Steigende Belastung für pflegende Angehörige - Der größte Pflegedienst der Nation

Sa 17.12.22 | 11:42 Uhr | Von Franziska Hoppen und Leonie Schwarzer
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Der Berliner Jochen Springborn sitzt mit seiner pflegebedürftigen Ehefrau am Esstisch. Sie ist wegen einer schweren chronischen Erkrankung auf den Rollstuhl angewiesen und wird von ihrem Mann und einem Pflegedienst gepflegt (Quelle: rbb).
Video: rbb24 Abendschau | 17.12.2022 | Bild: rbb

Unsichtbar, erschöpft, oft ohne die nötige Zeit und inzwischen auch finanziell zunehmend belastet: Warum Angehörige von Pflegebedürftigen immer mehr selbst mit anpacken müssen und wie die Politik sie entlasten könnte. Von Franziska Hoppen und Leonie Schwarzer

Eigentlich müsste Jochen Springborn jetzt arbeiten. Stattdessen steht der 53-jährige Ingenieur in seiner Küche in Berlin und gießt Tee in eine Schnabeltasse. Springborn ist im Homeoffice, fast nur noch. Nur so kann er seine kranke Frau pflegen. Seit mehr als zwanzig Jahren sitzt sie im Rollstuhl. Sie leidet an Multipler Sklerose, kann nur noch wenig sprechen. Springborn kümmert sich jetzt immer öfter um sie, wenn er nicht arbeitet. Ihn unterstützt ein Pflegedienst, der mehrmals am Tag nach Hause kommt.

Bislang ging dieses Modell gut auf. Die Pflege kostete rund 4.000 Euro pro Monat. Die Versicherung zahlte die Hälfte, Springborn den Rest, wie er erzählt. Er arbeitete Vollzeit, konnte sich das leisten. Mit dem Pflegedienst seien er und seine Frau sehr zufrieden gewesen. Doch dann kam ein Brief: Weil die Mindestlöhne für Pflegekräfte seit September deutlich gestiegen sind, sollte die Pflege bei den Springborns plötzlich 5.300 Euro pro Monat kosten, ein Drittel mehr. Die Versicherung aber zahlt weiterhin nur den alten Satz. Ein Schock, denn jeden Monat 3.300 Euro aus eigener Tasche zu zahlen, schafft der Ingenieur nicht. "Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Da weiß man ein paar Tage lang nicht, wie das Leben weitergehen soll", sagt Springborn.

Der Berliner Jochen Springborn pflegt seine chronisch kranke Ehefrau, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Drastisch gestiegene Pflegekosten belasten das Paar enorm (Quelle: rbb).
"Zieht einem den Boden unter den Füßen weg": Der 53-jährige Jochen Springborn muss mit drastisch gestiegenen Pflegekosten klarkommen. | Bild: rbb

Zuviel für staatliche Hilfe, zuwenig für den Pflegedienst

Der Berliner findet eine Lösung, wenngleich eine bittere. Er entscheidet sich, einige der Pflegeleistungen einzusparen, bestellt sie ab. Sein Arbeitgeber, die Evangelische Schulstiftung, lässt ihn so viel wie nötig von zuhause aus arbeiten. Davor war Springborn eigentlich viel unterwegs, inspizierte Schulen in Berlin und Brandenburg. Aber jetzt muss er Aufgaben des Pflegedienstes übernehmen.

Auch Freunde und Verwandte springen ein. Im Flur der Springborns hängt eine Deutschlandkarte, mit vielen bunten Stecknadeln. "Das ist unser Netzwerk von Freunden. Jeder hilft uns nach seinen Fähigkeiten und dem was er leisten kann, durch Beratung, Einkaufen, in finanzieller Art oder moralisch", sagt Springborn. Denn für Sozialhilfe, wie zum Beispiel "Hilfe zur Pflege" oder Wohngeld kommt das Paar nicht in Frage: Springborn verdient zu viel – und doch zu wenig, um sich die Pflege seiner Frau leisten zu können.

