Koalitionsverhandlungen - BSW strebt in Brandenburg drei Ministerien an

Fr 15.11.24 | 15:38 Uhr
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Archivbild: Robert Crumbach, Landeschef des BSW Brandenburg, geht in das Regine-Hildebrandt-Haus, den Sitz der SPD Brandenburg. Er trifft sich dort zu ersten Koalitionsverhandlungen mit der SPD am 04.11.2024. (Quelle: picture alliance/dpa/Michael Bahlo)
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Seit knapp zwei Wochen verhandeln SPD und BSW in Potsdam über ein Regierungsbündnis, jetzt sickern erste Details über mögliche Ressortverteilungen durch. Das BSW peilt offenbar drei Ministerien an, von denen zwei ganz entscheidend sein könnten.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD in Brandenburg drei Ministerposten bekommen. Diese Forderung bestätigte das BSW dem rbb am Freitagnachmittag. Zuvor hatten "B.Z.", "Bild" und die Deutsche Presse-Agentur darüber berichtet. Das BSW strebe dabei an, das Innen- oder Finanzministerium zu erhalten - beides Schlüsselressorts, heißt es.

Bisher gibt es neun Ministerien, zusätzlich ist die Chefin der Staatskanzlei Ministerin im Kabinett Woidke. Im Wahlprogramm hatte das BSW eine Zusammenführung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport zu einem gemeinsamen Kultusministerium gefordert. Über mögliche neue Zuschnitte ist bisher nichts bekannt, auch nicht über Personalbeschlüsse. "Es muss erstmal über Inhalte Einigkeit bestehen", sagte SPD-Generalsekretär David Kolesnyk.

Erste Einigungen erzielt

SPD und BSW verhandeln seit vergangener Woche über eine Koalition. Eine Einigung auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf gab es bereits: Die möglichen Partner wollen die Entlastung von Kita-Beiträgen für Eltern niedrigerer Einkommen über das Jahresende fortführen. Für das Projekt wollen die beiden Fraktionen Anfang Dezember im Landtag gemeinsam stimmen. Insgesamt sollen laut der beiden Parteien Familien von etwa 150.000 Kindern entlastet werden. Rund 30 Millionen Euro pro Jahr soll das Projekt kosten.

SPD und BSW planen zudem, die Krankenhausstandorte zu erhalten und Bürokratie abzubauen. Laut Gesundheitsministerium gibt es in Brandenburg 54 Kliniken an 66 Standorten. Hintergrund des Vorhabens: Der Bund plant eine Krankenhausreform. Das Ziel sind weniger Kliniken, dafür eine bessere Qualität und mehr Spezialisierung. Beide Parteien treten außerdem generell dafür ein, dass die Krankenhäuser mehr Geld erhalten als im vergangenen Jahr.

Weiterhin soll eine Enquetekommission zur Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen eingerichtet und über ein Corona-Amnestiegesetz beraten zu werden.

Zudem haben sich beide Parteien darauf verständigt, sich in Bund und EU für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Kriegs einzusetzen.

Unstimmigkeiten beim Verfassungsschutz

Es gibt aber auch offene Punkte wie der Verfassungsschutz sowie Tariftreue und Mindestlohn. Das BSW fordert im Wahlprogramm, die Befugnisse der Verfassungshüter zu begrenzen und den gerade erst eingeführten Verfassungstreue-Check für Beamte abzuschaffen. Die SPD unterstützt den Verfassungsschutz und steht zum Treue-Check.

Für die Vergabe öffentlicher Aufträge streben die Sozialdemokraten eine Tariftreueregelung an: Nur Unternehmen, die sich an Tarifverträge halten, dürfen öffentliche Aufträge erhalten, heißt es im Wahlprogramm. Den Mindestlohn für öffentliche Aufträge will die SPD von 13 auf 15 Euro anheben. Das BSW plant zur Tariftreue noch Änderungen, heißt es aus Parteikreisen.

Koalition soll noch vor Weihnachten stehen

BSW-Landeschef Robert Crumbach hat in Sachen Finanzpolitik bereits verlauten lassen, dass seine Fraktion so wie die noch amtierende SPD-Finanzministerin Katrin Lange Prioritäten setzen will. "Wir werden keine Rotstift-Politik machen müssen, aber werden schon zu einer Politik der klaren Prioritätensetzung kommen müssen", sagte Crumbach. Zuletzt hatte die bisherige Finanzministerin Lange mitgeteilt, dass das Land mit 403,7 Millionen Euro weniger Steuereinnahmen als erwartet rechnen muss.

