Revitalisierung von Gewässern - Wo kein Wasser, da kein Leben

Fr 09.08.24 | 16:47 Uhr | Von Riccardo Wittig
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Trockene Wasserfläche in der Uckermark. Bild: rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 09.08.2024 | Riccardo Wittig | Bild: rbb

In der Uckermark werden aktuell Millionen Euro ausgegeben, um Kleinstgewässer zu revitalisieren. Viele davon trockneten aus oder standen kurz davor. Nun kann neues Leben im Wasser entstehen. Von Riccardo Wittig

Am Dorfrand von Luckow (Uckermark) ist ein ganzer Dorfteich verschwunden. Der Landschaftsplaner Hermann Wiesing ist dorthin unterwegs, wo noch vor sechs Jahren Wasser war. "Dann kamen die Trockenjahre und das Gewässer trocknete sukzessiv aus. Jetzt hat sich Rohrkolben, Schilf und Weiden innerhalb des Gewässers gebildet", sagt er.

Zwar regne es jetzt mehr, aber die Verdunstung habe sich entsprechend erhöht, sagt Wiesing. "Der Verlandungsprozess, der eigentlich über Hunderte, Tausende Jahre geht, ist in fünf Jahren passiert."

Der Landschaftsplaner will den Dorfteich wiederbeleben und neuen Lebensraum für gefährdete Amphibien schaffen. Seit 25 Jahren rettet er solche Kleinstgewässer, wie er sagt. Im Blick hat er die Rotbauchunke, auch Feuerkröte genannt, eine streng geschützte Tierart.

"Die war auch noch vor drei, vier Jahren zu hören. Jetzt im Schilf ist sie nicht mehr da", sagt Wiesing. "Sie hat aber eine Chance wiederzukommen, wenn eine offene Wasserfläche da ist." Hier sollen im Oktober die Bagger anrollen, damit ein weiteres Biotop wiederbelebt werden kann.

Kleiner See bei einem Dorf in der Uckermark. Bild: rbb
Kleiner See bei einem Dorf in der Uckermark. Bild: rbb | Bild: rbb

Viele Kleinstgewässer trockneten aus

Fast 400.000 Euro stehen zur Wiederherstellung des Dorfteiches zur Verfügung. Das Geld kommt als Ausgleich für den Bau neuer Windkraftanlagen aus dem Naturschutzfonds Brandenburg. Allein in der Uckermark fließen aktuell nach Angaben der Stiftung Naturschutzfonds 2,8 Millionen Euro. Damit sollen Kleinstgewässer und sogenannte Feldsölle – Feuchtgebiete, die während der Eiszeit entstanden – revitalisiert werden.

Diese Gewässer fielen im vorigen Jahrhundert der Melioration zum Opfer: Um Ackerboden zu gewinnen, wurden damals viele umgepflügt oder einfach trockengelegt. Auch die vergangenen sehr heißen Jahre haben die Kleinstgewässer austrocknen lassen. Heute schätzt man sie als Biotope als wichtige Laichgewässer verschiedener Amphibien, aber auch als Brutplatz etlicher Vogelarten.

"Es ist ein Lebensraum für viele Tiere"

Nicht weit von Luckow drohte ein weiterer Teich auszutrocknen. Vor zwei Jahren wurde ausgebaggert, was oft für die Rettung eines Teiches reicht. "Wir hätten nicht gedacht, dass dieser See, der kurz vorm Vertrocknen war, wieder Wasser ansammelt", sagt Frank Gotzmann (parteilos), Amtsdirektor in Gartz/Oder. "Es ist ein Lebensraum für viele Tiere, aber es ist auch wichtig, dass es uns gelingt, immer wieder das Wasser in der Landschaft zu halten."

Nur wenige Dörfer weiter, in Hohenreinkendorf, ist ein anderer Teich saniert worden. Und das soll nur der Anfang sein: Ortsvorsteher und Landwirt Gernot Wedewardt (parteilos) will nach eigenen Angaben allein auf den Flächen des Dorfes 26 Feldsölle wiederbeleben.

Ganz aktuell wurde am Dorfrand der Bleichsee saniert. Vor der Sanierung war er ausgetrocknet und mit Vegetation bedeckt. Im vergangenen Jahr wurde er entschlammt. Jetzt füllt sich der See wieder mit Wasser. Und bald wohl mit neuem Leben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.08.2024, 14:30 Uhr

Beitrag von Riccardo Wittig

14 Kommentare

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  1. 14.

    Neben den Bezirken Potsdam und Frankfurt (Oder) ist auch der Bezirk Cottbus zu Brandenburg gehörig, also damit auch der Spreewald und viele Restlöcher mit all ihren alten Problemen und den neu geschaffenen.

  2. 13.