Die Pflegekosten, die das Ehepaar Springborn jeden Monat aufbringen muss, sind gestiegen - die Zuzahlung aber nicht. Jochen Springborn pflegt seine chronisch kranke Frau zuhause (Quelle: rbb).
Die Pflegekosten sind für das Ehepaar Springborn deutlich gestiegen - der Anteil, den die Pflegekasse übernimmt, aber nicht. | Bild: rbb

Unsichtbare Angehörige

So wie Springborn und seiner Frau dürfte es vielen Familien in Berlin gehen. Rund 160.000 Menschen werden laut Statistischem Landesamt zuhause gepflegt. Mit etwa 86 Prozent machen sie den Großteil aller Pflegebedürftigen in der Stadt aus. Die Fachstelle für pflegende Angehörige schätzt, dass sich bis zu 230.000 Familienangehörige um sie kümmern. Springborn nennt das "den größten Pflegedienst der Nation".

Und obwohl diese Menschen zusammengerechnet viele Wählerinnen und Wähler ergeben, sind Pflegebedürftige und pflegende Angehörige in der Stadt kaum sichtbar. "Diejenigen, die jemanden zuhause pflegen, sind damit ausgelastet. Wir haben keine Energie, keine Kraft und keine Zeit, Lobby-Arbeit zu machen", sagt Springborn.

Dabei wäre genau das jetzt dringend nötig: Denn nicht nur die Pflegekosten werden teurer, auch Lebensmittel, Strom und Gas. Und während Patientinnen und Patienten im Pflegeheim Zuschüsse bekommen, gilt das für Menschen, die zuhause gepflegt werden nicht. Immerhin, sagt Springborn, er liege deshalb nachts nicht mehr wach. "Ich schlafe wie ein Stein. Weil ich einfach total fertig bin", sagt er. Aufstehen muss er jede Nacht trotzdem, um sich um seine Frau zu kümmern. Tagsüber habe er kaum Zeit sich zu fragen, wie es ihm geht, "weil ich so beschäftigt bin."

Diejenigen, die jemanden zuhause pflegen, sind damit ausgelastet. Wir haben keine Energie, keine Kraft und keine Zeit, Lobby-Arbeit zu machen.

Jochen Springborn

Sozialverband: Angehörigen gehen pro Jahr rund zwölf Milliarden Euro verloren

Springborn sagt, er wünsche sich dringend finanzielle Unterstützung, mehr Geld für alle pflegenden Angehörigen. Er hat sogar Kontakte zur Berliner Politik geknüpft - doch die kann nur wenig tun. Das Pflegegesetz ist Bundessache. "Hierzu muss es auf Bundesebene eine heftige Reform des Pflegegesetzes geben", sagt die Gesundheitssenatorin Ulrike Gote von den Grünen. Damit die Kassen Angehörige stärker unterstützten, damit mehr steuerfinanzierte Leistungen mit einflössen. Berlin könnte höchstens eine Bundesratsinitiative anstoßen - doch so etwas dauert. Schneller wäre eine andere Maßnahme.

Bisher gibt es für Angehörige verschiedene Zusatzleistungen, die sie nur für bestimmte Zwecke einsetzen dürfen: Geld für die stationäre Pflege in der Nacht oder am Tag, Geld für Verhinderungspflege, wenn Angehörige mal eine Auszeit brauchen und Geld für Kurzzeitpflege in einer stationären Einrichtung. Dazu kommt ein monatlicher Entlastungsbetrag. Wird dieses Geld nicht genutzt, verfällt es. So gehen Angehörigen laut des Sozialverbands VDK rund zwölf Milliarden Euro pro Jahr verloren - allein schon, weil es die stationären Plätze, die sie vielleicht gerne nutzen würden, gar nicht gibt.

Ein einziges Budget statt verschiedener Fördertöpfe

Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP auf Bundesebene ist das Ziel festgehalten, das Geld aus diesen verschiedenen Töpfen zu einem Entlastungsbudget zusammenzufassen. Aus diesem sollen sich Angehörige flexibel bedienen können, je nachdem, wofür sie gerade Geld brauchen. Die Berliner FDP-Fraktion hat gerade einen Antrag ins Abgeordnetenhaus eingebraucht, der den Senat auffordert, dahingehend auf den Bund einzuwirken. "Das ist erstmal ein Brandlöscher", sagt Tobias Bauschke, sozialpolitischer Sprecher der FDP.

Doch auch hier kann das Land Berlin lediglich eine Bundesratsinitiative starten oder, was schneller gehen könnte, das Thema bei den Gesundheitsministerkonferenzen einbringen, damit die sich wiederum für eine Gesetzesänderung einsetzen. Bauschke schätzt, dass ein solches Entlastungsbudget innerhalb von sechs Monaten umgesetzt werden könnte - wenn der politische Wille da sei.

