Transport aus Elbe-Elster - 69 trächtige Rinder an bulgarisch-türkischer Grenze teils verendet

Do 17.10.24 | 15:59 Uhr
  43
Milchkuehe stehen in einem Kuhstall nahe Bad Liebenwerda im Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg. (Foto: picture alliance/Andreas Franke)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.10.2024 | Florian Ludwig | Bild: picture alliance / Andreas Franke

An der bulgarisch-türkischen Grenze ist ein Tiertransport aus dem Elbe-Elster-Kreis wochenlang festgehalten worden, offenbar wegen Missverständnissen zwischen Behörden. Nun sind die 69 Rinder teils verendet. Das zuständige Veterinäramt verteidigt sich.

  • im Rahmen eines Tiertransports aus Elbe-Elster in die Türkei sind 69 Kühe gestorben
  • von türkischer Seite wurde die Einreise verboten, weil in Brandenburg die Blauzungenkrankheit, eine Tierseuche, ausgebrochen ist
  • das Bundeslandwirtschaftsministerium erhebt Vorwürfe gegen das Veterinäramt im Landkreis
  • Veterinäramt sieht wiederum alle Bedingungen für die Genehmigung des Transportes erfüllt

Bei einem Tiertransport aus dem Landkreis Elbe-Elster in die Türkei ist es zu einem tragischen Zwischenfall gekommen. Nachdem die beiden Lkw wochenlang an der Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei festgehalten worden war, sind die insgesamt 69 Rinder verendet oder mussten geschlachtet werden. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend am Mittwoch beziehungsweise Donnerstag. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat eine Stellungnahme abgegeben, in der dem Veterinäramt Elbe-Elster schwere Vorwürfe gemacht werden.

Der Transport war demnach Mitte September aus dem Elbe-Elster-Kreis aufgebrochen und hatte Rinder aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen geladen. Die Tiere waren zudem laut den Berichten trächtig. An der türkischen Grenze sei der Transport schließlich gestoppt worden, weil in Brandenburg die Blauzungenkrankheit ausgebrochen ist, eine Tierseuche, die unter anderem Rinder befällt. Weil die Tiere damit aus einem Tierseuchengebiet kamen, verweigerten die türkischen Behörden die Einreise.

Özdemir fordert Aufklärung

Laut Landwirtschaftsministerium liegt die Schuld beim Veterinäramt Elbe-Elster. "Deutschland gilt nicht mehr als frei von der Blauzungenkrankheit (BTV), was jedoch unter Seuchenschutz-Aspekten Voraussetzung für die Einfuhr in andere Länder ist. Das Brandenburger Veterinäramt hatte sich auf Angaben des Importeurs verlassen, wonach Veterinärbescheinigungen auch mit aberkanntem Status der BTV-Freiheit von Seiten der Türkei akzeptiert würden. Dies war aber nicht der Fall", heißt es vom Ministerium.

"Die nicht durch das Veterinäramt überprüfte Aussage hat in diesem Fall zu einer Entscheidung mit enormen Tierleid geführt. Die Tiere wurden zeitweise vor Ort außerhalb der LKW notdürftig mit Futter und Wasser versorgt, zuletzt aber wieder unter schwierigsten Bedingungen in den beiden LKW gehalten", so die Mitteilung weiter.

"Mich schockiert dieser Fall! Mein Ministerium hat nach Bekanntwerden der Problematik alles darangesetzt, um eine möglichst tierschutzgerechte und schnelle Lösung für die Tiere zu finden. Ich erwarte, dass die zuständigen Behörden in Brandenburg nun aufarbeiten, wie es dazu kommen konnte und – noch wichtiger – Sorge dafür tragen, dass sich so etwas nicht wiederholt", erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.

Nach etwa einer Woche im Transporter sollen die Tiere zwar in einen Stall gebracht, kurz darauf aber erneut verladen worden sein. Im Transporter seien schließlich die ersten Tiere verendet, während andere bereits gekalbt hatten. Erst Anfang dieser Woche habe der Transport in die Türkei einreisen dürfen. Die überlebenden Tiere seien anschließend in einem Schlachthof in Grenznähe getötet worden.

Am Donnerstag veröffentlichte das verantwortliche Veterinäramt Elbe-Elster schließlich eine Stellungnahme zu dem Fall.

Veterinäramt: Alle Bedingungen für Transport erfüllt

Die Bedingungen für die Genehmigung des Transportes waren laut Landkreis alle erfüllt. "Die Einhaltung sämtlicher nationaler- und unionsrechtlicher Bestimmungen, unter anderem die Einhaltung der Transportdauer, der Ruhepausen, der Wartezeiten an der Grenze, der trächtigkeitsbedingten Transportfähigkeit der Tiere sowie der Temperaturvorgaben, wurden durch den Exporteur glaubhaft gemacht und vom Amt auf Plausibilität geprüft", so die Mitteilung des Landkreises. Der Transport war demnach bereits für den Frühsommer geplant, war aber wegen einer Hitzewelle in der Türkei aufgeschoben worden.

