Konkurrenz vom Bündnis Wagenknecht - Linksfraktion im Bundestag will sich im Dezember auflösen

Di 14.11.23 | 15:55 Uhr
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Archivbild: Dietmar Bartsch in der 235. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. (Quelle: dpa/Geisler)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.11.2023 | Christopher Jähnert | Bild: dpa/Geisler

Nach 18 Jahren ist Schluss: Die Linksfraktion, als hoffnungsvoller Bund von PDS und WASG gestartet, zerlegt sich wieder. Die Linke dürfte als parlamentarische Gruppe weitermachen - genauso wie die Konkurrenz vom "Bündnis Sahra Wagenknecht".

  • Sahra Wagenknecht und neun weitere Bundestagsabgeordnete treten aus der Partei aus
  • Dadurch unterschreitet die Linke-Fraktion die Mindestgröße und muss aufgelöst werden
  • Im Bundestag könnten beide Gruppen vertreten bleiben - mit weniger Rechten als bisher

Die Linksfraktion im Bundestag hat beschlossen sich zum 6. Dezember aufzulösen. Dies teilten Fraktionsmitglieder am Dienstag in Berlin mit.

Hintergrund ist der Austritt der früheren Fraktionschefin Sahra Wagenknecht und neun weiterer Abgeordneter aus der Partei die Linke. Ohne sie verliert die Linksfraktion ihre Mindestgröße von 37 Abgeordneten und muss liquidiert werden. Für die Linke ist es ein tiefer Einschnitt und für das Parlament ein sehr ungewöhnlicher Vorgang.

Neue Gruppen im Parlament möglich

Es wird erwartet, dass nun zwei neue parlamentarische Gruppen entstehen: die verbliebenen 28 Linken-Abgeordneten einerseits und Wagenknecht mit ihren Unterstützern andererseits. Man werde darauf hinarbeiten, das so schnell wie möglich umzusetzen, sagte Linksfraktionschef Dietmar Bartsch vor der Fraktionssitzung. Eine Gruppe hat im Vergleich zu einer Fraktion etwas weniger parlamentarische Rechte und bekommt auch weniger finanzielle Unterstützung aus der Staatskasse. Zur Zulassung einer Gruppe und zur Bestimmung von deren Rechten braucht es einen Bundestagsbeschluss.

Politisch ist es für die Linke ein tiefer Einschnitt. Die Linksfraktion hatte sich 2005 gegründet, ein Zusammenschluss der Abgeordneten der ehemaligen PDS und der damals neuen WASG. Beide Parteien fusionierten dann 2007 zur Linken. Nun spaltet sie sich wieder. Wagenknecht möchte Anfang 2024 eine Konkurrenzpartei gründen. Ihr Verein "Bündnis Sahra Wagenknecht" bereitet dies vor und sammelt schon Spenden.

Dass sich eine Bundestagsfraktion während der laufenden Legislatur auflöst, ist neu. Solche "Liquidationen" gab es bisher nur nach Wahlniederlagen. 2013 wurde die FDP-Fraktion im Bundestag liquidiert, als sie an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. 2002 durchlief die Linken-Vorgängerin PDS bereits einmal ein solches Verfahren. Damals schafften nur zwei Direktkandidatinnen den Sprung in den Bundestag.

Jahrelanger Prozess

Weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Räume und Verträge gekündigt werden müssen, kann eine Liquidation Jahre dauern. Die Gründung der neuen parlamentarischen Gruppen kann aber schon vorher beginnen. Sie brauchen Unterstützung der übrigen Fraktionen im Ältestenrat und im Plenum. Übergangsweise werden die bisherigen Mitglieder der Linksfraktion wohl als Einzelabgeordnete im Bundestag sitzen.

Die Linksfraktion erhielt nach Angaben des Bundestags 2022 rund 11,5 Millionen Euro staatlicher Zuwendungen und hatte Personalausgaben von rund 9,3 Millionen Euro. Die Fraktion muss nun allen 108 Mitarbeitern kündigen. Einige von ihnen könnten bei den beiden neuen Gruppen einen Job finden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.11.2023, 18:00 Uhr

56 Kommentare

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  1. 56.

