Berliner Wirtschaftssenatorin - Mutmaßlicher Giffey-Angreifer in Psychiatrie eingewiesen

Mi 08.05.24 | 18:54 Uhr
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Franziska Giffey (SPD), Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, kommt am 08.05.2024 zur Vorstellung der Solar-Kampagne "Solar zahlt sich aus" ins Futurium. (Quelle: dpa-Bildfunk/Christoph Soeder)
Video: rbb24 Abendschau | 08.05.2024 | L. Schwarzer | Bild: dpa-Bildfunk/Christoph Soeder

Polizeibekannt und offenbar psychisch krank: Der Mann, der mutmaßlich die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) angegriffen hat, ist festgenommen worden. Mittlerweile ist er in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.

  • 74-Jähriger als mutmaßlicher Angreifer von Franziska Giffey in Psychatrie eingewiesen
  • Er ist polizeibekannt und hat offenbar eine psychische Krankheit
  • Giffey nahm am Mittwoch Termine wahr - sie äußerte sich über mehrere Wege zu dem Vorfall
  • Landespolitik reagiert erschüttert, der Regierende Bürgermeister kündigt Konsequenzen an

Nach dem Angriff auf die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) ist der mutmaßliche Täter in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Berlin am Mittwochabend auf der Social Media Plattform X mit. "Der Beschluss zur vorläufigen Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus wurde eben antragsgemäß erlassen und in Vollzug gesetzt."

Laut Berliner Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem am Nachmittag festgenommenen 74-Jährigen um einen Mann, gegen den schon polizeiliche Erkenntnisse aus dem Bereich des Staatsschutzes und der Hasskriminalität vorlägen. Die Ermittlungen zum Motiv für die Tat dauern demnach weiter an. Auch die Wohnung des Mannes sollte durchsucht werden, teilte die Ermittlungsbehörde weiter mit.

Giffey war am Dienstagnachmittag in einer Bibliothek im Stadtteil Rudow im Berliner Süden angegriffen worden. Sie habe mit der Leiterin der Bibliothek gesprochen, teilte Giffey am Mittwoch auf Instagram mit. "Auf dieses Gespräch konzentriert habe ich plötzlich von hinten einen harten Schlag an Kopf und Nacken gespürt. Ein Mann hatte mich mit einem Beutel, gefüllt mit hartem Inhalt, attackiert." Giffey ließ sich anschließend wegen Kopf- und Nackenschmerzen in einem Krankenhaus amulant behandeln.

Giffey vor Journalisten: "Er hat etwas gesagt"

Bei seiner Attacke hat der Angreifer nach Angaben der SPD-Politikerin auch gesprochen. "Er hat etwas gesagt", sagte Giffey am Mittwoch am Rande eines Termins vor Journalisten. "Aber die Polizei hat mich gebeten, aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu sagen, was er gesagt hat."

Der Angriff in der Stadtteilbibliothek Alt-Rudow sei eine Sache von Sekunden gewesen. "Das war wie eine Schockstarre", sagte Giffey. "Weil niemand damit gerechnet hatte und alle einen Moment hatten, wo sie gar nicht richtig wussten, was macht man jetzt? Und diesen Moment hat der Täter auch genutzt, um das Haus zu verlassen."

Vor dem Angriff habe in der Bibliothek eine lockere Atmosphäre geherrscht, schilderte Giffey. Kinder und Jugendliche hätten dort Dinge für die Schule gemacht, Menschen hätten Bücher abgegeben oder seien zu einem Pflanzentauschprojekt im Garten gekommen. "Es ist ein ganz wundervoller Ort", erklärte Giffey.

Besorgt wegen "sich verstärkender Freiwildkultur"

Giffey hatte sich bereits vor diesem Termin auf Instagram zu dem Vorfall geäußert. Ihr gehe es gut, trotzdem besorge und erschüttere sie "die sich verstärkende Freiwildkultur, mit der Menschen, die sich politisch in unserem Land einsetzen und engagieren, immer häufiger vermeintlich gerechtfertigten und hinzunehmenden Angriffen ausgesetzt sind", erklärte Giffey am Mittwochmorgen auf Instagram.

