Uckermark-Passagen - Schwedt kauft Grundstück mit verlassenem Einkaufszentrum - statt "Reichsbürger"
Vor zwei Jahren bot ein sogenannter Reichsbürger bei einer Zwangsversteigerung 850.000 Euro für die ehemaligen Uckermark-Passagen in Schwedt – und bekam sie nicht. Nun hat die Stadt das Grundstück erworben – für ein Zehntel des Preises.
Die Stadt Schwedt (Uckermark) hat nach Jahren zähen Ringens am Mittwoch erfolgreich die ehemaligen Uckermark-Passagen ersteigern können. Die Zwangsversteigerung wurde am Amtsgericht Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) vollzogen, das zuständig für die Versteigerungen unter anderem in der Uckermark ist.
Das einstige Kaufhaus ist mittlerweile ein sogenannter "Lost Place" – ein runtergekommener aufgegebener Ort, der verfällt. Nun sollen die noch bestehenden Gebäude abgerissen werden, um das Grundstück als Naherholungsort in eine Grünfläche für die Schwedter umzuwandeln.
Die Stadt ist nun Eigentümerin der ehemaligen Uckermark-Passagen. Vor 15 Jahren wurden viele Gebäude in der Umgebung abgerissen, doch die Passagen blieben stehen – seitdem verkommt die Immobilie.
Stadt brach vor zwei Jahren Zwangsversteigerung ab
Dabei hatte es bereits vor zwei Jahren ein Zwangsversteigerungsverfahren gegeben. Doch das wurde von Seiten der Stadt damals abgebrochen. Bei dem damaligen Verkehrswert von gerade einmal 1 Euro hatte ein Bieter die Aufmerksamkeit der zuständigen Behörden erregt. Er bot nämlich 875.000 Euro für die heruntergekommene Immobilie. Eine damals mit der Versteigerung beauftragte Rechtsprüferin wurde argwöhnisch und zögerte mit dem Abschluss.
Bei dem damaligen Bieter, der die Versteigerung gewonnen hatte, handelte es sich nach rbb-Informationen um einen sogenannten Reichsbürger, Corona-Leugner und Anhänger der sogenannten Völkischen Siedler-Szene, die durch Verschwörungserzählungen auffällt. Die Stadt Schwedt brach die Zwangsversteigerung ab. Die Gründe hierfür nannte sie auf rbb-Anfrage nicht. Bei der aktuellen Versteigerung hat niemand aus der "Reichsbürger"-Szene mitgeboten.
Allein der Abriss soll fast zwei Millionen Euro kosten
Der Kaufpreis, der nun am Mittwoch erzielt wurde, scheint dem Amtsgericht hingegen deutlich realistischer: Es ist mit 80.500 Euro weniger als ein Zehntel des vor zwei Jahren gebotenen Betrags. Doch mit dem Kauf verbunden sind weitere Kosten. Allein der Abriss soll laut einem Gutachten mindestens 1,8 Millionen Euro kosten. Denn das besagte Gebäude ist seit Jahren völlig zerstört, teilweise durch Brände beschädigt und durchnässt. Wegen der Gefahren, die davon ausgehen, liegt seit Ende 2023 eine amtliche Abrissanordnung vor.
Weitere Kosten kommen dann noch einmal mit der Wiederbelebung hinzu. Zunächst soll Muttererde aufgetragen werden. Laut dem Bebauungsplan für das Areal will die Stadt auf dem Grundstück der Uckermark-Passagen eine Grünfläche für den Freizeitbereich schaffen.
Mit Material von Peter Huth
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.02.2024, 15:40 Uhr