Viele Sperrungen - Zur Fußball-EM wird's in der Berliner Innenstadt richtig eng

So 09.06.24 | 12:43 Uhr | Von Georg-Stefan Russew
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Besucher verfolgen auf der Berliner Fanmeile zur Fußball-Weltmeisterschaft das Spiel. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

In noch nicht mal einer Woche rollt bei der Fußball-Europameisterschaft der Ball. Nicht nur in Strafräumen wird es da eng werden. Vor allem an den sechs Berliner Spieltagen wird es in der City viele Sperrungen geben. Von Georg-Stefan Russew

  • Berlin setzt während der EM auf öffentliche Verkehrsmittel
  • Autofahrer haben es vor allem an Berliner Spieltagen schwer, durch die Stadt zu gelangen
  • Keine Parkplätze am Olympiastadion, aber S-Bahn und BVG stocken Angebot massiv auf
  • Sicherheitsbehörden liegen keine Hinweise vor, die auf eine konkrete Gefährdung der Veranstaltungen schließen

Am kommenden Freitag startet die Fußball-EM mit dem Eröffnungsspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland in München. Dies hat auch unmittelbare Auswirkungen auf Berlin. Denn neben der bereits für den Verkehr gesperrten Fanmeile rund um das Brandenburger Tor kann es nach Polizeiangaben an Berliner Spieltagen in der gesamten Berliner Innenstadt - vom Alexanderplatz über Unter den Linden bis hin in die City West um den Kurfürstendamm - extrem eng auf den Straßen, in Bahnen und Bussen werden.

Polizeisprecher Martin Halweg kann Autofahrern nur den Rat geben, diesen Bereich zu meiden, beziehungsweise öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

Berliner Spieltage

Kunstrasen-Fanmeile zur Fußball-EM in Berlin mit riesiegem Tor vor dem Brandenburger Tor (Bild: IMAGO / Jürgen Heinrich)
IMAGO / Jürgen Heinrich

15. Juni: Spanien gegen Kroatien
21. Juni: Polen gegen Österreich
25. Juni: Niederlande gegen Österreich
29. Juni: ein Achtelfinale
06. Juli: ein Viertelfinale
14. Juli: das Finale

Spontane Sperrungen wegen Fangruppen möglich

Das erste Spiel in Berlin startet gleich am Tag nach dem Eröffnungsspiel: Am Samstag, 15.6. treffen um 18:00 Uhr Spanien und Kroatien aufeinander.

An diesem und den anderen Spieltagen in Berlin kann es aus Sicht der Polizei generell örtlich immer wieder zu Sperrungen und Verkehrsproblemen kommen - wenn beispielsweise Fangruppierungen unterwegs sind. So sei es beispielsweise denkbar, dass am 25. Juni - wenn die Niederlande auf Österreich trifft - "vielleicht 10.000 holländische Fans vom Breitscheidplatz auf Straßenareale drängen. In diesem Fall würden wir im Rahmen der Gefahrenabwehr die Straßen um den Breitscheidplatz absperren, um auszuschließen, dass Personen in den Fließverkehr geraten", führte Halweg als denkbares Szenario aus.

Auf solche Lagen sei die Berliner Polizei eingestellt. Diese seien aber dynamisch und ließen sich kaum vorhersagen.

Halweg erklärte, dass die sechs EM-Spiele, die in Berlin ausgetragen werden, gut abgesichert würden. Ob es in diesem Zusammenhang zu Verkehrsbehinderungen kommen wird, ließ sich jetzt noch nicht abschätzen. Generell sei aber davon auszugehen, dass zumindest an den Berliner Spieltagen sich Fangruppierungen durch die Innenstadt und Autokorsos durch das Straßenbild bewegen werden.

Halweg könne sich vorstellen, dass es bei Fanmärschen und ähnlichem zu kurzzeitigen Sperrungen kommen kann.

Areal rund um die Fanmeile am Brandenburger Tor großzügig abgesperrt

Was im Vorfeld aber klar umrissen ist, ist das gesperrte Areal am Brandenburger Tor und vor dem Reichstagsgebäude. Bereits seit dem 6. Mai ist die Strecke zwischen dem Großen Stern und dem Brandenburger Tor für den Auto- und Radverkehr vollgesperrt. So wurde am Brandenburger Tor auf der Fanmeile Kunstrasen verlegt und weitere Aufbauten für das Public Viewing errichtet. Die Sperrung soll bis zum 26. Juli aufrechterhalten werden, erklärte die Berliner Verkehrsinformationszentrale (ViZ).

In den Sperrbereich fällt beispielsweise auch die Erbertstraße im Bereich zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Zwischen Behren- und Scheidemannstraße geht hier für den Verkehr gar nichts. Mit von der Sperrung umfasst ist der nördliche Bereich der John-Foster-Dulles-Allee, die Scheidemannstraße sowie Teile der Dorotheenstraße.

