Umbenennungen im "Afrikanischen Viertel" - Zwei Straßen in Berlin-Wedding erhalten neue Namen

Fr 02.12.22 | 13:48 Uhr
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Menschenandrang bei der Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel. Der "Nachtigalplatz" wurde in "Manga-Bell-Platz" umbenannt..(Quelle:dpa/B.Pedersen)
Audio: rbb24 Inforadio | 02.12.2022 | Michael Ernst | Bild: dpa/B.Pedersen

Jahrelang haben sich Initiativen gegen die Straßennamen Lüderitzstraße und Nachtigalplatz gewehrt - mit Erfolg: An diesem Freitag wurden die Straßen umbenannt und erhielten die Namen von Widerstandskämpfern gegen den Kolonialismus.

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen sind im "Afrikanischen Viertel" in Berlin-Wedding ein Platz und eine Straße wegen ihres Kolonialismusbezugs umbenannt worden. Die neuen Straßenschilder wurden am Freitag enthüllt, wie das Bezirksamt Mitte mitteilte. Eingeladen waren auch die Botschafter Kameruns und Namibias.

Der bisherige Nachtigalplatz heißt jetzt Manga-Bell-Platz. Er erhalte den Namen zu Ehren des Königspaars der Duala, Emily und Rudolf Douala Manga Bell. Das Paar habe gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Kamerun gekämpft, heißt es. Rudolf Duala Manga Bell wurde 1914 als Anführer des Widerstands gegen die deutsche Kolonialmacht hingerichtet.

Die bisherige Lüderitzstraße wurde in Cornelius-Fredericks-Straße umbenannt. Fredericks war ein
Widerstandskämpfer gegen die deutsche Kolonialherrschaft im heutigen Namibia.

Die bisherigen Namensträger Adolf Lüderitz (1834-1886) und Gustav Nachtigal (1834-1885) gelten als Vertreter und Wegbereiter des deutschen Kolonialismus mit zum Teil massiven rassistischen Einstellungen.

Straßenschilder erhalten Erläuterungen

"Straßennamen sind Ehrungen und Teil der Erinnerungskultur", sagte Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne). Daher sei es eine wichtige Aufgabe, Namen aus dem Berliner Straßenbild zu "tilgen", die mit Verbrechen des deutschen Kolonialismus im Zusammenhang stehen.

Auf Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte sollen mit den neuen Straßennamen Menschen geehrt werden, die für den Widerstand gegen den Kolonialismus gekämpft haben und nicht mehr Täter eines Kolonialregimes. Die neu installierten Straßenschilder werden den Angaben zufolge mit Erläuterungen versehen sein.

Sendung: rbb 88.8, 2. Dezember 2022, 7 Uhr

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Die Umbenennungen sind schon in Ordnung. Jede politische Ära hat eben ihre Heiligen, nach denen Straßen und Plätze benannt werden. In der DDR waren es Engels, Lenin, Thälmann & Co. im Moment sind es Widerstandskämpfer gegen die deutsche Kolonialherrschaft.

  2. 46.

    "Das ist Ihre Sicht der Dinge, wieviele Menschen in Mambia stört es? Oder sind es eher Menschen wie Sie die sich für alles vermeintlich Gute einsetzen um das Glücksgefühle zu haben?"

    Nein - das ist nicht meine Sicht der Dinge. Sondern der Stand der Dinge für informierte und interessierte Menschen.

    Wie sehr Sie informiert und interessiert sind klärt wohl Ihr Kommentar.
    Das Land heisst (heute) Namibia.
    Nicht Mambia.
    Mambia kenne ich nicht. Ist das das Land, wo man die Rohstoffe für Mamba-Kaubonbons abbaut? Oder die Heimat der Schlange?

  3. 45.

