Zentralversammlung in Bernau - BVB/Freie Wähler wollen sich nach Zeschmann-Schock sortieren

Sa 25.11.23 | 09:21 Uhr | Von Markus Woller
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Peter Vida (2.v.l, Fraktionsvorsitzender BVB/Freie Wähler Brandenburg, spricht während einer Pressekonferenz im Brandenburger Landtag. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.11.2023 | Ronald Schleif | Bild: dpa/Soeren Stache

BVB/Freie Wähler wollen am Wochenende in den Wahlkampf starten. Eine Volksinitiative soll Rückenwind bringen. Doch der plötzliche Wechsel eines der bekanntesten Gesichter zur AfD-Fraktion sorgt weiter für Wirbel. Von Markus Woller

Offiziell geht es auf der Zentralversammlung der Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen/Freie Wähler (BVB/Freie Wähler) am Samstag in Bernau um zwei große Themen. Die Vertreter der 160 Wählergruppen im Bündnis wollen mit dem Beginn einer neuen Volksinitiative ins Wahljahr starten. Diesmal geht es um den Erhalt von Krankenhäusern und Fachärzten im ländlichen Raum.

Der Landesvorsitzende Péter Vida sieht für das Vorhaben so viel Rückenwind, wie bei keiner der bisher drei Bürgerbefragungen. So viel Werbematerial wie noch nie sei von den einzelnen Wählergruppen angefordert worden. "Die Unterschriftensammlung beginnt am Samstag und wir sind guter Dinge, dass wir die 20.000 Unterschriften bis zum Frühjahr geschafft haben", so Vida.

Dunkler Schatten durch Zeschmann-Wechsel

Zudem wollen die Freien Wähler mit einem neu gewählten Landesvorstand ins Wahljahr starten. Es ist kaum zu erwarten, dass es einen Gegenkandidaten für den in der Partei omnipräsenten Chef-Strategen Vida als Vorsitzenden geben wird. Bis Freitagmittag jedenfalls hatte niemand die Hand gehoben.

So könnte es eigentlich ein konfliktfreier Parteitag werden, stünde da nicht das politische Erdbeben der vergangenen Wochen wie ein weißer Elefant im Raum: der völlig überraschende Übertritt des Landtagsabgeordneten Philip Zeschmann zur AfD-Landtagsfraktion vor zwei Wochen. Für BVB/Freie Wähler ein doppelter Schock: Verlor man mit Zeschmann doch einen der umtriebigsten Abgeordneten im gesamten Parlament.

Vida glaubt an erfolgreichen Wahlkampf

Noch gravierender: BVB/Freie Wähler verloren in Folge des Übertritts den Fraktionsstatus im Landtag, was weniger Redezeit und weniger Geld für die Landtagsarbeit bedeutet. Gerade im Jahr der Landtagswahl könnte das schmerzlich sein. Die Fraktion klagt deshalb auch vor dem Landesverfassungsgericht. Am Freitag endet die Frist für die Stellungnahme des Landtages. Wann das Urteil fällt, ist aber offen.

Péter Vida ist bemüht, die Auswirkungen kleinzureden. "Wir haben in der jüngsten Landtagswoche zu jedem Tagesordnungspunkt gesprochen." Auch im Kreistag von Oder-Spree, in dem Zeschmann für die Freien Wähler gesessen hatte, sei mittlerweile für klare Verhältnisse gesorgt. "Er wurde ausgeschlossen. In Schöneiche hat sich auch sofort eine neue Wählergruppe - ohne Herrn Zeschmann - gegründet", so Vida.

Wahl-Ziel: Beteiligung an Landesregierung

Auf den Wahlkampf werde sich das Thema nicht auswirken, glaubt der Freie-Wähler-Chef. Zu stark sei mittlerweile die Basis der Vereinigung. Man sei in 100 Kommunalparlamenten vertreten, stelle acht Bürgermeister. "Der Korpsgeist ist stark ausgeprägt", zeigt sich Vida überzeugt. Dennoch bleibt er bei der Forderung, Zeschmann habe sein Mandat "geklaut", mit zur AfD genommen und müsse es deshalb bis zum Jahresende zurückgeben. Auf der Zentralversammlung werde dies noch einmal betont werden.

Trotz der aktuellen Turbulenzen bleiben die Freien Wähler bei ihren ambitionierten Zielen für die Landtagswahl. Acht Prozent will man holen, die jüngsten Umfragen aus dem September sehen die Vereinigung bei sechs bis sieben Prozent. In allen 44 Wahlkreisen tritt man mit eigenen Kandidaten und Kandidatinnen an. Am Ende, so die Hoffnung, könnte eine Beteiligung an der zukünftigen Landesregierung stehen. Schließlich machen CDU und SPD angesichts der momentan oft konfliktreichen Zusammenarbeit mit den Grünen wenig Hehl daraus, dass sie in der kommenden Legislaturperiode nach Alternativen suchen könnten.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 25.11.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Markus Woller

13 Kommentare

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  1. 13.

