Berlin-Spandau - Festgenommener Mann in ICE ist keiner der beiden gesuchten Ex-RAF-Terroristen

Mi 14.08.24 | 12:59 Uhr
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Archivbild-Collage: Die undatierten Handouts des Bundeskriminalamtes (BKA) zeigen Fahndungsfotos von Burkhard Garweg (l-r), Ernst-Volker Staub und Daniela Klette, Mitglieder der inzwischen aufgelösten terroristischen Vereinigung RAF (Rote Armee Fraktion). (Quelle: dpa/AP)
Video: rbb24 Abendschau| 14.08.2024 | Kerstin Breinig | Bild: dpa/AP

In einem ICE nahm die Polizei am Dienstagabend einen Verdächtigen fest. Zeugen hielten ihn für einen der zwei gesuchten Ex-RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub oder Burkhard Garweg. Nun stellt sich heraus: Es ist keiner der beiden.

Der am Bahnhof Berlin-Spandau vorläufig festgenommene Mann ist keiner der beiden noch immer gesuchten Ex-RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub. "Die Überprüfungen haben ergeben, dass es sich um keinen Gesuchten handelt", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden am Mittwochmittag der Deutschen Presse-Agentur. Die Freilassung des Mannes sei angeordnet.

Er war am Dienstagabend in einem ICE von Bonn nach Berlin am Bahnhof Spandau von GSG-9-Beamten in zivil festgenommen worden. Zeugen hatten den Mann fälschlicherweise für den Gesuchten Ernst-Volker Staub gehalten und die Polizei alarmiert. Seit der vorläufigen Festnahme gegen 21 Uhr befand sich der Mann in Polizeigewahrsam, seine Identität wurde mittels DNA-Test überprüft. Er bestritt, einer der Gesuchten zu sein.

Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, es handele sich bei dem Festgenommenen um das frühere RAF-Mitglied Burkhard Garweg. Der "Spiegel" berichtete dann am Mittwochmittag, dass es sich bei dem Festgenommenen um keinen der beiden gesuchten Ex-Terroristen handele und bezog sich als Quelle auf Ermittler. Kurz darauf folgte die Bestätigung der Staatsanwaltschaft - die Polizei hat zum wiederholten Mal den Falschen erwischt.

Vorwürfe: Versuchter Mord, schwerer Raub

Staub und Garweg, frühere Mitglieder der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF), sind seit spätestens 1998 untergetaucht, nachdem sich die RAF für aufgelöst erklärt hatte. Gemeinsam mit ihrer mutmaßlichen Komplizin Daniela Klette sollen die Ex-Terroristen bei Überfällen rund 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Garweg, Staub und Klette wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubs in mehreren Fällen. Die drei sollen zuvor zur ehemaligen Kommandoebene der RAF gehört haben und an Anschlägen beteiligt gewesen sein.

Garweg soll jahrelang unter dem Namen "Martin" in einer Bauwagensiedlung in Friedrichshain gelebt haben. Klette wurde Ende Februar in Berlin-Kreuzberg festgenommen, sie konnte Garweg noch mit einer SMS warnen - seitdem gab es von ihm keine bekannte Spur. Auf der Suche nach Garweg und Staub nahm die Polizei mehrere Male den Falschen fest, zuletzt nach Zeugenhinweisen am 18. Juli auf einem Passagierschiff auf der Spree.

Sendung: rbb24 Abendschau, 14.08.2024, 19:30 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 25.

    Deshalb brauchen die ja auch nach schweren Traumata beste psychologische Behandlungen... Auch wegen der Menschenwürde?

  2. 24.

    "Die RAF ist keine Gefahr mehr , anders als Rechtsterroristen!"
    Können Sie das belegen, dass von "Rechtsterroristen" eine Gefahr ausgeht?
    Sabotieren die die Infastruktur, unterbrechen Versorgungswege bei Bahnen, auf Straßen, im Flugverkehr, legen Feuer an Trafostationen, mit dem "Erfolg", dass Industrieunternehmen lahm liegen, eine halbe Kleinstadt, inkl. Krankenhaus, keinen Strom hatte, Fackeln die Autos vom Justizbeamte ab, .....?

  3. 23.

    "Panzerfaust in Berliner Wohnung von Ex-RAF-Terroristin war offenbar nur Attrappe"

    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/04/raf-terroristin-klette-wohnung-berlin-panzerfaust-attrappe-ndr-wdr.html

  4. 22.

