57 Meter hohe Aussichtsplattform - Turm der Garnisonkirche in Potsdam soll am 23. August eröffnen

Di 06.08.24 | 11:28 Uhr
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Blick in das Treppenhaus des Turms der Garnisonkirche Potsdam am 30.07.2024. (Quelle: Picture Alliance/Bernd von Jutrczenka)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 06.08.2024 | Material: S. Kleine & P. Pieper | Bild: Picture Alliance/Bernd von Jutrczenka

Nach langer Planung und viel Streit wird am 23. August der wieder errichtete Turm der Garnisonkirche in Potsdam eröffnet. Dann können Besucher erstmals von der 57 Meter hohen Aussichtsplattform einen Rundumblick genießen - über 365 Stufen oder mit dem Aufzug erreichbar.

Bevor der Turm samt Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich ist, wird der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Festakt einen Tag zuvor, am 22. August, erwartet. Das kündigte der Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, Pfarrer Jan Kingreen, am Dienstag an. Steinmeier ist auch Schirmherr für den Wiederaufbau.

Die ohne Turmspitze fast fertige Garnisonkirche bei sonnigem Wetter am 08.07.2024 über den Dächern der Wohn- und Geschäftshäuser am Lustgarten. (Quelle: Picture Alliance/Soeren Stache)
Belastete Vergangenheit: Die Kirche im Potsdamer Zentrum. | Bild: Picture Alliance/Soeren Stache

Kirche soll Ort für Friedensarbeit werden

Die Rekonstruktion der historischen Garnisonkirche - einst eine Militärkirche - ist seit Jahren in Deutschland umstritten. Kritiker sehen darin ein Symbol des Militarismus und einen Identifikationsort rechter Kräfte. Sie verweisen auf den historischen "Tag von Potsdam" im März 1933, als Reichspräsident Paul von Hindenburg vor der Garnisonkirche dem neuen Reichskanzler Hitler die Hand reichte.

Die evangelische Kirche will den Neubau der Garnisonkirche als Ort für Friedensarbeit und Demokratiebildung etablieren. Eine Ausstellung mit dem Titel "Glaube, Macht und Militär" soll sich kritisch mit der Geschichte und den politischen Entwicklungen befassen. Es gibt in dem Turm auch Seminarräume für Bildungsarbeit und eine Kapelle.

Eintritt für zwölf Euro

Tickets für die Eröffnung können bereits online gebucht werden, der Eintritt für den Turm kostet zwölf Euro für die Ausstellung und die Aussichtsplattform, das "Potsdam Panorama". Ermäßigt sind es sieben Euro. Auf die Besucherplattform passen maximal 60 Menschen gleichzeitig.

Die Baukosten, die laut Stiftung rund 42 Millionen Euro betragen, finanziert überwiegend der Bund. 30 Prozent der Summe seien durch Spenden zusammen gekommen, so die Stiftung. Eine Besonderheit: Jedermann kann für Ziegelsteine (100 Euro) und Treppenstufen (für 2.500 Euro und 5.000 Euro) spenden. Dafür können sich die Unterstützer etwa mit einem wichtigen Datum und Namen darauf verewigen.

Plan für das höchste Gebäude Potsdams

Ganz fertig ist der Turm aber noch nicht. Eine 30 Meter hohe Haube muss erst noch gefertigt werden. Sie soll laut Stiftungsvorstand 2026 auf das Bauwerk kommen - mit dann fast 90 Metern das höchste Gebäude Potsdams.

Gewissermaßen als Provisorium wirken auch die acht Turmfenster, die mit Plexiglas verschlossen sind. Eigentlich vorgesehene Holzlamellen seien für rund 300.000 Euro zunächst zu kostspielig, sagte Kingreen. Auch vom Wiederaufbau des Kirchenschiffs ist beim Stiftungsvorstand kaum noch die Rede.

Sendung: rbb24, 06.08.2024, 13 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Rabulistik. Schrieb jemand spitz und findig. Ob Klauberei des Wortes oder nicht... ich finde den Neubau ok. Ich mag auch den Ort mit Ruhe usw. In Potsdam. Rabula Palava.

