Zahlen der Polizei - Mehr politische Straftaten in Berlin registriert

Mi 27.03.24 | 10:32 Uhr
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Symbolbild:Ein Berliner Polizist bei einem Einsatz mit Blaulicht.(Quelle:picture allianceSZ Photo/F.Bungert)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.03.2024 | Andreas Marschner | Bild: picture allianceSZ Photo/F.Bungert

Die Berliner Polizei hat 2023 mehr politisch motivierte Straftaten als in den Vorjahren verzeichnet - darunter sind vor allem Propagandadelikte. Der Anstieg wird unter anderem mit dem Krieg in Gaza erklärt.

  • Anstieg um mehr als 1.000 Taten innerhalb eines Jahres
  • Meistens geht es um Propagandadelikte, Sachbeschädigungen und Gewalttaten
  • Die meisten Gesuchten im Ausland vermutet

Im vergangenen Jahr sind deutlich mehr politisch motivierte Straftaten in Berlin von der Polizei erfasst worden als in den Vorjahren. In der Statistik steht für 2023 die Zahl von 6.420 Taten mit politischem Hintergrund, wie aus einer Antwort des Senats an den Grünen-Abgeordneten Vasili Franco hervorgeht. 2022 waren es rund 5.100 Taten und 2021 knapp 6.000.

Ein Teil des aktuellen Anstiegs hat auch mit dem Krieg zwischen Israel und der palästinensischen Hamas zu tun: Bei den Demonstrationen gegen den israelischen Militäreinsatz gab es etliche Propagandadelikte palästinensischer Gruppen.

Mehr rechts- und linksextreme Straftaten

Insgesamt handelt es sich in der Statistik der politischen Straftaten vor allem um Propagandadelikte, Sachbeschädigungen und auch Gewalttaten. Leicht gestiegen ist dabei die Zahl der Straftaten mit einem rechtsextremen Hintergrund auf 2.294 (2022: 2.181; 2021: 2.094).

Bei etwa der Hälfte davon ging es um das Zeigen verfassungswidriger Zeichen. Außerdem gab es zahlreiche Beleidigungen und 123 Fälle von Gewalttaten wie Körperverletzungen. Eine stärkere Zunahme auf 1.128 registrierte die Polizei bei den Taten mit einem linken oder linksextremen Hintergrund. 2022 lag die Zahl bei rund 950, davor im Jahr 2021 aber bei rund 1.500.

Etwa einem Drittel liegt der Vorwurf der Nötigung zugrunde, das könnte auch mit den Straßenblockaden der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" zu tun haben. Bei Gewalttaten ging es oft um Widerstand gegen die Polizei.

Anstieg bei den Propagandadelikten

Den stärksten Anstieg der vergangenen Jahre verzeichnete der Bereich "Ausländische Ideologie": von knapp 250 (2021) und 550 (2022) auf zuletzt 982 Straftaten. Franco erklärte: "Ein großer Teil des Anstiegs ist dabei zurückzuführen auf Propagandadelikte, Volksverhetzung, Beleidigung und Sachbeschädigungen." Besonders der Krieg Israels und der palästinensischen Hamas dürfte hier zu dem Anstieg beigetragen haben.

Mehr Taten zählte die Polizei aber auch bei der "Religiösen Ideologie", wo es einen Anstieg von 94 auf 212 gab. Oft ging es dabei um Islamisten und verbotene Terrororganisationen, Terrorfinanzierung und -unterstützung. 1.804 Straftaten fielen in den Bereich, der keiner politischen Seite eindeutig zuzuordnen ist. Vieles davon stammt aus dem Milieu der Verschwörungstheoretiker und früheren Gegner der Corona-Gesetze.

Die meisten Gesuchten im Ausland vermutet

Den Angaben zufolge gibt es derzeit 201 offenen Haftbefehle. 70 gesuchte mutmaßliche Täter stammen aus rechtsextremen Kreisen, 16 aus dem linken Spektrum und 44 sind religiöse Ideologen, also meist Islamisten. 52 der Gesuchten werden im Ausland vermutet.

Der Innenpolitiker Franco teilte mit: "Der politische Rechtsruck und die aufgeheizte Stimmung spiegeln sich leider auch in den Zahlen der politisch motivierten Kriminalität wider. Rechtsextreme verüben nicht nur die meisten Straftaten, sondern auch die meisten Gewalttaten." Viele dieser Taten würden nicht bestraft, vor allem, wenn Täter unerkannt blieben. Auch bei den offenen Haftbefehlen lägen Rechtsextreme weit oben.