    Manches war in der DDR ja auch besser, z.B. was den Zustand von Natur und Landschaft angeht. So sind etwa die Bestände vieler Arten, die in Brandenburg (damals Bezirke Potsdam und Frankfurt) damals zwar nicht häufig, aber doch regelmäßig nachweisbar waren, an den 90er Jahren regelrecht zusammengebrochen, Gewässer mit ehemals guter Wasserqualität und wurden durch Gewerbeansiedlung oder Fischbesatz entwertet, Freiflächen nach Belieben finanzkräftigen Investoren überlassen, die Wälder privatisiert etc. etc..

  3. 12.

    Gute Sache, jedes wiederhergestellte Klein/Kleinstgewässer hilft der Umwelt/Natur/Klima.
    Schade, das es immer am Geld mangelt, für solch nützliche Projekte.

  4. 11.

    Was ist Natur / Umwelt -Schutz?
    An diesem Beispiel zeigt sich die ganze Schönheit der Natur bzw was fehlt wenn ein Mosaik Stein fehlt. Ob,was und in welchem Umfang die Aktion der Eltern bzw Großeltern- Generationen korrigiert werden soll, kann, muss, zeigt sich. Die Zuweisung der Versäumnisse führt nicht zum Ziel.
    Die lokalen und regionalen verankerten Personen werden tätig, dass ist gut so. Jetzt fehlt nur das Geld aus Potsdam, Berlin bzw. BRÜSSEL. Erhalten wir unsere knappen Ressourcen für die Kinder und Enkel- Generationen.

  5. 10.

    Riesige LPG,s mit übergroßen Traktoren und Landmaschinen waren und sind angesagt.
    Jede Windschutzhecke, Jede Baumgruppe, Jedes Klein-und Kleinstgewässer war und ist störend.
    Monokulturen, so weit das Auge reicht und Alles andere würde abgeholzt und jedes Gewässer wurde und wird ausgetrocknet.
    Hauptsache, der Geldbeutel der Agrarindustrie, wird immer voller, Viele Grüße.

  6. 9.

    Zu DDR-Zeiten bis in die 90er war die ostdeutsche Agrarlandschaft noch deutlich Artenreicher als im Westen"

    Ist schon erstaunlich-liest man immer häufiger. In der DDr war alles besser. Letzthin erst das Transportwesen/Reichsbahn, jetzt also die umweltschonende Agrarwirtschaft.
    Das die Autoentwicklung dem Westen um Längen vorauswar ist auch eine Binse, die man uns alle Jahre mal wieder auf die Nase bindet. (Da hat nur das böse Politbüro verhindert, das die dollen DDR-Entwicklungen auf die Straße kamen.)

    Man wartet jetzt nur darauf, das die Chemieschwaden und Luftverpestungen künftig als Tarnmaßnahmen verkauft werden, um dem Westen das ausspionieren der innovativste und produktivsten Industrie weltweit zu erschweren.

  7. 8.

    War im Westen mit der Flurbereinigung doch eher schlimmer. Große Schläge ohne strukturierende Elemente. Zu DDR-Zeiten bis in die 90er war die ostdeutsche Agrarlandschaft noch deutlich Artenreicher als im Westen, seither hat sich auch hier vieles zum schlechteren gewandt. Besonders schlimm dann die großflächige Überbauung mit PV- und WK-Anlagen und eine gnadenlose Intensivierung auf dem Rest der Fläche.

  8. 7.

    Der Arbeiter- und Bauernstaat hat mit allen Kräften genau diese Misere durch die LPGen herbei geführt.
    Kolchosen ohne Störungen in der Fläche war angesagt, maximaler Ertrag gefordert.
    Und plötzlich die Revilalisierung von Gewässern...

  9. 6.

    Die Bildunterschrift des Titelbildes wurde nun korrigiert bzw. komplett entfernt. Daher hat sich mein erster Kommentar erübrigt.

  10. 5.

    Jede Senke jedes Loch jeder Graben, ohne Wasser kein Leben. Die Zukunft wird uns lehren das jeder Tropfen davon kostbar ist, auch wenn es manchmal zuviel davon ist. Es kommen auch wider andere Zeiten, wo es uns fehlen wird. Das Wasser was einmal weg ist, kommt kein zweites mal zurück.

  11. 3.

    Sehr gute Aktion! Es wird Zeit.. auch Moore sollten in Angriff genommen werden! Die schrumpfende Bevölkerung braucht nicht "mehr Land" oder Landwirtschaft, sie braucht lebendige Natur!

  12. 2.

    "Frosch in einem Gewässer in der Uckermark" - da muss man aber schon arg doll ins Foto zoomen, um den Frosch entdecken zu können. Aber ein passendes Bild zum Text.

  13. 1.

    Oh, es geht aufwärts! Endlich mal eine gute Nachricht!!! Das läßt hoffen und ich bedanke mich für das Engagement!

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