Wenn die vier Arbeitsgruppen zu Bildung/Kultur, Innen/Justiz, Wirtschaft/Gesundheit und Verkehr/Umwelt fertig sind, soll in der kommenden Woche die Hauptgruppe erneut beraten. Zu ihr gehören unter anderem SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke und Crumbach. Beide hatten sich zuversichtlich über die Verhandlungen gezeigt.

Wie der rbb aus Verhandlungskreisen erfuhr, sollen die Verhandlungen wie geplant bis Ende November beendet werden. Über den Zuschnitt von Ministerien werde erst am Ende der Verhandlungen gesprochen. "Wir haben das Ziel, sozusagen vor Weihnachten einen Ministerpräsidenten zu wählen", sagte SPD-Generalsekretär David Kolesnyk der Deutschen Presse-Agentur.

Wenn die Koalitionsverhandlungen wie geplant verlaufen und beide Parteien den Ergebnissen zustimmen, könnte am 11. Dezember Dietmar Woidke (SPD) im Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 15.11.2024, 19:30 Uhr

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92 Kommentare

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  1. 92.

    "Sie sind ja auch mit deutscher Staatsbürgerschaft gegen die Verteidigung der Demokratie der Ukraine."
    Auch das muss ich dementieren. Ich bin kein Ukrainer, und es liegt mir fern der dortigen Regierung Empfehlungen zu geben. Ich äußere mich über Politik Deutschlands, alles andere sind Projektionen.

  2. 91.

    Für die toten Soldaten ist Putin verantwortlich, für alle. Putin ist sogar für verschleppte Kinder und getötete Zivilisten verantwortlich. Der Aggressor ist immer der, der für jeden Toten letzten Endes Verantwortung übernehmen muss. Da sollten wir tatsächlich ehrlich sein.

  3. 90.

    "Ich bin Deutscher Staatsbürger, habe auch russische Wurzeln wie Sie"
    Ich habe keinerlei Verbindung zu Russland, war noch nie in dem Land und habe keine russischen Vorfahren. Ich äußere mich auch nicht über russische Politik, weil ich von der keine Ahnung habe und sie mich nicht betrifft.

    Dass Leute die der neu erwachten Kriegslust bestimmter Kreise skeptisch gegenüberstehen, deshalb "pro-russisch" seien ist eine Projektion, die es auch im Kalten Krieg gab, und sie ist heute genauso falsch wie damals. Aber wenn jetzt diese Propaganda-Erfindung schon als Fakt dargestellt wird, muss ich doch leise dementieren :)

  4. 89.

    Mir zu unterstellen "Freund" von Putin zu sein, ist infam. Ich bin weder Freund von Putin noch von Selensky. Da bin ich glaube gleicher Meinung wie Sahra Wagenknecht. Meinetwegen kann man die beiden Herren gemeinsam in einen Käfig einsperren, wo sie sich bis auf`s Blut gegenseitig bekämpfen können. Entweder einer bleibt auf der Strecke oder, was wahrscheinlicher ist, sie umarmen sich und stellen fest, dass sie eigentlich Freunde sind, die Freude am Kriegspielen haben. Ich bin jedoch dagegen, eine der beiden Seiten mit Waffen zu unterstützen. Mir tuen die einfachen Leute auf beiden Seiten Leid, die von Putin und Selensky rekrutiert werden, damit sie sich gegenseitig abschlachten.
    Um ihre Frage zu beantworten, ich weiß nicht genau wie sie es nicht wissen, warum Putin die Ukraine angegriffen hat. Ich weiß aber, der Irrsinn muss aufhören. Einen Sieger wird es wahrscheinlich nicht geben. Die Bevölkerung auf beiden Seiten werden die Verlierer sein.

  5. 88.

    Sie dürfen auch ohne russische Staatsbürgerschaft gegen den Aggressor sein. Sie sind ja auch mit deutscher Staatsbürgerschaft gegen die Verteidigung der Demokratie der Ukraine. Übrigens soll die Ukraine vernichtet werden, durch Russland.