Der Berliner Jochen Springborn bereitet in seiner Küche Essen für sich und seine schwerkranke Ehefrau zu. Weil sie auf den Rollstuhl angewiesen ist, pflegt er sie zuhause (Quelle: rbb).
An die frische Luft komme er nur noch selten, sagt Jochen Springborn - das schlage mit der Zeit aufs Gemüt. | Bild: rbb

"Damit zwischen uns nicht die Pflege alles bestimmt"

Für Springborn und seine Frau wäre das ein Anfang, sagt er. Eine Viertelmillion Euro haben sie allein in den letzten zehn Jahren in die Pflege investiert. Nun steigt diese Summe – trotz ihrer Einsparungen beim Pflegedienst – immer weiter. "Ich bin zufrieden, wenn es eine schwarze Null am Ende des Jahres gibt", sagt Springborn. Überhaupt, er wirkt bescheiden. Dass er neben seinem Acht-Stunden-Job auch noch den Rest der Zeit mit der Pflege seiner Ehefrau verbringt, das sei eben Verantwortung.

Die kurzen Nächte, weil seine Frau auch dann Hilfe braucht: eine Sache der Gewöhnung. Mehr finanzielle Entlastung wünscht sich Springborn vor allem, um endlich wieder mehr Zeit mit seiner Frau zu haben: "Damit zwischen uns nicht die Pflege alles bestimmt, sondern das Zusammensein im Vordergrund steht", sagt Springborn. Schön wäre mal wieder ein Konzertbesuch oder eine Reise – doch dieser Traum ist erst einmal in weite Ferne gerückt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 17.12.2022, 19:30 Uhr

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Beitrag von Franziska Hoppen und Leonie Schwarzer

47 Kommentare

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  1. 47.

    Es war ein Beispiel. Die Unterschiede halten sich aber in Grenzen, ähnliche Länge der Ausbildung, ähnliche Dienstzeiten, ähnliche Arbeitsbelastung. Wenn Sie 1000 drauflegen, wären Sie schon im Bereich der Hochschulkader (zumindest im nicht-medizinischen Bereich).

  2. 46.

    Subunternehmertum in der Pflege? Wo soll das denn sein?

    Es gibt schon länger einen Mindestlohn in der Pflege

    Problematisch ist nur, dass viele Einrichtungen zu wenig examinierte Pflegekräfte und zu viele Hilfskräfte beschäftigen.

    Die Einbindung von Ehrenamtlern in die Pflege war ein Fehler. Ebenso die Abschaffung des Zivildienstes

  3. 45.

    Ich finde, die Diskussion zeigt leider, dass viele keine Vorstellung davon haben, welchen physischen und psychischen Anforderungen an Pflegepersonal und pflegende Angehörige gestellt werden. „Alle Arbeitslosen in die Pflege“ zu fordern, ist allein deshalb einfach nur respektlos. Angehörigen vorzuwerfen, sie würden Familienmitglieder ins Heim abschieben, ebenfalls. Und mit Geld allein kann man auch nicht alles regeln, obschon es vieles leichter macht. Eine Weihnachtsfeier im Pflegeheim mit 80-100 Bewohnern kann nur durchgeführt werden, wenn alle von der Heimleitung bis zum Hausmeister, von den Angehörigen bis zu den Ehrenamtlichen mitwirken. Die dafür nötige gute Arbeitsatmosphäre kann man nur mit effektiver Heimausstattung, gutem Management und ausreichendem, gut ausgebildeten Personal erreichen. Und mit Angehörigen, die sich nach wie vor engagieren und nicht nur fordern.

  4. 44.

    Die 125 Eur können vielfältig genutzt werden. Wenn ein zugelassener Anbieter gefunden wird, sogar putzen der Wohnung oder einkaufen ect.

  5. 43.

    Woher nehmen Sie Ihre Aussage, dass es bei Demenz max PG 3 gibt? Das ist Unsinn.

    Übrigens ist das Pflegegeld weder zum Leben noch zum überleben da

    Man kann sich seine Pflegekräfte selbst beschaffen und zahlt dafür Entschädigungen.

  6. 42.

    Zwischen examinierten Pflegekräften und Laboranten gibt's schon Unterschiede.

  7. 41.

