Naemi-Wilke-Stift - Gubener Krankenhaus ist insolvent

Do 05.09.24 | 11:13 Uhr
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Das Krankenhaus Naemi-Wilke-Stift in Guben, Brandenburg. (Quelle: Archiv Naëmi-Wilke-Stift/R. Müller)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.09.2024 | Aline Anders-Lepsch | Bild: Archiv Naëmi-Wilke-Stift/R. Müller

Das Naemi-Wilke-Stift, das Gubener Krankenhaus, ist insolvent. Das Verfahren soll in Eigenregie ablaufen, das Krankenhaus spricht von Umstrukturierungen anlässlich der geplanten Krankenhausreform. Patienten sollen weiterhin behandelt werden.

  • Das Naemi-Wilke-Stift in Guben befindet sich in einem Insolvenzverfahren
  • Nach eigenen Angaben ist das Krankenhaus nicht pleite, das Verfahren soll lediglich Umstrukturierungsmaßnahmen wirtschaftlich absichern
  • Das Wilke-Stift stellt sich auf die geplante Krankenhausreform ein und will sich stärker spezialisieren
  • Die Versorgung der Patienten und die Gehaltszahlungen seien abgesichert

Das Naemi-Wilke-Stift, das Krankenhaus in Guben (Spree-Neiße), ist insolvent. Das teilte das Haus am Mittwoch auf seiner Internetseite mit. Laut Mitteilung will das Krankehaus das Verfahren in Eigenverwaltung durchlaufen. Dabei übernimmt üblicherweise die Geschäftsführung die Rolle des Insolvenzverwalters. Unterstützt wird das Wilke-Stift durch eine Anwaltskanzlei.

Nach eigenen Angaben ist das Insolvenzverfahren ein wichtiger Schritt in der Umstrukturierung des Krankenhauses. Die Versorgung der Patienten solle nicht gefährdet sein. Auch "pleite" sei das Haus nicht, wie es am Donnerstag auf rbb-Nachfrage hieß. Das Eigenverwaltungsverfahren soll viel mehr die Umstrukturierung wirtschaftlich absichern und dafür sorgen, dass das Haus in Gänze und mit allen Stationen erhalten bleibt.

Stiftung soll vom Krankenhausbetrieb getrennt werden

Laut Wilke-Stift ist beim zuständigen Amtsgericht Cottbus bereits am Dienstag ein Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren gestellt worden. "Ziel des Eigenverwaltungsverfahrens ist die Umstrukturierung des Stifts zur Vorbereitung auf die Krankenhausreform", wie es in der Mitteilung heißt. Aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen in der gesamten deutschen Krankenhauslandschaft würden ein Arbeiten in Netzwerken und Verbünden erfordern, daher müsse sich das Krankenhaus als Unternehmen neu aufstellen.

Im Wilke-Stift sind das Krankenhaus an sich und eine zugehörige Stiftung in einer gemeinsamen Struktur verbunden, nun soll die Stiftung in den Hintergrund treten. Das soll die Arbeit in Netzwerken und Verbünden erleichtern.

Kritik kommt vom Krankenhaus, weil ein geplanter Tranformationsfonds des Bundes für Krankenhäuser erst 2026 geplant ist. "Die krankenhaus- und landesseits geforderte Übergangsfinanzierung des Bundes kommt nicht oder zu spät", heißt es in der Mitteilung.

Dank an Landesregierung, Standort bleibt

Auf den Krankenhausbetrieb soll das Eigenverwaltungsverfahren keine Auswirkungen haben. Die Patienten würden weiterhin regulär versorgt, Löhne und Gehälter seien durch das Insolvenzgeld sichergestellt.

Wie der Verwaltungsdirektor der Stiftung, Andreas Mogwitz, mitteilte, habe sich das Wilke-Stift bereits nach der Corona-Pandemie so umgestellt, dass es schon jetzt das passende Profil für den Betrieb nach der Krankenhausreform hat. Das "Brandenburgpaket" der Landesregierung habe dabei geholfen. Mogwitz äußerte sich dankbar für die Standortzusagen durch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Gesunheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). "Ohne diese Gewissheit und diese konkrete Finanzhilfe wäre auch die bisherige Entwicklung nicht möglich gewesen. Es ist gut zu wissen, dass das Land weiter zum Standort steht", so Mogwitz.

Krankenhaus sieht Verfahren als "Abrundung"

Das Wilke-Stift versucht das Eigenverwaltungsverfahren positiv darzustellen. Für das Krankenhaus stellt das Insolvenzverfahren nach eigenen Angaben eine "Abrundung" eines dreijährigen Entwicklungsprozesses dar. Das Wilke-Stift habe sich zuletzt mehr spezialisiert und sich so auf die Krankenhausreform eingestellt, die unter anderem eine größere Spezialisierung kleiner Krankenhäuser vorsieht.

"Viele Städte mit vergleichbarer Einwohnerzahl haben kein Krankenhaus mehr oder es droht der Verlust", lässt sich Gubens Bürgermeister Fred Mahro (CDU) zitieren. "Durch die Umstellung auf ein überregionales und komplexes Versorgungsprofil profitieren wir schon heute von den Spezialangeboten und können dadurch eine lokale Grundversorgung weiterhin anbieten", so der Bürgermeister weiter.

