Staatsschutz ermittelt - Berliner Wirtschaftssenatorin Giffey bei tätlichem Angriff leicht verletzt

Mi 08.05.24 | 11:02 Uhr
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Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, am 29.02.2024 in Berlin. (Quelle: Picture Alliance/Jochen Eckel)
Audio: rbb24 Inforadio | 08.05.2024 | Intervew mit Michael Stübgen | Bild: Picture Alliance/Jochen Eckel

Ein unbekannter Mann hat die frühere Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey "von hinten mit einem Beutel, gefüllt mit hartem Inhalt" angegriffen und dabei leicht verletzt. Sie wurde ambulant im Krankenhaus behandelt.

Hinweis: Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert. Über neue Informationen zum Angriff auf Franziska Giffey berichten wir hier.

  • Franziska Giffey in Bibliothek mit Beutel mit hartem Inhalt angegriffen
  • Wirtschaftssenatorin unterzieht sich im Krankenhaus ambulanter Behandlung
  • Regierender Bürgermeister Wegner kündigt Konsequenzen an
  • Innensenatorin Spranger und Innenminister Stübgen reagieren bestürzt
  • Neuer Angriff auf eine Politikerin auch in Dresden

Die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) ist bei einem tätlichen Angriff im Stadtteil Rudow leicht verletzt worden. Ein Mann habe die frühere Regierende Bürgermeisterin am Dienstagnachmittag in einer Bibliothek unvermittelt "von hinten mit einem Beutel, gefüllt mit hartem Inhalt, attackiert und am Kopf sowie am Nacken getroffen", teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin in der Nacht zu Mittwoch mit.

Nach dem Angriff habe sich die ehemalige Bundesfamilienministerin "kurzzeitig zur ambulanten Behandlung der Kopf- sowie Nackenschmerzen in ein Krankenhaus begeben", hieß es in der Mitteilung der Behörden. Die 46-Jährige wurde am Kopf sowie am Nacken getroffen. Der Angreifer entkam unerkannt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Giffey war ohne Personenschutz bei der Veranstaltung in der Bibliothek, da bislang nur der Regierende Bürgermeister und die Innensenatorin von entsprechendem Personal des Landeskriminalamtes begleitet werden.

Giffey: "Es geht mir gut"

Giffey äußerte sich am Mittwochmorgen zu dem Angriff. Auf Instagram schrieb sie, die Stadtteilbibliothek in Alt-Rudow, in der es zu dem Angriff gekommen war, sei für sie "ein besonderer Ort", auch weil sie sich in ihrer Zeit als Neuköllner Bildungsstadträtin und Bezirksbürgermeisterin für den Neubau der Einrichtung engagiert habe. "Dass ich dort einmal angegriffen werden würde, hätte ich nicht für möglich gehalten", so Giffey.

Als Wahlkreisabgeordnete für Rudow habe sie am Dienstagnachmittag die Bibliothek besucht und während eines Gesprächs mit der Bibliotheksleiterin "plötzlich von hinten einen harten Schlag an Kopf und Nacken gespürt." Ein Mann habe sie mit einem Beutel attackiert.

"Nach dem ersten Schreck kann ich sagen, es geht mir gut. [...] Dennoch besorgt und erschüttert mich die sich verstärkende 'Freiwildkultur' mit der Menschen, die sich politisch in unserem Land einsetzen und engagieren, immer häufiger vermeintlich gerechtfertigten und hinzunehmenden Angriffen ausgesetzt sind."

Giffey kündigte an, heute ihre Arbeit fortführen zu wollen. Nach rbb-Informationen nimmt sie heutige Termine wahr.

Wegner: Senat wird über Konsequenzen beraten

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) reagierte bestürzt auf den Angriff und kündigte Konsequenzen an. Auf X (vormals Twitter) teilte er am Dienstagmorgen mit: "Ich verurteile den Angriff auf Franziska Giffey aufs Schärfste. Wer Politikerinnen und Politiker angreift, greift unsere Demokratie an. Das werden wir nicht hinnehmen. Wir werden uns jeder Form von Gewalt, Hass und Hetze entgegenstellen und unsere Demokratie schützen."

Der Senat werde über Konsequenzen beraten, auch über härtere Strafen für Angriffe auf Politiker, kündigte Wegner an.