    Herr Vida kommt mir vor, wie ein guter Buchhalter. So undipomatisch wie der Herr Aiwanger in Bayern ist Herr Vida nicht:

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article248704438/Aiwanger-redet-sich-bei-Lanz-in-Rage-Regierende-Taugenichtse.html

  2. 12.

    Ist eben eine etwas eingeengte Programmatik. Herr Vida möchte sich den Weg zu einem Ministerposten nicht verbauen, Zudem ist er halt kein Aiwanger.

  3. 11.

    Vielleicht ist es für die BVB/FW gar nicht schlecht, dass Herr Zeschmann zur AfD gewechselt ist. So ist eine eindeutige Positionierung als Mitte-Rechts-Kraft mit klarer Abgrenzung zur extremen Rechten möglich.

  4. 10.

    Wo kann man bei Vida's Verein nachlesen, was er von der Migrationsproblematik hält? Ich glaube, da hat Herr Vida vorsichtshalber keine Meinung.

  5. 9.

    Die haben ziemlich klar definierte Standpunkte zu relativ vielen Themen, siehe deren Kampagne vor einiger Zeit bei der Sie mehr Selbstbestimmung bei der Bürger wollten und weniger Vorschriften und Verbote, welche die Grünen so lieben. Dazu kommen dann noch ein paar Themen, die die anderen Parteien nicht mal auf dem Schirm haben, aber trotzdem vergleichsweise wichtig für die ländlichen Bevölkerung sind. Definitiv die bürgernäheste Partei derzeit, die eine Chance hat etwas im Landtag zu bewirken.

  6. 8.

    Na Hauptsache der Korpsgeist ist ausgeprägt. Wenn der Vorsitzende sich so äußerte, hat der doch auch einen an der Waffel.

  7. 7.

    Englisch wird in mehr Ländern als nur in Großbritannien gesprochen und ist auch die Sprache der Wissenschaft.

  8. 6.

    Nur gegen nichts sein, wird als Wahlprogramm nicht reichen. Was schade ist, als Protest Wähler hat man nicht die große Auswahl.

  9. 5.

    Man hat zumindest deutlich gezeigt dass man nicht rechtsextrem ist wenn man nicht rechtsextrem wählt.

    Das ist doch schon mal was.

  10. 4.

    Bildung ist der Bereich, wo die Länder das Meiste zu sagen haben und der Bund eher wenig. Bildung ist Ländersache. Leider orientieren sich die Schwachen nicht an den Besten.
    In Brandenburg werden, neben den schlechter werdenden Arbeitsbedingungen, auch noch Fächer „abgeschafft“. Z.B. Französisch als zweite Fremdsprache ist abwählbar. Zu einem Zeitpunkt wo die Freunde diese Entscheidungen mitbeeinflussen, wo es den Schülern noch gar nicht bewusst ist, wie wichtig, nach dem Englischen, diese Entscheidung ist. Nach dem Brexit.

  11. 3.

    "Z.B. wollen alle konservativen Kräfte eine endlich bessere Bildung statt Abwärtstrend im Niveau." Dazu müßte man heilige Kühe opfern und sich fragen, warum denn in Deutschland in den letzten Jahren die Bildung so unter die Räder gekommen ist. Da ist auf lokaler Ebene über Bürgerbewegte keine Änderung möglich.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article242384459/Bildung-Lehrerverband-prognostiziert-dramatischen-Leistungsabfall-bei-Pisa-Studie.html?icid=search.product.onsitesearch

  12. 2.

    Eines wäre sicher: Das der Straßenbau oder Ausbau nicht zusätzlich von den Anwohnern bezahlt werden muss, sondern derjenige der bestellt. Und es gibt da noch das Eine oder Andere was progressiv wirkt. Z.B. wollen alle konservativen Kräfte eine endlich bessere Bildung statt Abwärtstrend im Niveau. Und das wäre die Stelle, dass lt. Umfragen eine fortschrittlichere und vor allem ausgleichende liberalere, zum Teil etwas konservative Mehrheit, ein Regierungswechsel ohne Extreme und Polarisierende hin bekommt. Denn eines ist unbestritten. Ein Wechsel ist immer dann notwendig, wenn es nicht voran geht.

  13. 1.

    Wer "BVB/Freie Wähler" in Brandenburg wählt, weiß im Endeffekt nicht, was er da eigentlich gewählt hat. Sicher ist dann im Erfolgsfall zunächst nur, dass die OneMan Show von Herrn Vida gewählt wurde.

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