In Bischofswerder und Mildenberg - Kreis stellt neue Unterkünfte für Geflüchtete in Oberhavel vor
Der Landkreis Oberhavel hat seine Vorhaben für die Unterbringung Geflüchteter in einem ehemaligen Hotel und derzeit noch maroden Waisenhaus vorgestellt. Die Stimmung vor Ort ist gereizt.
Der Landkreis Oberhavel hat zwei weitere Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete aufgetan. Das ehemalige Hotel "Preußischer Hof" in Bischofswerder und das ehemalige Kinderheim in Mildenberg werden dafür umgebaut. Landrat Alexander Tönnies (SPD) und weitere Vertreter des Kreises haben darüber bei zwei Informationsveranstaltungen in Liebenwalde und Zehdenick in dieser Woche Anwohnende informiert.
Das ehemalige Hotel "Preußischer Hof" in Liebenwaldes Ortsteil Bischofswerder liegt mehr als vier Kilometer außerhalb von Liebenwalde. Zu einer Infoveranstaltung darüber fanden sich 200 Menschen ein.
"Wenn wir jetzt fast 240 ausländische Flüchtlinge bekommen, müssen wir uns dafür interessieren, wie das funktionieren soll, die Eingliederung, Integration", sagt Guido Pieterek aus Hammer. "Ich bin hier hergekommen, weil ich erstmal beide Seiten hören möchte, warum, weshalb. Und es mich eigentlich aufregt. Jahrelang wird gekämpft um eine Busanbindung, aber plötzlich, wenn hier Flüchtlinge kommen sollen, dann geht alles ganz schnell", sagt Ramona Wurl aus Liebenthal dem rbb. Mit diesem Unrechtsempfinden ist sie an diesem Abend nicht allein.
Oberhavel ist zur Unterbringung 1.600 Geflüchteter in 2024 verpflichtet
Dann spricht Oberhavels Landrat Alexander Tönnies (SPD). Er wünscht sich mehr kommunale Beteiligung im Bundeskanzleramt, wenn es um die Unterbringung Geflüchteter geht. "Wenn im Bundeskanzleramt die Länderschefs zusammensitzen, dann ist da nicht ein Vertreter aus den Kommunen dabei, kein Oberbürgermeister, kein Landrat. Das ist ein Kritikpunkt, den ich vollkommen teile", sagt Tönnies und weist darauf hin, dass der Kreis vom Land im laufenden Jahr zur Unterbringung von 1.600 Menschen verpflichtet sei. Derzeit lebten rund 1.500 Geflüchtete in Gemeinschaftseinrichtungen in Oberhavel.
Der Ton des anschließenden Wortbeitrages ist rau und misstrauisch. Der erste Redner fragt empört, wer die Kosten für die Unterbringung trägt, wer für die Sicherheit der Kinder im Ort sorge und er unterstellt dem Landrat unter Applaus, dass bereits feststünde, wer dort einmal wohnen würde, den Liebenwaldern das aber vorenthalten würde.
"Das werden Sie persönlich mir wahrscheinlich auch nicht glauben, aber wir haben im Umfeld von Geflüchtetenunterkünften keine nennenswert höhere Kriminalität", antwortet ihm Landrat Alexander Tönnies (SPD), worauf die Menschen im Saal mit höhnischem Gelächter reagieren. Die Kosten, so Tönnies, teilen sich Bund, Land, Kreis sowie die Kommunen, vor allem für die Kitas und Schulen.
Deren bereits jetzt ausgeschöpfte Kapazitäten, die schon jetzt schlechte ärztliche Versorgung für nun noch mehr Menschen, aber auch die konkreten Pläne für eine schnelle Integration treiben die Liebenwalder außerdem um. "Bei der Zuweisung sehen wir auch zu, dass es im Sozialgefüge der Gemeinschaftsunterkunft selbst passt", sagt etwa Tobias Berger, Dezernent für Arbeit und Soziales. Der Landkreis sei bemüht, die Kommune nicht zu überfordern und das Sozialgefüge in den Gemeinschaftsunterkünften zu wahren, führt Berger aus. Unterstützen sollen dabei auch Sozialarbeiterinnen und Betreuerinnen vor Ort sowie Sprachkurse und Integrationsprojekte.
Sendung: Brandenburg aktuell, 15.11.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Franziska Tenner
Sendung: Brandenburg aktuell, 15.11.2024, 19:30 Uhr