Der Verkehr dürfte sich dann zumeist auf der südlichen Route über Leipziger Straße/B1, Klingelhöferstraße und das Reichpietschufer sowie den Tiergartentunnel schlängeln. Im Norden soll der Bereich über Spreeweg, Paulstraße, Lüneburger Straße, Alt-Moabit, Otto-von-Bismarck-Allee, Reinhardtstraße und Friedrichstraße umfahren werden können. Mit Stau ist laut ViZ mit Sicherheit zu rechnen, sodass Pendler im Zweifelsfall auch Umwege über den Stadtring in Kauf nehmen sollten.

Erschwerend für ÖPNV-Kunden im direkten Innenstadtbereich ist, dass wegen der Fanmeile der Betrieb der Buslinie 100 bis Ende Juli eingestellt ist.

Verkehrssonderzone Olympiastadion an Spieltagen

Nichts geht mehr für den Verkehr an Spieltagen rund um das Olympiastadion. Hier hat das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf eine Verkehrssonderzone eingerichtet. Diese darf an Spieltagen nur mit einer entsprechenden Berechtigungskarte befahren werden. Anwohner und Gewerbetreibende sollten diese bereits erhalten haben.

In diese großzügig gestaltete Sperrzone [viz.de] fallen mehr als 40 Straßenzüge. Es ist ein riesiges Carré um das Olympiastadion gezogen worden. Dieses reicht vom S-Bahnhof Heerstraße in westlicher Richtung bis zur Havel kurz vor Pichelsdorf ran, vom S-Bahnhof Heerstraße in nördlicher Richtung fast an den Spandauer Damm heran, in südwestlicher Richtung reicht die Verkehrssonderzone an die Waldbühne weiter bis zur Havel kurz vor Pichelsdorf.

Sonst dient die Region um das Olympiastadion beispielsweise bei Heimspielen der Hertha als Parkraum für Autofahrer. Dies entfällt während der EM-Spiele in Berlin komplett.

Immerhin: Für die organisierte Anreise von Fans mit Reisebussen stehen ausgewiesene Parkplätze in Stadionnähe zur Verfügung. Die Buchung dieser Parkflächen wird über die EURO 2024 GmbH organisiert.

S-Bahn verdreifacht an Spieltagen Zugkapazitäten von und zum Olympiastadion

Dafür weitet aber die Berliner S-Bahn ihre Kapazitäten zur Fußball-EM aus. "Mit mehr und längeren Zügen sorgen wir während der EM dafür, dass unsere Gäste aus ganz Europa mit der S-Bahn zuverlässig zu den Spielen ins Olympiastadion und zum Fanfest am Brandenburger Tor kommen", teilte S-Bahnchef Peter Buchner am Donnerstag mit.

Zwischen Innenstadt und dem Olympiastadion sollen dann auf Bestellung der Länder Berlin und Brandenburg sechs statt zwei Züge pro 20 Minuten unterwegs sein, eine Verdreifachung - hieß es. Damit können pro Stunde rund 21.600 Personen in/aus Richtung Innenstadt und 7.200 in/aus Richtung Spandau mit der S-Bahn an- und abreisen. Auch das Personal an den Bahnhöfen solle aufgestockt werden.

Auch auf der Linie S1 zwischen Gesundbrunnen und Schöneberg sowie auf der Linie S5 zwischen Westkreuz und Mahlsdorf sollen bei späten Spielen zur An- und Abreise zusätzliche Züge eingesetzt werden.

An den Bahnhöfen, insbesondere am Berliner Hauptbahnhof, will die Bahn zudem personell aufstocken.

Auch im Fernverkehr werden mehr Züge eingesetzt. 14 Sonderzüge mit knapp 10.000 zusätzlichen Sitzplätzen sollen täglich angeboten werden.

BVG erhöht an Spieltagen auch ihre Taktung und Kapazitäten

Und auch die BVG spielt mit. So wird laut Unternehmenskommunikation die Linienführung der U1 zeitweise geändert. Während der Berliner Spiele fährt diese Linie ab den Nachmittagsstunden bis in den Abend zwischen Warschauer Straße und Olympia-Stadion im Zehn-Minuten-Takt.

Die U2 fährt alle 5 Minuten bis zum Olympiastadion und von dort alle 10 Minuten weiter bis Ruhleben. Auf dem Abschnitt zwischen Wittenbergplatz und Olympia-Stadion fahren damit 18 U-Bahnen pro Stunde. Die U1 zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße pausiert in diesen Zeiten. Fahrgäste können auf diesem kurzen Abschnitt auf die Busse der Linien M19 und M29 ausweichen.

An Spieltagen wird zudem die U5 deutlich länger als üblich im dichten Takt unterwegs sein. Bis zum Betriebsschluss fahren die Züge zwischen Hauptbahnhof und Frankfurter Allee alle fünf Minuten.

Die Bus-Linien 200 und 300 werden tagsüber im Zehn-Minuten-Takt verstärkt.

Angepasst und verstärkt werden sollen auch die reguläre Fahrgastinformation. Zudem soll ein vereinfachter Netzplan Fans die Orientierung im U- und S-Bahnnetz erleichtern.

