Offener Brief an Regierenden Bürgermeister - Verbände fordern vom Senat mehr Transparenz beim Klima-Sondervermögen

Di 07.11.23 | 10:00 Uhr
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Verbände fordern am 07.11.2023 vom Berliner Senat mehr Transparenz beim Klima-Sondervermögen. (Quelle: rbb/Menzel)
Audio: rbb24 Inforadio | 07.11.2023 | Mehring | Bild: rbb/Menzel

Mit einem Sonderhaushalt will der Berliner Senat mehr für den Klimaschutz tun. Fünf Milliarden sollen verteilt werden, doch mehrere Verbände kritisieren nun das Vorgehen und die Präferenzen, wohin das Geld fließen soll.

Ein Bündnis von Verbänden und Initiativen hat vor einem "Etikettenschwindel" beim Klima-Sondervermögen des Senats gewarnt.

In einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und weitere Senatsmitglieder mahnen unter anderem der BUND, Fridays for Future und die Klimaliste Berlin mehr Transparenz und die Einbeziehung von Experten an.

Es müsse "unbedingt sichergestellt werden, dass die Mittel ausschließlich in Klimaschutz und Klimaanpassung fließen", heißt es in dem Schreiben. "Wir stehen vor einem großen Koffer Geld", so der Klima-Referent beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Matthias Kümmel. Noch sei aber völlig unklar, wo der Senat Prioritäten setzen wolle.

Befürchtung: Sanierung von Polizeiwachen statt Klimaschutz

Die Unterzeichner fürchten, dass beispielsweise die Sanierung von Polizeiwachen aus dem 5-Milliarden-Euro schweren Sondertopf bezahlt werden könnte. Entsprechende Andeutungen hatte es aus Koalitionskreisen gegeben. Die Verbände und Initiativen warnen vor einer Zweckentfremdung, bei der das Sondervermögen als "Sammelbecken unliebsamer Regierungs-Hausaufgaben" missbraucht werden könnte. Außerdem bestehe die Gefahr, dass im Gegenzug notwendige Klimaschutzausgaben im regulären Haushalt gekürzt werden.

Für Reiner Wild, der im Klimaschutzrat des Landes sitzt, ist insbesondere die Reduzierung der Co2-Emissionen im Gebäudebereich eine "gigantische Aufgabe". Mit Blick auf höhere Kosten für Mieterinnen und Mieter müsse aber auf "Sozialverträglichkeit" geachtet werden, verlangt Wild, der viele Jahre Geschäftsführer des Berliner Mietervereins war.

Lenkungsausschuss ohne wissenschaftliche Expertise?

Die Verbände und Initiativen warnen den Senat auch davor, einseitig auf die Fernwärme zu setzen und dabei die energetische Gebäudesanierung zu vernachlässigen. "Wir sehen noch nicht, dass die Fernwärme klimaneutral sein wird", so BUND-Experte Kümmel. An Energieeinsparung und Effizienzsteigerungen im Gebäudebereich führe "kein Weg vorbei", ergänzt Ex-Mieterverein-Chef Wild. Den vom Senat forcierten Rückkauf der Kraftwerke und Fernwärmenetze stuft Wild als ein "Risiko" ein.

Darüber hinaus kritisiert das Bündnis das Verfahren, mit dem der Senat die Vergabe der Milliardensummen steuern will. Diese Aufgabe soll ein Lenkungssauschuss mit Vertretern von vier Senatsverwaltungen übernehmen. Hier fehle es an "wissenschaftlicher Expertise", schreibt das Bündnis in seinem offenen Brief und schlägt vor, dass der bestehende Berliner Klimaschutzrat in die Entscheidungen einbezogen werden sollte. Zusätzlich müsse es eine unabhängige "Klima-Taskforce" - besetzt mit Wissenschaftlern, Verbandsvertretern und Akteuren der Zivilgesellschaft - geben, um die Verwendung der Klima-Milliarden zu steuern und zu überwachen.

Grundsätzlich begrüßen die Verbände und Vereine aber die Einrichtung eines Sondervermögens Klimaschutz. Zuletzt hatte jedoch der Landesrechnungshof Zweifel daran geäußert, dass das kreditfinanzierte Sondervermögen mit der Schuldenbremse vereinbar ist. "Weder der Klimawandel noch die Reduzierung der energiepolitischen Abhängigkeit stellen eine außergewöhnliche Notsituation im Sinne der Schuldenbremse dar", so die Präsidentin des Landesrechnungshofes Karin Klingen in ihrer Stellungnahme.

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.11.23, 19:30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Aber nur für Diesel- und Benzin-SUVs, denn die Elektro-SUVs fahren ja angeblich emissionsfrei und können ruhig ein bißchen länger nach einem Parkplatz schauen.

  2. 14.