Die Gertrud-Haß-Bibliothek in Rudow, aufgenommen am 08.05.2024. Die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) ist bei einem tätlichen Angriff im Stadtteil Rudow leicht verletzt worden. (Quelle: dpa-Bildfunk/Carsten Koall)Die Bibliothek in Berlin-Rudow, in der Giffey angegriffen wurde.

"Es gibt eine klare Grenze"

Wir leben in einem freien und demokratischen Land, in dem jede und jeder seine Meinung frei äußern darf und kann. Und dennoch gibt es eine klare Grenze. Und das ist Gewalt gegen Menschen, die eine andere Auffassung vertreten, aus welchen Gründen auch immer, in welcher Form auch immer. Diese Angriffe sind durch nichts zu rechtfertigen. Sie sind eine Grenzüberschreitung, der wir uns als Gesellschaft entschieden entgegenstellen müssen", heißt es in der Nachricht weiter.

Der Tatort liegt in Giffeys Wahlkreis. In Neukölln war sie Bezirksbürgermeisterin, wurde dann Bundesfamilienministerin, nach dem Entzug ihres Doktortitels trat sie 2021 zurück und wechselte wieder zurück in die Landespolitik, wo sie bis 2023 Regierende Bürgermeisterin war.

Regierender Bürgermeister kündigt Konsequenzen an

In der Politik herrscht derweil Entsetzen über die Tat. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) teilte am Mittwochmorgen auf X mit: "Wer Politikerinnen und Politiker angreift, greift unsere Demokratie an. Das werden wir nicht hinnehmen. Wir werden uns jeder Form von Gewalt, Hass und Hetze entgegenstellen und unsere Demokratie schützen." Im Senat werde über Konsequenzen beraten werden, auch über härtere Strafen für Angriffe auf Politiker, kündigte Wegner an.

Auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) verurteilte im Onlinedienst X den Angriff auf Giffey und "auf andere Politikerinnen und Politiker oder Wahlhelfende, die sich alle für eine streitbare Demokratie einsetzen, auf das Schärfste".

Reaktionen von Grünen und AfD

Auch die Berliner Opposition reagierte auf den Angriff auf Giffey. Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch teilte auf X mit, man sei "schockiert über den Angriff". Die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus wünsche Giffey schnelle Genesung und verurteile diesen Angriff. "Als Demokrat*innen müssen wir nun alle zusammenstehen", so Jarasch.

Die Berliner AfD-Landesvorsitzende Kristin Brinker teilte ebenfalls auf X mit, Giffey habe einen "feigen und hinterhältigen Angriff" erleben müssen. "Das ist widerwärtig. In einer freien Gesellschaft müssen sich Politiker aller Parteien trotz unterschiedlicher Auffassungen frei und ohne Angst bewegen können. Ich wünsche Frau Giffey viel Kraft, das Geschehene zu verarbeiten und hoffe, dass sie sich schnell erholt und nicht einschüchtern lässt", so Brinker.

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.05.2024, 19:30 Uhr

Solidaritätsaktion für Franziska Giffey am 08.05.2024, nachdem sie einen Tag zuvor in der Gertrud-Haß-Bibliothek angegriffen wurde. (Quelle: © Rudow empört sich)Solidaritäts-Kundgebung der Initiative "Rudow empört sich" für Franziska Giffey vor der Gertrud-Haß-Bibliothek in Rudow

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68 Kommentare

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  1. 67.

    Das Thema sollte nicht auf Politiker begrenzt gesehen werden. Man denke an diverse Messertote und die geschlagenen Frauen in Pankow!

  2. 66.

