Schwere Verletzungen bei Tieren - Kolkraben greifen bei Finsterwalde mehrfach Gänse und Rinder an

So 17.03.24 | 17:08 Uhr
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Liste der getöteten Tiere besonders geschützer Wirbeltierarten: Im vergangenen Jahr 2018 sind 28 Kolkraben illegal getötet worden in Brandenburg. (Quelle: dpa/Herzog)
Audio: Studio Cottbus | 15.03.2024 | Daniel Mastow | Bild: imageBROKER/Herzog

Auf einem Hof bei Finsterwalde geht die Angst vor Kolkraben um. Weil die Vögel immer wieder Tiere angreifen, müssen trächtige Kühe umziehen, die Gänsemast wird eingestellt. Der Hof kann nichts gegen die Vögel unternehmen.

Die Weide bietet den etwa 100 Milchkühen eigentlich beste Bedingungen: viel Platz, saftiges Gras, die nötige Ruhe. Wären da nur nicht das Problem mit den Raben.

Kolkraben machen den Massener Höfen in der Nähe von Finsterwalde (Landkreis Elbe-Elster) Sorgen. Seit Jahrzehnten werden in dem Landwirtschaftsbetrieb Gänse gemästet. Nach mehreren Kolkrabenangriffen zuletzt ist damit nun Schluss. Und auch die Kühe leiden unter den aggressiven Vögeln. Die Kolkraben stürzen sich auf sie, vor allem auf junge Kälber und hacken den Tieren die Augen und Gedärme aus, wie einer der Geschäftsführer, Bernd Große, erzählt.

"Es werden immer mehr Kolkraben", so Große. "Die lernen voneinander", wie er sagt. So würden die Raben mittlerweile auf Geburten von Kälbern warten. Noch während die Kuh presse, so Große, würden die Raben gezielt die Augen des Kalbs heraushacken. Danach würden sie sich After und Nabel vornehmen, weiche Stellen, an die sie gut herankämen.

Getötete Gänse nach Angriffen von Kolkraben (Bild: privat)
Getötete Gänse nach Angriffen von Kolkraben | Bild: privat

Schüsse und Geräusche helfen nicht

Unternehmen können die Bauern hier nichts gegen die Vögel. Kolkraben sind streng geschützt, dürfen dementsprechend nicht bejagt werden. Alle Versuche, sie einfach zu verscheuchen, sind fehlgeschlagen. Offenbar stellten die Gänse und Kühe ein zu lukratives Ziel für die Vögel dar.

"Wir haben eine Schussanlage gekauft, eine gasbetriebene, die intervallartig angeschaltet war, auch wieder verstellt wurde, damit sich die Kolkraben nicht daran gewöhnen", sagt die zweite Geschäftsführerin, Kerstin Petzda. Außerdem sei ein Lautsprecher installiert worden, der abweisende Geräusche ausgegeben habe. Auch daran hätten sich die Raben schnell gewöhnt. "Die sind ja schlau, die lernen ja", sagt Petzda.

Von Kolkraben "gerupfte" Kuh (Bild: privat)
Von Kolkraben "gerupfte" Kuh | Bild: privat

Trächtige Kühe werden in Sicherheit gebracht

Petzda wendet sich an verschiedene Ämter und bittet um Hilfe. Die bekommt sie nicht, stattdessen sei ihr sogar mit der Schließung des Betriebes gedroht worden, wie sie sagt. "Wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre Tiere artgerecht zu halten, können wir die Anlage auch schließen", sei ihr am Telefon gesagt worden. Sie habe lediglich um Hilfe gebeten, dieser Satz sei Petzda im Gedächtnis geblieben, sagt sie.

Schuld an dem großen Bestand von Kolkraben soll ein Müllagerplatz in der Nähe sein. Die Massener Höfe suchen nun eine andere Lösung. Die Haltung der Gänse musste eingestellt werden, die trächtigen Kühe sollen wiederum an einen sicheren Ort gebracht werden. Die Tiere werden dafür verladen und auf eine zehn Kilometer entfernte Weide gebracht.

