Einsatz von Pyrotechnik - Polizei und Feuerwehr in Berlin sprechen sich für Böllerverbot aus - Wegner dagegen

Di 02.01.24 | 19:12 Uhr
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Einsatzkräfte der Polizei gehen am 31.12.2023 unweit vom Kottbuser Damm über eine Straße in Berlin-Kreuzberg. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Video: rbb24 | 02.01.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/Paul Zinken

Wieder gab es zu Silvester Angriffe auf Einsatzkräfte, eine weitere Eskalation wurde wohl durch die starke Polizeipräsenz verhindert. Fast alle Festgenommenen sind derweil wieder auf freiem Fuß. Erneut gibt es Rufe nach einem Böllerverbot.

In Berlin wird kontrovers über ein mögliches Böllerverbot diskutiert. So haben sich Polizeipräsidentin Barbara Slowik und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen im rbb für ein Verkaufsverbot von Knallern und Raketen ausgesprochen.

Unterstützung dafür bekamen sie von Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel: Der SPD-Politiker sagte am Dienstag im rbb24 Inforadio, über ein solches Verbot müsse aber auf Bundesebene entschieden werden. Er sei dafür, dass Berlin sich dafür einsetze. Zugleich müssten allerdings zentrale Feuerwerke in den Bezirken als Alternative angeboten werden.

CDU gegen Böllerverbot

Gegen ein Böllerverbot ist hingegen der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). 99 Prozent der Menschen gingen verantwortungsvoll mit Feuerwerk um, sagte er im rbb. Auch der CDU-Innenexperte Burkhard Dregger bezeichnet im rbb24 Inforadio die Forderung als nicht zielführend.

Vielmehr müsse den Menschen beigebracht werden, Verantwortung für ihre Mitmenschen zu übernehmen - und Menschen in Uniform, die den Staat repräsentieren, mit Respekt zu begegnen.

Feuerwehr und Polizei ziehen positive Silvester-Bilanz

Der Jahreswechsel verlief aus Sicht der Feuerwehr in Berlin glimpflicher als noch vor einem Jahr. 30 Übergriffe auf Einsatzkräfte und Fahrzeuge der Feuerwehr seien nach ersten Erkenntnissen registriert worden, teilte die Feuerwehr am Neujahrsmorgen mit. Nach derzeitigem Stand sei dabei aber niemand verletzt worden. Beim Jahreswechsel 2022/2023 hatte es laut Feuerwehr noch 69 Übergriffe gegeben, dabei waren 15 Helfer verletzt worden.

Der Polizei Berlin zufolge wurden in der Silvesternacht rund 390 Menschen vorläufig festgenommen - viele wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. Es seien 54 Einsatzkräfte verletzt worden, 30 davon durch Pyrotechnik, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke am Montagmittag.

Fast alle Festgenommenen wieder auf freiem Fuß

Unterdessen sind fast alle mutmaßlichen Störer und Randalierer der Berliner Silvesternacht inzwischen wieder freigelassen worden. Ein Mann sitzt jedoch in Untersuchungshaft. Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstagnachmittag mit und korrigierten damit frühere Angaben, wonach alle Festgenommenen freigelassen wurden.

Bei den meisten der 390 festgenommenen Verdächtigen seien schon in der Nacht nur die Identitäten direkt vor Ort oder auf einer nahe gelegenen Polizeiwache festgestellt worden, dann habe man sie wieder entlassen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Ermittlungsverfahren, Anklagen und Urteile könnten folgen. Die Zeitung "B.Z." hatte berichtet.

Bei Ordnungswidrigkeiten wie etwa dem Feuern mit Schreckschusspistolen sei das sowieso normal. Auch weniger schwere Straftaten wie gefährliches Hantieren mit Feuerwerk, Körperverletzungen und Widerstand gegen die Polizei seien meist kein Grund für längeren sogenannten Polizeigewahrsam oder Untersuchungshaft, sagte der Sprecher. Zwölf Verdächtige seien wegen schwerer Taten einem Haftrichter vorgeführt worden, aber auch sie seien inzwischen wieder freigelassen worden.

Auch bei der BVG ruhigere Nacht

Die BVG berichtet dem rbb auf Anfrage, dass erneut Fahrzeuge und Haltestellen in der Silvesternacht beschädigt wurden, meist durch Feuerwerkskörper. Insgesamt sei die Zahl der Sachschäden gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgegangen, hieß es.

Das Gros des Fahrplans habe erfüllt werden können, wegen der vielen Feuerwehreinsätze hätten hin und wieder Umwege gefahren werden müssen. "Die gute Nachricht lautet: Kolleg*innen der BVG oder Fahrgäste kamen in der Silvesternacht 2023/24 nicht zu Schaden."

Sendung: rbb24, 02.01.2024, 16 Uhr

232 Kommentare

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  1. 232.

    Woher weiß Kai Wegner, dass 99 % der Bürger korrekt mit dem Feuerwerk umgehen, wenn schon 3 Tage vor Silvester geböllert wird ?
    Dummes Geschwätz !

  2. 231.

    Naja, wenn man berücksichtigt, welche Umweltbelastungen mit der Produktion der Akkus, Motoren, Karosserien verbunden sind und wie die Natur durch Windkraft und Solaranlagen geschädigt wird, stimmt das leider nicht.

  3. 230.