    Laden Sie sich dazu herunter, die Zahlen der Bundesregierung(!): Deutscher Bundestag, Drucksache 20/10177. Dazu berichten nahezu ALLE öffentlich rechtlichen Medien ,das was die Bundesregierung an Zahlen veröffentlicht hat: Die AfD ist von Gewalt besonders betroffen. Nun fragt man sich, wie das möglich ist, weil darüber in der Vergangenheit kaum berichtet wurde. Und dann müsste man Vertreter unserer Medienlandschaft fragen, woran das liegt. Sogar der Lanz gestern hat d.Zahlen korrekt genannt.

  3. 65.

    Wussten Sie, dass 11 AfD Mandatsträger verurteilte Straftäter sind und gegen weitere ermittelt wird?

  4. 64.

    Es sind nicht nur Politiker, sondern die Bürger insgesamt, die geschützt werden müssen. Die Verrohung ist ein gesellschaftliches Phänomen. Hier muss schnell der Rechtsstaat eine Verhaltensänderung herbei führen. Niemand soll in Deutschland Angst haben müssen.

  5. 63.

    "Vielleicht sehen jetzt mal Politiker wie es ist, von Gewalt betroffen zu sein."
    .......was ist denn das für ein merkwürdiger Satz? Es klingt für mich fast so wie eine merkwürdige Art der Schadenfreude oder Häme. Als würden Sie es irgendwie gut finden oder es zumindest nicht bedauern, dass so etwas passiert ist. Das finde ich wirklich bedenklich und hoffe, ich verstehe Sie falsch.

  6. 62.

    Das verstehe ich auch nicht. Aber das scheint genau das Problem dieses Landes zu sein, dass Politiker*innen Buhmänner bzw. Buhfrauen für alles zu sein scheinen und deshalb aggressiv gegenüber getreten wird.

  7. 61.

    Danke, Michael!

    MichaelMittwoch, 08.05.2024 | 09:47 Uhr
    Antwort auf [Fakten] vom 08.05.2024 um 09:04

    „Sie irren leider. Die AfD ist in der Tat am häufigsten Opfer von Gewalttaten wie Ehemaliger Sozi richtig schreibt. Was erlittene Gewaltdelikte betrifft, führt die AfD in allen erfassten Jahren (auch 2023) immer die Statistik an. Die AfD wurde also am häufigsten Opfer von physischer Gewalt und das jedes Jahr.

    https://dserver.bundestag.de/btd/20/101/2010177.pdf

    ARD und ZDF berichten soweit ich das mitbekomme über die zusammengerechnete Summe aus Gewaltdelikten + Äußerungsdelikten (also puren Worten). Da sind dann im Jahr 2023 die Grünen vorne. Aber Worte sind ein Ärgernis, Gewalt ist das was wirklich ein Problem darstellt, denke ich.

  8. 60.
    Antwort auf [Rechte Blase] vom 08.05.2024 um 13:43

    Welche "seriöse" Statistik soll das denn sein? Und warum bestehen Sie so sehr darauf, dass es "neuerdings" anders sei? Alleine in den letzten zwei Wochen wurden zwei Wahlkampfstände der AfD körperlich attackiert. Jetzt traf es zwei SPD-Politiker. Vor reichlich einer Woche in Essen einen Grünen (okay, davon hört man wenig, das Täterbild war nicht so ins Narrativ passend). Jeder einzelne dieser Angriffe war einer zu viel und ist aufs Schärfste zu verurteilen und darf nicht gegeneinander aufgerechnet werden. Wenn sich aber dann eine Innenministerin im ZDF hinstellt und wörtlich sagt: "Wir müssen Politiker DEMOKRATISCHER Parteien besser schützen.", dann ist sie vollkommen fehl am Platz. Für so was sind früher Politiker mit Anstand zurückgetreten.

  9. 59.

    manchmal stellen sich solche "Gewlattaten gegen AfD-Politiker" aber auch als FakeNews heraus:
    https://www.tagesspiegel.de/politik/afd-dementiert-schlagerei-in-stuttgarter-fraktion-3773575.html

  10. 58.

