Trotz 350 Praxen - Berufsverband befürchtet Mangel an Kinderärzten in Berlin

Mi 26.04.23 | 17:07 Uhr
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Ein Kinderarzt verabreicht einem Kleinkind eine Pneumokokken-Impfung. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: rbb 88,8 | 26.04.2023 | Thomas Weber | Bild: dpa/Fabian Sommer

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) befürchtet, dass es in Berlin aufgrund einer wachsenden Stadt und der alternden Bevölkerung zu einer Personalknappheit an Kinderärzten kommen könnte. "Wir sehen mit Schrecken, dass wir in eine Situation laufen, in der wir zu wenig Personal haben werden", sagte ein Sprecher des Verbands am Mittwoch. Künftige Engpässe seien absehbar.

Laut dem Verband beschränke sich der drohende Mangel nicht nur auf Ärzte, auch in der Kinderkrankenpflege und bei den medizinischen Fachangestellten werde es bald an Nachwuchs fehlen, während viele derzeit noch Berufstätige bald in Rente gingen.

Nur 180 von 350 Praxen sollen hausärztlich tätig sein

Insgesamt gebe es mit 350 Praxen in Berlin zwar statistisch eine Überversorgung, davon würden aber nur rund 180 Praxen eine hausärztliche Versorgung leisten, so der Sprecher. Die übrigen wären fachärztliche oder an Kliniksprechstunden angebundene Ärzte. „Die häusärztlichen Praxen sind voll und werden immer voller“, sagte der Sprecher, Jakob Maske.

Wie dicht das Versorgungsnetz für einzelne Eltern sei, hängt auch von dem jeweiligen Bezirk ab. Relativ schlecht sei die Lage beispielsweise in Neukölln oder Lichtenberg, andere Bezirke seien besser versorgt – tendenziell solche mit zahlungskräftigerem Klientel.

Lauterbach schafft Budget Obergrenze bei Kinderärzten ab

Um den sich abzeichnenden Versorgungsengpässen entgegenzuwirken, fordert der BVKJ, die Kindermedizin müsse "attraktiver" gemacht werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte dafür bereits im vergangenen Monat einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der inzwischen vom Bundestag beschlossen wurde. Damit fallen Kinderärzte als erste Fachgruppe aus dem bisher praktizierten Vergütungssystem mit Budget Obergrenzen heraus. Bisher war es so, dass erbrachte Leistungen nur dann komplett von der Krankenkasse beglichen wurden, wenn eine bestimmte Obergrenze noch nicht erreicht war. Bei den Kinderärzten sollen nun alle Leistungen in voller Höhe bezahlt werden.

 

Sendung: rbb 88,8, 26.04.2023, 18:00 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Dieser Berufsverband ist sehr wohl nah dran - deren hier zitierter Sprecher ist Kinderarzt bei uns in der Ecke. Der weiß sehr gut, was hier abgeht, er erfährt es jeden Tag in der Praxis.

  2. 7.

    Na hoppla, zu wenig Kinderärzte.
    Kommt mit auf die Fachkräftemangelliste zu den -600 Feuerwehrleuten, -900 Lehrerinnen aktuell, -8500 Erzieherinnen bis 2030, -x Berufsgruppe X, usw.
    Wir regieren erstmal und reagieren dann. Für agieren haben wir keine Zeit.
    Nächste Tagesordnungspunkte: Wohnen, Verkehr, Klima.

  3. 6.

    ...dafür können doch die Ärzte nichts! Und, um mal ehrlich zu sein, wenn es um die Gesundheit geht (egal ob Kind oder Erwachsene) ist das wohl völlig legitim. Und ja, dafür ist ja auch das Solidaritätsprinzip der GKV da, wie auch bei der Rente und bei der Alo-Versicherung.

  4. 5.

    "Berufsverband befürchtet Mangel an Kinderärzten in Berlin" - befürchtet??? Der Mangel ist schon längst da!!! Ich liebe es, wie nah unsere Berufsverbände und auch Volksvertreter direkt am Volk sind...Da fasst man sich nur noch an den Kopf. Im Übrigen sieht es bei Augenärzten, Orthopäden und HNO-Ärzten seit Jahren schon nicht besser aus. Mal gucken, wie lange da der Berufsverband für braucht und wie schnell die "Politik" eingreifen wird...

  5. 4.

    " Lauterbach schafft Budget Obergrenze bei Kinderärzten ab " per Dekret ??

    ganz toll, er muß es ja nicht bezahlen sondern die GKV, die ohnehin schon Defizite hat , Folge werden steigende Beiträge sein

  6. 3.

    " wenn eine bestimmte Obergrenze noch nicht erreicht war. "

    eine der Hauptursachen für " keine Termine " . Seit zig Jahren bekannt und ignoriert

  7. 2.

    " – tendenziell solche mit zahlungskräftigerem Klientel. "

    was sich aber nur auf Privatversicherte bezieht in " anderen Bezirken "

  8. 1.

    " Bei den Kinderärzten sollen nun alle Leistungen in voller Höhe bezahlt werden. "

    fragt sich nur wie lange ; vermutlich bis eine leichte Entspannung eintritt , und dann wird wieder budgetiert

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