    Stellen Sie sich einfach vor, Deutschland wäre die Ukraine und wir müssten uns verteidigen gegen Vernichtung und ringsum würde man zu unserer Selbstverteidigung sagen, wer uns unterstützt, ist ein Kriegstreiber. Verrückt, oder? Wenn man die Perspektive ändert bemerkt man erstmal, wie scheinheilig manches ist, gell.

  6. 87.

    "So funktioniert aber die Auseinandersetzung der Menschen untereinander nicht. So hat sie auch noch nie funktioniert. " so ist es, womit auch deutlich ist, das es Kriege wohl immer geben wird.
    Außer man hofft auf die Entwicklung wie im Film "The Timemachine" 50er Jahre Version.

  7. 86.

    Im Sinne des Gesetzes ist das einzige was Vereine und Parteien gemeinsam haben, das ist der Begriff "Vereinigung", und daraus resultierende demokratisch aufgestellte Strukturen.
    Parteien haben eine verfassungsrechtliche Stellung, und sind zur politischen Willensbildung unabdingbar, und deswegen gibt es ein Parteiengesetz.

    Vereine, sind Vereiugungen die eine Willensbildung zum gemeinsamen Zweck organisieren, für die gibt es das Vereinsrecht.
    Ergo, ein Unterschied wie Tag und Nacht.

  8. 85.

    "Welche Regierungserfahrung haben die Mitglieder dieser eigenartigen Sekte?"
    Das kann man bei jeder neu gegründeten Partei einwenden.

    "Man munkelt, die Mitglieder werden ausgesucht, da kann nicht jeder mitmachen?"
    Ja das ist so. Der Grund ist dass sie nicht von Andersdenkenden "feindlich übernommen" werden können, wie es der AfD und den Piraten widerfahren ist.

  9. 84.

    Demonstrieren können Sie auch ohne Wahlrecht gegen den Kriegstreiber Putin. Direkt auf dem Roten Platz. Ich komme mit, mal sehen was passiert, sind Sie dabei? Ich bin Deutscher Staatsbürger, habe auch russische Wurzeln wie Sie, wir können etwas tun gegen den Aggressor.

    Bitte hören Sie auf, einer Demokratie die Verteidigung absprechen zu wollen, es ist menschlich und rechtlich absolut hässlich, Recht und Unrecht zu verwechseln. Kaum zu glauben, dass Sie das hier ohne Gewissen schreiben können, ich könnte das bei solchen Aussagen mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich bin Humanist und für Wahrheit und Gerechtigkeit, für alle Menschen.

  10. 83.

    "Ihre kindliche Art" Das nehme ich als Kompliment. Die Fragen was man gegen die bösen Russen machen soll, erinnern dagegen an die Gewissensprüfung im Kreiswehrersatzamt. Es gibt in Russland auch Wehrdienstverweigerer die gegen ihren Willen in den Krieg geschickt werden. Die werden auch von "unseren" Waffen getötet.

    Ich weiß wir können das Militär nicht abschaffen, aber so tief hängen wie irgend möglich, und sich aus allen Kriegen raus halten. Das war in der Nachkriegszeit deutscher Konsens. Dabei hätten wir bleiben sollen. Die "Wir sind wieder wer" Mentalität passt mir nicht. Prototypisch dafür steht auch die Gesinnungswende der Grünen, ein weiterer Grund warum die als gefährlichste Partei im Bundestag bezeichnet werden.

  11. 82.

    Vor 100 Jahren erstarkten die populistischen Ränder, weil die Demokratie schwächelte und daraus habe ich gelernt, dass ich mich niemals in die Gefilde der fragwürdigen Ränder begeben werde, weil ich die Fehler meiner Vorfahren nicht wiederholen werde. Das bin ich meinen Vorfahren schuldig, ihnen zu zeigen, aus ihren Fehlern gelernt zu haben.

    Ex-DDR-Bürgerrechtler warnen vor dem BSW.

    Frieden zu rufen, ist einfach. Etwas zu tun, damit der Frieden wieder eintritt, ist weitaus etwas anderes, als zu rufen, dass endlich Frieden herrschen sollte. Das ist so kurz und infantil gedacht und dient zur Selbsberuhigung.

  12. 81.

    Keynes und Ablehnung der Schuldenbremse? Amazon und Co wird plötzlich nicht so viel mehr Steuern zahlen. (SW Schreiben Wachstum ist die beste Schuldenbremse). Ich bin auch für weniger Steuerschlupflochkonstruktionen, bis dahin für eine Schuldenbremse.
    Ich hoffe, dass die BSW auch in Opposition eine Minderheitsregierung unterstützen wird.