Landkreis sieht kein Problem

Aus Sicht des Landkreises Elbe-Elster ist das Problem nicht so gravierend, wie es der Landwirtschaftsbetrieb darstellt. Auf rbb-Nachfrage erklärt ein Pressesprecher, dass der Landkreis den Betrieb auch unterstützt habe. So sei die besagte Schussanlage, ein Knallschussgerät zur Vergrämung, wie es vom Landkreis heißt, durch die Untere Naturschützbehörde vermittelt worden.

Außerdem sei empfohlen worden, die Tiere durch Netze zu schützen, was der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt habe. Für die Freilandhaltung der Gänse schlug die Behörde nach eigenen Angaben Sonnensegel vor, unter denen sich die Gänse hätten verstecken können, zudem solle der Betrieb die nächtliche Flutlichtanlage ausschalten. Kolkraben seien im Dunkeln nicht aktiv.

Die Behörde habe auf der anderen Seite, anders als vereinbart, keine Daten zu den genauen Verlusten im Betrieb erhalten.

Die Anzahl der Kolkraben habe sich wiederum nicht vergrößert. Vielmehr handele es sich um einen sogenannten "Junggesellentrupp", also nicht brütende Kolkraben, die sich zeitweise in großen Trupps zusammenschließen und gemeinsam jagen.

Der Landkreis bestätigt, dass Kolkraben streng geschützt sind. Vereinzelte Abschüsse, um die Vögel zu vertreiben, seien nur nach begründeter Ausnahmegenehmigung möglich. Einen Antrag auf solch eine Ausnahmegenehmigung sei bislang vom Betrieb aber nicht gestellt worden.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 15.03.2024, 19:30 Uhr

61 Kommentare

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  1. 61.

    Also Wölfe verhindern beispielsweise, dass sich Biber auf das ufernahe Umland ausbreiten. Ansonsten sind Biber sehr wichtig.
    Aber alles was eigentlich nützlich ist, ist unbequem und zu dezimieren, denn in Wahrheit geht es ihnen nur um die Jagd.
    Bin ja mal gespannt, welches „Vorzeigeland“ sie jetzt für den Abschuss von Kolkrabe und Biber präsentieren?!

  2. 60.

    Wieder einfach nur irgendeine Behauptung.
    In welcher wissenschaftlichen Publikation werden bedrohte heimische Vogelarten auf die Anwesenheit von Elster oder Krähenvögel zurückgeführt?

  3. 59.

    Wieder einfach nur irgendeine Behauptung.
    In welcher wissenschaftlichen Publikation werden bedrohte heimische Vogelarten auf die Anwesenheit von Elster oder Krähenvögel zurückgeführt?

  4. 58.

    Sämtliche europäischen Vogelarten sind nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG besonders geschützt, so etwa Kolkraben und Krähen. Dass hierunter nicht nur Hausgänse und Kälber sondern auch zahlreiche Wildtierarten leiden, ist ein Problem der aktuellen Naturschutzgesetzgebung. Krähenvögel, Wölfe, Biber etc. könnten Problemlos aus dem besonderen bzw. strengen Artenschutz entlassen werden, ohne dass die Bestände ernsthaft zurückgehen würden.

  5. 57.

    Die Vogelwelt besonders Raben und Elstern eliminieren die kleinen Vögel jährlich. Ich beobachte seit Jahren täglich das treiben von Spatzen, Rotkehlchen, Meisen, Schwalben u.s.w. Besonders schlimm ist es seit 3 Jahren , daß bald keine dieser Vögel mehr zu sehen ist, weil die Elstern selbst im Flug die kleinen iungen Vögel aller Arten attackieren und töten. Die Singvögel sind alle weg. Da ist mir der Artenschutz der Raben und Elstern egal wenn diese anderen Vögel bald aussterben.

  6. 56.