    .. bevor in Berlin die Nachwahlen zum Bundestag stattfinden und alle Abgeordneten aus dem Bundestag fliegen, da keine 3 Direktmandate mehr.
    Aber die Politik wird dass mit den Gerichten zusammen schon so weit verschleppen bis reguläre Wahlen stattfinden.
    Ansonsten, bei den derzeitigen Umfragen hat die Ampel die Bevölkerung nicht mehr hinter sich, es müssten sowieso Neuwahlen her, auch weil diese Ampel einfach nicht funktioniert. Dann sind die Linken sowieso auch raus.

  2. 54.

    Eine dreiste Lüge. Die Linke hat ihre Geschichte sogar sehr genau aufgearbeitet, im Gegensatz zu den Blockparteien.

  3. 53.

    Auflösung ja, aber wo geht der Rest hin? Ich kann mir vorstellen das der eine oder andere zur neu gegründeten Partei Sahra Wagenknecht geht, denn rette sich wer kann. Wer weiß wie alles noch kommt, vielleicht ist es sogar gut wenn Putin seine Finger nach uns ausstrecken sollte, ach ja die Russland Freunde von der AFD sind ja auch noch da.

  4. 52.

    Die Partei, die ihr Verhältnis zur DDR-Geschichte nicht aufarbeiten will, die den diktatorischen Charakter des DDR-Systems leugnet, kann getrost von der politischen Bühne verschwinden.

  5. 51.

    Die Linke braucht m.E. einen kompletten Neuanfang. Ob einem da nun alle Gesichter gefallen sei dahingestellt. Jedoch, diese Ansicht vertrete ich, erreichte die aktuelle und vorige Mannschaft die Wähler nicht mehr. Und noch weiter, der Ton macht die Musik. Wähler wenden sich ab. Fakt. Die Neuaufstellung in einer Gruppierung könnte eine Chance sein. Auch und vor allem in inhaltlichen Fragen und auf die einfachen Leute bezogen. Es gibt immer eine Chance. In unserer Demokratie ist das gut so. Es wird sich zeigen, ob aus Fehlern gelernt wird. Oder anders ausgedrückt, wie man damit umgeht. Denn einiges lief gehörig schief. Fakt.

  6. 50.

    .....und das heißt auf gut deutsch: alle Parteien, die Ihnen nicht gefallen sollen sich auflösen. Auch ein interessante Aussage. Aber so funktioniert Demokratie zum Glück nicht.

  7. 49.

    Bitte gänzlich auflösen! Und dann sollten Sich die Grünen sich das Überlegen und sich ebenso wie die Linken auflösen. Dann kann endlich wieder vernünftige Politik gemacht werden.

  8. 48.

    Das Ende der Stasi-Mauerschützenpartei mit denen alle anderen von SPD über Grüne, FDP bis hin zur CDU recht gut zusammengearbeitet haben, ganz ohne Brandmauer.

  9. 47.

    Es ist schon schade das der Einfluss der Links Partei immer weniger wird. Gerade in Zeiten wo die AfD verstärkt ist eine linker Gegenpol um so wichtiger

  10. 46.

    Gut! Endlich!

  11. 43.

    Wie sieht es denn eigentlich mit der Berliner Bundestagsnachwahl aus? Wie man so hört, soll das eine Direktmandat verdammt wacklig sein und ohne drei Direktmandate keine xx Abgeordneten beider Gruppierungen sondern nur noch zwei.

  12. 42.

    Ok, Moin. Hätten sie nicht gefragt, hätte ich mich bei dem Randgruppenthema auch nicht gemeldet.

  13. 40.

    Schade um den Bartsch. War ein guter Mann.

  14. 39.

    Auch in der BVV Tempelhof-Schöneberg zerlegt die Linke sich selber.

  15. 38.

    Das will ich meinen. Die Linke - unter welchem Namen und in welchem Land auch immer - wird es so lange weiter geben, bis die Voraussetzungen für eine gerechte Gesellschaftsordnung geschaffen sind.

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