Queeres Wohnprojekt in Prenzlauer Berg - Berliner "Tuntenhaus" ist gerettet

Do 16.05.24 | 16:48 Uhr
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Archivbild:Bewohner des queeren und antikapitalistischen Wohnprojekts Tuntenhaus in der Berliner Kastanienallee protestieren mit einer Kundgebung gegen den Verkauf des Hauses am 14.04.2024.(Quelle:imago images/snapshot-photography/K.M.K)
Audio: Radioeins | 16.05.2024 | Jan Menzel | Bild: imago images/snapshot-photography/K.M.K

Durch Vorverkauf wird das "Tuntenhaus" im Prenzlauer Berg geschützt. Bis zuletzt hatten die Bewohner um die Zukunft des ältesten queeren Wohnprojekts der Stadt gebangt.

  • Bezirk Pankow will das Vorkaufsrecht für das sogenannte "Tuntenhaus" im Prenzlauer Berg ausüben
  • Das Projekt soll künftig mit einem gemeinwohlorientierten Eigentümer fortbestehen
  • Der Pankower Bezirksstadtrat unterstreicht die Bedeutung des Projekts für Berlin

Das sogenannte "Tuntenhaus" in der Berliner Kastanienallee kann vom Bezirk Pankow gekauft werden. Wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das Bezirksamt am Donnerstag mitteilten, will der Bezirk nunmehr das Vorkaufsrecht für das alternative Wohnprojekt ausüben.

Der potentielle Käufer des Hauses unterzeichnete nach Angaben der Stadtentwicklungsverwaltung keine so genannte Abwendungsvereinbarung. Mit dieser Vereinbarung hätte sich ein Käufer verpflichtet, auf Luxussanierungen zu verzichten. Nun ist der Weg für den Bezirk frei.

Das 1990 gegründete "Tuntenhaus" in der Kastanienallee gilt als das älteste queere Wohnprojekt Berlins. Die Bewohner befürchteten, bei einem Verkauf an den Investor verdrängt zu werden.

Künftig gemeinwohlorientierter Eigentümer

Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) betonte, dass seine Verwaltung Pankow dabei unterstützt, das Vorkaufsrecht auszuüben. Neben dem Erhalt des seit Jahrzehnten bestehenden queeren Wohnprojekts und dem Schutz der Mieterinnen und Mieter gehe es ihm auch um "ein Zeichen, dass dem Land Berlin der Milieuschutz sehr wichtig ist."

Der Pankower Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste, Cornelius Bechtler (Grüne) zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert. Das Wohnprojekt könne nur mit einem gemeinwohlorientierten Eigentümer fortbestehen, so Bechtler. "Eine marktorientierte Sanierung des denkmalgeschützten Wohnhauses würde zu einer erheblichen Aufwertung und damit zu Mietsteigerungen führen."

Dieser gemeinwohlorientierte Eigentümer ist die "Stiftung Edith Maryon". Sie wird das Vorkaufsrecht in Abstimmung mit Senat und Bezirk ausüben. Nach Angaben von Stadtentwicklungssenator Gaebler liegt der Kaufpreis bei 1,5 Millionen Euro.

"Ohne den Vorkauf wäre Pankow um eine Institution der Vielfalt ärmer."

Geplant ist auch, dass nach einer sozial verträglichen Sanierung einer Genossenschaft das Erbbaurecht für das Gebäude übertragen wird. Mit dem Vorkauf können laut Bezirksamt Pankow insgesamt 25 Wohneinheiten gesichert werden.

Bezirksstadtrat Bechtler unterstrich die Bedeutung des "Tuntenhauses" für Berlin und seinen Bezirk: "Berlin ist keine diskriminierungsfreie Stadt. Queere Menschen sind eine besonders vulnerable soziale Gruppe. Daher ist es wichtig, Wohnprojekte wie das Tuntenhaus als Orte der Vielfalt zu erhalten. Ohne den Vorkauf wäre Pankow um eine Institution der Vielfalt ärmer."

Sendung: Radioeins, 16.05.2024, 14:00

22 Kommentare

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  1. 20.

    Der neue Kitschtempel, der dafür gebaut wurde brauche ich z.b.auch nicht! Auch als sogenannte Westdeutsche, hätte ich das Stück Geschichte gerne erhalte; gesehen. Abreißen, ist nicht immer die „Lösung „ . Außerdem fand ich ihn cool. Dieser Neokitsch, der jetzt da steht ist für mich Disney,

  2. 19.

    Wer will denn schon in der Kastanienallee wohnen? Alle 2 Minuten donnert die Straßenbahn vorbei.

  3. 18.

    Pim:
    "„Geplant ist auch, dass nach einer sozial verträglichen Sanierung einer Genossenschaft das Erbbaurecht für das Gebäude übertragen wird. Mit dem Vorkauf können laut Bezirksamt Pankow insgesamt 25 Wohneinheiten gesichert werden.“
    Es wird auf jeden Fall für die Mieter wesentlich teurer."

    Es wird für die Mieter auf jeden Fall bei einer Genossenschaft mit Mitspracherecht und ohne Gewinnerzielungsabsichtwesentlich billiger als bei einem Privatvermieter ohne Mitspracherecht und mit Gewinnerzielungsabsicht!

