Fischsterben - Polen kämpft gegen Ausbreitung der giftigen Goldalge – auch mit chemischen Mitteln

Mo 19.08.24 | 17:25 Uhr
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11.06.2024, Brandenburg, Frankfurt (Oder): Zwei große tote Fische von etwa 50 Zentimetern Länge treiben an der Wasseroberfläche im Winterhafen. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.08.2024 | Martin Adam | Bild: dpa/Patrick Pleul

Wasserstoffperoxid soll Teil der Lösung sein: In Polen versuchen die Behörden, damit die giftige Goldalge einzudämmen. In Nebengewässern der Oder wurden viele Tonnen toter Fische gefunden. Die Oder selbst ist bisher nicht betroffen.

Die polnischen Behörden gehen aktuell hart gegen die toxische Goldalge vor, um ein erneutes massenhaftes Fischsterben in den Gewässern rund um die Oder zu vermeiden. Nach dem Fund von Tonnen verendeter Fische in den vergangenen Wochen in Nebengewässern des Grenzflusses versuchen sie, die Blüte der Alge mit Chemie einzudämmen.

Die polnische Umweltministerin Paulina Hennig-Kloska schaute sich am Wochenende den Gegenschlag in der Nähe des Gleiwitzer Kanals an. Dieser erfolgt mit Wasserstoffperoxid, einem Stoff, die bereits im vergangenen Jahr an zwei Schleusen mit einer Konzentration von 20 Milligramm pro Liter eingesetzt wurde. "Wir haben den Zufluss des Wassers mit Goldalgen in die Oder gestoppt. Das ist möglich, dank eines Experiments am Fluss Kłodnica, das die Goldalge zu 95 bis 99% neutralisiert hat", sagte die Ministerin und zeigte sich optimistisch.

Hohe Konzentrationen der Goldalge gemessen

Die Kłodnica ist ein kleiner Nebenfluss des Gleiwitzer Kanals, der wiederum in die Oder mündet. Im Kanal sind schon seit dem späten Frühjahr gefährlich hohe Konzentrationen der Goldalge gemessen worden. Jetzt befindet sie sich in der zweiten Blüte und Polen erlebt erneut ein Fischsterben. Diesmal nicht in der Oder, sondern bisher im Kanal und dem daran angeschlossenen Stausee Dzierżno Duże.

"Das Wasser ist durch Industriegewässer verunreinigt und versalzt. Dort wurden vor Kurzen große Mengen toter Fische herausgefischt", sagte Hubert Różyk, der Sprecher des Umweltministeriums. "Die Situation ist inzwischen unter Kontrolle, weil der Algenherd im Dzierżno-Staubecken gehalten wurde."

100 Tonnen toter Fische seit Anfang August

Bereits im Sommer 2022 war es in der Oder zu einem massenhaften Fischsterben gekommen. Experten in Deutschland und Polen kamen zu dem Schluss, dass höchstwahrscheinlich die toxische Wirkung einer Blüte der giftigen Goldalge Primnesium parvum den Tod der Fische verursacht hatte. Im vergangenen Sommer wurde im Gleiwitzer Kanal, der die Großstadt Gliwice mit der Oder verbindet, eine große Menge toter Fische geborgen. Die Behörden ordneten eine Anreicherung des Wassers mit Sauerstoff an.

Doch die Goldalge ist noch da. Denn die Sommer sind heiß und die polnische Industrie, vor allem die Bergwerke, leiten weiter salzhaltige Abwasser ein, in dem sich die Alge wohlfühlt. Allein aus dem Dzierżno-Stausee wurden seit Anfang August gut 100 Tonnen toter Fische geborgen. Seit dem 13. August realisiere das Umweltministerium eines der Experimente zur Bekämpfung der Goldalge auf dem Fluss Kłodnica, sagte Sprecher Różyk. "Wir nutzen dabei Wasserstoffperoxid in einer Konzentration, die für andere Lebewesen im Fluss neutral ist, die aber die Goldalge neutralisiert." Die Ergebnisse seien vielversprechend - zumindest im Versuchsrahmen.

Umweltschutzer kritisieren Salzeinleitungen

Deutlich weniger euphorisch zeigt sich Katarzyna Bilewska, Sprecherin der Umweltschutzorganisation Greenpeace in Polen. "Wasserstoffperoxid in Flüsse und Seen zu leiten ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Das bringt keine langfristigen Ergebnisse", sagte Bilewska. "Die Katastrophe dauert seit zwei Jahren an. Sie ist nicht beendet, weil sie Folge dessen ist, dass Bergwerke salzige Abwasser in die Zuflüsse der Oder leiten."

Mit Chemie werde man kein ganzes Ökosystem retten können, so Bilewska weiter. Doch auch Umweltministerin Hennig-Kloska sieht Wasserstoffperoxid nicht als langfristige Lösung. Da brauche es eher eine Entsalzungsanlage. Nur wann und wo, das ist noch unklar. Die Oder wird also vorerst nicht durch Chemie oder Entsalzung geschützt, sondern indem das giftige Wasser im Gleiwitzer Kanal zurückgehalten wird. Die Fische sterben, nur eben an anderer Stelle.

Mit Material von Martin Adam

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.08.2024, 15:40 Uhr

34 Kommentare

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  1. 34.

