Naemi-Wilke-Stift - Gubener Krankenhaus ist insolvent
Das Naemi-Wilke-Stift, das Gubener Krankenhaus, ist insolvent. Das Verfahren soll in Eigenregie ablaufen, das Krankenhaus spricht von Umstrukturierungen anlässlich der geplanten Krankenhausreform. Patienten sollen weiterhin behandelt werden.
- Das Naemi-Wilke-Stift in Guben befindet sich in einem Insolvenzverfahren
- Nach eigenen Angaben ist das Krankenhaus nicht pleite, das Verfahren soll lediglich Umstrukturierungsmaßnahmen wirtschaftlich absichern
- Das Wilke-Stift stellt sich auf die geplante Krankenhausreform ein und will sich stärker spezialisieren
- Die Versorgung der Patienten und die Gehaltszahlungen seien abgesichert
Das Naemi-Wilke-Stift, das Krankenhaus in Guben (Spree-Neiße), ist insolvent. Das teilte das Haus am Mittwoch auf seiner Internetseite mit. Laut Mitteilung will das Krankehaus das Verfahren in Eigenverwaltung durchlaufen. Dabei übernimmt üblicherweise die Geschäftsführung die Rolle des Insolvenzverwalters. Unterstützt wird das Wilke-Stift durch eine Anwaltskanzlei.
Nach eigenen Angaben ist das Insolvenzverfahren ein wichtiger Schritt in der Umstrukturierung des Krankenhauses. Die Versorgung der Patienten solle nicht gefährdet sein. Auch "pleite" sei das Haus nicht, wie es am Donnerstag auf rbb-Nachfrage hieß. Das Eigenverwaltungsverfahren soll viel mehr die Umstrukturierung wirtschaftlich absichern und dafür sorgen, dass das Haus in Gänze und mit allen Stationen erhalten bleibt.
Stiftung soll vom Krankenhausbetrieb getrennt werden
Laut Wilke-Stift ist beim zuständigen Amtsgericht Cottbus bereits am Dienstag ein Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren gestellt worden. "Ziel des Eigenverwaltungsverfahrens ist die Umstrukturierung des Stifts zur Vorbereitung auf die Krankenhausreform", wie es in der Mitteilung heißt. Aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen in der gesamten deutschen Krankenhauslandschaft würden ein Arbeiten in Netzwerken und Verbünden erfordern, daher müsse sich das Krankenhaus als Unternehmen neu aufstellen.
Im Wilke-Stift sind das Krankenhaus an sich und eine zugehörige Stiftung in einer gemeinsamen Struktur verbunden, nun soll die Stiftung in den Hintergrund treten. Das soll die Arbeit in Netzwerken und Verbünden erleichtern.
Kritik kommt vom Krankenhaus, weil ein geplanter Tranformationsfonds des Bundes für Krankenhäuser erst 2026 geplant ist. "Die krankenhaus- und landesseits geforderte Übergangsfinanzierung des Bundes kommt nicht oder zu spät", heißt es in der Mitteilung.
Dank an Landesregierung, Standort bleibt
Auf den Krankenhausbetrieb soll das Eigenverwaltungsverfahren keine Auswirkungen haben. Die Patienten würden weiterhin regulär versorgt, Löhne und Gehälter seien durch das Insolvenzgeld sichergestellt.
Wie der Verwaltungsdirektor der Stiftung, Andreas Mogwitz, mitteilte, habe sich das Wilke-Stift bereits nach der Corona-Pandemie so umgestellt, dass es schon jetzt das passende Profil für den Betrieb nach der Krankenhausreform hat. Das "Brandenburgpaket" der Landesregierung habe dabei geholfen. Mogwitz äußerte sich dankbar für die Standortzusagen durch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Gesunheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). "Ohne diese Gewissheit und diese konkrete Finanzhilfe wäre auch die bisherige Entwicklung nicht möglich gewesen. Es ist gut zu wissen, dass das Land weiter zum Standort steht", so Mogwitz.
Krankenhaus sieht Verfahren als "Abrundung"
Das Wilke-Stift versucht das Eigenverwaltungsverfahren positiv darzustellen. Für das Krankenhaus stellt das Insolvenzverfahren nach eigenen Angaben eine "Abrundung" eines dreijährigen Entwicklungsprozesses dar. Das Wilke-Stift habe sich zuletzt mehr spezialisiert und sich so auf die Krankenhausreform eingestellt, die unter anderem eine größere Spezialisierung kleiner Krankenhäuser vorsieht.
"Viele Städte mit vergleichbarer Einwohnerzahl haben kein Krankenhaus mehr oder es droht der Verlust", lässt sich Gubens Bürgermeister Fred Mahro (CDU) zitieren. "Durch die Umstellung auf ein überregionales und komplexes Versorgungsprofil profitieren wir schon heute von den Spezialangeboten und können dadurch eine lokale Grundversorgung weiterhin anbieten", so der Bürgermeister weiter.
Neben der stärkeren Spezialisierung sollen auch mehr Behandlungen ambulant angeboten und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Zudem hält das Wilke-Stift an seiner Planung fest, ein europäisches Gesundheitszentrum in der polnischen Nachbarstadt Gubin aufzubauen. Das soll frühestens im kommenden Jahr an den Start gehen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.09.2024, 14:00 Uhr