Reifenwerk in Fürstenwalde - Erste Stellen bei Reifenhersteller Goodyear sollen im März wegfallen
Vor einem Jahr wurde das Ende der Reifenproduktion bei Goodyear in Fürstenwalde angekündigt. Bisherige Gespräche mit möglichen Käufern scheiterten, schon bald müssen die ersten Mitarbeiter gehen. Die Mehrheit behält noch bis 2027 ihren Job.
Die Streichung von bis zu 750 Stellen im Reifenwerk von Goodyear in Fürstenwalde (Oder-Spree) nimmt Fahrt auf: Bereits im kommenden März sollen die ersten 72 Stellen wegfallen. Wie Betriebsrat-Chef Peter Weiser dem rbb sagte, sollen in einer "zweiten Welle" am 30. September kommenden Jahres 149 Menschen das Unternehmen verlassen. Weitere 388 Stellen entfallen demnach erst im Jahr 2027.
Hohe Abfindungen und eine Transfergesellschaft
Vor einem Jahr hatte Goodyear angekündigt, die Reifenproduktion in Fürstenwalde einstellen zu wollen. Das wäre das Ende einer langen Tradition: Seit 1906 werden in Fürstenwalde Reifen produziert. Bekanntheit erlangte der Standort in der DDR. Im Volkseigenen Kombinat Pneumant wurden Reifen etwa für die Automodelle Trabi und Wartburg gefertigt.
Viele der Mitarbeiter wollen laut Angaben von Weiser bis zum Schluss durchalten, was auch am ausgehandelten Sozialplan liege. Dieser umfasst hohe Abfindungen, eine Transfergesellschaft und zuvor noch eine Angleichung der Tarife an das West-Niveau. Möglich wurde dies wohl, weil Goodyear gleich an drei deutschen Standorten Mitarbeiter entlassen will. Die Betriebsräte konnten deswegen geschlossen auftreten.
Unterstützt von der Agentur für Arbeit können die Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft gehen. Der Vorteil dieses Verfahrens sei, dass die über 600 Entlassenen nicht gleichzeitig den Arbeitsmarkt fluten, sagte Torsten Hesse von der Agentur für Arbeit in Frankfurt (Oder) dem rbb. Zudem hätten Handwerksberufe auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen als andere Berufsgruppen.
Steinbach: Bisherige Gespräche mit Investoren gescheitert
Das Unternehmen zeigte sich im Frühjahr offen für einen Verkauf des Reifenwerks anstelle einer Schließung. Der Betriebsrat schätze damals die Chancen für den Erhalt bei etwa 50 Prozent. Nun ist das endgültige Aus kaum noch zu stoppen: "Bisher haben sich alle Kontakte, die wir zu möglichen Investoren aufgenommen haben, zerschlagen", sagte Brandenburgs Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) dem rbb.
Das Unternehmen Goodyear wird aus Fürstenwalde trotzdem nicht vollständig verschwinden. Trotz Einstellung der Reifenproduktion, sollen dort Gummimischungen weiter produziert und an die anderen Goodyear-Werke in Europa geliefert werden. 222 Mitarbeiter sollen dafür bleiben. Das seien nach Angaben des Betriebsrates mehr als vor einem Jahr versprochen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.11.2024, 14:10 Uhr
Mit Material von Michael Lietz