Lausitz - Warum viele Restaurants und Hotels dieses Jahr Sommerpause machen

Do 22.08.24 | 13:25 Uhr
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Restaurant, Stühle, Tische, geschlossen (Quelle: dpa/Schoening)
Audio: rbb24 Brandenburg Aktuell | 21.08.2024 | Phillipp Manske | Bild: dpa/Schoening

Ob Café, Restaurant oder Spreewaldhotel - einige Lausitzer Lokalitäten haben sich in diesem Jahr entschieden, eine Sommerpause einzulegen, mitten in der Hauptsaison. Wirtschaftlich ergibt das scheinbar wenig Sinn. Was treibt die Unternehmer dazu?

Wegen Urlaub geschlossen! In der Ferienzeit lassen in diesem Jahr in Cottbus und selbst der Touristenhochburg Spreewald einige Restaurants und Gaststätten ihre Türen vorübergehend zu - teilweise für ein paar Tage, aber auch für mehrere Wochen.

Geschlossen in der Hochsaison, diese Situation ist auch für den Präsidenten des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Brandenburg, Olaf Schöpe, "bemerkenswert" und nach seiner Wahrnehmung völlig neu. "Denn wir Spreewälder-Jungs haben immer dann unseren höchsten Betrieb, wenn die meisten Gäste da sind", sagt Schöpe, der selbst seit Jahren im Gastgewerbe mit eigenen Restaurants und Hotels ist.

Zu wenig Personal zum Öffnen

Allein in der Cottbuser Innenstadt sind oder waren in diesem Sommer mehrere Restaurants, ein Café und ein Imbiss zeitweise geschlossen. Das fällt auch der Kundschaft auf. "Für mich als Cottbuser, der gern auch in Cottbus verweilt und nicht nur im Ausland Ferien macht, ist es unangenehm, dass man seine gewohnten gastronomischen Einrichtungen nicht besuchen kann", sagt Christian Otto. Er sei auch "immer geschockt", wenn er sehe, wie lange die Läden geschlossen seien.

Gut drei Wochen ist es im Fall eines asiatisches Restaurants in der Innenstadt, ähnlich lang hat ein Café wenige Straßen weiter in bester Lage am Cottbuser Altmarkt zu. Es ist laut den Betreibern unfreiwillig geschlossen, zum ersten Mal überhaupt. Nach rbb-Informatione fehlt Personal.

Wenige Schritte weiter war kürzlich auch ein italienisches Restaurant wegen Betriebsferien vier Wochen geschlossen. Wenn einige vom Personal im Urlaub seien, würden die übrigen schlichtweg nicht ausreichen, um den Laden mit gleicher Qualität offen zu halten, sagte der Inhaber dem rbb.

Ganz in der Nähe gab es im Mittagslokal "Suppenstübchen" im Juli für zwei Wochen nichts zu essen. Unter den Beschäftigten ist es kein Geheimnis, dass es in benachbarten Gaststätten und Cafés ähnlich aussieht. "Ich kann mir das erklären, weil es im Moment zu wenig Personal gibt, sagt Mitarbeiterin Babett Müller und konkretisiert: "Zu wenig gutes Personal. Das ist das Problem."

Die Personaldecke sei dünn, bestätigt Inhaber Martin Grunewald. Deshalb sieht er in den Betriebsferien auch ein Mittel, um seine Beschäftigten zu halten. "Wirtschaftlich macht es eigentlich gar keinen Sinn, weil man seine Mitarbeiter trotzdem weiterbezahlen muss und weiter Stromkosten, Miete, Wasserkosten hat." Er mache es trotzdem, um "seinen Mitarbeitern und sich selbst einen Gefallen zu tun, um auch mal runterzukommen", sagt Grunewald.

Trend zu mehr Work-Life-Balance

Nicht nur Cottbuser Gastrobetriebe machen Urlaub, im Touristenhotspot Burg (Spree-Neiße) im Spreewald war mitten in der Saison sogar ein Hotel geschlossen, um den Mitarbeitern eine Pause zu ermöglichen.