Rechtlich belastbare Gründe, den Transport nicht zu genehmigen, hätten dagegen nicht vorgelegen. "Es bestand insofern ein zwingender Rechtsanspruch des Exporteurs auf Abfertigung des von ihm zur Ausfuhr vorgesehenen Tiertransports", so das Veterinäramt.

Amt sah kein Einfuhrverbot aus Brandenburg

Laut Veterinäramt sehen die tierseuchenrechtlichen Bestimmungen der Türkei derzeit kein Einfuhrverbot für Tiertransporte aus Brandenburg vor. Dieses gelte nur für Transporte aus Niedersachsen, Nordrhein-Westphalen, Rheinland-Pfalz und Hessen.

In den Transportdokumenten sei angegeben worden, dass es in einem 150-Kilometer-Umkreis um die Sammelstelle im Elbe-Elster-Kreis einen Ausbruch der Blauzungenkrankheit gegeben habe. Das Veterinäramt habe sich deshalb eine Bestätigung aus der Türkei angefordert, dass die Rinder mit der entsprechenden Attestierung trotzdem eingeführt werden können. "Aufgrund dieser Dokumente musste das Veterinäramt davon ausgehen, dass die Türkei die Annahme der Tiere nicht verweigern würde", so die Mitteilung.

Als die Situation des Tiertransportes an der Grenze zu eskalieren drohte, habe sich der Landkreis wiederum um eine Lösung bemüht, "gemeinsam mit dem Exporteur, den beauftragten Speditionen und auch im direkten Kontakt mit den Fahrern selbst, sowie mit Unterstützung des Landes und des Bundes".

Drastische Forderung des Veterinäramtes

Als Konsequenz aus dem Vorfall fordert das Veterinäramt Elbe-Elster in seiner Stellungnahme nun, dass Tiertransporte in Drittländer von den Landkreisen nicht mehr abgefertigt werden dürfen. "Aus Sicht des Veterinäramtes kann solches Tierleid durch überlange Transporte und nicht tierschutzgerechte Haltungsbedingungen und Schlachtmethoden nur durch ein generelles Verbot von Lebendtiertransporten in Drittländer außerhalb der EU verhindert werden", so das Amt.

Dies liege allerdings nicht in der Macht der Landkreise, es müsse dafür eine Regelung auf Bundesebene gefunden werden. "Der Schutz der Tiere sollte ein höheres Gut darstellen als wirtschaftliche Interessen", so das Veterinäramt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.10.2024, 15:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 17.10.2024 um 21:25 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

43 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 42.

    Ich bin erschüttert, wie kann man dieses Leid mit normalen Menschenverstand ertragen. Das muss doch jemand gesehen oder gehört haben? Gibt es keine Courage mehr...? Wie kann ich essen, wenn andere Lebenwesen hungern und dürsten? Ich schäme mich für diese elende, schädliche Politik. Diese Heuchler... Ich weine um die Rinder und ihre Kälber. Es ist unverzeihlich was dort passiert ist...keine Transporte mehr in EU Länder

  2. 41.

    Stopp zu Lebendtiertransporten in Europa und am besten Weltweit.

  3. 39.
    Antwort auf [Auf Achse der Echte ] vom 17.10.2024 um 19:33

    Kommst Du Dir jetzt cool vor???

  4. 38.

    Fehler passieren, es sind aber Ausnahmen. Tiertransporte sind nunmal notwendig. Da sollte man einfach realistisch bleiben und die Emotionen ausblenden.

  5. 37.

    nachgefragt, ob das für Kleintiere auch gilt. Aber möglich ist es schon.

  6. 36.

    Sagt viel negatives über die verantwortlichen Menschen aus.

  7. 35.

    Meine Güte, wie blöd können Ämter und Menschen sein???
    Die armen Tiere. Warum wurden trächtige Tiere überhaupt verladen und wozu?

  8. 34.

    Offenbar ein Kommunikationsproblem. Kann vorkommen. Natürlich doof. Aber das Fleisch wird wohl noch verwertbar sein, so dass der Schaden begrenzt werden konnte. Wurde denn Ersatz geliefert? Und dabei dann alles beachtet?

  9. 33.

    Wann hört diese Sauerei auf!

  10. 29.

    Gesetz her, dass die Transporte unrechtmäßig macht, ganz einfach.

  11. 28.

    bis zum nächstgelegenen Schlachter ist völlig ausreichend und die unsinnigen Subventionen, wegen deren immer noch ne Extrarunde gedreht wird, muss abgeschafft werden.

  12. 26.

    Der Mensch ist doch ein hässliches Tier.

  13. 25.

    Viele sind jetzt erschüttert, ob der Qualen der Tiere und setzen sich später gemütlich an den Tisch und essen ihre Billigwurst und das Billigfleisch und alles ist vergessen.
    Tiere gehören nicht lebendig transportiert und schongar nicht trächtig und so ewig.
    Tiere gehören lebendig auf eine Weide.