Die Polizei stellte im vergangenen Jahr auch einen erneuten Anstieg bei Straftaten gegen Flüchtlinge und Flüchtlingsheime fest. Das geht aus einer weiteren Antwort des Senats auf eine Anfrage von Grünen-Abgeordneten hervor. 2023 waren das 49 Taten, in den beiden Vorjahren jeweils 27. Davor lagen die Zahlen deutlich höher, 2016 und 2017 nach der großen Flüchtlingswelle gab es mehr als 200 erfasste Angriffe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.03.2024, 12:00 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Bisher habe ich lediglich die Grundaussage der Statistik infrage gestellt und das auch begründet.

    Wenn Sie Fragen zum Thema Statistik bereits als Schabernack einstufen, darf ich davon ausgehen, dass Sie die Grundlagen der Statistikrechnung nicht im Ansatz verstehen. Aber ich kann Sie beruhigen: Sie sind damit nicht allein auf dieser Welt, sondern gehören einer Mehrheit an.

    Grundsätzlich sollte man bei Statistiken IMMER die Datengrundlage hinterfragen/prüfen. Dieses Gebot gilt um so mehr, wenn jemand selbst eine Statistik über seine eigene Arbeit erstellt.

    Beste Grüße

  2. 10.

    Die Erfassung von Taten ist das eine, die Aufklärungsrate das andere und interessantere. Was nützt es wenn ich weiß was alles so passiert, aber nicht was dagegen mit welchen Ergebnissen gemacht wird.

  3. 8.

    @ Mattheis, "...Auseinander (...) setzen tut." Tut man so nicht sagen.

  4. 7.

    Entweder haben Sie den Artikel nicht gelesen oder nicht verstanden.... oder beides??

  5. 6.

    Das sehe ich genauso. Meckern aber nicht zur Wahl gehen. Das sind die ganz großen..zu feige selbst etwas zu tun. Schön im Hintergrund bleiben und aufwiegeln.

  6. 5.

    Ich halte solche Aussagen generell für schwierig. Ist tatsächlich die Anzahl politisch motivierter Taten gestiegen oder werden einige Taten, die früher einfach Straftaten waren, jetzt aufgrund von was auch immer, jetzt dem politischen Umfeld zugerechnet?

    Ohne die genauen Zahlen UND der Begründung der jeweiligen Einordnung, ist die Aussage komplett wertlos!
    Zusätzlich müsste man sich evtl. Gesetzesänderungen anschauen.

    Statistiken sind etwas feines, man muss sie allerdings verstehen und schauen, ob die zugrunde liegenden Zahlen geeignet sind, die Fragestellung zu beantworten. Das gilt für ALLE Statistiken, denn man kann mit solchen Zahlen auch allerlei Schabernack treiben und nur wenige Zeitgenossen würden es merken.

    Beste Grüße

  7. 4.

    Politisch motivierte Straftaten sind kein "sich mal ordentlich Luft" machen, sondern Straftaten.

    Wann haben sie den Boden der FDGO verlassen?

  8. 3.

    "...sich ordentlich Luft macht..."

    Sie finden das anscheinend in Ordnung? Sachbeschädigungen und Gewalttaten?
    Wie sind Sie denn drauf.

  9. 2.

    Dann sollten Sie ihren Sessel verlassen, einer Partei beitreten und schon kann man selber die Politik mitbestimmen.
    Das mit dem am Wähler vorbeiregieren ist nichts weiter als eine Ausrede wegen eigener Inaktivität. Dafür müssen Sie schon mal Beispiele bringen.
    Jeder kann aktiv an der Politik teilnehmen alles andere ist sinnfreies Gerede.

  10. 1.

    wenn die Politik am Wähler vorbei agiert. Den Wähler nur noch als Statisten zur Wahl benötigt, dann muss man sich nicht wundern, wenn der Wähler und Bürger sich mal ordentlich Luft macht, zumal wenn die Wahlbeteiligung der Politik egal ist. Und Parteien sich nur mit Internen Problemen Auseinander (Parteientwist, Macht gehabe) setzen tut.

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