  2. 15.

    "...sogar in Kirchtürmen, ohne dass ihnen das Alte abgesprochen wird."
    Ich bin der Letzte, der einem Kirchturm das Alter abspricht. :-) Höchstens einem Kirchturm, der völlig neu errichtet worden ist, nach außen so aussieht, als sei er der alte und nach innen ganz modern ist.
    Und der gar kein Kirchturm ist, weil er ja keine Kirche hat und auch nie haben wird. :-)))

  3. 14.

    Danke für Ihre Worte. Das musste mal gesagt werden und kann man so nur unterschreiben.
    Und dabei geht es ja längst nicht nur um diese Kirche: es geht auch um die Bewertungen anderer Bauwerke, auch und gerade in Berlin.

  4. 13.

    Falsch und das nicht zum ersten Mal. Es fällt doch auf, mit welcher Hartnäckigkeit Sie hier wiederholt Rabulistik betreiben. Es ist kein funktionales Bauwerk, das eine Stadtgesellschaft bräuchte, sondern unkritische Wiederbelebung des "Geists von Potsdam" - der demokratieverachtende, militaristische, monarchistische, dort von Anfang an Kriegstrophäen und sich über andere Nationen erhebende, Unterwürfigkeit gegenüber Staat und Kirche einfordernde Leitgedanke, der, in erschreckender Unterschiedslosigkeit zu den ursprünglichen Wiederaufbauvorschlägen eines historischen Nationalsozialisten Max Klaar, zelebriert wird. Es ist der architektonische Grundgedanke der Restauration, der ignoriert, dass es immer um mehr als Gebäude, Sichtachsen etc. geht. Restauration meint Verehrung, Überhöhung, anstelle von distanzierter Kritik. So kommen Sie also heute dazu, als Hobby-Geschichtswissenschaftler, sich einmal den berechtigten Vorwurf der Geschichtsvergessenheit anhören zu müssen.

  5. 12.

    Vielleicht richten Sie Ihre Kritik gegen Bauten einer überbordenden Straßeninfrastruktur, die nach immer kürzerer Zeit bereits wieder abgenutzt ist, sodass die Entwertung des fin. Einsatzes in immer schnelleren Zyklen passiert - mit zunehmender Tendenz, weil ja durch Ausbauvorhaben ständig neue Einladungen bezüglich der Warenverschiebung ausgesprochen werden.

    Derartige Bauten, auch bei Rekonstruktionen, knüpfen an jahrhundertealte, stadtbildprägende Bestandsbauten an: Venedig ohne Markusturm und Rialtobrücke ist nicht Venedig, Prag ohne Karlsbrücke und Hradschin nicht Prag, Budapest ohne Parlament und Kettenbrücke nicht Budapest und Lissabon ohne Sè-Kathedrale und Commercio nicht Lissabon.

    Das können Sie "runterbrechen" bis in die kleinste Ortschaft. Gebäude, die für 30 J. konzipiert sind, schaffen das nicht.
    Disney ist das unzusammenhängende Nebeneinanderstellen von Bauten, die mit dem Ort nichts zu tun haben. Hier geht es um SPEZIFISCHE stadtbildprägende Komposition.

  6. 11.

    Der neu errichtete Turm ist in Ziegelbauweise errichtet worden wie der alte. Das heißt aber nicht, dass alle alten Utensilien auch im Inneren zum Tragen kommen müssten. So ist bspw. ein Fahrstuhl drin. Das finden Sie übrigens auch in alten Kirchen, in Gemeindehäusern und vereinzelt sogar in Kirchtürmen, ohne dass ihnen das Alte abgesprochen wird.

  7. 10.

    Das können Sie gerne tun. So "tickt" die Gesellschaft - mit ganz wenigen und rühmlichen Ausnehmen. Die Stiftung Garnisonkirche ist eine davon.

  8. 9.