  14. 24.

    es ist wirklich ekelhaft wie unethisch und verantwortungslos sich alle Beteilgten (Besitzer, Käufer, Amt, LKW-Fahrer) sich hier verhalten haben.

  15. 22.

    Sollten lauten: Jeder der Halal-Fleisch/Halal-Produkte kauft/verzehrt sollte sich auch einmal darüber informieren wo das Produkt herkommt und unter welchen Bedingungen es produziert wird. Aber es ist einfacher über den Preis zu sinnieren.

  16. 20.

    Ich habe als Kind auf dem Dorf erlebt wie Tiere ebenso wie wir Freude, Trauer, Schmerz... empfinden. Was hier passiert ist, ist absolut ekelhaft und widert mich an. Für mich ist das ein Fall besonders schwerer Tierquälerei. Meines Erachtens ist dafür selbst eine hohe Geldstrafe nicht ausreichend. Derartige Abscheulichkeiten sollten aufa Härteste bestraft werden.

  17. 19.

    Das Amt ist ans Gesetz gebunden und kann rechtmäßige Transporte nicht verweigern. Hierzu gab es auch schon Gerichtsentscheidungen. Die Missstände können nur durch EU-weite Gesetzesänderungen behoben werden. Dazu muss aber der Einfluss der Fleischlobby auf die Politik unterbunden werden.

  18. 18.

    Das werden wir sicherlich nicht erfahren. Einfach nur traurig.

  19. 17.

    Sämtliche Transporte mit lebenden Tieren über 100 km verbieten!

  20. 16.

    Jeder der Halal-Fleisch/Halal-Produkte kauft/verzehrt sollte sich auch einmal Gedanken machen wo dieses herkommt und produziert wird. Aber es ist einfacher über den hohen Preis des Döners zu sinnieren.

  21. 15.

    Das ist so unfassbar schrecklich, es verschlägt einem die Sprache. Bei solchen Berichten schämt man sich Mensch zu sein.

  22. 14.

    Wie immer - keiner. Nicht zu überwachende Lebendtiertransporte verbieten. Aktuell läuft es nach dem Motto "Aus meinem Verantwortungsbereich, aus dem Sinn.
    Das bedarf einer Entscheidung auf Bundesebene, denn sonst findet sich immer jemand. Natürlich müssen auch Ausnahmen möglich sein, jedoch braucht es für diese Garantien - da kann sich der Gesetzgeber sicher etwas wirksames einfallen lassen.

  23. 13.

    Wann wird diesen Tiertransporten endlich ein Ende gesetzt? So wichtig kann Fleischkonsum einfach nicht sein… Ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft!

  24. 12.

    Furchtbar, auf ganzer Linie Behördenversagen. Es wurde für die Tiere nichts getan.
    Warum genehmigt man solche Transporte über tausende Kilometer. Die Verantwortlichen sollten selbst mal unter diesen Bedingungen gehalten werden.
    Einfach grausam.

  25. 11.

    Warum müssen die Tiere über 1000de km transportiert werden pfui schämt euch

  26. 10.

    Tiertransporte jeglicher Art müssten längst verboten werden. Hoffentlich wird dem Transporteur seine Lizenz abgenommen! Nieder mit den Tiertransporten! Das Tierwohl steht weit über dem Wohl der Menschheit!

  27. 9.

    Es ist unfassbar, diese ganze Politik kann man nur noch in die Tonne werfen....es funktioniert wirklich gar nichts mehr

  28. 8.

    Das ist einfach nur traurig. Die armen.

  29. 7.

    Wer übernimmt denn endlich die Verantwortung und verbietet solche schrecklichen Transporte. Ich kann nicht verstehen, dass jemand überhaupt sowas genehmigt. Es geht sicherlich mehr ums Geld als.um die Tiere.

  30. 6.

    Eine mutige aber völlig logische Forderung. Es ist überhaupt nicht nötig, lebende Tiere durch die Gegend zu karren. Es ist unethisch, überflüssig und gehört verboten. Gruß an die Fleischbarone.

  31. 5.

    Diese unsäglich grausamen Tiertransporte gehören endlich komplett verboten. Es ist empörend, daß diese Tierquälerei auch noch mit Steuergeldern subventioniert werden. Die Landwirte, die ihre Tiere auf derartige Höllenfahrten zur barbarischen Schlachtung schicken, sollten sich allesamt schämen.

  32. 4.

    Der Mensch ist wieder einmal das schlimmste, was den Tieren passieren kann. Einfach widerlich, die Tiere über Wochen irgendwo in der Pampa stehen zu lassen.

  33. 3.

    Was für eine entsetzliche Tragödie! Das Leid, das Elend und die Qualen, die den Tieren angetan wurden, sind unvorstellbar grausam und die Berichterstattung kaum auszuhalten.

  34. 2.

    Was ist das denn für ein Veterinäramt? Die streiten einfach ab und meinen, alles war in Ordnung. Dann wäre diese Grausamkeit aber nicht passiert! Wer ist denn nun verantwortlich?

  35. 1.

    Lebendtransport endlich verboten.

Nächster Artikel