Forderung nach höheren Zuschüssen - Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg verhängt Haushaltssperre

Di 05.09.23 | 20:48 Uhr
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Symbolbild: Verkehr an der Oberbaumbrücke
Bild: IMAGO / Marius Schwarz

Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann (Grüne), hat am Dienstag eine sofortige Haushaltssperre für den Bezirk angekündigt. In der aktuellen Prognose laufe der Bezirk auf einen negativen Jahresabschluss in Höhe von rund neun Millionen Euro zu, hieß es in einer Mitteilung des Bezirksamts. In diesem Fall sehe die Landeshaushaltsordnung die Verhängung einer solchen Sperre vor, um Ausgaben zu reduzieren und ein Defizit zu vermeiden.

Wo und wie die Bürgerinnen und Bürger des Bezirks die Folgen der Haushaltssperre spüren werden, führte die Bezirksbürgermeisterin nicht aus. In der Mitteilung hieß es nur, die Haushaltssperre habe keinen Einfluss auf den Erhalt bestehender Einrichtungen, die Erfüllung gesetzlicher Aufgaben, die ordnungsgemäße Verwaltung, laufende Bauvorhaben und den Abschluss von Ausbildungen und Praktika. Worauf sie Einfluss hat, wurde nicht thematisiert.

Beispiel Neukölln: Hier wurde der Wachschutz an Schulen abgeschafft

Als Ursachen für das Minus führte das Bezirksamt vor allem die Bereiche Soziales, Gebäudemanagement und Schule an. "So sind beispielsweise massive Kostensteigerungen bei der Eingliederungshilfe, den Hilfen in besonderen Lebenslagen sowie den Hilfen zur Erziehung und bei den Bewirtschaftungsausgaben für Dienstgebäude, vor allem bei den Energiekosten zu verzeichnen. Auch für den Wachschutz und Reinigungsleistungen für Dienstgebäude entstehen dem Bezirk erhebliche finanzielle Mehrbedarfe", hieß es in der Mitteilung.

Mit der Nachricht verbunden war die Forderung nach mehr Zuschüssen durch das Land Berlin. "Die Verschiebung von finanziellen Belastungen in das nächste Jahr muss unbedingt verhindert werden, um die Handlungsfähigkeit des Bezirks nicht aufs Spiel zu setzen. Ich appelliere an das Land Berlin, die Bezirke endlich entsprechend ihrer Bedarfe finanziell auszustatten", ließ sich Herrmann zitieren.

Diese Forderung hatte auch Ende Juni das Bezirksamt Neukölln erhoben und eine Liste von Leistungen veröffentlicht, die der Bezirk nach Angaben des Bürgermeisters wegen der geplanten Kürzungen des Landeshaushalts angeblich nicht mehr erbringen könne. Unter anderem wurde nach den Sommerferien der Wachschutz an Schulen abgeschafft. Das Geld sei zu knapp.

Senator: Steuereinnahmen halten nicht mit den Preissteigerungen nicht Schritt

Der Berliner Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte dem rbb gesagt, er habe "Verständnis, dass es eine gewisse Unzufriedenheit gibt." Die von den Bezirken kritisierten Haushaltszahlen gingen aber noch auf den rot-grün-roten Vorgängersenat zurück, so der CDU-Politiker.

Nach Protesten der Bezirksbürgermeister waren den Bezirken noch einmal 100 Millionen Euro pro Jahr mehr versprochen worden. "Die Haushaltslage ist angespannt", sagte der Finanzsenator. Das habe mit allgemeinen Preissteigerungen zu tun, während gleichzeitig die Steuereinnahmen nicht Schritt hielten. Von dieser Entwicklung seien Senatsverwaltungen und Bezirke gleichermaßen betroffen.

Für die kommenden beiden Jahr plant der Senat dennoch einen Haushalt mit Rekordausgaben. Größter Block ist der Einzeletat für die Bezirke. Hier veranschlagt der Senat für 2024 rund 10,81 Milliarden Euro und 2025 10,98 Milliarden Euro. Evers hatte bei der Vorstellung der Haushaltspläne auch darauf hingewiesen, dass alle Bezirke zusammen über Rücklagen von insgesamt 336,7 Millionen Euro verfügen.

