Berliner Nollendorfplatz - Security kontrolliert Einlass ab 16 zu queerem Weihnachtsmarkt
Weil der Weihnachtsmarkt am Nollendorfplatz gezeichnete erigierte Penisse ausstellt, gibt es eine Beschwerde beim Bezirksamt – jetzt dürfen dort nur Personen ab 16 rein. Die Veranstalter nehmen es mit Humor. Von Vanessa Klüber
Der Einlass des queeren Weihnachtsmarkts am Nollendorfplatz ist seit wenigen Tagen auf Personen ab 16 Jahre beschränkt – und das soll auch kontrolliert werden. Das sagte der künstlerische Leiter des Weihnachtsmarkts "LGBTQIA* Winterdays & Christmas Avenue", Stefan Kuschner, rbb|24 am Dienstag.
Zuerst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.
Infos für Eltern über "jugendgefährdendes Material"
Security, die den Weihnachtsmarkt ohnehin bewachen würden, sollten jetzt vereinzelt Personen, die den Weihnachtsmarkt betreten wollten, auf die Altersbeschränkung hinweisen, sagte Kuschner. Eltern von Kindern sollten über "jugendgefährdendes Material" auf dem Weihnachtsmarkt aufgeklärt werden. Außerdem weise ein Schild auf die Einlassbestimmung hin.
Die für für Ordnung, Straßen, Grünflächen, Umwelt und Naturschutz zuständige Bezirksstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Saskia Ellenbeck (Grüne), bestätigte rbb|24, dass es "einige Beschwerden betreffend jugendschutzrelevanter Inhalte" gegeben habe. Das Ordnungsamt habe daraufhin letzte Woche den Weihachtsmarkt besucht und Verkaufsstände vorgefunden, die "gegebenfalls das seelische Wohl von Kindern beeinträchtigen können", so Ellenbeck in einer Mitteilung am Dienstagnachmittag.
Mit dem Marktbetreiber und auch Standbetreiber sei ein gemeinsamer Konsens gefunden worden, "damit der Kinder- und Jugendschutz gewahrt, aber der Verkauf nicht beeinträchtigt wird." Die Regelung setze ein Einlasskontrolleur um.
Kuschner: Angriffe von verschiedenen Seiten
In einem Post auf Instagram hatten die Veranstalter des Weihnachtsmarktes am Freitag auf "Christmas Avenue FSK 16" hingewiesen. Kuschner sagte, man habe versucht, die Situation mit Humor zu nehmen: "Wir sind der einzige Weihnachtsmarkt Deutschlands mit Altersbeschränkung. Wir sind nach fünf Jahren frivol genug, um Jugendlichen unter 16 Jahren den Zutritt verwehren zu dürfen", heißt es in dem Post.
Eine Werbung sei das nicht, sagt Kuschner, und sieht sich nach eigenen Angaben von verschiedenen Seiten angegriffen. Das Bezirksamt sei einer Vorschrift nachgekommen und "sehr freundlich" gewesen - anders aber mutmaßlich Teile der queeren Community selbst, die jetzt unter anderem in Google-Rezensionen den Weihnachtsmarkt als "Schande für die LGBTIQ+-Community" sieht.
Aber auch von "1,90-Meter-Typen", die am Samstag in einem vor dem Weihnachtsmarkt aufgebautem Zelt gestanden haben sollen. "Die haben Pamphlete und Broschüren verteilt, hatten ein unangenehmes Auftreten", so Kuschner. Sie sollen versucht haben, mögliche Besucher des Weihnachtsmarkts fernzuhalten.
Erigierte Penisse weiterhin zu sehen
In dem Instagram-Post waren noch Mütter als Verdächtige ausgemacht worden, die sich beim Bezirksamt beschwert haben sollen – mittlerweile glaubt Kuschner nicht mehr wirklich daran, wie er sagte, ohne es aber beweisen zu können. "Wir kennen ja Einzelangriffe", sagte er, "jeden Tag werden unsere Gäste beleidigt, es wird versucht einzubrechen." Die jetzigen Angriffe kämen aber geballt auf verschiedenen Ebenen: die schlechten Rezensionen, die 1,90-Typen, die Beschwerde beim Bezirksamt.
Der Weihnachtsmarkt soll trotzdem erstmal so bleiben, wie er ist – mit erigierten Penissen als Kunstform.
Sendung: rbb24 Inforadio, 13.12.2023, 07 Uhr