    Mein Gott, in meiner Kind/Jugendzeit fing das Geböllere Ende Oktober an, offensichtlich wurde da das Material aus Fernost geliefert. Allerdings waren die Böller an sich mehr als dieses "PUUFFF" Heute. Trotzdem haben die Liebhaber dieser Tradition haben es geschaft eine angemessende Klangkulisse zu schaffen. Ich habe fast geweint vor Freude. Im Gegensatz zu den unkomplizierten Zeiten ist jetzt fast Ruhe. Doch kein schlechter Kompromiss! Mein Gott Ihr kotzt mich an.

  4. 229.

    Das Grundgesetz kennt außer für die Neugliederung der Bundesländer keine direktdemokratischen Elemente. Es müsste also zunächst das GG geändert werden, und das ist nicht ganz so einfach.

  5. 228.

    Immer diese Relativierungen. Man findet immer schlimmere Beispiele. Das ist aber kein Grund für eine Behauptung mit einer unzulässigen Schlussfolgerung; dass das Böllern im Jahr 2100 umweltverträglich wäre, weil man ja schließlich schon immer geböllert hätte.

  6. 227.

    Ich Frage mich gerade, zu welcher Gruppe die Menschen gehören, die ab den Verkaufsstart der Pyrotechnik schon mit den Zünden desselbigen anfangen. Zu den 99% oder zu 1%. Meiner ansicht nach gehört zum verantwortungsvollen Umgang sich auch an die gesetzlichen Zeiten zu halten.

  7. 226.

    Es gibt kein Recht auf Böllern!
    Die Freiheit ist davon nicht betroffen.
    Man muss es verbieten wollen, dafür gibt es genügend gute Gründe. Die Gesellschaft setzt so viele Verbote durch, viele davon nicht so lebensgefaehrlich.

  8. 225.

    Das Problem sind nicht die Böller, sondern das der Staat sich auf der Nase rumtanzen lässt und die Täter keine ernsthaften Konsequenzen fürchten müssen.
    Ausbaden muss es dann die Polizei im wissen, das die Täter die sie teilweise unter Einsatz ihres Leben und Gesundheit festnehmen innerhalb kürzester Zeit wieder draußen sind und in ihrem Umfeld noch damit prahlen.
    Meiner Meinung nach, ist das schwerer Landfriedensbruch und muss Hart bestraft werden zum Schutz der restlichen Bevölkerung. Der schutz muss vor den Rechten der Täter gehen

  9. 223.

    Ich war vor einigen Jahren zu Sylvester in San Francisco. Da gab es ein Profifeuerwerk von einem Ponton in der Bucht aus. Anschauen war gratis (man hätte sonst auch weiträumig absperren müssen...). Ob das von der Stadt oder von Privaten finanziert wurde, weiß ich nicht. Aber sehr angenehm!

  10. 222.

    "Der motorisierte Individualverkehr an 365 Tagen im Jahr ist erheblich umweltschädlicher als eine Silvesternacht mit privatem Feuerwerk." Aber nicht mehr, sollte dieser in absehbarer Zeit (zumindest so avisiert) vollkommen elektrisch sein.

  11. 220.

    „Warum hasst Böllerwegner unsere Rettungskräfte nur so sehr?“
    Sie übertreiben maßlos. Das Einsatzkonzept hat sich im Wesentlichen bewährt. Die große Masse der rechtstreuen Bevölkerung für Ausschreitungen einer kleinen Gruppe gewalttätiger Krimineller zu bestrafen, wäre nicht angemessen.

  12. 219.

    "Da das Sprengstoffrecht in die Gesetzgebungskompetenz des Bundes fällt, wäre ein solches Volksbegehren unzulässig."
    Gesetze wurden von Menschen gemacht und können jederzeit geändert werden......wenn man will !

  13. 218.

    Der motorisierte Individualverkehr an 365 Tagen im Jahr ist erheblich umweltschädlicher als eine Silvesternacht mit privatem Feuerwerk.

  14. 217.

    „Wie wäre es mit einem Volksbegehren?“
    Da das Sprengstoffrecht in die Gesetzgebungskompetenz des Bundes fällt, wäre ein solches Volksbegehren unzulässig.

  15. 215.

    Sie entscheiden, was richtig und was falsch ist? Für wen - für alle Menschen? Sie wollen das was Sie für richtig und falsch halten also allen Menschen vorschreiben? Merken Sie selber, dass das nicht ganz zu Ende gedacht ist. Oder? Wenn Sie in dieser Gesellschaft leben wollen und möchten, müssen Sie sich an die Regeln halten. Auch wenn Sie ganz bestimmt schon lange erwachsen sind. Ist vielleicht hart für Sie, aber da müssen Sie jetzt durch. Ein Trotzanfall wie der den Sie in ihrem Kommentar hatten bringt Sie da auch nicht weiter.

  16. 214.

    Die Bilder vom Brandenburger Tor und in meinem Umfeld waren klasse. Ohne Siren von Polizei und Feuerwehr.Das Aufräumen hat in meinem Umfeld alleine geklappt.

  17. 213.

    Böllerverbote an der Grenze zum damaligen Ostblock waren ebenso nachvollziehbar wie aktuelle Böllerverbote in brandgefährdeten Regionen und wurden und werden von den meisten betroffenen Bürgern schon zur eigenen Sicherheit befolgt.
    Im heutigen Berlin gilt jedoch beides nicht, somit ist ein allgemeines Böllerverbot demokratisch nicht durchsetzbar, ob es Ihnen persönlich nun gefällt oder nicht.

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