Berliner Nollendorfplatz - Security kontrolliert Einlass ab 16 zu queerem Weihnachtsmarkt

Di 12.12.23 | 17:30 Uhr
  100
Archivbild:Der Weihnachtsmarkt am U-Bahnhof Nollendorfplatz.(Quelle:imago images/S.Glanze)
Bild: imago images/S.Glanze

Weil der Weihnachtsmarkt am Nollendorfplatz gezeichnete erigierte Penisse ausstellt, gibt es eine Beschwerde beim Bezirksamt – jetzt dürfen dort nur Personen ab 16 rein. Die Veranstalter nehmen es mit Humor. Von Vanessa Klüber

Der Einlass des queeren Weihnachtsmarkts am Nollendorfplatz ist seit wenigen Tagen auf Personen ab 16 Jahre beschränkt – und das soll auch kontrolliert werden. Das sagte der künstlerische Leiter des Weihnachtsmarkts "LGBTQIA* Winterdays & Christmas Avenue", Stefan Kuschner, rbb|24 am Dienstag.

Zuerst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Infos für Eltern über "jugendgefährdendes Material"

Security, die den Weihnachtsmarkt ohnehin bewachen würden, sollten jetzt vereinzelt Personen, die den Weihnachtsmarkt betreten wollten, auf die Altersbeschränkung hinweisen, sagte Kuschner. Eltern von Kindern sollten über "jugendgefährdendes Material" auf dem Weihnachtsmarkt aufgeklärt werden. Außerdem weise ein Schild auf die Einlassbestimmung hin.

Die für für Ordnung, Straßen, Grünflächen, Umwelt und Naturschutz zuständige Bezirksstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Saskia Ellenbeck (Grüne), bestätigte rbb|24, dass es "einige Beschwerden betreffend jugendschutzrelevanter Inhalte" gegeben habe. Das Ordnungsamt habe daraufhin letzte Woche den Weihachtsmarkt besucht und Verkaufsstände vorgefunden, die "gegebenfalls das seelische Wohl von Kindern beeinträchtigen können", so Ellenbeck in einer Mitteilung am Dienstagnachmittag.

Mit dem Marktbetreiber und auch Standbetreiber sei ein gemeinsamer Konsens gefunden worden, "damit der Kinder- und Jugendschutz gewahrt, aber der Verkauf nicht beeinträchtigt wird." Die Regelung setze ein Einlasskontrolleur um.

Kuschner: Angriffe von verschiedenen Seiten

In einem Post auf Instagram hatten die Veranstalter des Weihnachtsmarktes am Freitag auf "Christmas Avenue FSK 16" hingewiesen. Kuschner sagte, man habe versucht, die Situation mit Humor zu nehmen: "Wir sind der einzige Weihnachtsmarkt Deutschlands mit Altersbeschränkung. Wir sind nach fünf Jahren frivol genug, um Jugendlichen unter 16 Jahren den Zutritt verwehren zu dürfen", heißt es in dem Post.

Eine Werbung sei das nicht, sagt Kuschner, und sieht sich nach eigenen Angaben von verschiedenen Seiten angegriffen. Das Bezirksamt sei einer Vorschrift nachgekommen und "sehr freundlich" gewesen - anders aber mutmaßlich Teile der queeren Community selbst, die jetzt unter anderem in Google-Rezensionen den Weihnachtsmarkt als "Schande für die LGBTIQ+-Community" sieht.

Aber auch von "1,90-Meter-Typen", die am Samstag in einem vor dem Weihnachtsmarkt aufgebautem Zelt gestanden haben sollen. "Die haben Pamphlete und Broschüren verteilt, hatten ein unangenehmes Auftreten", so Kuschner. Sie sollen versucht haben, mögliche Besucher des Weihnachtsmarkts fernzuhalten.

Erigierte Penisse weiterhin zu sehen

In dem Instagram-Post waren noch Mütter als Verdächtige ausgemacht worden, die sich beim Bezirksamt beschwert haben sollen – mittlerweile glaubt Kuschner nicht mehr wirklich daran, wie er sagte, ohne es aber beweisen zu können. "Wir kennen ja Einzelangriffe", sagte er, "jeden Tag werden unsere Gäste beleidigt, es wird versucht einzubrechen." Die jetzigen Angriffe kämen aber geballt auf verschiedenen Ebenen: die schlechten Rezensionen, die 1,90-Typen, die Beschwerde beim Bezirksamt.

Der Weihnachtsmarkt soll trotzdem erstmal so bleiben, wie er ist – mit erigierten Penissen als Kunstform.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.12.2023, 07 Uhr

100 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 99.

    Der Kiez am Nollendorfplatz. Seit ewigen Zeiten steht er für ein tolerantes Miteinander. Ein Kiez wo Männer wie Frauen ganz offen ihre Liebe zeigen. Seit Jahrzehnten haben Gastronomen wie Anwohner gemeinsam ihren Kiez attraktiv gemacht. Schwul-lesbische Strassenfeste gehörten selbstverständlich immer dazu. Jeder durfte kommen, jeder war willkommen. Schrill und Schräg, kunterbuntes Miteinander. Es gehört zu dieser Stadt. Schade nur das auch hier der Einfallsreichtum wohl abgedankt hat. Die Darstellung des männlichen Geschlechtsteils ist ein so alter Hut. Und dann auch noch der Verweis dies als Kunst zu verstehen. Nein, Berlin du hast deinen Charme, deine Kreativität, dein lustvolles komplett gegen die Wand gefahren. Und das auf allen Weihnachtsmärkten. Schade.