    Erinnerung und Museen sind wichtig. Aber müssen wir als Gesellschaft und Staat dafür Millionen für Gebäude Nachbauten ausgeben? Wir haben eine enorme t und teils marode Schulen. Die Jugendhilfe ist personell am Rande, die Infrastruktur im Land bröckelt. Vor diesem Hintergrund sehe ich solche Disneyland Kulissen sehr kritisch. Ist nicht so als gäbe es nicht genug Orte wo auch so eine Ausstellung hätte etablieren werden können. Aber Kirche oder Schloss sind halt schönere PR als ne olle Schule

  9. 8.

    "Leider ist von der Landeskirche auch keine vernünftige Aussage zu erhalten, immerhin stand dort mal eine Kirche."
    Vermutlich ist die Zahl der Gläubigen in der Potsdamer Innenstadt nicht derartig hoch, dass der Bau einer weiteren Kirche zwingend nötig wäre... :-)

  10. 7.

    Ich glaube auch nicht, dass jemals das Kirchenschiff gebaut werden wird. Die Altkommunisten werden das Rechenzentrum mit Klauen und Zähnen verteidigen und die Kirche hat auch schlicht nicht das Geld. Die Spendenbereitschaft war schon beim Turm überschaubar, so dass trotz gegenteiliger Zusagen am Ende doch Steuergelder fließen mussten. Diesen Bau hat außer ein paar Nostalgikern niemand wirklich vermisst, nicht einmal die Kirche selbst so richtig. Brandenburg hat schon genügend Kirchen, viele davon mit hohem Sanierungsbedarf, aber immer weniger Mitglieder. Deshalb wurde der Turm ja auch explizit nicht als Wiederaufbau der Kirche deklariert sondern als Begegnungsstätte und Landmarke. Nur passt die Umgebung nicht mehr so recht dazu. Das Foto ist ja aus der einzigen Perspektive geschossen, aus der das nicht auffällt.

  11. 6.

    Da ist nichts "wiedererrichtet". Das ist ein neugebauter, moderner Turm, der von außen so aussieht wie der alte. Zeigt ja das Foto von innen...

  12. 5.

    "Ich finde es bedenklich, dass Sie jedermann für käuflich halten, wenn nur der Preis hoch genug ist." Wenn man mal ehrlich ist: Jeder ist käuflich, es kommt nur auf den Preis an.

  13. 4.

    Ob der Zoff kleiner wäre, wenn dort statt des Turms ein riesiges Hammer & Zirkel-Symbol stünde?

  14. 3.

    Das Kirchenschiff wird wohl nicht entstehen, die Feinde es alten Preußen werden jedes Mittel nutzen um das zu verhindern.

    Leider ist von der Landeskirche auch keine vernünftige Aussage zu erhalten, immerhin stand dort mal eine Kirche.

    Das tausendjährige Reich ist dagegen kein Argument, das Nazi-Regime hat sich für diese Kirche nie interessiert und ist nur einmal instrumentalisiert worden.

  15. 1.

    In einer Demokratie ist nahezu nichts unumstritten und deshalb liegt dem gemachten Vorwurf immer ein gewisser "Beigeschmack" zugrunde, dass Demokratie doch eigentlich anders laufen müsste: Alsbaldige Abstimmungen über Dieses, Jenes u. noch was Anderes, gleich, ob es Kirchen sind, Bauvorhaben des Hoch- u. Tiefbaus, auch zum alsbaldigem Ende eines Streits.

    Solange ein Teil der Aktiven nicht mitbekommen hat, dass nicht mehr ein gewisser Max Klaar - ein Antikommunist, wie er im Buche steht -, die Regie führt, sondern Vertreter der Ev. Kirche, solange sich nicht die Tatsache rumgesprochen hat, dass einer der Vorlagengeber des Versöhnungszentrums einer der Inspiratoren im House of One in Berlin ist - dem Lehr- und Gebetshaus der drei großen Weltreligionen - solange wird der Streit immer wieder ins Unsachliche abdriften.

    Übrigens möchte ich Denjenigen sehen, der für seine eigene Überzeugung auf einen zweistelligen Millionenbetrag verzichtet, den Geldern Klaars.

    Glückwunsch!

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