Gesetzesänderung für Lehrkraftqualifikationen - Brandenburg ermöglicht Beamtenstatus auch für Seiteneinsteiger mit Bachelor
Quereinsteiger mit einem Bachelor-Abschluss können nun in Brandenburg als Lehrer verbeamtet werden. Das hat die Landesregierung in einer Kabinettssitzung am Dienstag beschlossen. Was verlockend klingt, könnte sich aber als schwierig erweisen.
- Die Brandenburger Landesregierung hat einer Gesetzesänderungzugestimmt, nach der Quereinsteiger leichter als Lehrer verbeamtet werden können
- Verbände kritisieren den Alleingang
- Die Kultusministerkonferenz hat bereits angekündigt, dies auf Bundesebene nicht anzuerkennen
Die Brandenburger Landesregierung hält an den Lehrer-Verbeamtungsplänen für Seiteneinsteiger fest. Am Dienstag hat die Landesregierung einer Gesetzesänderung zugestimmt, mit der künftig auch Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit einem Bachelorabschluss als Seiteneinsteiger in der Schullaufbahn den Beamtenstatus erhalten können.
Was bisher neben der Lehramtsbefähigung bereits im Seiteneinstieg mit Hochschuldiplom oder Masterabschluss möglich ist, soll künftig ähnlich für den Bachelorabschluss möglich sein. Dafür schafft das Land erstmals die Möglichkeit, im Beamtenstatus die Befähigung als Bildungsamtfrau oder Bildungsamtmann sowie als Bildungsamtsrätin oder Bildungsamtsrat an allgemeinbildenden Schulen und Oberstufenzentren zu erwerben.
"Mit diesem Gesetzentwurf zeigen wir, dass wir alle Anstrengungen zur Lehrkräftegewinnung unternehmen", sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) nach dem Entschluss. Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger seien eine wichtige Verstärkung der Lehrkräftekollegien an den Schulen.
Verbände kritisieren Alleingang - GEW weist auf Bedarf hin
Lehrerverbände wie der Philologenverband, der Lehrerverband und der Verband Brandenburgischer Oberschullehrer hatten diesen Alleingang Brandenburgs bereits kritisiert. Statt Seiteneinsteiger zu verbeamten, müsse man ihnen die Möglichkeit einer vollständigen Nachqualifizierung anbieten. Diese Meinung vertritt auch der Brandenburger Pädagogenverband. Dessen Präsident Hartmut Sträter sagte rbb24 Brandenburg aktuell, ansonsten würde den Seiteneinsteigern auch die Gehaltsstufe der voll ausgebildeten Lehrkräfte vewehrt bleiben.
Die Kritik gehe an den Lebensrealitäten in den Schulen vorbei, sagte allerdings der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, dem rbb. Er befürwortete den Vorschlag. Seiteneinsteiger würden mit der Verbeamtung die Chance bekommen, unbefristet im Schulsystem beschäftigt zu werden, sagte er. Man habe bereits 6.000 dieser Kolleginnen und Kollegen im System, denen man berufsbegleitende Qualifikation und eine Perspektive anbieten müsse, so Fuchs. Die neue Regelung war bereits im Mai 2022 zwischen Ministerium und der Gewerkschaft vereinbart worden. Für das kommende Schuljahr (2023/24) sieht die GEW einen Einstellungsbedarf von 1.600 Lehrkräften in Brandenburg.
Wohl keine Anerkennung durch KMK
Die Kultusministerkonferenz (KMK) wird wahrscheinlich keine Anerkennung dieser Beamtenlaufbahn auf Bundesebene erteilen, wie es bei der KMK heißt. Ein Wechsel solcher Beamter in andere Bundesländer ist dann nicht möglich.
Das Brandenburger Bildungsministerium teilte dem rbb mit: "Es gab es schon immer landeseigene Qualifizierungen, die in den anderen Bundesländern keine Anerkennung finden."
Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld verwies darauf, dass Bewerber für diese Beamtenlaufbahn mindestens 18 Monate eine zusätzliche Zertifikats-Qualifizierung absolvieren müssten. "Die Möglichkeit der Verbeamtung ist Anreiz und Motivation für die Anstrengungen, die die sehr umfangreichen Qualifizierungen mit sich bringen", so Grönefeld.
Auch Opposition verteidigt Brandenburger Weg
Für den bildungspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Gordon Hofmann, entsprechen die Pläne zwar nicht der "reinen Lehre", aber man könne die Hände nicht in den Schoß legen. "Wichtig ist, dass wir diese Leute ordentlich begleiten und weiter qualifizieren", sagte er auf rbb-Anfrage.
Auch die Bildungsexpertin der oppositionellen Linksfraktion, Kathrin Dannenberg, verteidigt den Brandenburger Weg: "Angesichts des enormen Bedarfs an Lehrkräften muss das Land Anreize schaffen für all diejenigen, die im Seiteneinstieg unterrichten. Denn auf diese Kolleginnen und Kollegen sind wir schlichtweg angewiesen." Auch sei bei den Plänen sichergestellt, dass regulär ausgebildete Lehrkräfte in den höheren Dienst gehoben würden. Sie hätten stets Vorrang bei der Einstellung in den Schulen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.01.2023, 14:30 Uhr