. Die Uckeroper lege damit Wert auf die schauspielerische Darstellungsweise. "Das ist in den großen Formaten oft gar nicht so möglich."

Uckermark erstmalig auch in Polen

Seit vier Jahren produzieren Uckermärker jeden Sommer eine eigene Oper, hochkarätig mit internationalen Gast-Sängerinnen und -Sängern besetzt. Sie haben keine eigene Bühne und auch kein Opernhaus, dafür zeigen sie aber viel Engagement und arbeiten auch immer mit regionalen Akteuren wie einem Angermünder Laien-Chor oder in diesem Jahr Prenzlauer Tänzerinnen.

Nach der Premiere am Freitag soll eine zweite Aufführung am Sonntag in Prenzlau stattfinden. Weitere Termine in Gartz, Angermünde, Schwedt, Templin und erstmalig im polnischen Stettin sind im Juli und September geplant.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.07.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Sabine Kramm

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