16 Kommentare

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  1. 16.

    Wie sagte Frau Kämpfert (Energieökonomin) "Wir leben über unsere Verhältnisse". Die Zeit des Anspruchsdenkens und Hand aufhaltens geht zu Ende. Wann werden wieder die ersten städtischen Wohnungen verkauft (17 Mrd Schulden bei steigenden Zinsen)? Städtische Betriebe privatisiert. BVG Monopol (hoffnungslos überschuldet) zerschlagen, BSR Monopol zerschlagen, 49€ Ticket abgeschafft, Fahrpreise erhöht... Die Links Grüne Ideologieblase Freibier für alle ist geplatzt. Und wenn die Ampel unter Federführung eines grünen Wirtschaftsministers Deutschland weiterhin deindustrialisiert, dann werden wir uns noch ganz warm anziehen müssen. Energie und Lebensmittelpreise, Baukosten, Investoren vergraulen, Sanktionen sind ja nicht von alleine entstanden sondern Folge einer Politik.

  2. 15.

    Tja zu viele Radwege und Straßensperren gebaut. Nu is das Geld alle, Kriminalität an jeder Ecke, Touris, Krach Radau, Übergriffe auf Rettungskräfte, Freibäder, Clans, Großfamilien Feden... Lass mich ich kann das Ohhhhh kaputt. Warum wählt ihr die denn noch? Seht was sie aus ihren Bezirken gemacht haben.

  3. 14.

    Ist bei der Studie der volkswirtschaftliche Nutzen berücksichtigt wirden oder nur die Ausgaben angesetz worden, die bei den Kommunen entstehen?
    "Das Ziel von Prof. Sommer und seinem Team war deswegen eine Gesamtbilanz zu erstellen, bei der neben den Straßenbaukosten auch die Kosten von Bushaltestellen, Parkhäusern, Zuschüssen für die Straßenbahn oder beispielsweise die finanziellen Folgen von Unfällen einbezogen werden."
    https://www.mdv.de/magazin/oepnv-kostet-kommunen-weniger-als-autoverkehr/

  4. 13.

    Wo habe ich etwas von "Autos weg sollen" geschrieben? Außerdem werden Autofahrer bezuschusst ohne Ende, sie belasten die Kommunen weitaus höher als die Einnahmen die Kommunen entlasten.

    "Allein deutsche Städte geben schätzungsweise 15 Milliarden Euro pro Jahr dafür aus. Aber nur 15 bis 45 Prozent dieser Ausgaben sind durch Einnahmen, wie z.B. Parkgebühren oder Finanzmittel von Bund und Ländern, gedeckt. Umgelegt auf die Einwohner entsprechen die ungedeckten Kosten etwa 100 bis 150 Euro pro Kopf."

    Es ist also ein Zuschussgeschäft, wodurch die Kommunen BElastet werden.

    Das Forschungsprojekt des Kasseler Verkehrswissenschaftlers Prof. Dr.-Ing. Carsten Sommer ergab "Der Autoverkehr kostet Kommunen das Dreifache des ÖPNV."

  5. 12.

    Politik und Verwaltung werden sich auf's Sparen einstellen müssen, die fetten Jahre sind erst mal vorbei. Man hat es in den letzten Jahren mit stetig steigendem Steueraufkommen schlicht versäumt, in die Verwaltung zu investieren, statt einfach nur immer mehr Posten für die stetig wachsenden Aufgaben aufgrund der politisch immer mehr ausufernden Vorgaben zu schaffen. Wir haben überall in Deutschland eine überbordende Verwaltung, die Dank ihrer Ineffizienz trotzdem ihren Pflichten nicht vollständig nachkommen kann. Das liegt nicht an den Angestellten und Beamten, es liegt an immer mehr Gesetzen und Verordnungen und einer all zu oft Bearbeitungsweise in den Ämtern wie vor Einführung des Computers. Die fehlende Digitalisierung kostet jetzt das Geld, welches durch die Rezession nicht mehr reinkommt.

  6. 11.

