Staatsschutz ermittelt - Berliner Bezirksamt vor Straßenumbenennung attackiert
Vor der Umbenennung zweier Straßen in Berlin-Wedding haben Unbekannte im Bezirksamt Mitte randaliert. Sie verstopften ein Klo und hinterließen einen Spruch, der sich gegen die Umbenennung richtete. Der Staatsschutz ermittelt.
Im Vorfeld der Umbenennung zweier Straßen im "Afrikanischen Viertel" in Berlin-Wedding am Freitag haben Unbekannte im Bezirksamt Mitte randaliert.
Wie die Polizei dem rbb am Samstag bestätigte, entdeckten Mitarbeiter des Bezirksamtes am Donnerstag zahlreiche Beschädigungen. So wurde eine öffentliche Toilette des Gebäudes mit Gegenständen und einer Europafahne verstopft. Die Fahne soll zuvor aus dem Sitzungssaal der Bezirksverordnetenversammlung entwendet worden sein. Zudem wurden den Angaben zufolge neben mehreren Aufklebern an der Wand der Schriftzug "Gebt uns Lüderitz Str. und Nachtigal zurück" hinterlassen.
Zuerst hatte die "Berliner Zeitung" über den Vorfall berichtet. Dem Bericht zufolge wurden auch Spülungen fixiert, damit das Wasser dauerhaft lief.
Es wurde Anzeige wegen Sachbeschädigung gestellt. Weil die Polizei von einem politischen Motiv ausgehe, habe der Staatsschutz beim Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen, hieß es.
Straßenumbenennung nach jahrelangem Streit
Nach jahrelangen Auseinandersetzungen und Vorbereitungen sind am Freitag zwei Straßen in Berlin-Wedding umbenannt worden. Die bisherige Lüderitzstraße wurde in Cornelius-Fredericks-Straße umbenannt. Fredericks war ein Widerstandskämpfer gegen die deutsche Kolonialherrschaft im heutigen Namibia. Der bisherige Nachtigalplatz heißt jetzt Manga-Bell-Platz. Er erhalte den Namen zu Ehren des Königspaars der Duala, Emily und Rudolf Douala Manga Bell. Das Paar habe gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Kamerun gekämpft, heißt es.
Die bisherigen Namensträger Adolf Lüderitz (1834-1886) und Gustav Nachtigal (1834-1885) gelten als Vertreter und Wegbereiter des deutschen Kolonialismus mit zum Teil massiven rassistischen Einstellungen.
Die Bezirksverordnetenversammlung von Mitte hatte bereits im Frühjahr 2016 beschlossen, die Straßen umzubenennen. Gut zwei Jahre später hatte eine Jury aus einer Reihe von Vorschlägen die neuen Namen für die Straßen ausgewählt. Gegen die Umbenennung der Petersallee, die ebenfalls beschlossen wurde, ist noch eine Klage beim Verwaltungsgericht Berlin anhängig.
Sendung: Radio Fritz, 03.12.2022, 7:30 Uhr
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