    Auf Alkohol und Zigaretten verzichten, Zucker und Fett vermeiden, jeden Tag sportliche Bewegung, etwas für den Kopf tun. Ganz simple und kostenlose Chancen.

  8. 40.

    3300 Brutto sind etwa E9 TVöD (https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/tvoed/vka?id=tvoed-vka-2022&matrix=1). Wollen Sie erzählen, daß Pflegekräfte (vorallem bei privaten Dientleistern) mehr als um die E9 bekommen und sonst nicht mehr in diesen Beruf arbeiten? Das würde dann auch erklären, warum man keine deutschen Arbeitskräfte dafür mehr bekommen kann, wenn die Ansprüche an das Gehalt schon so hoch sind. Natürlich ist ein höheres Gehalt immer hübsch, allerdings muß das auch vorher irgendwie erwirtschaftet werden, und die im Artikel dargestellten Probleme mit schon zu hohen Kosten für Kunden zeigen doch, daß mehr kaum am Markt zu erwirtschaften ist.

  9. 39.

    Erstaunlich, zu was für eine große Solidarleistung die Einzahlenden fähig sind, wenn 38% der Kosten übernommen werden können. Wo gibt es das denn sonst noch? Natürlich geht mehr immer, aber Solidarität geht nicht nur in eine Richtung. Man muss selber eingezahlt haben. Wenn immer nur andere abgeben sollen, indem sie ihren Geldbeutel öffnen, dann stimmt die Moral der Fordernden überhaupt nicht und haben so einiges nicht verdient. Wo kommen wir denn hin, wenn der „Nachbar“ immer nur abgeben soll? Was man hier vermisst, sind Vorschläge zur Verbesserung des Leistungsprinzips. Und der Staat kann helfen: Mit der Bekämpfung der Ausbeutung im Modell „Subunternehmertum“ in der Pflege.

    P.S. Die familiäre Pflege ist eine selbstverständliche moralische Pflicht. Nicht abzuwälzen und nicht mit Geld aufzuwiegen.

  10. 38.

    Wenn wir Babyboomer in 10 Jahren gebrechlich werden und die nur wenigen Einzelkinder dann Eltern und ggf Schwiegereltern pflegen müssen, stellt sich die Frage mit dem Fachkräftemangel gar nicht mehr. Dann sind alle weg vom Fenster und geringer qualifizierte Zuwanderer müssen Jobs in Industrie und Verwaltung machen, weil die Fachkräfte zu Hause die Eltern pflegen müssen!

    Daran denkt keiner. Dies Fachkräfte sind dann vermutlich auch alsbald arbeitslos, aber nicht vermittelbar, sie müssen ja 24/7 zu Hause sein.

    Mir grauts davor, den für Demenz gibt's max. Pflegegrad 3, von 545 Euro kann niemand leben!

    Die 125 Euro zusätzlich kann man nicht in Anspruch nehmen, weil gerade bei Demenz ein Betreuerwechsel nicht toleriert wird.

    Schreckliche Aussichten, mir fällt keine Lösung ein!

  11. 37.

    Das ist brutto mehr, als viele Laboranten in der freien Wirtschaft selbst nach Jahrzehnten Beruferfahrung bekommen.

  12. 36.

    Ich kann als Gutachter des MDK und Pflegewissenschaftler sehr gut die Versorgung in Heimen beurteilen.

    Schon allein die Tatsache, dass immer mehr Bewohner einen Dekubitus haben, deutet auf Pflegefehler hin. Denn Dekubitus ist immer ein Pflegefehler

    Wenn man ein Heim für einen Angehörigen aussucht, niemals beim ersten Besuch einen Termin vereinbaren. Riecht es schon beim Betreten der Einrichtung nach Urin oder Kot, sofort gehen.

    Täglich sehe ich Fehler des Personals.

  13. 35.

    Ich arbeite als Gutachter beim MDK und sehe täglich in verschiedenen Heimen Missstände. Lieblingshausrede ist Personalmangel

  14. 34.

    Dann wissen Sie aber, dass in jedem Heim Alltagsbegleiter / Betreuungskräfte arbeiten, die tgl für Beschäftigung und Unterhaltung sorgen?
    Der Betreuungsanspruch pro Bewohner liegt bei 2 Stunden pro Woche, so wird es bezahlt. Tatsächlich bekommen unsere Bewohner bis 7 Stunden die Woche. Konzerte, wöchentliche Musikveranstaltungen ,Weihnachtsfeiern und Ausflüge nicht eingerechnet.
    Wer glaubt ernsthaft, dass die Pflege Zeit für Spaziergang oder Vorlesen hat?