    Nur blockieren die im Bezirk seit drei Jahrzehnten regierenden Linken den Ausbau des ÖPNV nach Kräften. Umso stärker setzen die sich aber für lokalen Tourismus der besonderen Art ein.

  7. 10.

    Dann fallen die ganzen Kosten Zunächst einmal können die Kosten für die Instandhaltung und den Ausbau von Straßen erheblich reduziert werden. Die Beseitigung von Schlaglöchern und Straßenreparaturen, die durch den Autoverkehr verursacht werden, entfällt, was zu erheblichen Einsparungen führen kann.
    Darüber hinaus kann die Sperrung von Straßen für Autos die Umweltbelastung verringern, indem sie den Verkehr auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie Fahrräder, öffentliche Verkehrsmittel und Fußgängerverkehr lenkt. Dies kann zu einer Reduzierung der Luftverschmutzung und der Treibhausgasemissionen führen, was langfristig wiederum zu Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen und im Umweltschutz führt.
    Ein weiterer positiver Effekt für den Landeshaushalt ist die Förderung des lokalen Handels und des Tourismus.

  8. 9.

    Auch das ist falsch.

    Es sind mit Mehrwertsteuer etc. 48% bei Benzin und 38% bei Diesel. Ohne MWST ist es sogar noch weniger.

    https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/tipps-zum-tanken/7-fragen-zum-benzinpreis/

  9. 8.

    Auch für den Wachschutz und Reinigungsleistungen für Dienstgebäude entstehen dem Bezirk erhebliche finanzielle Mehrbedarfe", hieß es in der Mitteilung – dann laßt es doch bleiben!
    Am besten auch die Ordnungsämtler freistellen, Straßenreinigung und Grünanlagenpflege ganz bleiben lassen,
    fällt eh nicht mehr auf.
    Alles auf eine autonome und alternative, entschleunigte und strotzend vor/mit Aufenthaltsqualität Enklave setzen.

  10. 7.
    Antwort auf [DT] vom 06.09.2023 um 07:33

    Wenn die Autos weg sollen, bin ich mal gespannt wie die Bürger gewaltig besteuert werden um den Wegfall der Einahmen durch KFZ und Mineralölsteuer dann reingeholt werden. Auf Benzin sin über 75% Steuer pro Liter

  11. 6.

    Gerade Xhain ist für eine Fehlallokation der Finanzmittel bekannt. Parkläufer im Görli, nicht-barrierefreier, dafür aber schnell defekter WC-Container als Sonderanfertigung mit Hockurinal am Kotti und der nutzlose Lärmomat an der Admiralsbrücke dürften dabei nur die Spitze des Eisberg sein. Mehrere hunderttausend Euro Schaden für den Bezirk durch die DIESE eG-Experimente sind legendär. Gute Kommunalpolitik zeichnet sich daraus aus, dass zunächst die Pflicht erfüllt wird, bevor es an die Kür geht.

  12. 5.

    Dem Bezirk gönne ich es. Mißmanagement würd ich sagen.

  13. 4.
    Antwort auf [Fossil] vom 06.09.2023 um 07:05

    Die Anpassung an sehr aktuelle Preisentwicklungen kann naturgemäß nur der aktuell Verantwortliche tun. Verstehe Ihre Erwartung an die Glaskugellesefähigkeiten des alten Senat nicht so ganz.

  14. 3.

    Wenn Bezirke eigenständig nicht überlebensfähig sind, dann muss man diese zu größeren Einheiten fusionieren. Ich hoffe, dass das Angeordnetenhaus hier mehrere Bezirke endlich zusammengelegt wie damals Mitte. Es ist längst Zeit, Doppelstrukturen zu beseitigen und Dienstleistungen zu zentralisierten und zu digitalisieren. #berlinkannmehr

  15. 2.

    Wie wär es denn mit Fahrrad-Maut auf Radschutzstreifen. Immer müssen die Autofahrer hinhalten mit Parkraumbewirtschaftung und Vignetten. Gleiches für alle.

  16. 1.

    Energie verteuern und sich dann über steigende Energiekosten für Dienstgebäude wundern.
    Genau mein Humor.

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