Absichtserklärung - Berlin sagt DOSB Bereitschaft zu Olympiabewerbung zu
Dass der schwarz-rote Senat nach den Olympischen Ringen greift, ist schon länger bekannt. Nun macht der Senat ernst: Mit einer Absichtserklärung will sich Berlin offiziell als Kandidat für die Olympiabewerbung 2036 oder 2040 anmelden. Von Sebastian Schöbel
Mit einer Absichtserklärung gegenüber dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) will Berlin seine Bewerbung für die Olympischen Spielen 2036 oder 2040 bekräftigen. Das wird nach rbb-Informationen am Dienstag vom Senat beschlossen. Dafür soll ein sogenanntes Memorandum of Understanding unterzeichnet werden, mit dem sich Berlin offiziell als Kandidat für das Auswahlverfahren des DOSB anmeldet.
Damit unterwirft sich die Bundeshauptstadt auch den Bewerbungsvorgaben des DOSB. So sollen unter anderem keine neuen Sportstätten gebaut werden. Stattdessen soll die bestehende Infrastruktur modernisiert werden und auch dem Breiten- und Schulsport zugutekommen, heißt es in der Absichtserklärung. Zudem erkennt Berlin an, dass Deutschland sich für die Spiele 2036 und 2040 mit mehreren deutschen Städten bewerben würde. Fällt die Wahl auf Berlin, hat sich der Senat nun mit der Absichtserklärung verpflichtet, bis maximal 500.000 Euro zur Verfügung zu stellen.
Wegner spricht sich für 2036 aus
Kosten entstehen dem Land zunächst aber keine: Bis Mitte 2024 will der DOSB auf eigene Kosten ein Ausrichterkonzept entwickeln, inklusive Bürgerbeteiligung. Ende des Jahres sollen dann die Mitglieder des Verbandes abstimmen, ob und gegebenenfalls mit welchen Städten sich Deutschland für die Spiele bewerben wird.
Bei der Olympia-Dialogveranstaltung des DOSB in Berlin am vergangenen Sonntag hatte sich der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erneut für eine Berliner Bewerbung stark gemacht. "Wir unterstützen die Idee mit Nachdruck und finden den Plan einer nationalen Bewerbung großartig", sagte Wegner laut Landessportbund vor rund 600 Teilnehmenden.
Vor allem die Ausrichtung im Jahr 2036 sei "eine besondere Chance für unsere Stadt und unser Land", so Wegner. Das Datum ist wegen der historischen Verbindung zu den Olympischen Spielen in Nazi-Deutschland 1936 allerdings umstritten. "Wo auch immer die Spiele 2036 stattfinden werden, alle werden auf Berlin schauen", heißt es entsprechend in der Handreichung des DOSB für die potenziellen Bewerberstädte. Man wolle sich als Gastgeber weltoffen zeigen und die Spiele "für eine sensible Vermittlung der Geschichte nutzen". CDU und SPD hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag bereits für eine Olympiabewerbung ausgesprochen.
Auch München hat schon unterschrieben
Neben Berlin hatte sich zuvor schon München bereiterklärt, die Vereinbarung zu unterschreiben. Weiterhin unklar ist, ob auch Leipzig und Hamburg diesen Schritt gehen werden: Werbeveranstaltungen des DOSB für eine Olympiabewerbung waren dort zuletzt auf wenig Resonanz gestoßen. Die letzte Dialogveranstaltung des DOSB für die Region Rhein-Ruhr findet am Montagabend in Düsseldorf statt.
Eine erneute Olympiabewerbung Deutschlands gilt als politisch heikel: Die Kritik vor allem am Internationalen Olympischen Komitee wächst seit Jahrzehnten stetig, Kritiker:innen bezeichnen das Mega-Event als ökologisches und ökonomisches Risiko. So blieben zum Beispiel in London zahlreiche Olympiabauten nach den Spielen 2012 ungenutzt, während gleichzeitig die soziale Verdrängung in der Metropole stark beschleunigt wurde.
Viele Bewerbungen scheiterten am Volk
In Hamburg war 2015 eine Bewerbung für die Sommerspiele per Volksentscheid abgelehnt worden, genauso wie zwei Jahre zuvor die Bewerbung Münchens für die Winterspiele. In Berlin gab es ebenfalls mehrere Anläufe, sich für die Olympischen Spiele zu bewerben, zuletzt 2015, als man im innerdeutschen Rennen gegen Hamburg unterlag. Bereits Anfang der 90er Jahre hatte sich Berlin ebenfalls beworben, begleitet von zahlreichen Skandalen, und war letztlich früh im Auswahlprozess des IOC gescheitert.
Sendung: rbb24 Abendschau, 13.11.2023, 19:30 Uhr