Therapie kranker Straftäter - Brandenburger Maßregelvollzug ist überbelegt

Di 23.07.24 | 08:04 Uhr
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Ein Gebäude der Klinik für Forensische Psychiatrie (Maßregelvollzug) auf dem Gelände des Martin Gropius Krankenhauses in Eberswalde (Brandenburg), fotografiert am 29.04.2016. (Quelle: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul)
Bild: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul

Der Maßregelvollzug für kranke Straftäter in Brandenburg ist überbelegt - das Land schafft jetzt durch Umbauten mehr Plätze. Wegen der angespannten Lage werden einige Raucherzimmer für Patienten hergerichtet, wie das Gesundheitsministerium der dpa auf Anfrage mitteilte. Geplant sei aber auch, einen Neubau zu errichten und ein Gebäude zu sanieren, sodass insgesamt 60 weitere Plätze entstehen sollen.

Brandenburg unterhält zwei Einrichtungen des Maßregelvollzugs. Die forensische Klinik in Eberswalde ist laut Ministerium mit 19,6 Prozent überbelegt, die in Brandenburg an der Havel mit 14 Prozent. Es gebe 269 reguläre Behandlungsplätze, aber 310 untergebrachte Straftäter (Stand Ende Dezember 2023).

Um- und Neubau soll Entlastung bringen

In der Klinik in Brandenburg an der Havel sollen bis zum Jahresende fünf Raucherzimmer umgebaut sein, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Damit könnten bis zu zehn Patienten zusätzlich untergebracht werden. Zudem ist dort für rund 19 Millionen Euro ein Neubau mit 40 Plätzen vorgesehen. Das Gebäude soll in den kommenden zwei Jahren errichtet werden.

Am Standort in Eberswalde soll zudem ein leerstehendes Gebäude saniert werden und so eine offene Station mit 20 Plätzen entstehen. Der Bau solle im Herbst beginnen und rund ein Jahr dauern, kündigte das Ministerium an. Die Kosten betragen nach jetzigem Stand rund 8,8 Millionen Euro. Zudem sind nicht alle Stellen besetzt. Im Maßregelvollzug sind nach Ministeriumsangaben derzeit neun Ärzte, 67 Therapeuten und 293 Pflege- und Erziehungsdienstmitarbeiter beschäftigt.

Bundesweiter Trend

In den Maßregelvollzug kommen Straftäter, wenn ein Gericht sie als psychiatrisch auffällig oder suchtkrank einstuft. Sie verbringen dort teils mehrere Jahre. Der Auftrag des Maßregelvollzugs ist es, diese Menschen zu behandeln und die Öffentlichkeit vor ihnen zu schützen. Die Täter gelten oft als schuldunfähig oder vermindert schuldfähig.

Bundesweit gelten Einrichtungen des Maßregelvollzugs als überlastet. Zudem herrschen Personallücken. Die Zahl der Straftäterinnen und Straftäter, die bundesweit in einer Entziehungsanstalt untergebracht sind, ist deutlich gestiegen. In Berlin werden nach Angaben der Gesundheitsverwaltung derzeit 620 Patienten stationär im Maßregelvollzug versorgt, bei 549 Planbetten, wie es im Juni hieß.

Sendung: rbb|24, 23.07.2024, 13:00 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Wenn jetzt schon zu wenig Personal da ist, wie soll es erst werden, wenn die neuen Plätze bezugsfertig sind. Gibt es hier seitens des Landes und der Träger (wie Asklepios) ein Personalkonzept oder wie immer mehr Plätze bei gleichen Personal?

  2. 4.

    Das Land Brandenburg ist einer der wenigen Länder, die es sich leisten den Maßregelvollzug z.B. in Brandenburg an der Havel durch einen privaten Klinikkonzern Asklepios zu betreiben. Wer in der Vergangenheit aufmerksam die Presse verfolgt hat, hat hier auch sicher die Gewinne im Konzern des Asklepios Konzerns sichten können, auch in der sehr angespannten finanziellen Lage im Gesundheitswesen. Häufig stellt sich mir die Frage, ob durch Personalmangel überhaupt Patienten im Maßregelvollzug gesunden sollen ? Geld pro Belegungstag stimmt doch, warum soll überhaupt jemand entlassen werden? Warum soll es Nachsorgeeinrichtungen geben? Das würde ja voraussetzen, dass es vielleicht weniger Plätze benötigt werden, was kein gutes Geschäftsmodell wäre..... Hier sollte man sich im Land Brandenburg grundsätzlich Gedanken machen, ob so eine Einrichtung in privater Hand sein kann, wie auch der Presse entnommen habe, dürfen die Mitarbeiter des Maßregelvollzuges sogar nur eingeschränkt streiken.....

  3. 3.

    Alleinausgänger mit entsprechender Lockerung haben ein Handy mit Internet um im Bedarfsfall erreichbar zu sein.

  4. 2.

    Seit wann gibt es im Knast Handy und Internet?

  5. 1.

    Als Insasse dieser Einrichtung kann ich dafür kein Bedauern aussprechen das Psycho KG ist von allen Seiten Manipuliert Unterwandert auch diese Einrichtungen sind an den Kapitalismus gebunden und deren Folgen Opfer Steigende Ausgaben geworden und vor allem das zu jeder Handlung von Staatsanwaltschaft bzw. Rechtsbeistand Gutachten benötigt werden und auch zu diesen Problem gab es in der Vergangenheit Aufklärung siehe Berichte ( seit 1979)und Stellungnahme von Psychiatern.

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