Jahreswechsel in Berlin - Feuerwehr, Polizei und Politik ziehen positive Silvester-Bilanz

Mo 01.01.24 | 21:54 Uhr
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Ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr fährt am 01.01.2024 über die Berliner Sonnenallee. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Video: rbb24 Abendschau | 01.01.2024 | Jörn Kersten | Studiogast: Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Paul Zinken

Weniger Einsätze, weniger Übergriffe, keine verletzten Einsatzkräfte: Die Berliner Feuerwehr schaut positiv auf die vergangene Silvesternacht. Auch die Polizei und die Landespolitik sind relativ zufrieden.

  • Feuerwehr muss zu weniger Einsätzen als vor einem Jahr ausrücken
  • weniger Übergriffe auf Feuerwehrleute, keine Verletzten
  • Polizei zählt 390 Festnahmen und 54 verletzte Beamte
  • Regierender Wegner sieht Erfolg, Innensenatorin Spranger betont gute Vorbereitung

Der Jahreswechsel ist aus Sicht der Feuerwehr in Berlin glimpflicher verlaufen als noch vor einem Jahr. 30 Übergriffe auf Einsatzkräfte und Fahrzeuge der Feuerwehr seien nach ersten Erkenntnissen registriert worden, teilte die Feuerwehr am Neujahrsmorgen mit. Nach derzeitigem Stand sei dabei aber niemand verletzt worden.

Beim Jahreswechsel 2022/2023 hatte es laut Feuerwehr 69 Übergriffe gegeben, dabei waren 15 Helfer verletzt worden. 2021/2022 waren es zu Corona-Zeiten zehn Übergriffe gewesen.

Weniger Feuerwehr-Einsätze als vor einem Jahr

Auch die Zahl der Einsätze insgesamt war nach den Angaben geringer als im Vorjahr. Demnach rückten die Helfer zu insgesamt 1.598 Einsätzen in der Zeit von 19.00 Uhr an Silvester bis 6.00 Uhr Neujahr aus. Das seien 119 Fälle weniger gewesen als 2022/2023. Zum Einsatzgeschehen gehörten demnach 663 Brände (Vorjahr: 749) und 861 Rettungseinsätze (825). Im Alltag gebe es durchschnittlich 1.450 Einsätze pro Tag, hieß es.

"An diesem ersten Januartag können wir sagen, dass der Jahreswechsel aus Sicht der Berliner Feuerwehr im Vergleich zum Vorjahr glimpflich abgelaufen ist", erklärte Landesbranddirektor Karsten Homrighausen. Jeder Angriff auf Einsatzkräfte sei jedoch inakzeptabel. "Wir werden das nicht tolerieren und in jedem einzelnen Fall Strafantrag stellen", betonte er. Insgesamt waren nach seinen Angaben 1.547 Feuerwehrleute und Helfer anderer Hilfsorganisationen im Einsatz.

Debatte über komplettes Böllerverbot

Homrighausen forderte am Montag in der rbb24 Abendschau eine gesellschaftliche Diskussion über den Einsatz von Pyrotechnik sowie eine bessere Brandschutzerziehung. Die Durchsetzung einer Pyroverbotszone sei sehr kräfteintensiv. Daher müsse man sich die Frage stellen: "Gehört Pyrotechnik und Feuerwerk nicht das ganz Jahr über in professionelle Hände?" Er verwies auf zentrale Feuerwerke wie es sie etwa in Sydney gibt. Die Gesellschaft müsse bereit sein, sich zu verändern.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik zeigte sich in einer rbb-Spezialsendung am Montagabend offen für diesen Vorstoß. "Wenn man Pyroverbotszonen in größerem Stil möchte, dann brauche ich eben auch ein Verkaufsverbot für unprofessionelle Hände", sagte sie.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sieht das dagegen skeptisch. "99 Prozent der Berliner sind sehr verantwortungsvoll damit umgegangen, und ich habe nicht vor, all diese Familien zu bestrafen. Sondern wir müssen konsequent gegen Chaoten und Straftäter vorgehen", sagte er ebenfalls in der rbb-Spezialsendung.

Berlin feiert ins Jahr 2024

390 Festnahmen - 54 verletzte Polizisten

Nach jüngsten Zahlen der Polizei sind in Berlin in der Silvesternacht rund 390 Menschen vorläufig festgenommen worden - viele wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. Es seien 54 Einsatzkräfte verletzt worden, 30 davon durch Pyrotechnik, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke am Montagmittag.

Die Polizei sei zufrieden mit dem Einsatzgeschehen, erklärte Sprecherin Dierschke. Das Konzept mit Böllerverbotszonen und vorab definierten Brennpunktbereichen sei aufgegangen. Durch "konsequentes und niedrigschwelliges Einschreiten" sei es gelungen, Brennpunkte zu vermeiden, so Dierschke. Die deutlich erhöhte Polizeipräsenz im Stadtgebiet habe dazu geführt, dass es auch mehr Festnahmen gegeben habe.