    "Los - Bitte nochmal, ich verstehe es halt immer noch nicht! "

    Gerne:
    Nach Antrag, Gutachten, Informations- und Diskussionsveranstaltungen, beschloss die demokratische gewählte Mehrheit der dafür zuständigen Bezirksverordnetenversammlung Berlin Mitte, mit den den Stimmen von DIE LINKE, B90/GRÜNE, SPD und Die Piraten 2018 mehrheitlich die Umbenennung. Die nun endlich nach mehr als 6 Jahren umgesetzt wird.
    Man beachte: Es handelt sich nicht um einen Ukas von B90/Grüne. Gegner der Umbenennung sind im demokratischen Verfahren unterlegen.

    Sonst noch Bildungsbedarf? Eine Zeichnung oder Lehrcomic kann ich Ihnen hier nicht posten.
    Hierfür stehen Ihnen Volkshochschulen zur Verfügung. Sie können aber auch einen Privatlehrer engagieren. Das dürfte so pro Unterrichtstag um die 500 Euro kosten.

  4. 44.

    Aus heutiger Sicht ist sowas immer leicht zu behaupten und drauf zu hauen. Sie verkennen aber die damaligen Verhältnisse! Während der Kolonialzeit hätte niemand daran gedacht, Nachtigal und Lüderitz als Rassisten, Imperialisten oder Menschenfeinde zu bezeichnen. Heute mit all der Aufklärung und neuen Ideologien sieht das natürlich anders aus. Dadurch fällt es Ihnen und vielen anderen leider schwer, die Brille aus der damaligen Zeit aufzusetzen und es aus jener Perspektive von damals zu bewerten. Auch die Fähigkeit Primärquellen zu nutzen, um sich zu informieren und Sachverhalte besser zu verstehen, ist leider verloren gegangen.
    In Lüderitz, Windhoek und Swakopmund gibt es keine Initiativen zur Umbenennung der Bismarck- oder Kaiser Wilhelm Straßen. Dort wird es als Teil der Geschichte akzeptiert. Nur die zugezogenen Hereros ergreifen Initiativen zur Löschung der Geschichte. Allerdings müssen sie das auch, wenn sie die Reparationsforderung glaubwürdig durchsetzen wollen.

  5. 43.

    Das ist Ihre Sicht der Dinge, wieviele Menschen in Mambia stört es? Oder sind es eher Menschen wie Sie die sich für alles vermeintlich Gute einsetzen um das Glücksgefühle zu haben?

  6. 42.

    "Soll ich es für die Kirmesredner einer angeblichen Grünen Diktatur noch einmal wiederholen?"
    Los - Bitte nochmal, ich verstehe es halt immer noch nicht!
    Und definiere Kirmesredner, vielleicht bin ich sogar einer.

  7. 41.

    Ich frage mich, weshalb überhaupt von vorn herein offenbar sehr viele Berliner Straßen nach Personen benannt wurden, von denen schon bei Bennennung bekannt war dass sie eigentlich ziemlich gegen die Menschlichkeit gehandelt haben. War das damals einfach egal? Wer hat damals das abgesegnet? Das muss doch auch schon vor zig Jahren bekannt gewesen sein... war die Öffentliche Menung damals tatsächlich so gleichgültig demgegenüber? Vielleicht könnte hierzu mal recherchiert werden. Schon damals muss doch begründet worden sein, weshalb nach Person xy benannt wurde... wäre doch mal interessant?

  8. 40.

    "Und hier wird gleich wieder von "Geschichte auslöschen" oder "dem Erdboden gleichmachen" schwadroniert. "
    Richtig. Aber. Machen wir uns nichts vor.

    Eifer und Geifer ist Ausdruck eines reaktionären Kulturkampfes, der sich mit Blick auf die Zukunft seine kolonialen, neo-kolonialen, rassistischen Disposition und Haltungen nicht nehmen lassen will. Da wird Richtiges geahnt. Wer sich redlich, historisch-kritisch kolonialem Erbe stellt, muss eine andere Haltung zu Welt, zu Weltwirtschaftsordnung - zur Entstehung und Praxis des 500-Jährigen Reiches Europa und seinen überseeischen Ausgründungen einnehmen.
    Hat eine sehr heutige Bedeutung. Wenn Vertreter des globalen Südens auf einem "Klimagipfel" erklären, so gehts nicht: Industriell-Wissenschaftlichen Vorsprung durch Ausbeutung erzwingen, den Süden dafür zahlen lassen. Und wenn dabei Klima gerottet wird, soll dies wieder der globale Süden zahlen.
    Bewusstseinswandel, Umwälzung ist halt umfassend und kleinteilig bis vor die Haustür.