    Die RAF ist keine Gefahr mehr , anders als Rechtsterroristen!

    Was die 3 aber noch sind : BankräuberInnen. Ist aber eine andere Liga als Terrorismus.

  5. 21.

    So isses und es betrifft nicht nur die RAF, denn es wird immer Menschen geben, die ideologisch so verbohrt sind, dass sie nicht merken, wenn das Brett morsch ist.

  6. 20.

    Hass und Hetze der guten Gesellschaft tragen mal wieder Früchte und zeigen eine nicht zu unterschätzende Motivation zum denunzierenden Handeln. Als Endresultat traut bald keiner mehr dem anderen. Sind denn die Meldestellen für abweichende Meinungen schon realisiert worden ?

  7. 19.

    ... solche sogenannten "Zeugen" sind nicht minder gefährlich für die große unschuldige Mehrheit.

  8. 18.

    Ja ja, die "Zeugen" (alles wahrscheinlich "brave Bürger") outen sich als Denunzianten und sind wahrscheinlich noch stolz darauf. Aber wehe sie finden ein Strafzettel an ihrem fasch geparkten Auto!

  9. 17.

    Keine Gefahr mehr ? Bei der anderen Dame wurden div. Waffen bis hin zur Panzerfaust gefunden , was stimmt mit Ihnen nicht ???

  10. 16.

    Diverse Raubüberfälle mit Kriegswaffen und dadurch Schwerverletzte sind nicht so wichtig, was? Die Typen sind eine Gefahr, solange sie eine Waffe festhalten können.

  11. 15.

    In der Tat sehen dem "gealterten" Mann auf dem Fahndungsbild viele Männer auffallend ähnlich. Allein in meiner Wohn- u. Freizeitumgebung wären es vier. Wird sicher (leider) noch öfters passieren können, dass unschuldiger alter Herr, weiß, schlank, Brille, kurzhaarig grau, Gesichtsfalten, sich mehr als ausweisen wird müssen. Stressig.

  12. 14.

    Da werden die Redakteure dieser Zeitschriften wie "Bild "& "Welt " sehr traurig sein, gibt weniger Schlagzeilen als erhofft. Reicht aber trotzdem noch für viele Berichte nehme ich mal an.

  13. 13.

    Das Denunziantentum ist eine Unsitte, immer schon. Vielleicht hatte der Reisende einen wichtigen Termin, dringenden Familienbesuch oder wollte in die Ferien? Von Gefahr im Verzug kann 26Jahre nach RAF Auflösung keine Rede sein. Oder bestand der Verdacht es stünde 'the big Zugausraube' bevor? Hoffentlich kann der unschuldig Festgenommene gegen den "Melder" vorgehen.

  14. 12.

    Puh! Gut, dass ich heut nicht im ICE unterwegs war...

  15. 11.

    Alle Bahnreisend*innen mit Erkennungsmerkmal "alter Mann mit Brille" sollten sicherheitshalber die Terminierung nicht so eng legen, denn es könnte durchaus sein, dass man noch einen DNS-Test zwischenschieben muss :).

  16. 10.

    O Gott, mir tun vor allem die Männer leid, die da versehentlich festgenommen wurden!
    Man stelle sich vor, da stürmt ein GSG9-Kommando auf mich zu oder in meine Wohnung.
    Trotzdem schade, dass man keinem der beiden habhaft werden konnte bislang.

  17. 9.

    Ich hatte es schon gedacht... weil die super recognizer ja nicht zwangsweise alle zusammen in der Bahn durch Spandau fahren *sorry* also ich hätte im Zug niemanden erkannt. Die Bilder, die uns präsentiert wurden, wo man einem jüngeren Straftäter ne Altmännerbrille, Zahnlücke und zurückspringenden Haaransatz "aufmalt", sind da auch nicht dienlich. Jeder Promi kriegt "filtern" am Foto in insta besser hin als die Kripo. Herrje. Und am Hund erkennt man auch kein Herrchen. Oder könnt ihr alle Dackel und Schäferhunde voneinander unterscheiden? Für Öffentlichkeitsfahndung sind die Infos einfach viel zu dürftig, leider....

  18. 8.

    Ich rede von der menschlichen Psyche, ungeachtet irgendeiner Ideologie.
    Aber @Olaf hat dazu eine sehr gute Antwort geschrieben. Danke an dieser Stelle!

  19. 7.

    Sehn se, hätten die Täter mal Ihre Hinweise gelesen...

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