  4. 17.

    „Geplant ist auch, dass nach einer sozial verträglichen Sanierung einer Genossenschaft das Erbbaurecht für das Gebäude übertragen wird. Mit dem Vorkauf können laut Bezirksamt Pankow insgesamt 25 Wohneinheiten gesichert werden.“

    Es wird auf jeden Fall für die Mieter wesentlich teurer.

  5. 16.

    Gerettet ist relativ.

    Jetzt muss teuer saniert werden und die Mietwn steigen.

    Die Sanierung sieht das Gesetz vor, sonst kann das VKR nicnt genutzt werden.

  6. 15.

    Ja, war er für viele Ostberliner. Die modernste und größte Veranstaltungsbühne in Europa/damals. Hätte man gut weiternutzen können.

  7. 14.

    Tuntenkritiker:
    "Antwort auf [Tom] vom 16.05.2024 um 11:59
    Sich um 2010 drum zu kümmern, als man Haus und Grundstück für ca 300k hätte haben können, war zuviel verlangt?"

    Wo steht, dass damals die Eigentümer zu einem Verkauf zu diesem Preis bereit waren und die Bewohner imstande, diesen Preis zu bezahlen???

  8. 13.

    Mecki:
    "Und wieder wird ein Haufen Geld rausgeschmissen, statt endlich mal neue Wohnungen im sozialen Bereich zu schaffen!"

    Es geht nicht um ein Entweder-Oder, sondern um ein Sowohl-Als-Auch! Nur neue Wohnungen schaffen, hilft auch nicht, wenn die Bestandsmieter ihre Mieten nicht mehr zahlen können!

    Mecki:
    "Warum werden so oft Minderheitenprojekte gefördert, wenn viele andere unter der Wohnungsnot und hohen Mieten zu leiden haben?"

    Zu diesen Mietern, die "unter der Wohnungsnot und hohen Mieten zu leiden haben" gehören potentiell auch die Bewohner aus diesem Haus. Vorbeugen ist da besser und nachhaltiger, als nur zuschauen, wie diese Mieter obdachlos werden, weil sie ihre Miete nicht bezahlen können oder später nach Umwandlung wegen Eigenbedarf rausgeklagt werden!

  9. 12.

    Ralph Neuert:
    "Ein Altberliner Wohnhaus in bester Lage für 1,5 Millionen Euro?"

    ... wegen des schlechten Zustandes der Bausubstanz. Hier sind dann die Sanierungskosten deutlich höher als der Kaufpreis. In der Gesamtsumme von Kaufpreis + Sanierungskosten ist der Preis dann marktüblich - von Spekulationsgeschäften abgesehen.

  10. 11.

    Sich um 2010 drum zu kümmern, als man Haus und Grundstück für ca 300k hätte haben können, war zuviel verlangt?

  11. 10.
    Antwort auf [Maik Kretschmar] vom 16.05.2024 um 11:44

    Es wohnen Menschen in dem Haus und das zum Teil schon seit vielen Jahren, falls sie das übersehen haben. Wohnraummangel entsteht nicht dadurch, dass Menschen in ihren Wohnungen bleiben, sondern dass luxussaniert wird, sich viele Durchschnitts- oder Geringverdiener die Mieten nicht mehr leisten können und der Andrang auf bezahlbare Wohnungen noch größer wird. Gestern wurde bei Instagram eine Wohnung in Spandau angeboten für rund 4.600 Euro (100 qm). Das ist ein Minderheitenprojekt, denn allzu viele dürften sich so eine Wohnung hier nicht leisten können. Wohnungspolitik ist viel zu lange in Berlin für eine Minderheit gemacht worden, die meistens nicht mal einen dringenden Wohnbedarf hat, sondern Wohnraum als Spekulationsobjekt ansieht.

  12. 9.
    Antwort auf [Maik Kretschmar] vom 16.05.2024 um 11:44

    Den Staat kostet das fast nix ihr Pfeiffen. Käufer ist nicht der Bezirk, wie der erste Satz falsch behauptet. Die Kosten trägt die Edith Marion Stiftung und später die Genossenschaft. Der Staat spart öffentliche Investitionen, wenn Wohnungen gesichert werden, wegen Folgekosten von Verdrängung.

  13. 6.

    Echt gut! Ich hab Ende 80er nebenan gewohnt!
    Und bin froh, daß ein Stück vom alten, echten und nonkonformen Berlin bleibt. Es wurde dchon zuviel ,,Echtes“ zerstört für den Zaster(Tacheles, Clubs, alte Mietshäuser, Palast d. R.)!
    Die hier meckern, haben. null Ahnung

  14. 5.

    Eine sehr unterkomplexe Meinung. Diese Leute wohnen z.T. länger in diesem Haus als Sie sn Lebensjahren haben.

  15. 4.

    Sehr gut, hippe Lusxussanierungen braucht kein normalverdiener.

  16. 3.

    Und wieder wird ein Haufen Geld rausgeschmissen, statt endlich mal neue Wohnungen im sozialen Bereich zu schaffen!
    Warum werden so oft Minderheitenprojekte gefördert, wenn viele andere unter der Wohnungsnot und hohen Mieten zu leiden haben?

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