  2. 98.

    Wenn ich da an Russland denke, welch furchtbare Situation für LGBT-Personen. Der Hass und die Unfreiheit, Razzien und Gefängnis. Gut, dass es hier diesen Hass und diese Willkür nicht gibt, schließlich leben hier nur intelligente und weltoffene Menschen, die die freiheitlich demokratische Grundordnung schätzen und die Würde eines jeden respektieren.
    Schließlich erwartet man das ja selbst auch von den anderen.
    Hier muss niemand homophobe Kommentare im stillen Kämmerlein schreiben, denn jeder weiß, dass der Mensch und zwar jeder Mensch, gleich ist. Welch Oase, in der wir leben, wer könnte etwas gegen diesen Frieden haben? Sie etwa, Olga?


  3. 97.

    "Ich wünschte mir so reges Interesse im Kampf gegen Antisemitismus, oftmals schweigen alle zum Thema."
    Ich mir auch: Danke

  4. 96.

    Es gilbt auch grauen Filz.
    Was stört Sie denn genau? Das Wort Penis oder Kunst, die ausgestellt wird oder überhaupt.
    Der Weihnachtsmarkt ist gut besucht und beliebt, niemand zwingt Sie dorthin zu wollen und gut ist.

  5. 95.

    Ich wünschte mir so reges Interesse im Kampf gegen Antisemitismus, oftmals schweigen alle zum Thema.

    Allerdings frage ich mich immer, warum Menschen nur das Wort Penis hören und schon in Hysterie verfallen. Kämpft doch lieber gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution, das würde wenigstens Sinn machen und einigermaßen glaubhaft erscheinen.

  6. 93.

    Was mich betrifft ,möchte ich mit diesen Leuten keinerlei zusammenleben haben .

  7. 92.

    Da muss sich wohl einer der woken Zugezogenen beschwert haben, bar jeglicher Realität.
    Ich glaube, erigierte Pappmachépenisse erregt die Kinder und Jugendliche unter 16 nicht mehr allzusehr, sehen sie auf ihren Smartphone Härteres.
    Aber, man muss ja heutzutage schon froh sein, dass es überhaupt noch Weihnachtsmärkte gibt.
    Darauf ein Glühwein.

  8. 91.

    Diesen Weihnachtsmarkt gibt es übrigens nicht erst seit diesem Jahr.
    In Köln gibt's den rosa Weihnachtsmarkt.
    In Hamburg Santa Paula.
    Berlin will Weltstadt sein und kommt nicht Mal mit so einer Kleinigkeit zurecht ohne Verbote?

  9. 90.

    Vielen lieben Dank und Ihnen auch geruhsame und frohe Weihnachten

  10. 89.

    Wenn das so ist, warum wurde dann um Oben-Ohne-Ladys so ein Aufriss gemacht?

  11. 88.

    Es gibt eine Menge, was mich stört.
    Aber trotzdem verlange ich nicht von Rest der Welt, das gefälligst zu lassen und zu verbieten.
    Meine Güte, gehört Aktmalerei und Aktfotografie jetzt auch verboten?
    Junggesellinnenabschied mit Penisketten?
    Gucken Sie einfach nicht hin und gut is

  12. 87.

    „Und dass ein Weihnachtsmarkt wegen Bildern von Penissen als FSK16 eingestuft wird, ist einfach nur peinlich. “
    Nein, das ist nicht peinlich sondern erforderlich und angemessen.

  13. 86.

    Der Peniss ist ein Geschlechtsorgan, die Brüste aber nicht.
    Weibliche Geschlechtsorgane auf einem Trinkbecher abgebildet, das wäre wohl kein Renner, oder?

  14. 85.

    Woher wissen Sie, dass es niemanden stört? Mich stört es gewaltig und ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin.

  15. 84.

    Bin ich froh in Hamburg zu leben. Unser erotischer Weihnachtsmarkt "Santa Pauli" ist frei zugänglich, die abendlichen Stripshows im Zelt sind natürlich mit Einlasskontrolle, vor allem beim Männerstrip, Ladys only. Wir Männer müssen draußen bleiben, die Damenwelt kommt mehr als belustigt wieder raus,denken wohl daran, was sie zuhause haben. Ein Schelm der Böses denkt.

  16. 82.

    Ich habe ja schon von Weihnachtsmärkten in Amerika gehört, welche Riesenbratwürste verboten haben, weil diese zu anstößig aussehen. Ich lasse mir doch aber deswegen nicht das genüssliche Reinbeißen verbieten.

  17. 81.

    Aus welchem Worten wollen Sie denn bitte meine Einstellung zu Homosexualität gelesen haben?
    Woher wollen Sie wissen, dass ich diesen Weihnachtsmarkt nicht schon öfter besucht habe?
    Dass zu Queer mehr als Homosexualität gehört, ist Ihnen aber schon bekannt?
    Und dass ein Weihnachtsmarkt wegen Bildern von Penissen als FSK16 eingestuft wird, ist einfach nur peinlich.

Nächster Artikel