Darin sieht Dehoga-Präsident Olaf Schöpe auch eine Erklärung für die Entwicklung hin zur Sommerpause im Gastgewerbe. "Ich glaube, der meiste Druck, der da ist, ist der, dass die Unternehmer ihre Mitarbeiter bei der Stange halten wollen." Viele hätten eine Familie. In den letzten Jahren sei die Work-Life-Balance eine andere geworden, so Schöpe. "Ich denke, dass man da seiner sozialen Verantwortung oftmals auch gerecht wird und sagt: Kommt, ich gönne euch auch mal in der Ferienzeit zwei Wochen Urlaub."

Schöpe geht auch davon aus, dass sich die Zeiten und damit auch die Herausforderungen in der Gastronomie verändert haben. Das habe während der Corona-Pandemie und der Zeit danach angefangen, sagt er. "Wir wissen alle selbst, dass die Mehrwertsteuer für Speisen wieder hochgegangen sind, dass die Lebensmittelpreise nach oben gegangen sind, dass wir höhere Energiekosten haben." Das alles führt laut Schöpe dazu, dass die Betriebe komplett anders rechnen müssen und die "Ertragslage für viele viel dünner" geworden ist, "auch wenn man das Gefühl hat, dass die Preise gestiegen sind."

Die Anspannung in der Gastronomie sei auf einem extrem hohen Level, so Suppenstübchen-Chef Martin Grunewald. Man wisse gerade nicht, wie die Entwicklung sein wird, sagt er. "Werden die Leute in drei, vier Jahren immer noch konsumieren? Geben sie noch das Geld aus, um in die Gastronomie zu gehen, um den Mittagstisch einzunehmen?" Grunewald geht davon aus, dass Schließzeiten während der Hochsaison im Sommer künftig noch mehr werden. Es könnte sein, dass sich Touristen und Einheimische daran gewöhnen müssen.

Mit Informationen von Aline Anders-Lepsch und Phillipp Manske.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.08.2024, 16:10 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Ja, die Preise sind zwar gefallen, aber wenn sie einen festen Vertrag haben, dann profitieren sie davon nicht.
    So geht es derzeit vielen Haushalten und Gewerbetreibenden.

  2. 23.

    Gas ist immer noch doppelt so teuer:

    https://www.ndr.de/nachrichten/info/Gaspreis-aktuell-wie-viel-kostet-Kilowattstunde,gaspreis142.html

    Ansonsten wird der Markt es schon regeln.

  3. 22.

    Na bei den ganzen Besuchen von Gaststätten sollte es eigentlich keine Probleme für die Gastro in Berlin und im südlichen Brandenburg geben.

  4. 21.

    "Aber wenn ich mit einer elitären Gutsherren-Attitüde aufs Land fahre so nach dem Motto, bedient mich mal alle ganz schnell und sofort, dann sollte man sich tatsächlich besser selbst die Stullen schmieren."
    Passt zwar nicht zu Gutsherren, aber dann machen Sie mal.
    P.S. In Gaststätten ist man "Gast". Kunde ist mann woanders.

  5. 20.

    Ich weiß nicht, warum die Gastronomen immer noch von gestiegenen Energiekosten reden. Die Preise für Strom und Gas sind doch längst wieder gefallen. Vielleicht versucht man einfach, sein eigenes Versagen anderen zuzuschieben?

  6. 19.

    Eine Freundin hatte eigentlich Hotelfach... gelernt, war aber mit dem "Arbeiten auf Abruf" nach wenigen Jahren ausgebrannt. Die Personaldecke in ihrem Ausbildungsbetrieb, der sie auch übernahm, war so dünn, dass ein Ausfall von 1...2 Kräften stets den Verzicht auf einen planmäßig freien Tag und verlängerte Schichtzeiten zur Folge hatte.

    Sie wechselte in eine Behördenkantine, kam damit auf ein 1-Schicht-System und eine 5-Tage-Woche. Dafür war das Geld knapp, es gab nur wenig mehr als den Mindestlohn. Das Ende fand die Kantine wegen Corona: Über Monate geschlossen, mit Außer-Haus-Verkauf kaum kostendeckend gearbeitet - letztlich Geschäftsaufgabe.

    Die Freundin ist jetzt wieder in einem Hotelrestaurant. Bezahlung überdurchschnittlich, in der Sommersaison aber kaum mehr als einen freien Tag alle 1,5 Wochen. Mehrarbeit geht aufs Stundenkonto: Das Restaurant schließt im November. An den Adventwochenenden und zum Jahreswechsel nochmal geöffnet. Urlaub gibt es auch nur in dieser Zeit.