    Natürlich sind Politiker*innen keine Übermenschen. Sie vertreten aber unsere freiheitl. demokratische Grundordnung zumindest die demokratischen Parteien.

  11. 56.
    Antwort auf [Rechte Blase] vom 08.05.2024 um 13:43

    „Die häufigsten Gewaltdelikte richteten sich im Jahr 2023 demnach gegen Vertreter der AfD, es wurden 86 registriert. Laut den Aufzeichnungen gab es außerdem 62 Gewalttaten gegen Grünen-Vertreter. Die Zahlen für andere Parteien lagen deutlich darunter.“

    https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/politiker-gewalt-schutz-debatte-innenminister-stalking-100.html

  12. 55.

    Die neueste Statistik sagt aber etwas anderes als Sie und ich liebe seriöse Quellen und Fakten. Oder wollen Sie mich massiv mit Worten einschüchtern? Das wäre dann auf Ihre Art der Gedanken zurückzuführen. Denn aus Gedanken werden Worte und aus Worten Taten der Gewalt.

    SPD und Grüne sind am meisten von Gewalt betroffen. Fakt.

  13. 54.

    Jetzt machen Sie aber mal echt einen Punkt! Das geht jetzt wirklich zu weit, hier AfD-Politikern zu unterstellen, sie würden reihenweise Menschen körperlich angreifen. Das ist pure Hetze und damit stellen Sie sich auf eine Stufe mit denen, denen sie genau das unterstellen. AfD-Politiker sind nicht mehr und nicht weniger oft straffällig, als alle anderen auch.

  14. 53.
    Antwort auf [Rechte Blase] vom 08.05.2024 um 13:43

    Stimmen Sie mir hier folgender Aussage zu?

    „Körperliche Gewalt gegen AfD ist zu verachten.“

  15. 52.

    Nun hat es die Politik erwischt. Viele Jahre haben solche Angriffe die Mitarbeiter so ziemlich aller Berufsrichtungen (Bahn, Polizei, FW, Sani, Reporter usw , ja sogar unseren Systemrelevanten Personalen in den Supermärkten über sich ergehen lassen müssen, ohne dass sich die "Welt" auch nur im geringsten dafür Interessiert hat. Es wird Zeit, eine härtere Gangart gegenüber Personen, die meinen, ihre Mitmenschen mit Worten und Taten misshandeln zu müssen, ein zu nehmen.

  16. 51.

    Nein, nochmal auch für Sie zum Mitschreiben.

    Quantitativ sind seit Jahren Mitglieder der AfD Opfer von KÖRPERLICHER Gewalt.

    Ich bin es mit Ihnen hier wirklich satt.

    Sie behaupten und stellen keine Belege zur Verfügung.

    Ferner betiteln Sie den Bundestag indirekt als unseriöse Quelle.

    Dort ist klar definiert, dass die AfD am stärksten von körperlicher Gewalt betroffen ist.

    Bestreiten Sie es gerne mit einem fundierten Link.

    Anderenfalls tun Sie mir wirklich leid.

    Alternativ können Sie auch die gestrige MaischbergerSendung anschauen, da wird Ihnen das auch fein seziert dargelegt und erläutert.

    Ihre Statistik umfasst Beleidungen und Körperverletzungen, korrekt.

    Bei den reinen Körperverletzungsdelikten ist die AfD stärker betroffen.

    Das Abstreiten ist im Gesamtgesellschaftlichen billig und unredlich.

  17. 50.

    Ihnen ist schon klar, daß "Blauer Demokrat" und "Grüner" die gleiche Person ist, die mit sich selber schreibt?

  18. 49.

    Wer fordert denn härtere Strafen für Politiker? Abgesehen von zu vielen afd-Funktionären ist mir sonst nicht bekannt, dass Politiker andere Menschen körperlich angreifen würden. Und im Artikel geht es auch um mehr Schutz für unsere gewählten Volksvertreter.

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