  15. 33.

    Wir sind die.die ausgebeutet werden. Ohne pardon. An uns verdient der Staat noch. Wir sind fertig und leer.

  16. 32.

    Auch wenn es bei ihrer Tante anders war: Früher waren die meisten Frauen nicht oder nur stundenweise berufstätig. Es gab weniger Pflegebedürftige weil die Medizin noch nicht so fortgeschritten war und viele mit Herzinfarkt oder Schlaganfall schlicht direkt weg vom Fenster waren. Kinder wurden nicht täglich von einer Nachmittagsveranstaltung zur nächsten gekarrt, sondern sind einfach "mitgelaufen" im Alltag. Für die Miete ging nicht das halbe Einkommen drauf. Es waren definitiv andere Zeiten, die man nicht vergleichen kann. Deshalb brauchen pflegende Angehörige eine zeitgemäße Unterstützung.

  17. 31.

    Ich. Haben Sie mal Angehörige zuhause gepflegt? Wann waren Sie das letzte Mal in einem Heim? Und wenn Ihnen die Zustände dort nicht gefallen haben, was war Ihr Beitrag, um das zu ändern?

  18. 30.

    In Heimen leben nicht nur Menschen mit Pflegegrad 4 oder 5. Ich war beispielsweise kürzlich bei einer Veranstaltung im Pflegeheim, bei der Computerspiele präsentiert und mit viel Spaß ausprobiert wurden. Heuzutage bieten Heime mit engagiertem Personal mehr als "warm, sauber, satt". Menschen, denen Anregung und Unterhaltung geboten wird, vegetieren am Ende ihres Lebens nicht stumpf dahin. Gespräche, Spaziergänge, Spiele, Singen, Vorlesen, Adventskaffee mit Kulturprogramm usw. - das Pflegepersonal allein kann das neben seiner eigentlichen Arbeit kaum schaffen. Deshalb sind Heime auf Ehrenamtler und engagierte Angehörige angewiesen. Ich selbst engagiere mich übrigens auch als Angehörige im Rahmen meiner Möglichkeiten.

  19. 29.

    Die Heime sind voll und haben lange Wartelisten.
    In welchem Heim sind Sie, dass sie wissen, dass Bewohner nicht tgl gewaschen werden? Bitte an die Heimaufsicht wenden.
    Einige Kommentare sind so unterirdisch unwissend.
    Ich arbeite seit über 20 Jahren in verschiedenen Einrichtungen.
    Dass vom Erbe nichts bleibt, weiß ich. Erst muss eigenes Geld verbraucht werden, bevor der Staat zahlt. Ist überall so. Und auch Empfänger von Grundsicherung haben Einzelzimmer.
    Dass einige Angehörige das Erbe zusammen halten wollen, bekommen auch unsere Bewohner zu spüren, in dem sie nicht alles Nötige von ihnen bekommen. Welches Recht haben Angehörige aufs Erben? Das Geld gehört den Senioren, die sich davon Friseur, Konzerte und ähnliches gönnen sollten.

  20. 28.

    Wer bringt seine Angehörigen bei den aktuellen Zuständen in ein Heim?

    Die Bewohner können oft froh sein, wenn sie täglich gewaschen werden.

    Und dann oft die Unterbringung im 2 Bett Zimmer.

    Durch die massiv gestiegenen Lohnkosten und Energiekosten werden fast alle Heimbewohner zu Sozialfällen und viele Angehörige haben Angst ums Erbe.

  21. 25.

    So einen Alltag im Seniorenheim haben sie nie erlebt.
    Schminktipps? Ich glaube, wenn die Hälfte sich alleine waschen, kämmen und Zähne putzen kann, wären sie schon froh.

    Es heißt "Essen reichen ". Füttern ist für viele eine Beleidigung.
    Warum freiwillige Hilfe? Eine angemessene Bezahlung würde schon Wertschätzung zeigen und den physisch und psychisch schweren Beruf etwas attraktiver machen.
    Aber für höhere Beiträge ist doch kaum jemand offen. Gerade mal hier ein paar Kommentare, aber im Allgemeinen zahlt doch niemand gerne mehr, was aber dringend nötig wäre. Ich höre schon den Aufschrei, wenn die Sätze der PV erhöht werden. Aber dann kann auch für Angehörige mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.