Spranger verurteilt Gewalt und lobt Einsatz

Berlins Innensenatorin Iris Spranger verurteilte die erneute Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte in der Silvesternacht. Zugleich zeigte sich die SPD-Politikerin am Montag zufrieden über den Einsatz der Polizei. Trotz deutlich mehr Einsatzkräften im Stadtgebiet gebe es "vergleichsweise wenige Verletzte bei der Polizei", schrieb Spranger am Montagmorgen bei X (früher Twitter). "Es hat sich gezeigt, dass die monatelangen Vorbereitungen von Berliner Feuerwehr, Polizei Berlin und meinem Haus in Sachen Prävention und konsequenter Intervention aufgegangen sind", so die Senatorin.

"Wir hatten die Lage im Griff", teilte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) per Pressestatement mit. Die Beamten seien konsequent dagegen vorgegangen, hieß es. Wegner forderte, dass die Justiz das Strafmaß in solchen Fällen ausschöpft: "Dass die Straftäter, die in der gestrigen Nacht auch wieder Polizei und Feuerwehrkräfte angegriffen haben, dass die auch die Strafen spüren und die Strafe auch auf dem Fuße folgt."

Der CDU-Politiker sprach von einem gesellschaftlichen Problem. Wegner bezeichnete Übergriffe auf Einsatzkräfte als Angriffe gegen den Staat und die Art unseres Zusammenlebens. Man werde im präventiven Bereich weiter daran arbeiten müssen. "Die unschönen Bilder wollen wir alle nicht. Wir wollen auch keine Angriffe gegen Feuerwehrkräfte und Polizeikräfte."

In der Silvesternacht 2022/2023 hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin.

Sendung: rbb24 Spezial, 01.01.2024, 20:15 Uhr

85 Kommentare

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  1. 85.

    Traditionelles Feuerwerk einmal im Jahr ist nun wirklich nicht so furchtbar. Der motorisierte Individualverkehr ist da weit schlimmer.

  2. 84.

    Da kann mal sehen, wie weit es die Politk hat kommen lassen, wenn es nicht mehr normal zugehen kann ! Aber diese Erkenntnis hat noch nicht die Führungsetage erreicht ! Selbsr wenn, wird sich nichts mehr daran ändern lassen. Das Anormale ist zur Realität geworden.

  3. 83.

    Positive Bilanz, wie kann man nur von sowas ausgehen. Okay letztes Jahr war es schlimmer aber, die Kosten die das verursacht hat, dann 400 Festnahmen, einige Verletzte, wie kann man da das Wort positiv in den Mund nehmen. Die Gesellschaft gewöhnt sich an solche Zustände. In 10 Jahren wird ner Frau mit Kinderwagen eine Rakete ins Gesicht gefeuert, oder ähnliches, wird unsere Gesellschaft dann auch von positiver Bilanz sprechen?

  4. 82.

    "Die Freiheit ist ein hohes Gut und sie ist schnell weg. "

    Es ist schon traurig, dass manche Leute ihre Freiheit daran festmachen sinnlos die Luft zu verpesten.

  5. 81.

    54 verletzte Polizisten wären, ohne das letzte Jahr, als Katastrophe, auf deutschen Straßen, wahrgenommen worden. Nun gilt das wohl schon als „Erfolg“? Wenn sich die Wahrnehmung so verschiebt, dann stimmt die ganze Richtung nicht.
    Und diejenigen, die dies als pubertäres Gehabe verharmlosen wollen sind oft die Gleichen, die das Wählen mit 16 fordern?

  6. 80.

    Sie sind auch einer von denen, die es entweder nicht begreifen wollen oder können?

  7. 79.

    Dem muss ich widersprechen. Man kann Respekt und gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht mit Polizeistaat oder Diktatur begründen. Sicher erzeugt staatlicher Druck gewisse Verhalten der Bürger, aber Duckmäuser und Egoisten entstehen dadurch nicht. Das gegenseitige Miteinander, Respekt und Rücksichtnahme ermöglichten nicht nur, daß man sich mit Problemen nicht alleinstehend sah, sondern auch, daß man ohne Polizeischutz feiern konnte.

  8. 78.

    Was für ein Erfolg...wie kann man sich nur so in die eigene Tasche lügen. Die Einsatz- und Rettungskräfte haben meinen höchsten Respekt, können einem aber auch nur leid tun...bei so einem Arbeitgeber.

  9. 77.

    Gilt Herr Wegners Ablehnung von Kollektivstrafen auch für uns Neuköllner? Es ist doch wohl nicht normal, dass ich mich von der Polizei durchsuchen lassen muss, nur um die Sonnenallee zu überqueren!

  10. 76.

    Glückwunsch, lieber Jan, man kann sich Teilerfolge, weniger Randale, weniger Verletzte auch einfach miesreden.
    Das ist halt das Privileg von Dauernörglern.

  11. 75.

    Glückwunsch Berliner Senat, man kann sich Randale, Übergriffe auf Polizei und Rettungsdienste, sowie Verletzte auch schön reden.

  12. 74.