Auch Innensenatorin Iris Spranger (SPD) reagierte entsetzt auf die Attacke auf ihre Parteikollegin. "Ich verurteile den Angriff auf Franziska Giffey und auf andere Politikerinnen und Politiker oder Wahlhelfende, die sich alle für eine streitbare Demokratie einsetzen, auf das Schärfste", schrieb Spranger berets in der Nacht auf Dienstag auf X.

Innenminister erwägen härtere Strafen für solche Angriffe

Spranger schrieb weiter: "Die Polizeien der Länder und des Bundes unternehmen alles, um Politikerinnen und Politiker zu schützen. Die Innenministerkonferenz ist sich gestern auf der Sondersitzung einig gewesen, dass die Demokratie effektiver vor Hetze & Falschinformationen bewahrt werden muss. Der strafrechtliche Schutz des Einzelnen vor solchen Angriffen dient zugleich dem Schutz der Demokratie selbst."

Am Dienstag hatten sich die Innenminister von Bund und Ländern vor dem Hintergrund der jüngsten Angriffe auf Politiker und Wahlkämpfer zu einer Sondersitzung getroffen. Sie sprachen sich für einen besseren Schutz politisch engagierter Menschen und auch für eine Verschärfung des Strafrechts aus.

Innenminister Stübgen reagiert besorgt - neuer Angriff in Dresden

Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU), sagte am Mittwochmorgen im rbb24 Inforadio, der Vorfall habe ihn sehr erschreckt. Man erlebe seit Jahren eine zunehmende Verrohung und Bedrohung, gerade in den sozialen Netzwerken. Nun aber gebe es eine Gewaltspirale physischer Art, die ihn extrem besorge, so der CDU-Politiker. Bereits am Dienstagabend sagte er nach der Innenministerkonferenz, die erneuten Übergriffe stünden für eine Entwicklung, in der Menschen mit Gewalt, Hass und Hetze politische Ziele durchsetzen wollten. "Lüge, Gewalt und Bedrohung drohen immer stärker Teil des politischen Diskurses zu werden. Das gefährdet unsere Demokratie."

Am Freitag vergangener Woche war der SPD-Politiker Matthias Ecke [mdr.de] in Dresden von vier jungen Männern zusammengeschlagen worden. Der Spitzenkandidat für die Europawahl in Sachsen wollte Wahlplakate anbringen, als ihn die Täter überraschten. Das Landeskriminalamt Sachsen rechnet zumindest einen von ihnen dem rechten Spektrum zu.

Am Dienstagabend stellten Polizisten in Dresden zudem eine Frau und einen Mann, nachdem diese eine Politikerin der Grünen beim Aufhängen von Wahlplakaten attackiert hatten. Der 34 Jahre alte Mann habe die 47 Jahre alte Grünen-Politikerin zur Seite gestoßen, zwei Wahlplakate heruntergerissen und sie und ihr Team beleidigt und bedroht. Die 24-Jährige habe die Politikerin bespuckt. Das Duo hielt sich laut Polizei vor der Attacke in einer Gruppe in der Nähe des Tatortes auf, aus der heraus der Hitlergruß gezeigt wurde.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.05.2024, 08:00 Uhr

88 Kommentare

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  1. 88.

    Man strickt hier fleissig am Opfermythos der AfD. Dazu benutzt man verfälschend wiedergegebene Zahlen.

    Wieviele Ermittlungen wegen angeblicher Angriffe gegen AfD Politiker wurden eingestellt, weil sich die angeblichen Angriffe als Hirngespinste herausgestellt haben? Sie gehen aber in die Statistik mit ein.

    "Staatsanwaltschaft und Arztbrief zufolge waren die Untersuchungen des Bluts von Chrupalla sowohl im Krankenhaus als auch bei den Ermittlern unauffällig."

    "Mehr als ein halbes Jahr nach dem Angriff auf den Augsburger AfD-Politiker Andreas Jurca hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen zwei junge Männer eingestellt. "

    Oder man fügt sich die Verletzungen untereinander zu. Auch das geht in die Statistik mit ein.

  2. 87.