    Also für diese Behauptung hätte ich gerne mal Links zu validen wissenschaftlichen Studien oder Papern.
    Das Thema Intelligenz, Bewusstsein, Gefühle etc. ist gerade hinsichtlich Tierwelt alles andere als erschlossen. Man kann über bestimmte Experimente und beobachteten Verhaltensweisen auf Intelligenz, Gedächtnis, Selbsterkenntnis, Sozialverhalten, Empathie schließen, aber einen ausgeprägten Sadismus, wie ihn einige Vertretung unserer Gattung gegen andere und über die Unterart Tierquälerei zeigen, sind mir so im Tierreich nicht bekannt. Intelligenz impliziert nicht gleichzeitig die Fähigkeit zum Sadismus.
    Und auch diese und ihre erwähnten Beispiele sind nicht zwingender Sadismus.

  7. 55.

    Wenns stört liest sich das für manche wie Rechts und es wird zum Teil auch vorgeschrieben, was da zu stören hat. Ausserdem schrieben Sie richtig 2. Versuch.Hier geht's ja auch nicht um die Kriege auf der Welt, sondern um Kohlkraben.

  8. 54.

    Ich weiß ja nicht wie Sie das machen, ich lasse keinen Abfall liegen, auch nicht im Ausland. Aber vielleicht bin ich nur eine Ausnahme von der Regel.

  9. 53.

    Neuer Versuch.
    Selbst zu DDR Zeiten gab es solche Vorfälle.
    Rabenvögel sind auch Aasfresser und das nicht erst seit Gestern.Auch das töten von Fraßtieren gehört dazu.
    Leute wir Menschen töten uns gegenseitig.
    Seltsam , das stört anscheinend niemanden.

  10. 52.

    Tiere können sehr wohl Spaß am Quälen anderer Tiere haben. Das wollen Sie nicht hören. Zu freudiger Grausamkeit im moralisch verwerflichen Sinne soll nur der Mensch fähig sein, die "Krone der Schöpfung".

  11. 51.

    Da stimme ich Ihnen zu.
    Der Mensch hat eine Regulierungswut, alles was die Natur an Hilfe bringt will er ändern.
    Aasfresser, egal wo auf der Welt, haben eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie erhalten die Balance aufrecht.
    Sie helfen den Menschen indem sie Verwesendes aufnehmen, dass tote schwache Tiere von der Bildfläche verschwinden und verhindern eine Ausbreitung von Krankheitserregern. Bei uns gibt es keine großen Aasgeier wie z.B. in Afrika.
    Sind wir doch froh, dass die Raben die Krähen bei uns „noch ihre Arbeit machen. Wir Menschen die Müll erzeugen, kommen ohne Aasfresser kaum mehr zurecht.

  12. 50.

    Das nennt sich Leben/Natur. Orcas spielen auch sehr gerne mit lebenden Robben, die werden wie ein Ball hin und her geworfen. Im Mittelmeer hatte auch ne Gruppe Orcas Boote angegriffen (ohne Verletzte zum Glück), warum konnte sich keiner erklären.
    Man kann doch nicht alles töten, was dem menschlichen Anspruch zu wider läuft. Die besagten Orcas wurden im Übrigen nicht getötet.
    Natürlich hört sich das furchtbar an mit dem Augen auspicken etc, aber zumindest der Kuhhalter bringt seine trächtigen Kühe erstmal woanders unter bis die Kälber nicht mehr so vulnerabel sind. Es ist also eine Lösung da.
    Den Tot von geschützten Tieren in Kauf zu nehmen um Nutzvieh zu schützen entspricht reinen wirtschaftlichen Interessen.

  13. 49.

    Naja - ich lese, dass Sie nicht viel verstanden habe, was ich meinte. Daher beenee ich den Diskurs besser hier mit Ihnen, alles Weitere würde wohl eher aneinenander vorbei führen.
    Nur noch soviel: Tiere empfinden durchaus Spaß, mir sind Forshcungen daringehend bekannt - aber nicht in Sachen Tiere zum Spaß zu quälen - soviel sollten Sie wissen. Damit: Tschüß.

  14. 48.