Neben der stärkeren Spezialisierung sollen auch mehr Behandlungen ambulant angeboten und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Zudem hält das Wilke-Stift an seiner Planung fest, ein europäisches Gesundheitszentrum in der polnischen Nachbarstadt Gubin aufzubauen. Das soll frühestens im kommenden Jahr an den Start gehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.09.2024, 14:00 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    "Was soll in diesem Krankenhaus „rosig“ sein?!"
    War vielleicht ja auch nicht so ganz ernst gemeint. Dachte, das geht aus dem Zusammenhang hervor, aber da lag ich falsch... Wieder mal. :-)

  2. 14.

    War nicht so richtig ernst gemeint... Man muss echt immer drei Smileys dahintermalen. :-)))

  3. 13.

    Den Mitarbeitern wird seit Januar 7,5 % vom Grundgehalt abgezogen! Was soll in diesem Krankenhaus „rosig“ sein?!

  4. 11.

    Es tut mir leid. Aber ich muss jetzt ins Bett.
    Die besten Wünsche für Ihren morgigen Ehrentag!

  5. 10.

    Pünktlich zu meinem morgigen 70. Geburtstag geht meine Geburgsklinik insolvent. Eine traurige Nachricht.

  6. 9.

    was hier passiert. Ein weiterer Grund wählen zu gehen. Parteien, die sich statt ums Bürgerwohl nur um Gewinnmargen kümmern,
    müssen konsequent abgewählt werden.

  7. 8.

    Ich habe es vor mehr als einem Jahrzehnt auch als äußerst angenehm empfunden, dass das Krankenhaus fußläufig erreichbar war. Wo gibt es so etwas denn noch? Gibt es eigentlich Möglichkeiten die Gubiner Bürger im Krankenhaus zu behandeln?
    Polnische Bürger sind es gewohnt, für medizinische Versorgung abseits der mäßigen staatlichen Versorgung selbst zu zahlen.
    Ich war jedenfalls mit Behandlung und Betreuung sehr zufrieden.

  8. 7.

    Warum nicht der Staat ?
    Werften , Automobilindustrie , Stahlwerke , Bauern und und und , alle halten die Hand auf.
    Überlegen sie mal was ein KM Autobahn , Gleisbau , Fahrradweg oder Bürgersteig kostet.
    Da finde ich die Unterstützung von Kliniken oder Altenheimen schon für relevant.

  9. 6.

    >"um in einem dysfunktionalen Gesundheitssystem die Grundversorgung der Bevölkerung in der Provinz zu sichern."
    Das Gesundheitssystem an sich ist nicht dysfunktional, sondern das Finanzsystem dahinter. Auf alle Leistungen z.B. fallen 19% Mehrwehrtsteuer an, die von den Kassen natürlich auch als brutto getragen werden. Alles, wo Medizin drauf steht, hat in Deutschland grundsätzlich schon mal 300% Aufschlag. Medizinapparate sind in Deutschland super teuer, weil tausende Zertifikate zur Zulassung erstellt und bezahlt werden müssen, die dann auch alle paar Jahre wieder neu gekauft werden müssen. Viele Zwischenhändler für Medizinprodukte schlagen in Deutschland horrende Margen rauf zum Weiterverkauf. Es gibt knapp 100 gesetzliche Krankenkassen mit denselben gestzlichen Leistungen und jeweils eigenen gut bezahlten Vorständen und Verwaltungsetagen. Das Gesundheitssystem in Deutschland ist eine Gelddruckmaschine! Nur nicht für die Beitragszahler und Leistungserbringer in diesem System.

  10. 5.

    Oh bitte. Stellen Sie doch nicht solche wirtschaftlich sinnvollen Überlegungen an. :-)

    Wenn man es gewohnt ist, dass der "Staat es schon richten" wird und Wirtschaftlichkeit keine Rolle spielt, dann kommen solche Gedanken gar nicht erst auf.

  11. 4.

    So wie es hier, in diesem RBB-Beitrag formuliert ist, handelt es sich bei dieser Insolvenz um einen juristischen Winkelzug, um sich für die Neuaufstellung nach der Krankenhausreform das nötige Kapital zu sichern. Einen ähnlichen Weg war im vergangenen Jahr das Krankenhaus in Spremberg (ebenfalls in der Niederlausitz) gegangen und war damit erfolgreich, wie man auch im RBB erfahren konnte. Traurig ist, das solche Notwege inzwischen begangen werden müssen, um in einem dysfunktionalen Gesundheitssystem die Grundversorgung der Bevölkerung in der Provinz zu sichern.

  12. 3.

    "Das Naemi-Wilke-Stift, das Gubener Krankenhaus, ist insolvent. ... "pleite" sei das Haus nicht, wie es am Donnerstag auf rbb-Nachfrage hieß."
    Soso. Insolvent, aber nicht pleite. Also an sich alles bestens, die Zukunft rosig.
    Alte Weisheit: Jeder Betrug beginnt mit Sprachregelung (Karl Kraus).

  13. 2.

    Die Krankenhausleitung bedankt sich für Landes-Steuergelder die die Insolvenz um 1-2 Jahre hinausgezögert haben und jetzt weg sind.

    Da alle - vor allem auch Krankenhäuser - über einen Fachkräftemangel klagen, wäre da eine Schließung und garantierte Übernahme des Personals in andere Kliniken/Pflegeeinrichtungen nicht der sinnvollere Weg?

  14. 1.

    echt traurig

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