    Nicht jede Körperverletzung mit Dauerfolgen ist ein schwere Körperverletzung im Sinne von § 226 StGB. Zudem bleibt das erhöhte Mindeststrafmaß von einem Jahr Freiheitsentzug bei der schweren KV. Schließlich wäre es auch sinnvoll, das Höchstmaß bei Taten nach § 226 Abs. 1 auf 15 Jahre zu erhöhen (Formulierung: Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr). Bei wissentlicher oder absichtlicher Verursachung der schweren Folgen (§ 226 Abs. 2) könnte fakultativ auch lebenslange Freiheitsstrafe angedroht werden (Formulierung: Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren oder lebenslange Freiheitsstrafe).

  3. 86.
    Antwort auf [Unwahrheiten als Fakten verkaufen geht gar nicht ] vom 08.05.2024 um 12:39

    Über die Rhetorik mancher Politiker und deren Wirkung haben sich einige Menschen in dieser Sendung klar und deutlich geäußert.

  4. 85.
    Antwort auf [Unwahrheiten als Fakten verkaufen geht gar nicht ] vom 08.05.2024 um 12:39

    Ich habe selten einen so einen merkwürdig verzerrt wiedergegeben Kommentar wie den Ihren von einer Sendung gesehen. Da Sie hier Ihre alles andere als neutrale Sichtweise davon wiedergeben, sollten sich alle, die die Sendung nicht gesehen haben und sich durch Ihren Kommentar informiert fühlen, doch lieber nochmal selber die Sendung angucken, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Ich habe es zum Glück getan und mir dadurch meine Meinung über Sie und Ihren Kommentar gebildet. Wie gut, dass die Sendung noch abrufbar ist. Ich habe mich sowieso schon über Ihre Worte: "mit Schaum vor dem Mund" gewundert, denn alleine das klang schon sehr merkwürdig für mich. Und was meinen Sie eigentlich mit "Das ging solange gut bis......"? Es wurde gleich am Anfang der Sendung geklärt und das war es dann auch. Wie gut, wenn man sich eine eigene Meinung darüber bilden kann.

  5. 84.
    Antwort auf [Unwahrheiten als Fakten verkaufen geht gar nicht ] vom 08.05.2024 um 12:39

    Sehe gerade die Wiederholung. Was war oder ist daran peinlich?

  6. 83.
    Antwort auf [Unwahrheiten als Fakten verkaufen geht gar nicht ] vom 08.05.2024 um 12:39

    Und? Was ist jetzt? Was genau wollen Sie damit sagen? Direlt und ehrlich, los!

  7. 82.

    "Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein "

    sagt Marx und hat recht....

  8. 81.

    Die Fakten wurden Ihnen doch nun bereits mehrfach inklusive Quellen dargelegt. Das Problem ist lediglich, dass sie Ihnen nicht gefallen und sie sie deshalb nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Sie wollen das hören, was Sie für richtig halten, auch wenn es sachlich bereits widerlegt wurde. Fakt bleibt: Es gibt einen Unterschied bei Gewalttaten, wenn diese als Körperverletzungen separat betrachtet und wenn sie zusammen mit reinen Äußerungsdelikten vermengt werden. Letzteres hält die Mehrheit für verzerrend, Sie dagegen offensichtlich nicht. Zumal Äußerungsdelikte zwar aufgrund der Anzeige in die Polizeistatistik eingehen, vor Gericht aber weit seltener Bestand haben, als Anzeigen von körperlichen Angriffen.

  9. 80.
    Antwort auf [Unwahrheiten als Fakten verkaufen geht gar nicht ] vom 08.05.2024 um 12:39

    Hier könnte der RBB mal einen Sonderbericht verfassen. Von mir aus auch von Herrn Sundermeyer direkt. Dass die ständigen Behauptungen der üblichen Akteure hier mal ein Ende haben und diese endlich mal in der Realität ankommen.

  10. 79.