  9. 39.

    Im Forum wurde ja auch gefordert,
    den Hohenzollerndamm umzubenennen. Ich finde, dass man bei all dem auch ein Augenmaß behalten sollte, denn als der Hohenzollerndamm diesen Namen bekam, wusste auch noch keiner der Stadtoberen, was zw. 1939 -1945 passieren würde. Bei den hier in Rede stehenden Straßennamen ist offensichtl. das konkrete persönl. Tun entscheidend. Daher kann man das als später Geborener nachvollziehen. Wenn man so radikal vorgehen würde, wie das teilweise geschieht, dann dürfte es den D nicht eine Bezeichnung namens Schwarzer Weg mehr geben. Man muss also bei historischen Benennungen irgendwie auf dem Teppich bleiben. Mir ist zwar bekannt, dass es eine ellenlange Liste mit Straßennamen gibt, die aus den verschiedensten Aspekten heraus heutzutage hinterfragt werden oder hinterfragbar erscheibnen, aber das heißt doch nun noch lange nicht, diese stepbystep umsetzen zu wollen oder zu müssen. Wir sollten uns eher doch freuen, dass wir mehr wissen als die Menschen vor uns!

  10. 38.

    Das ist eine Falschdarstellung der Sachlage in Namibia.
    Von "Stolz" kann schon gar keine Rede sein. Das ist reine Dichtung Ihrerseits. Also eine funktionale Lüge.

    Ich habe das bereits richtig gestellt.

    23.
    Martina Berlin Freitag, 02.12.2022 | 10:50 Uhr
    Antwort auf [wolfi] vom 02.12.2022 um 09:56

  11. 37.

    Meine Güte,
    es wurden 2 Straßen umbenannt. Ein ganz banaler Verwaltungsvorgang.
    Und hier wird gleich wieder von "Geschichte auslöschen" oder "dem Erdboden gleichmachen" schwadroniert.
    Einfach mal nen Gang runterschalten.

  12. 36.

    Ja. So kanns gehen.
    Wenn tausende "Dorfstrasse" umbenannt werden müssen. Weil Post und Verwaltung sonst bei der Zuordnung Schwierigkeiten haben.

    Das Leben mutet einem schon Schlimmes zu.
    Da muss der Namibier schon Verständnis haben. Zu dem wir selbstverständlich die schönsten Beziehungen haben (wollen)
    Wenn wir aus Bequemlichkeit und aus Kostengründen seine Schlächter mit Strassennamen ehren.
    Schliesslich schlachtete der Kolonialismus auch aus Kostengründen. War nicht persönlich gemeint. Nur so eine kaufmännische Sache.

    Kommt halt drauf an. Was einem leid tut.

  13. 35.

    Das ist wenig redlich Herr Steffen.
    Der Antisemitismus hat im Kontext des lutherischen Protestantismus eine andere Bedeutung, als die antisemitischen Stereotypen mit denen Marx zeitgenössisch hantiert. Das rechtfertigt diese Disposition, diesen "Mangel" von Marx (und anderen) nicht. Muss aber zu einer anderen Gewichtung führen.
    Schlicht gesagt: Für den Protestantismus (wie den Katholizismus) ist der Antisemitismus, der Judenhass mehr konstituierendes, integrierendes und mobilisierendes Moment, als es das für Marx - später Marxisten- je war.
    Nicht zufällig war das protestantische Franken, Nürnberg eine Hochburg der NSDAP.
    Das auch die Marx´schen Stereotypen gutbürgerliche Bedingung für den schließlich zum industriellen Massenmord eskalierten "Normalzustand" Antisemitismus war ist dabei unbestritten. Und unter redlichen Linken Konsens.

  14. 34.