  22. 24.

    Sie fordern hier gerne bei fast jeder Gelegenheit etwas von anderen, immer sollen die anderen "mit guten Beispiel vorangehen", Wie genau gehen Sie denn mit gutem Beispiel für die Gemeinschaft voran?

    Und: Was konkret meinen Sie damit, diese Berufe wieder mehr ins Zentrum zu rücken? Dass es so nicht weitergehen kann, sehe ich genauso, aber mich würde bei allem Kritisieren (was immer am einfachsten ist) sehr interessieren, wie Sie hier in einem Land, in dem freie Berufswahl herrscht und (zum Glück) jeder selbst entscheiden darf, was er mit seinem Berufsleben anstellen möchte, Abhilfe schaffen möchten. Also?

  23. 23.

    Wenn Angehörige pflegen und das tw. Rund um die Uhr und dann am Limit sind, gibt es keinen Applaus und auch nicht mehr Geld. Streiken gibt es auch nicht.
    Bei jedem Berufszweig gibt es aktuell Aufschreie mal hier mal da. Die privaten Pfleger kommen nicht in die Medien

  24. 22.

    Hilfe im Alter ist nicht Pflege. Hilfe heißt einkaufen gehen, putzen und kleine Handwerksarbeiten erledigen. Pflege heißt u.a. füttern, Hintern abwischen und in den Rollstuhl heben. Für Angehörige bedeutet es zudem, jegliche Behördengänge zu erledigen, Anträge zu stellen, Steuererklärungen zu machen und Gelder zu verwalten. Und dafür - da gebe ich Ihnen Recht - reicht es nicht aus, wenn man in den sozialen Netzen Schminktipps verbreiten kann. Natürlich würde es Pflegekräfte im Heim entlasten, wenn so eine Person mal eine Veranstaltung mit Schminktipps im Heim geben würde. Die Bewohnerinnen und Bewohner würden sich freuen, wenn sie so unterhalten werden. Aber möchten sie sich deshalb von dieser Person auch duschen, windeln und anziehen lassen? Aber es wäre schön, wenn sich mehr freiwillige Helfer um die Betreuung der alten Leute kümmern, sich mit ihnen unterhalten, mit ihnen spazieren gehen oder ihnen etwas vorlesen würden. Dann müssten das nicht auch noch die Pflegekräfte leisten.

  25. 21.

    "jeden Monat 3.300 Euro aus eigener Tasche zu zahlen" Welcher Rentner kann das überhaupt als zusätzliche Nebenkosten, das entspricht doch schon einem netten Bruttogehalt, dafür kann man den Pfleger auch gleich selbst anstellen und 40h/Wo beschäftigen.

  26. 20.

    Hut ab vor Herrn Springborn. Aber auch ich pflege meine Frau die 85 Jahre alt ist, Pflegegrad 5 hat, seit April 2018 nach einem Hirninfarkt. Windeln wechseln hat der Pflegedienst morgens gemacht, mittags und abends ich. Nach 2 ½ Jahren ging es nicht mehr. Der Pflegedienst kommt 2x täglich aber immer andere Gesichter. Teilweise muss ich denen noch erklären wie sie meine Frau bewegen müssen um sie zu waschen. Dafür gibt es für die von der Kasse 2.100 €. Mir fehlen seit September durch die Tarifbindung der Pflegekräfte 400 € monatlich die ich selbst zu tragen habe. Dann darf ich dem Gericht als Betreuer am Jahresende noch nachweisen wofür ich die Rente ausgegeben habe. Bin selbst chronisch krank und durfte bei 20 Tage Ersatzpflege meiner Frau mit Fahrtkosten 1500€ zuzahlen.

  27. 19.

    Meine Hochachtung für daß was Herr Springborn für seine Frau leistet. Dieses ist ein 24 Stunden Job an 7 Tagen der Woche. In diesem Staat darf man nicht ALT,KRANK UND KEIN PFLEGEFALL werden. Von unseren Unfähigkeiten in der Bundesregierung habe ich in der Frage gar nichts anderes erwartet große Worte und nichts wird eingehalten.

  28. 18.

    Erstens haben Sie meine volle Zustimmung haben leider vergessen zu erwähnen noch bei Lanz große Sprüche zu klopfen.

  29. 17.