  7. 18.

    Ganz einfach. Es ist immer Kappes, wenn man arbeiten soll/muss, wenn alle anderen frei haben. Es motiviert nicht, wenn die eigene Familie oder Freunde das Wochenende geniessen und man selber schaffen muss. Verständlich, dass man sich es dann anders überlegt und den Job wechselt. Geregelte Arbeitszeiten sind viel wert.

  8. 17.

    In Schweden sieht man in Gastronomie und Einzelhandel in den Sommerferien jede Menge Schüler und Studierende. Die freuen sich über Ferienjobs!

  9. 16.

    Es könnte ja auch sein, dass die Gastronomie Do teuer geworden ist, weil sie eben jetzt ein paar Sonderprofite einstreichen möchte. Deswegen kann man jetzt auch mal zumachen. Denn die Preise für Energie etc. geben die eklatanten Preiserhöhungen nicht her.

  10. 15.

    Warumsollte man sonst den 4 Spänner nehmen und ins Grüne fahren.Dahin wo die Wölfe heulen.
    Sarkasmus aus.
    Natürlich findet man auch hier eine bezahlbare Gastro,aber man muss sie suchen und das ist bei einem schönen Tag nicht unsere Intention,ehrlich Zufallsfund,der dann auch notiert wird.

  11. 14.

    Es ist nicht nur in der Lausitz ein (Personal?)-Problem.Wir waren für 10 Tage Fahrrad-Urlaub in der Prignitz.In Bad Wilsnack können die jungen Betreiber der Tourismus-Information das neu gestaltete schöne Café nicht bzw. nur eingeschränkt öffnen-wegen Personalmangel.In Wittenberge,Perleberg,Schloss Sigrön... das Gleiche.Wenn man dort aufmerksam schaut,es wird überall dringend nach (qualifiziertem) Personal/Azubis gesucht.Andererseits ist dort die Arbeitslosenquote ca. 8%. Das passt alles nicht

  12. 13.

    Kann ich bestätigen. Wir sind öfter im südlichen Brandenburg. Da gibt es, auch in so manchen Dörfern, wunderbare Gaststätten mit erschwinglichen Preisen. Qualitätsmässig den meisten Berliner Gaststätten weit überlegen.

  13. 12.

    Wie war doch gleich noch der Werbeslogan unseres Minipräsi für BB? "Da kannste nich merkern." oder son ähnlicher Quatsch. Der Herr sollte sich mal im Ländle umsehen bevor er für Tourimus wirbt. Mit solch mangelhafter Gastronomie wird das jedenfalls nichts.

  14. 11.

    Bislang habe ich in Brandenburg immer ein gutes, sauberes, bezahlbares und kundenfreundliches Restaurant gefunden.
    Man muss sich einfach ein bißchen umschauen.
    Aber wenn ich mit einer elitären Gutsherren-Attitüde aufs Land fahre so nach dem Motto, bedient mich mal alle ganz schnell und sofort, dann sollte man sich tatsächlich besser selbst die Stullen schmieren.

  15. 9.

    Warum dürfen Brandenburger nicht am Work-Life-Balance partizipieren?
    In meinem hippen Berliner Großstadtbezirk fahren auch viele im Sommer in den Urlaub.
    Verstehe nicht, warum flexible Arbeitszeitmodelle immer gefeiert und gefördert werden, und wenn diese dann in der Provinz oder in Urlaubsgegenden ankommen, wird das alles zum Problem hochgejazzt?

  16. 8.

    Wenn man es sich leisten kann in den Umsatzstärksten Monaten zu schließen ist das schon eine Hausnummer. Kann mich eigentlich nicht erinnern das in Wintersportorten im Januar oder Februar Hotels geschlossen waren.

  17. 7.

    Leider pflegen viele Wirte die Ruhezeit nicht bei Google ein.

  18. 6.

    Vielleicht sollten die mal ihre Preisliste überdenken, denn die Preise sind nicht mehr bezahlbar.

  19. 5.

    Wenn ein Geschäftsmodell nicht aufgeht, dann ist eben Schluss! Das mag schade sein, m.E. konsequent.

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