    Also ich sehe da Leute die unbedingt an ein Teil des Sondervermögens wollen und eher damit eine „Aufsichtsbehörde“ gründen wollen die selbst unkontrolliert sein soll weil man es „gut meint“. Alle Jahre wieder zu Weihnachten geht die Betteltour los. Es gibt kein Sondervermögen wenn der Berliner für einen Kredit zahlen muss

  3. 13.

    Ich schlage vor wir reißen etwa ein Drittel der Gebäude in der Stadt ab und Wandeln sie in Parkplätze um. Weniger Menschen in der Stadt bedeutet ja auch weniger Autos und mit dem verbesserten Parkangebot geht die Wirtschaft sicher durch die Decke.

  4. 12.

    Am Ende wollen die Verbände nur an die Kohle ran für eigene Interessen. Natürlich wird die Gier anders verpackt mit dem Moral-Siegel

  5. 11.

    Gut angelegtes Geld wären breitere Parkplätze für SUVs, damit diese nicht so lange nach einer Parkmöglichkeit suchen müssen.

  6. 10.

    Das habe ich bisher nicht gewusst. "Klima" macht Sondervermögen. Eine Frage, was macht denn heuzutage noch alles Sondervermögen?

  7. 9.

    Rein formal handelt es sich tatsächlich um ein Sondervermögen, da es vom eigentlichen Haushalt separiert wurde und nicht wie dieser verwaltet wird. Das Problem daran ist natürlich die Finanzierung des Ganzen, denn eigentlich müsste es aus dem "normalen" Haushalt gekommen sein. Nun sind aber neuerlich besonders pfiffige Politiker auf die Idee gekommen, dieses Vermögen mit Schulden zu finanzieren und der Meinung, diese Schulden müsse man nicht im Haushalt angeben. Meiner Meinung nach ist das eine sehr steile These und in der Wirtschaft würde man das Bilanzbetrug nennen und hätte die Justiz am Hals.

  8. 8.

    Ich kann das Wort -Sondervermögen- nicht mehr hören.
    Wir werden doch nur Vera.... ,Schulden bleiben Schulden.

  9. 7.

    "Befürchtung: Sanierung von Polizeiwachen statt Klimaschutz" Wieso sollen Polizeiwachen nicht saniert werden? Sollen unsere Polizeireviere irgendwann einmal in Zelten hausen? Wir opfern alles dem Klimaschutz unser ganzes Leben. Aber gelingt es dem kleinen unbedeutenden Berlin wirklich das Weltklima damt zu ändern oder ist es nur Populismus aus der linksgrünen Ecke die damit zeigen möchte dass sie noch da ist, angesichts ihrer Niederlagen die sie z.Z. einstecken muss (Linke kurz vor der Spaltung, Einschränkung des Migrationszuzuges usw.)?

  10. 6.

    "Befürchtung: Sanierung von Polizeiwachen statt Klimaschutz" Wieso sollen Polizeiwachen nicht saniert werden? Sollen unsere Polizeireviere irgendwann einmal in Zelten hausen? Wir opfern alles dem Klimaschutz unser ganzes Leben. Aber gelingt es dem kleinen unbedeutenden Berlin wirklich das Weltklima damt zu ändern oder ist es nur Populismus aus der linksgrünen Ecke die damit zeigen möchte dass sie noch da ist, angesichts ihrer Niederlagen die sie z.Z. einstecken muss (Linke kurz vor der Spaltung, Einschränkung des Migrationszuzuges usw.)?

  11. 5.

    Sondertöpfe ohne Ende und die Kinder gucken in die Röhre. Oder halt an ihre kaputte Decke im Klassenzimmer.

  12. 4.

    „Sondervermögen“ für Schulden - das fiel nicht mal Orwell ein…..
    In den Folgen „Doppelplusungut“ halt!

  13. 3.

    Haben die alle kein Job die vor dem Roten Rathaus stehen wer bezahlt die Niestüten eigentlich der Steuerzahlen .

  14. 2.

    Sie haben völlig recht, das ist kein Sondervermögen sondern es sind SCHULDEN!
    "Wer zahlt das wie immer?? Das tun die braven Wähler, die das mit ihrer Stimme sicher nicht wollten."
    Tja das liegt nun mal am braven Wähler, dann muss er bei der nächsten Wahl anderen Parteien seine Stimme geben.
    Solange gewählt wird "wie immer" wird sich nix ändern!

  15. 1.

    Es stellt sich erstmal nicht unbedingt die Frage, wie die Mittel aus dem „Koffer voller Geld“ verwendet wird, sondern vielmehr sollte man sich über die Herkunft des Geldes sowie der Bezeichnung Sondervermögen Gedanken machen. Das ist kein Vermögen, denn Vermögen besitzt man bereits, dieses allerdings muss man - im Bund für die Bundeswehr genauso - erstmal als Kredit aufnehmen!! Wer zahlt das wie immer?? Das tun die braven Wähler, die das mit ihrer Stimme sicher nicht wollten.

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