    Werte Damen, DANKE für diesen Bericht.
    Was pflegende Angehörige leisten ist bewunderswert und muss jede mögliche menschliche und finanzielle Unterstützung erfahren. Die Gesundheitssenatorin Ulrike Gote von den Grünen fordert auf Bundesebene eine heftige Reform des Pflegegesetzes. WELCHEN GESETESVORSCHLAG LEGEN DIE GRÜNEN VOR?
    Für Pharmazieprodukte hat man den Pharmaunternehmen viele Milliarden Euro Steuergelder zukommen lassen. Jetzt werden wieder viele Milliarden Euro für Kriegsgerät ausgegeben. Wann werden endlich Milliarden Euro Steuergelder sinnvoll verwendet um kranken Menschen hier bei uns im Land zu unterstützen? Klatschen und Vorschläge helfen nicht. Wann folgen massive finanzielle Taten bzw. Gesetzgebungen die kranken Menschen und deren aufopfernden Angehörigen sowie dem Pflege(heim)- und Krankenhauspersonal endlich dringend notwendige Verbesserung bringen?

  30. 16.

    Sie haben glücklicherweise noch jemanden, die Sie pflegt.
    Viele werden bald einsam in Heimen und Wohnungen dahinvegetieren - während andere sich im Internet mit Schminktipps präsentieren oder im Lifestyle- oder Aktivismus-Segment betätigen.
    Niemand traut sich, die Probleme mit unangenehmen Wahrheiten anzugehen.
    Dazu gehört, dass wir alle wieder mehr in die Berufe der Daseinsvorsorge rücken müssen.
    Man kann natürlich auch noch die nächsten 10 Jahre das Land weiter gegen die Wand fahren lassen.

  31. 15.

    Also ich wäre im Alter über jeden froh, der mir helfen könnte.
    Die Lösung kann auch nicht sein, dass wir niemandem mehr in der Gesellschaft irgendetwas zumuten.
    Hier kann man von jedem im Lande erwarten, dass er was für die Gesellschaft tut.
    Wir können natürlich auch jedem Bürgergeld geben oder in irgendwelchen subventionierten Lifestyle-Jobs unterbringen.
    Die Folge wird sein, dass die jetzt schon chaotische Situation völlig eskaliert.

  32. 14.

    Ernsthaft?
    Würdest Du Dich oder Deine nächsten Angehörigen von jemanden pflegen lassen der seine Arbeit nur halbherzig, widerwillig oder unter Zwang macht?
    Einzig bei dem sozialen Jahr für alle, da bin ich zu 100 % Deiner Meinung.
    Vielleicht bekommt man ja dadurch jemanden in den Berufszweig Pflege.

  33. 13.

    @lorenzo
    Eine tolle Idee! Wollen Sie sich ernthaft von jemandem pflegen lassen.der dazu gezwungen wurde? Ich bin jetzt seit fast 2 1/2 Jahren fest bettlägerig und jedesmal froh, wenn eine Pflegerin kommt. Ich habe einen sehr guten Pflegedienst, wenn ich mir da Dienstverpflichtete vorstelle, na danke. Ich bin froh über jeden Handgriff, der meiner Frau abgenommen wird.

  34. 12.

    Nur haben sich die Zeiten geändert. Die Reform der Pflegeversicherung muss her. Dann steigt halt der Beitragssatz. Na und? Das sollte es uns wert sein.

  35. 11.

    Pflegejobs sind Neigungsjobs. Nur die Theorie zu erlernen hilft nichts. Man muss auch psychisch für den Job gemacht sein.

    Übrigens gehört Hauswirtschaft eigentlich nicht zur Aufgabe von Pflegediensten.

    Wer einen Angehörigen selbst pflegt oder als pflegebedürftiger deine Pflege selbst organisiert muss finanziell besser gestellt werden.

  36. 10.

    Als erstes muss ich meinen Hut vor Hrn. Springborn ziehen. Seine Frau schon so lange zu pflegen, trotzdem er noch arbeiten muss, alle Hochachtung. Ich pflege meine an Alzheimer Demenz erkrankte Frau jetzt im achten Jahr, bin allerdings selbst aus gesundheitlichen Gründen in Frührente. Nehme keinen täglichen Pflegedienst in Anspruch, sondern pflege meine Frau alleine und kann alles erledigen wenn Sie drei Mal in der Woche in der Tagespflege ist. Ansonsten bin ich für sie rund um die Uhr da.

