Fitness - Darauf kommt es beim Training in der kalten Jahreszeit an

Sa 16.11.24 | 12:52 Uhr | Von Shea Westhoff
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Joggerin am Mauerpark, Berlin
Bild: imago images/snapshot

Obwohl der Winter naht und Kälte in die Knochen kriecht - manch Hartgesottener bleibt dem Training im Freien treu. Warum das durchaus sinnvoll ist und worauf man bei niedrigen Temperaturen achten sollte, erklärt Sportwissenschaftler Ingo Froböse.

Vorab: Ein Besuch der Proteinpulver-Oase und Fremdschweiß-Party – andere mögen sagen: des Fitnessstudios – also auch eine stete Einkehr in diesen Ort des Pumpens und Hebens ist während der kalten Tage absolut zweckmäßig. "Man bleibt dran, das ist der große Vorteil", sagt Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und gefragter Experte in Fitnessfragen. "Man findet keine Ausrede, weil es wetterunabhängig funktioniert."

In den hell beleuchteten und teilweise rund um die Uhr geöffneten Studios gebe es zudem das Problem der Dunkelheit nicht. Grundsätzlich seien auch die Betreuung durch Experten sowie die rasche Erfahrung von Erfolgserlebnissen durchaus Argumente fürs Training im Fitnessstudio, so Froböse.

Und trotzdem gibt es gute Gründe, seinen Sport auch bei einsetzender Kälte weiterhin draußen zu treiben – nur ist dabei auch manches zu beachten.

Zur Person

Sportwissenschaftler Ingo Froböse auf einer Tribüne. Bild: Sebastian Bahr
Sebastian Bahr

Ingo Froböse ist Sportwissenschaftler und Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er hat als Autor mehrere Sachbücher verfasst zum Thema Sport und Bewegung. In der Studienzeit war Froböse erfolgreicher Leichtathlet auf nationaler Ebene.

Das sind die Vorteile von Sport im Freien

"Der Körper ist natürlich immer etwas mehr herausgefordert, wenn der Sport im Freien stattfindet, weil das Immunsystem mehr arbeiten muss", sagt der Professor von der Sporthochschule Köln. Das ist gut, denn: "Auch das Immunsystem braucht ja Training." Nieselregen, Frost und steife Brisen können nerven, aber man kann sie auch als willkommene Beanspruchungen für den Körper betrachten, damit er "nicht in Watte gepackt wird", wie Froböse sagt.

Er vergleicht es mit dem sogenannten Wechselduschen, also dem zwischen kalt und warm alternierendem Abbrausen, sowie dem Temperaturstress, dem sich Saunagänger durch die kalte Dusche aussetzen. "Es braucht Kältereize. Dadurch wird letztlich das Immunsystem in seiner Qualität besser." Dementsprechend sei Sport in klimatisierten Räumen auch nicht die Alternative zu einer "Reizsetzung draußen".

Froböse empfiehlt, den Körper auch schon im Sommer regelmäßig mit solchen Kältereizen zu konfrontieren.

Das sind die Risiken

Wenn klirrende Kälte herrscht, Temperaturen von minus zehn Grad abwärts, kann insbesondere intensiver Ausdauersport ein Risiko darstellen. "Weil die Luft einfach zu kalt ist und damit die Lungenbläschen geschädigt werden können", sagt Froböse.

"Darüber hinaus existiert gerade, wenn man intensiv schwitzt, das Risiko, dass der kalte Wind, die kalte Luft oder der Regen möglicherweise das Immunsystem überfordern."

Bei nachgewiesenen Herz-Kreislauf-Problemen sei besondere Vorsicht geboten. Als Grund führt er eine häufig aufkommende "Vasokonstriktion" an, also die kältebedingte Verengung der Blutgefäße, wodurch das Herz intensiver arbeiten muss, um das Blut durch den Körper zu pumpen. Auch alle, die bei starker Kälte asthmatisch sind, zählt Froböse zur Risikogruppe.

Diese Vorkehrungen sind wichtig

Auch Menschen mit Herz-Kreislaufproblemen könnten laut Froböse draußen bei kalten Temperaturen Sport treiben, "nur müssen sie einfach einen deutlichen Gang zurückschalten". Als Richtwert empfiehlt er, rund zehn Herzschläge ruhiger zu laufen, also beispielsweise von 130 Schlägen auf 120 zu reduzieren. Dann sei die Belastung an die Umweltbedingungen angepasst.

Grundsätzlich gelte für Sporttreibende in der Kühle: Bei sechs Grad und darunter sollte der Kopf bedeckt werden. "Denn ganz viel Temperaturregulation erfolgt über den Kopf."

Vorsicht sei auf der anderen Seite geboten, sich nicht zu warm anzuziehen. Dadurch würde sich mancher "überhitzen". "Wenn du draußen loslegst, laufe immer fröstelnd los", empfiehlt Froböse. Nach fünf bis zehn Minuten werde der "Körperofen" angeworfen – dann sei es nachteilig, wenn man zu warm angezogen ist und damit übermäßig schwitze. Denn: "Viel Wasser auf der Haut bei kalter Luft, das ist kontraproduktiv, weil beides kühlt. Dann addiert sich die Kühlung gewissermaßen." Das könne für den Körper zu viel sein.

Wenn man zum Sporttreiben woanders hinfährt, sollte man ein zweites Paar Schuhe und Socken dabeihaben. Denn draußen werden die Füße häufig nass. Auch ein weiteres T-Shirt empfiehlt sich, damit nach dem Sport "möglichst schnell die Nässe von der Haut wegkommt".

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.11.2024, 11:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

5 Kommentare

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  1. 3.

    Wahrscheinlich kann der RBB gar nix dafür, dass deine Heizung abgeschaltet wird...
    Aber immerhin kannst du hier, wenn auch thematisch zweifelsfrei unpassend, darüber berichten.
    Andre freuen sich über Fitness-Tipps.
    Is doch supi.

  2. 2.

    Was mich vielmehr irritiert, ist das Fitnessstudios oft mit "Pumperbuden" gleichgesetzt werden. Da liegen Welten dazwischen. Auch lässt sich Out- und Indoorsport, gerade in dieser Jahreszeit, bestens miteinander verbinden und ist immer auch eine gern angenommene mentale Herausforderung.

  3. 1.

    Die Heizung ist bei uns um 22 Uhr absgeschalten, man friert in der Wohnung bei 2 Grad außen und 12-14 Grad in der Wohnung. Man hat keine Heizung und die Medien kommen mit Fitnessvorschlägen... war mal Leistungssportler.

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