    Hm, es macht die Runde, der alte Mann sei ein bisschen verwirrt. Oh, oh, das soll man glauben.... Aber zu der Tat hat es gerade noch gereicht? Was für ein Intellekt.
    Diese Sache ist so wie alle anderen (Schand)Taten roher Gewalt zu beurteilen. Punkt.
    Wo wollen wir da am Ende 'landen'..., das war - ä'hm, so und so und der /die , das war dann eigentlich so und so.... Man schlägt nicht. Punkt.
    Warum eine Frau in der Bibliothek angegriffen werden muss, ist so wie so unter der berühmten Gürtellinie.
    Da wollen wir mal alle froh sein, dass nicht mehr passiert ist.
    Dass der Europa-Kandidat, Herr Ecke in Sachsen derart Gewalt erfahren musste, ist einfach nur eine Schande für die hellen Sachsen u.für Deutschland.... Dummheit und Gewalt obsiegen???Ich wünsche mir, dass er die beste Behandlung erhält, es hätte auch anders ausgehen können......so tief ist D gesunken?

  11. 78.

    Wie inzwischen bekannt geworden ist, war der Täter nicht nur polizeibekannt, sondern auch psychisch krank. So schlimm dieser Fall ist, aber genau das wird man auch künftig niemals verhindern können. Trotzdem wünsche ich Frau Giffey die beste und schnelle Genesung.
    Unabhängig davon ist es Aufgabe des Rechtsstaates, gegen die überall steigende Gewalt endlich konsequent vorzugehen und zwar ohne Rücksicht auf Opfer oder Täter, wenn diese für ihre Taten verantwortlich gemacht werden können. Es kann nicht so weiter gehen, wie in den letzten Jahren, sonst verliert der Staat seine Rechtfertigung auf das Gewaltmonopol und das kann niemand mit Verstand wollen. Hier in diesem Fall scheint es auf den ersten Blick anders gelagert und dieser Mensch braucht offenbar ganz dringend Hilfe.

  12. 77.

    ........was für ein "empathischer" Kommentar für Franziska Giffey und was für ein Vergleich. Was hat das eine bitte schön mit dem anderen zu tun?

  13. 76.

    Was ist denn das? Warum sitzen deutsche Staatsbürger in Spanien wegen Grupenvergewaltigung in U-haft? Weil sie die Gesetze nicht kannten und dachten, dieses Verbrechen sei dort erlaubt?
    Und was hat das mit der Attacke auf die Senatorin durch einen Rentner zu tun? Ihr Kommentar ist mit Verlaub so etwas von unpassend .

  14. 74.

    Möchten Sie sich vielleicht öffentlich korrigieren?

    Wer ist am meisten von physischer Gewalt betroffen?

  15. 73.
    Antwort auf [Raini] vom 08.05.2024 um 12:25

    Nö.

  16. 72.

    Ihre Schimpftirade über Menschen mit Migrationshintergrund ist hier völlig deplatzierte Stimmungsmache und verfehlt das Thema des Artikels mal so richtig. Und Gruppenvergewaltigungen sind übrigens auch kein "importiertes" Problem.

  17. 71.

    Elegant, hier geht es um Angriffe auf Menschen die sich politisch engagieren und Sie haben es trotzdem mühelos hinbekommen, über was völlig anderes zu schreiben und pauschal gegen Ausländer zu wettern. Hauptsache vom Thema ablenken.

  18. 70.

    In welche Richtung wollen Sie die Diskussion hier lenken? Es geht nicht um Migranten, sondern um Angriffe auf die Demokratie. Und die erfolgen besonders durch extremistische Kräfte aus dem Inland. Allen voran braune Schlägertrupps, die leider an die Situation von vor 100 Jahren erinnern. Das hatten wir schon mal und jeder sollte wissen, wie das endete. Alle Versuche, die rechte Gewalt mit anderen Themen zu vermischen, sind Augenwischerei und sollen davon ablenken, dass es um unsere demokratischen Werte geht. Eine Diktatur schleicht sich nicht an, sondern versucht sich mit Gewalt den Weg zu bahnen.

  19. 69.

    Die Neandertaler-Mentalität scheint offensichtlich immer mehr zuzunehmen. Wer mit Worten nicht weiterkommt, greift zu drastischen Mitteln. Ich spekuliere jetzt mal: Die Hemmschwelle zur Gewalt sinkt mit sinkendem Bildungsgrad.
    Wer gebildet ist, versucht mit Worten sein Ziel zu erreichen. Nur Idioten kloppen wild drauf los, wenn ihnen was nicht passt. Das ist keine Demokratie. Solche Leute gehören therapiert.

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