  37. 9.

    Na klar, wäre es möglich die alle auszubilden. Aber machen Sie denn, wenn die nicht wollen ? Zwangsarbeit, wie es mal Ströbele formuliert und natürlich abgelehnt hat ?

  38. 8.

    Möchten Sie selbst von einem gepflegt werden, der weder Ahnung noch Lust dazu hat? Ich finde solche Forderung respektlos gegenüber ausgebildeten Plegekräften, die das mit großen Engagement für wenig Geld tun.

  39. 7.

    Wer gedacht hat, mit Prof. Lauterbach kommt es endlich zu einer langersehnten Reformierung des Pflegegesetzes, insbesondere auch für pflegende Angehörige, der sieht sich getäuscht. Auf der Agenda zu liegen bedeutet rein gar nichts, wenn kein gesteigertes Interesse daran besteht. Das Vermögen der Pfelegenden abzuschoepfen und sie an den Rand der Verzweiflung zu treiben, ist da wohl inzwischen bewusst gewollt. Zu mehr als Corona-Talkshowprediger taugt Prof. Lauterbach auch nicht.

  40. 6.

    Liebe Redaktion,
    im Artikel werden Zuschüsse erwähnt, die es nur für die Stationäre Pflege gäbe. Das ist so nicht richtig. Ich bin Sozialarbeiterin , in der Altenhilfe. Sollte der pflegende Angehörige Interesse an einer Beratung haben, um zu schauen ob er alle seine Möglichkeiten ausschöpft, können Sie ihm gerne meine Kontaktdaten übermitteln.

  41. 5.

    Mit Pflegeplätzen im Heim ist es leider wie mit Kita-Plätzen: man muss sich rechtzeitig anmelden und dann Monate bis Jahre warten. Ich kann die Situation von Herr Springborn gut nachvollziehen, denn ich habe meinen Mann und gleichzeitig meine teils dementen Eltern gepflegt. Ich hatte Hilfe durch Verwandte, einen Pflegedienst und eine Senioren-Tagesstätte. Finanziell konnten wir das glücklicherweise stemmen. Aber ich war zu dem Zeitpunkt bereits selbst Altersrentnerin und nicht ganz fit. Als wir endlich einen Heimplatz hatten, fiel eine riesige Last von mir ab. Die Verantwortung bleibt, aber jetzt kann ich mich endlich auch wieder mal um mich selbst kümmern.

  42. 4.

    Die angekündigte Reform der Pflegeversicherung muss schnellstens kommen. Es kann nicht sein, dass pflegende Angehörige deutlich weniger Geld bekommen, als wenn ein Pflegedienst die Versorgung übernimmt

    Es gibt immer mehr Pflegebedürftige. Um eine vernünftige Versorgung zu gewährleisten, müssen halt die Beiträge steigen. Anders geht's nicht.

  43. 3.

    Warum? Weil es völlig normal und auch wünschenswert ist, seine Angehörigen zu pflegen.

  44. 2.

    Wäre es nicht möglich, die 3 Millionen Arbeitslosen zu Pflegekräften auszubilden?
    Da wir uns alle waschen, pflegen, Zähne putzen, die Wohnung aufräumen und anderen Menschen in der Not seelischen Beistand schenken, sollte das doch kein Problem sein.
    Ebenso könnte man Politiker, Millionäre, Konzernbosse oder Menschen aus Lifestyle-Berufen usw. zu einem Pflegepraktikum verpflichten, damit diese auch wissen, worum es bei dem Thema geht.
    Schließlich wird ja sogar ein Soziales Pflichtjahr für die Normalbürger und Jugendlichen von einigen Politikern gefordert.
    Also dann los und mit gutem Beispiel vorangehen!

  45. 1.

    Das ist kein einfaches Leben, aber das die Belastung steigt, im Vergleich zum Stand von vor vierzig Jahren, das möchte ich doch bezweifeln. In meiner Kindheit hatte eine Tante: pflegebedürftige Schwiegereltern, ein behindertes Kind, einen Job. Achja und Ofenheizung und keine Waschmaschine. Es wurde vorausgesetzt, dass man seine Angehörigen selbst pflegt. Wie gesagt, das ist alles nicht einfach, das war es nie. Aber die Annahme, dass es heute schwer ist und es einen Zeitpunkt "x" gab, an dem es einfach geht - nope.

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