Gewalt gegen Zugbegleiter - Deutsche Bahn bietet Personal in Regionalzügen Bodycams an

Mo 25.03.24 | 09:12 Uhr
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Symbolbild: Eine Zugbegleiterin kontrolliert in einem Regionalzug die Fahrkarten der Reisenden am 05.04.2017 in Magdeburg Tickets.(Quelle: picture alliance/Peter Gercke)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.03.2024 | Nachrichten | Bild: picture alliance/Peter Gercke

Um das Personal besser vor Übergriffen zu schützen, bietet die Deutsche Bahn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten künftig das Tragen von Bodycams an. Die kleinen Kameras hatten sich in einer Testphase bewährt.

Die Deutsche Bahn bietet Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern in Regionalzügen künftig bundesweit das Tragen von Bodycams an. "Das Angebot gilt ab sofort. Die Bodycams können auf Wunsch getragen werden. Die Kolleginnen und Kollegen können sich jetzt dafür anmelden", teilte die Bahn der "Tagesschau" mit.

Die am Körper getragenen Kameras sollen dabei helfen, das Bahnpersonal besser vor Angriffen von Fahrgästen zu schützen. Testphasen hätten gezeigt, dass die Geräte deeskalierend wirkten, erklärte Evelyn Palla, Vorständin Regionalverkehr der Deutschen Bahn. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei den Pilotprojekten eine Bodycam getragen haben, hätten seither keinen körperlichen Übergriff erfahren.

Mehr Angriffe im Regionalverkehr

Das Angebot gelte zunächst nur für die etwa 5.000 Kundenbetreuerinnen und -betreuer im Nahverkehr der Deutschen Bahn. "Unsere Mitarbeitende sind das Rückgrat für den Bahnverkehr. Umso mehr müssen wir sie noch besser vor Übergriffen schützen", sagte Palla. Im Jahr 2023 wurden demnach 1.328 DB-Mitarbeitende im Nahverkehr angegriffen.

Eine DB-Sprecherin erklärte rbb|24, bei Fahrkartenkontrollen, bei der Durchsetzung des Hausrechts sowie am Rande von Volksfesten, Großveranstaltungen und Fußballspielen komme es immer wieder "zu verbalen und tätlichen Übergriffen gegen DB-Mitarbeitende". Positive Erfahrungen aus den BodyCam-Testphasen – auch in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern - zeigten demnach, dass Mitarbeiter, die über die Pilotierungsphase hinaus bis heute eine BodyCam tragen, seither keinen körperlichen Übergriff ausgesetzt gewesen seien. Auch die verbalen Attacken seien stark rückläufig, so die Sprecherin weiter.

"Unsere Kolleg:innen tragen die BodycCams auf der Brust. Im Eskalationsfall sind die Bilder live auf einem Monitor am Gerät zu sehen, sodass der Angreifer sich selbst sieht." Dies sei überraschend und wirke deeskalierend, so erklärte die Sprecherin. "Insbesondere bei alkoholisierten und aggressiven Personen." Bevor die DB-Mitarbeiter ihre Kameras einschalten, müssen sie das ankündigen. Die Aufzeichnung läuft dann so lange, bis die Mitarbeiter durch einen weiteren Tastendruck die Aufzeichnung beenden. Auf diese Bilder darf nur die Bundespolizei im Rahmen von strafrechtlichen Ermittlungen zugreifen.

Bodycams auch bei der BVG im Einsatz

Bereits für das Jahr 2022 hatte die Bahn einen starken Anstieg der Übergriffe auf Mitarbeiter gemeldet, was unter anderem auf das Durchsetzen der Maskenpflicht in den Zügen während der Corona-Pandemie zurückgeführt wurde. Zuletzt hatten die Fahrgastzahlen im Nahverkehr auch wegen der Einführung des Deutschlandtickets spürbar zugenommen.

Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hatten Mitte März ein Pilotprojekt zur Einführung von Bodycams für Beschäftigte im Sicherheitsdienst gestartet.

Laut BVG sollen vor allem an Schwerpunktbahnhöfen der U-Bahnlinien U7 und U8, aber auch im gesamten U-Bahn-Netz, vorerst 18 Bodycams eingesetzt werden. Die BVG hoffe, damit Konfliktsituationen vorzubeugen, zu entschärfen und die Aufklärung von Vorfällen zu erleichtern, hieß es. Geplant sei eine zwölfmonatige Testphase.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.03.2024, 18:30 Uhr

18 Kommentare

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  1. 17.