    Mir tun gerade die Leute leid die da wohnen und nun Rennereien haben um ihre Adresse überall wo es notwendig ist zu ändern.
    Und zusätzliche Kosten haben, weil sie ihre Ausweise anpassen lassen müssen. Und das gerade jetzt, wo viele aufgrund der Kostenexplosion auf jeden Cent gucken müssen.
    Der Zeitpunkt ist einfach mal schlecht gewählt worden. War es wirklich jetzt nötig?

  15. 33.

    Ich möchte daran erinnern, dass es eine Stadt, Bucht und Verwaltungsabschnitt in Namibia gibt - die heißt Lüderitz. Dort sind nicht nur Weiße, sondern auch Farbige, Schwarze usw. stolz auf den Namen aus Lüderitz zu kommen. Ich war mal dort und habe mit verschiedensten Bevölkerungsgruppen gesprochen.
    In diesem Zusammenhang sehr "witzig", dass man dort untereinander von "Black People", "Coloured People", "Whites" und u.a. "Bastards" bezeichnet. Die Bastards sind alle die, die man sonst nicht einordnen kann, oft aus der Region Rehoboth. Dort hatten sich zur Kolonialzeit Weiße mit Schwarzen gemischt. Ist über 100 Jahre her, dennoch gibt es diese schmähenden Namen.

  16. 32.

    Immer raus mit den Steuergeldern. Der Bürger zahlt es ja,
    Es gibt ja auch nichts wichtigeres in dieser Stadt der Verbot und Gebote.
    Die Grünen wollen uns alles vorschreiben.
    Da ist von Demokratie kaum noch die Rede.

  17. 31.

    Am 19. April 2018 (!)wurde in der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Mitte mit Stimmen der Linken, SPD, Grünen und Piraten die Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel beschlossen.

    Soll ich es für die Kirmesredner einer angeblichen Grünen Diktatur noch einmal wiederholen?

    Mit Stimmen der Linken, SPD, Grünen und Piraten. In der gewählten und zuständigen Bezirksverordnetenversammlung von Berlin Mitte.

  18. 30.

    Na Herr Krüger, da messen Sie aber mit zweierlei Maß! Was Sie bei Marx als bloßes Mitlaufen verharmlosen, haben Sie in der Vergangenheit bei Luther massiv kritisiert. Der Betrachtungswinkel ist eben doch bei Jedem etwas politisch ausgerichtet. Und genau da liegt das Problem: Wir legen heutige Maßstäbe an vergangene Zeiten an. Das kann niemals funktionieren, denn unsere heutigen Moralvorstellungen sind das Ergebnis einer Entwicklung, die genau der damaligen Ereignisse in dieser Form bedurft hat, sonst hätte sich keine Änderungsbewegung daraus bilden können. Auch über uns wird man in Zukunft richten und ich bin mir sicher, dass dies nicht immer wohlwollend ausfallen wird. Vergangenheit durch Auslöschen verändern zu wollen, hat noch niemals funktioniert und erhöht nur das Risiko, die gleichen Fehler erneut zu wiederholen, dann nur eben mit anderen Vorzeichen.

  19. 29.

    Es wäre doch viel schöner gewesen wenn der vollständige Name des Königspaares
    Manga-Bell genommen und dann auch ausgeschrieben worden wäre.
    Es ist immer wieder beruhigend festzustellen dass in Berlin die wirklich wichtigen Angelegenheiten, die die Mehrheit der Bewohner existenziell bewegen angepackt und bevorzugt umgesetzt werden.

  20. 28.

    In diesem Fall erscheint mir die Umbenennung einigermaßen unstrittig. Unverständlich allerdings, warum es immer noch eine Berliner Treitschkestraße gibt. Der Mann hat den widerwärtigen Slogan "Die Juden sind unser Unglück" in die Welt gebracht und wird in Berlin nach wie vor mit einer nach ihm benannten Straße geehrt. Vor diesem Hintergrund erscheinen die o.g. Umbenennungen dann doch eher wie scheinheilige Klientelpolitik.

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