    Ihnen sind offenbar die neuesten Erkenntnisse aus der Gerhirnforschung bei Tieren nicht bekannt. Tiere verschiedenster Art können durchaus Spaß empfinden. Nur der Mensch sei zu Gefühlen wie Spaß in der Lage, das ist längst widerlegt.

    Tiere, die sich von einer Müllkippe ernähren, gehören nicht zu "Natur". Oder sind Sie auch ein Ratten-Fan? Ein Wolf, der Lämmer reißt, darf geschossen, werden. Ein Rabe, der Nutztieren die Augen aus Spaß herausreißt, da zucken Sie mit der Schulter. Ich finde "Problemraben" sollten geschossen werden dürfen. Daraus lernen die Artbgenossen sehr schnell.

  15. 47.

    Zu Ihrer Information: Fragestellung beinhaltet kein Imperativ. Es war nur eine Frage, wenn auch zugegebenermaßen, etwas provokativ - dies gehört ebenso zur Diskussionskultur.

  16. 46.

    "Und infantiles Fordern des Abschießens ist besser?" ===> Nö! Zu ihrer Information: Diskutieren bedeutet nicht "fordern", sondern "Meinung austauschen".

  17. 45.

    Ja, weil Wikipedia kein Revolverblatt ist, was schlagzeilengetrieben stündlich Säue durchs Dorf treibt, sondern eine "Wissens"-Datenbank ist. Was Wissen bedeutet ist ihnen hoffentlich geläufig und der Kolkrabe ist in seiner Eigenschaft ein (sehr) wichtiger Evolutionsteilnehmer.
    Wenn sich das Muster hin zu einem Lämmer- und Kälberschlächter verschieben sollte (domestizierte Nutztiere), dann werden das Wissenschaftler auch bestätigen und die Ergebnisse entsprechend in Wiki aktualisiert.

  18. 43.

    Wikipedia muss es ja wissen! Holen Sie sich eine Zweitmeinung von Yahoo. Mit ihrem theoretischen Wissen kommt man wie so oft im Leben nicht weit. Die Kolkraben sind nicht blöd, die wissen genau wenn sich ein aneres Tier wehren kann oder nicht. Sie greifen auch nicht nur kranke oder geschwächte Tiere an. Wer das behauptet redet Unsinn, war vielleicht mal früher so. Die Kolkraben unterscheiden nicht zwischen gesund und krank. Sie nehmen was sie kriegen können. Wer einmal die von ihnen befallenen Lämmer bzw. Kälber gesehen hat, vergisst es nicht. Es geht hier nicht darum alle Kolkraben zu entnehmen, sodern es muss ein ausgeglichenes Maß gefunden werden. Vielleicht denken Sie auch an die Tiere, die von den Kolkraben angefallen werden und deren leiden.

  19. 42.

    Man liest, wie Sie ohne Ahnung sind. Tiere empfinden keinen Spaß, Sie sollten sich mal besser vorher zum Thema bilden, bevor Sie Unsinn von sich geben. Übrigens: Raben und Krähen sind, wie viele andere Vogelarten, gerade in der Balz und beginnen mit der Aufzucht der Nachkommen, es geht um deren Nahrung - nicht um "Spaß". Das sieht für uns Menschen schlimm aus, ist aber immer noch NATUR. Und da der Mensch durch sein Verhalten für ein Ungleichgewicht sorgt (Nahrungsüberschuss durch Taubenfüttern oder Weidetierzucht), ist es nur nachvollziehbar, dass diese Vogelarten zur Zeit durch ihr Nahrungsorgansiationsverhalten auffallen. Mir gefällt auch nicht, was ich sehen muss, es gehört aber zur Natur. Und ganz klar: Weidetiere müssen dann geschützt werden: entweder die Mutterkühe und Kälber werden eingestallt oder es müssen Vergrämungsaktinen stattfinden, wie z.B. Schüsse mit Vogelschreck - und das dann leider immer wieder am Tag, beginnend mit der Dämmerung, wenn sich die Schwärme aufmachen .

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