    Verstehe. Die polnische Salzlakeverklappung als gutes Brackwasser für die Goldalge die ihrerseits dann toxisch auf die Kiemenatmer wirkt, wird hier natürlich ständig mit fadenscheinigen Argumenten abgestritten und die üblichen Wahrscheinlichkeiten als Irrtum postuliert.
    Aber wenn Polen mal so eben Wasserstoffperoxid in die polnischen Nebenarme der Oder einleitet, dann fabuliert man hier von ausreichender Kommunikation und womöglich „wissenschaftlicher Expertise“.
    Ist ja wohl nur noch komplett lächerlich.

  2. 33.

    "... dass andere Länder anders vorgehen."? Nee, das ist eigentlich inakzeptabel, erst salzhaltige Abwässer einleiten und dann entsalzen wollen. Das könnten die Polen einfacher und mit weniger Umweltschäden haben: Und zwar wenn alle der ca. 20 Steinkohlegruben das abgepumpte Grundwasser vor dem Einleiten in den Fluss entsalzen würden. Das ist nämlich die Ursache für den erhöhten Salzgehalt der Oder. Aber Bergbau und Umweltschutz? Siehe Leag in Brandenburg!

  3. 31.

    Übergangs“LÖSUNG“???

    Zitat DLF:
    „Wasserstoffperoxid unterscheidet nicht zwischen Goldalge und anderen Lebewesen, warnt Jan Köhler vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).“

  4. 30.

    Ideologische Debatte. Polen plant eine Entsalzung. Akzeptieren Sie doch mal, dass andere Länder anders vorgehen.

  5. 29.

    Polen weiß das und plant doch schon alles: „ Da brauche es eher eine Entsalzungsanlage. Nur wann und wo, das ist noch unklar. “ Bei uns dauert auch alles länger ….

  6. 28.

    Ihnen ist schon klar, dass diese „Übergangslösung“ mit dem Einsatz der Atombombe vergleichbar ist? Das heißt die Goldalge krepiert, aber das restliche Habitat, wenn es nicht sowieso schon ausgerottet wurde, ebenfalls. Es passiert in der Konzentration nicht direkt in der Oder, also sind unser Biotop vorerst nicht direkt betroffen, aber als Übergangs-„Lösung“ würde ich das nicht bezeichnen.

    „Wasserstoffperoxid unterscheidet nicht zwischen Goldalge und anderen Lebewesen, warnt Jan Köhler vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).“

  7. 27.

    Polen hat weder eine Lösung, noch eine Endlösung! Im Gegenteil, die wollen die Oder tiefer ausbaggern, was die Selbstreinigungskraft des Flusses verringern wird.
    Zitat geo.de: "Eine direkte Bekämpfung der Algen mit Chemikalien wie Wasserstoffperoxid und Eisenchlorid, wie sie in Polen getestet wurde, sieht das IGB (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei)skeptisch. Eine nachhaltige Wirkung sei damit nicht erreicht – zumal die erforderlichen Chemikalienmengen negative Nebenwirkungen auf andere Wasserorganismen hätten."

  8. 26.

    Daher ist eine Entsalzung geplant. Bis dahin muss ja eine Übergangslösung her. Und da hat Polen nun end Lösung.

  9. 25.

    Polen bekämpft nicht die Ursache! Die doktern bloß an den Symptomen herum. Um das Wachstum der Goldalgen zu verhinderrn, darf kein salz- und nährstoffhaltiges Abwasser in die Oder eingeleitet werden. Das scheint in Polen aber immer noch der Fall zu sein, wenn in den Nebengewässern wieder ein Fischsterben eingesetzt hat.

  10. 24.

    Ach und deswegen gibts ausschließlich im rückgestauten mit Salzlake verklappten Gleiwitzer Kanal die Goldalge und das Fischsterben?!
    Ach und deswegen wollen die Polen H2O2 in den Gleiwitzer Kanal einleiten?!
    Ach und deswegen will Polen zukünftig Entsalzungsanlagen installieren?!

    Sind die Polen also blöde; denn das müssten sie ja zweifelsfrei nach ihrer Auffassung sein!

  11. 23.

    Gut, dass Polen so vorgeht und nicht tatenlos zuschaut. Sie bekämpfen die Alge und damit die Gefahr für die Fische. Und Erfolge sind offensichtlich kurzfristig erreichbar.

  12. 22.

    Aus diesem Wikepediaeintrag zur Katastrophe 2022 folgt

    „ Nachdem die Ursache längere Zeit unklar blieb, gilt inzwischen eine Algenblüte, die durch das Einleiten von salzhaltigen Industrieabwässern in den Fluss auf polnischer Seite ermöglicht wurde, als die wahrscheinliche Ursache der Katastrophe.“

    Was verstehst Du nicht unter“wahrscheinlich“? Erwiesen ist nichts. Dje Hypothesen konnten nie belegt werden

  13. 21.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Umweltkatastrophe_in_der_Oder_2022

    Wir haben das nun wirklich x-mal debattiert. Wie sie sehen, findet das Fischsterben ausschließlich auf polnischer Seite statt.
    Ne Idee warum das so ist?!

  14. 20.

    Die werden Ihnen die Leute hier nicht liefern. Polen sind bei Deutschen immer die Bösewichte.

  15. 18.

    Wie wäre es mal mit Algen-Ernte? Kann man Algen essen? Wenn ja, schmecken die?

  16. 17.

    Beim Mensch stirbt durch zuviel H2O2 als erstes das Hirn ab! Deshalb sollte man vorsichtig sein.

  17. 16.

    Fische sterben halt eben, früher oder später. Normal, oder?

    Werden die tote Leichen normalerweise von anderen Fischen verzehrt?

  18. 15.

    Das die polnische Seite da nichts gestellt und auch die Arbeit blockt dürfte Ihnen doch wohl auch einleuchten.

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