Wer eine Eintrittskarte für die UEFA EURO 2024 besitzt, kann mit seinem Ticket 36 Stunden den öffentlichen Nahverkehr in Berlin nutzen.

Insgesamt betrachtet arbeitet die Senatsinnenverwaltung seit zwei Jahren an einem nachhaltigen Mobilitätskonzept. Damit EM-Besucher auf ihr Auto bei der Anreise verzichten, ist beispielsweise die Nutzung von Leihrädern der Firma Nextbike in den Monaten Juni und Juli kostenfrei, so die Senatsinnenverwaltung.

Rund um die Fan-Zonen wurden und werden außerdem zahlreiche Standorte für die Leihfahrzeuge der BVG-Mobilitätsplattform Jelbi geschaffen. Fans finden dort vor allem Sharing-Bikes und E-Tretroller, um zum nächsten Bahnhof zu gelangen. Insgesamt 13 Jelbi-Punkte wird es im Bereich Tiergarten zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern geben. Im gesamten Bezirk Mitte sind es dann über 100 Standorte.

Grundsätzlich wird die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter empfohlen.

Sperrungen aufgrund von Bauarbeiten sind während der EM möglich. Die ViZ informiert hier stets und ständig auf einer Webkarte [viz.berlin.de].

Innensenat zur Sicherheitslage

Zur Sicherheitslage teilte der Innensenat am Freitag mit, dass polizeiliche Einsatzplanungen stattgefunden haben. Derzeit liegen den Sicherheitsbehörden keine Hinweise oder Erkenntnisse vor, die auf eine konkrete Gefährdung der Veranstaltungen schließen lassen. Eine fortlaufende Bewertung der Gefährdungslage ist wesentlicher Bestandteil der abzuleitenden Maßnahmen und wird vor, während und nach der Veranstaltung betrieben.

Im Übrigen werden Einlasskontrollen am Olympiastadion durch private Dienstleister verantwortet. Sicherheitsvorkehrungen für die Fan-Zones werden in einem Sicherheitskonzept durch die beauftragte Veranstalterin Kulturprojekte Berlin GmbH festgeschrieben. Wie lange Fans jeweils beim Einlass warten müssen, lässt sich derzeit nicht valide abschätzen, hieß es.

Beitrag von Georg-Stefan Russew

14 Kommentare

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  1. 14.

    Da haben Sie vollkommen Recht so wird es kommen.....weil anders kann es nicht es nicht funktionieren.

  2. 13.

    Ich bleibe in meiner Wohnung,soweit es möglich ist.
    Mich graut es jetzt schon nur bei dem Gedanken mein Kiez zu verlassen.

  3. 12.

    Ohne mich!

  4. 11.

    Gut möglich dass woanders Züge mit nur vier Wagen fahren oder ganz ausfallen.

  5. 10.

    ich verstehe nicht, wie BVG und S- Bahn ein höheres Aufgebot mit kürzeren Taktzeiten und längeren Zügen zur Verfügung stellen können? Haben sie auf einmal genügend Personal ? Die BVG hat im Winterfahrplan viele Buslinien gestrichen und jetzt ist für 4 Wochen alles möglich.

  6. 9.

    Herbert hat gesungen..."Zeit das sich was dreht" was für ein genialer Song oder Nelly Furtado mit " Forca" auch sehr gut. Lasst uns die EM feiern.
    Ein bisschen Spaß brauchen wir jetzt "Alle"

  7. 8.

    Wenn ich den geplanten Fahrplan der öFFis lese wird mir ganz komisch:-).....

  8. 6.

    Also, nach meinen Erfahrungen in Berlin wird wohl auf den Fußwegen auch nicht genug Platz sein, um dort wie so oft
    mit dem Fahrrad entlang zu brettern.

  9. 5.

    Wurde der sogenannte sportliche Faktor bei der Planung berücksichtigt?

    Ob Deutschland (auch die Türkei, Polen, Österreich usw) gewinnt oder verliert? Das könnte signifikante Auswirkungen haben, auch auf Alkoholumsatz -> Gewalt?

    Und was ist mit ungewöhnliche Wetterereignisse?

  10. 4.

    Mit dem Fahrrad gibt es keinen Stau und die Umwege sind minimal, dafür ist die Gegend in der Zeit komplett abgasfrei und viel sicherer für Fußgänger und Radfahrer.

  11. 3.

    Absolut grauenhaft, die Vorstellung, 4-5 Wochen im Dauerausnahmetzstand zu existieren, damit die Knallchargen genug Platz haben, ihrem öden Ballspiel zu frönen. König Fußball - ich hasse alle Monarchien ;)

  12. 2.

    Finale am 14. Juli. Ich hoffe das Le Bleu diesem Tag mit dem Titelgewinn das Sahnehäubchen aufsetzt.

  13. 1.

    Das ist doch jetzt schon so.
    Ich werde in dieser Zeit andere Routen fahren, um von A nach B zu kommen, ich mag weder Menschenmassen noch ein ständig ungutes Gefühl, "dass etwas passieren könnte", wenn ich unterwegs bin...

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