  13. 80.

    "Warum demonstrieren Sie dann nicht gegen Putin?"
    Wenn ich Russe wäre, würde ich das tun. Aber ich habe in Russland kein Wahlrecht. Als deutscher Staatsangehöriger bin ich für die Politik der deutschen Regierung stimmberechtigt, deswegen äußere ich mich darüber.

    "Ich sehe in der Verteidigung der Ukraine keine Kriegstreiberei"
    Na doch, in den letzten Jahren ist deutlich geworden wer schon immer heimlicher Kommisskopp war.

  14. 79.

    Warum demonstrieren Sie dann nicht gegen Putin? Der muss nur aus der Ukraine rausgehen und schon müssen keine Menschen mehr sterben. Ich sehe in der Verteidigung der Ukraine keine Kriegstreiberei. Das ist reiner Populismus, wenn man es gut mit Putin meint. Fatale Ansichten, wenn man den Aggressor mit dem Verteidiger einer Demokratie verwechselt.

  15. 78.

    Sind die Shahed Drohnen unsere Waffen?
    Der Leid eines besetzten Volkes endet nicht mit dem Waffenstillstand und hat nicht mit der Unterstützung der Verteidigung begonnen.
    Auch wir erinnern uns an die Befreier und nicht an den Waffen der Alliierten.

  16. 77.

    Welche Regierungserfahrung haben die Mitglieder dieser eigenartigen Sekte? Man munkelt, die Mitglieder werden ausgesucht, da kann nicht jeder mitmachen?

  17. 76.

    Und glauben Sie, es gibt in Russland keine Nachfolger, die so ähnlich denken wie Putin?

    "Putin ist in ein paar Jahren weg und nur noch eine Erinnerung in Geschichtsbüchern, aber das von unseren Waffen angerichtete Leid wird noch bestehen."

    Wenn ich so etwas lese, muss ich reflexartig schlucken. Wer ist denn die Ursache und damit der eigentliche Verursacher für all das angerichtete Leid in der Ukraine? Haben Sie sich eigentlich jemals wirklich Gedanken darüber gemacht, was es für ukrainische Menschen bedeutet, in russisch besetzten Gebieten leben zu müssen? Wozu russische Soldaten angestachelt werden und es dann auch tatsächlich tun, darüber wurde ja nun wirklich oft genug berichtet. Außerdem sind die einzigen, die entscheiden können, was sie möchten und wie lange sie kämpfen wollen oder nicht, die Ukrainer und kein anderer, denn es ist ihr Land, das angegriffen wurde. Angegriffen wurde, das möchte ich nochmal extra betonen.

  18. 75.

    Ja, dann bitte keine Waffen, keine Verteidigung, weil man ja so ein guter Mensch ist. Und dann? Wahrscheinlich legen dann die Russen die Waffen nieder und sagen auch, wir schießen nicht mehr. Oder was meinen Sie?
    Ihre kindliche Art, über die Menschheit und die Welt ohne Kriege und Waffen zu denken, berührt mich, denn sie ist reine Ideologie der absolut GUTEN Menschen.

    So funktioniert aber die Auseinandersetzung der Menschen untereinander nicht. So hat sie auch noch nie funktioniert.

  19. 74.

    Guten Morgen “Xanadu”, ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Sie für “sämtliche” Menschen in Deutschland sprechen. Frieden setzt voraus, dass auch Aggressoren auf die Ausgangslinie zurück gehen. So denken sicherlich viele Menschen in Deutschland. Sie kennen sicher Raubfrieden von Brest-Litowsk. Ihre persönlichen Beschimpfungen ersetzen nicht Ihre Argumentationsschwäche.

  20. 73.

    Das BSW tritt für staatliche Investitionen in Infrastruktur, starke Sozialsysteme, und Regulierung des Marktes ein, das steht alles im Programm. "Keynes" ist meine zusammenfassende Interpretation, ich denke das ist sachlich zutreffend weil Keynesianismus darin besteht. Jemand der "Putin" als Zusammenfassung dieses Programms nennt (sachlich unzutreffend, aber wir leben in einem freien Land) sollte da nicht so kleinlich sein.

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