    Diese Aaahs und Ooohs haben sie sich teuer erkauft. Während die, die die Aaahs und Ooohs spendiert haben, haben sie bares Geld bezahlt.
    Die Raketen und Batterien sehen für alle gleich aus. Nur der, der das bezahlt, ist der "nette Nachbar", der zu feiern versteht. Die anderen, die zugucken, sind die "schlauen Nachbarn", die feiern und dabei sparen. Ich werde es nie kapieren, was manche so antreibt.
    Ab Neujahr dann wieder alle: mimimi, alles so teuer geworden...
    Und nächstes Silvester dann: man gönnt sich ja sonst nichts.

  13. 73.

    Danke für den Teilerfolg ( denn es gab bei der Polizei Verletzte, ,, Gute Genesung "! ), den Uns die Zusammenarbeit von allen Stellen bescherrten!!!
    Auch Danke an Alle die Traditionen hochhalten, Kulturgut sichern ( nicht verscherbeln), die über 99 Prozent die Wissen wie Feuerwerk gezündet wird, die Notärzte u.m. (die den Rest der Feuerwerksopfer, meist Alkoholisiert ) ärztlich an Augen und Händen versorgten!!!
    Leider gibt es immer noch Menschen die Feuerwerk als Waffe ansehen ( wie schon seid etwa 1980 von meist Linken am 1.Mai )! Das muss geändert werden, und auch Politik die vor 2022 Ihrer Ideologie folgte und den Rest vor den Kopf gestoßen hat!

    -Gemeinsam sind Wir stark, was Uns in der Silvesternacht vorgemacht wurde!!! -

  14. 72.

    "Wir müssen uns fragen, was wir da als Erfolg feiern...", Feuerwehrgewerkschafter Barth.
    Allein die Nummer am Alex sorgt dafür, dass der Normalo zuhause bleiben MUSS, wenn er nicht verletzt werden möchte. DIE schränken anderer Leute Freiheit ein, die von Touristen zum Beispiel.

  15. 71.

    Wir haben aufm Dorf in Brandenburg geböllert. War alles gesittet. Keine Zerstörung, keine Verletzten keine Krawalle. Am Morgen noch die letzten Reste eingesammelt und alles sieht aus wie neu. Und in MEINEM Kiez in Spandau war auch kaum Müll oder Zerstörung. So ist das im Vorstadtghetto. Zivilisiert.

  16. 70.

    Wer jetzt hier Frau Spranger anfeindet, der sollte mal damit klarkommen, dass sie nicht für die Zustände verantwortlich ist, sondern für das Beenden dieser.

    Solange die Judikative nicht durchgreift, wird sich eine halbwegs normale Situation nur durch ein zahlenmäßig großes Auftreten der Polizei zu erreichen sein.

    Tja, es kann nicht alles auf einmal geben. Entweder die Drangsalierung durch die Obrigkeit der DDR, so dass die Leute sich nichts getraut haben, oder aber die Meinungs- und sonstige Freiheit, zu der auch freier Verkauf vieler Dinge in freier Marktwirtschaft dazugehört.

  17. 69.

    60 Verletzte Polizisten, von denen 8! nicht mehr weiterarbeiten konnten. Da gibt es bei jedem Sportereignis mit 4000 Teilnehmern mehr. Rund 800 Anzeigen und 380 In Gewahrsam Genommene. Jetzt verteilen Sie mal 4000 Polizisten im inneren Stadtgebiet und lassen und lassen Sie diese alle Falschparker auch die, die kurz mal ne Zeitung kaufen und denken, "Geil Fahrradstreifen = Kurzparkzone" aufschreiben und die Hälfte der Vehikel abschleppen. Hinterher aber die gespielte Aufregung über die Verrohung der Gesellschaft nicht vergessen. Oder ein Fahr - und Parkverbot für die Stadt fordern, damit keiner auch nur auf die Idee kommt.

  18. 68.

    Wie man dieses gelenkte Chaos relativieren kann, ist nicht nachvollziehbar.

  19. 67.

    Danke Sonja besser kann man das nicht zum Ausdruck bringen bin da völlig Ihrer Meinung.

  20. 66.

    Das ist ja schön (oder würden die Medien kritisch berichten: schön geredet)
    Aus 2 rbb-Berichten von vor einem Jahr und diesem Bericht ergeben sich folgende Zahlen:
    2022: 103 bzw. 145 Festnahmen (2 Berichte mit unterschiedl. Zahlen)
    2023: 390 Festnahmen
    2022: 69 Übergriffe, 2023: 30 Übergriffe
    dabei wurden verletzt:
    2022: 15 Feuerwehrleute, 18 Beamte
    2023: 0 Feuerwehrleute, 54 Beamte
    (2022: 1717 Feuerwehreinsätze und 2023: 1598 Feuerwehreinsätze (tägl. Druchschnittswert an normalen Tagen ist 1450)
    Und genau hier wünschte man sich eine kritsche Berichterstattung: trotz massenhaftem Polizeihilfe aus anderen Bundesländern und Gerfährderansprache vorher gab es offenbar MEHR verletzte Polizisten. Auch wenn man Feuerwehr + Polizei rechnet gab es 2022: 33 Verletzte Einsatzkräfte 2023 aber 54! Warum wird also nicht kritisch über die Politikbehauptung ("alles positiv") berichtet?

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