    Falsche Frage:
    Weil sich andere fehlverhalten, muss ich mirdie Einschränkungen meiner Persönlichkeitsrechte gefallen lassen oder meiner Mobilität.

  2. 16.

    Bodycams oder sonstige Überwachungskameras bilden einen relativen Schutz, völlig durchgeknallte lassen sich davon nicht abhalten. Selbst in Staaten mit Todestrafe ging und geht die Kriminalität dadurch nicht auf Null zurück. Es gehört mittlerweile (leider) schon zum Selbstschutz, keine "Mitmenschen" darauf hinzuweisen, daß die bitte nicht mit angzogenen Schuhen die Sitzpolster beschmutzen.

  3. 15.

    Hoffentlich werden die Dinger von jeder/m Zugbegleiter/in permanent benutzt.

  4. 14.

    Warum müssen die Bahnpersonale beweisen, daß sie falsch gehandelt haben? Warum sind nicht die Fahrgäste zur Beweiserbringung verpflichtet? Die bau'n ja auch die Scheisse im Zug. Zeiten sind das...!!! Kein Wunder, daß kein Kontrolletti mehr durch den Regio läuft. Denn auch sie kleben am Leben. Deshalb bleiben sie zu Recht lieber im Dienstabteil und kommen nur zur Anfertigung am Unterwegs-Hp an die Zugtür.

  5. 13.

    Das ist mal eine gute Nachricht von der Deutschen Bahn, denn nicht nur das Personal wird geschützt, sondern auch einige Fahrgäste, die sich in der Nähe befinden.

  6. 12.

    Jetzt ist Ihr erster Kommentar noch weniger zu verstehen.

  7. 11.

    Schon lange nicht mehr den ÖPNV benutzt?

    Auf Bahnhöfen und in den Fahrzeugen befinden sich schon seit Jahren Kameras die dauerhaft aufzeichnen und jetzt bei den Bodycams, die wahrscheinlich nur nach Auslösung aufzeichnen, kommen sie mit Datenschutz?

  8. 10.

    Ganz salopp gesagt: Wer nichts zu verbergen hat, hat von Kameras - wo auch immer - nichts zu befürchten.
    Leider ist die Entwicklung dahin gegangen, dass zu viele Menschen nur an ihre eigenen Interessen denken und diese dann mit Faustrecht einfordern. Mir persönlich ist Sicherheit in den Öffis wichtig - nicht nur für mich, sondern auch und vor allem für die, die täglich für uns alle in den Öffis ihren Arbeitstag verbringen.

  9. 9.

    Haben sie in ihrem Leben eigentlich schon einmal nachgelesen was eigentlich in diesem Gesetz steht, was dort geschützt wird (und warum), für wen und wofür es überhaupt gilt?
    Ich bin mir ziemlich sicher das der größte Teil der Bevölkerung (und auch Politiker, Verwaltungen, Arbeitgeber, Gewerkschaften, etc.) davon eine vollkommen falsche Vorstellung haben!

  10. 8.

    Täterschutz erwünscht?

    Gern können sie auch den Zugbegleitern helfen, wenn Fahrgäste ausrasten

  11. 6.

    Gute Entscheidung und LEIDER in der heutigen Zeit notwendig, da Übergriffe im ÖPNV auf das Personal aber auch auf andere Fahrgäste zunehmen.

  12. 5.

    Bevorzugen Sie Datenschutz oder tätliche Angriffe?

  13. 3.

    Sie sind nicht mit der Bahn zu fahren oder mit den öffentlichen.

    Wie geht es nicht um den Datenschutz, in dem Sinne, dass sie sich beobachtet fühlen? Schliesslich haben sie in jedem Supermarkt in jedem Einzelhandel Kameras im eingangsbereich stehen meistens die Nummern, an wen sie sich wenden können wegen dem Datenschutz und welche Firma für die Aufzeichnung verantwortlich ist.
    Hier geht es leider nur um den gesundheits- oder arbeitsschutz der Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
    Und wie so oft in Deutschland haben wir viele Regeln aber das heisst ja nicht, dass ich die Menschen daran halten.
    Dies ist nur eine Entwicklung, die darauf beruft, dass es anscheinend Menschen gibt, die im öffentlichen Nahverkehr oder in der Deutschen Bahn der Meinung sind. Sie müssten ihre persönliche Entfaltungsfreiheit auf andere übertragen.
    In diesem Sinn kann ich damit leben. Schliesslich dient es ja zur Sicherheit uns ein, damit wir auch, ohne dass wir belästigt werden, eine Fahrt antreten können.

  14. 2.

    Gut so!

  15. 1.

    Datenschutz?

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