Brandschutz - Fahrstreifen auf der Kantstraße sollen neu geordnet werden

Fr 25.10.24 | 20:12 Uhr
  142
Symbolbild:Straßenverkehr und Fußgänger in der Berliner Kantstraße.(Quelle:imago images/J.Ritter)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.10.2024 | Christina Torge | Bild: imago images/J.Ritter

Die Berliner Verkehrsverwaltung und der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf haben sich geeinigt: Die Fahrstreifen auf der Kantstraße sollen neu geordnet werden. Damit soll der Brandschutz für die Anwohner gewährleistet werden.

Nach der Diskussion um einen Radweg an der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg und den Brandschutz von Anwohnern sollen jetzt die Fahrstreifen neu geordnet werden. Das teilte die Senatsverwaltung für Verkehr am Freitag mit.

Das Szenario, dass Mieter aus ihren Wohnungen ausziehen müssen, weil der Brandschutz nicht gewährleistet werden kann, ist damit vom Tisch.

Radweg und Parkstreifen sollen demnach getauscht werden. Dadurch habe die Feuerwehr im Falle eines Gebäudebrandes genug Platz, eine Drehleiter auszufahren, um Wohnungen und Bewohner auch der oberen Geschosse zu erreichen, so die Verwaltung. Weiterhin soll geprüft werden, ob für den notwendigen Wirtschaftsverkehr und Anfahrten zu Arztpraxen zeitlich ausgewiesene Lieferzonen integriert werden können, so wie etwa auf der Hauptstraße in Schöneberg.

Umsetzung noch in diesem Jahr

Auf die Maßnahme hätten sich Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU), Staatssekretär Johannes Wieczorek (CDU), Bezirksstadtrat Christoph Brzezinski (CDU) gemeinsam mit Charlottenburg-Wilmersdorfer Abgeordneten des Abgeordnetenhauses verständigt. Eine Umsetzung sei noch in diesem Jahr geplant, so die Verkehrsverwaltung. Eine Verbreiterung der Fahrbahn durch einen schmaleren Mittelstreifen wurde laut der Mitteilung verworfen. Sie wäre unverhältnismäßig aufwändig und teuer geworden.

Bezirksstadtrat widerspricht Senat

Der für Straßen zuständige Bezirksstadtrat Oliver Schruoffenegger (Bündnis90/Die Grünen) geht allerdings nicht davon aus, dass die Umsetzung der Maßnahme zeitnah erfolgt. Noch habe er keine verkehrsrechtliche Anordnung des Senats erhalten, auch keine Förder-Zusage. Es gebe dementsprechend noch keine Ausschreibung, sagte Schruoffenegger der rbb24 Abendschau. Außerdem sieht er es als problematisch an, eine neue Fahrbahn-Markierung im Winter aufzubringen, weil die Farbe nicht hält.

ADFC kritisiert Einigung über Radweg

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kritisierte die Einigung zwischen Senat und Bezirk über den Radweg. Der geplante Spurentausch gehe auf Kosten der Sicherheit von Radfahrern, erklärte der Verband am Freitag.

So könnten Autoraser über den Radweg fahren, Zweite-Reihe-Parker ihn blockieren oder wieder mehr sogenannte Dooring-Unfälle durch geöffnete Autotüren passieren. Der ADFC fordert, die Parkplätze zu streichen und einen geschützten Radstreifen anzulegen.

Bezirk drohte mit Nutzungsuntersagung

Der Radweg befindet sich aktuell am Rand der Fahrbahn und grenzt an den Bürgersteig, daneben verlaufen eine Parkspur und dann eine Spur für den fließenden Verkehr. Laut Bezirksstadtrat Brzezinski ist der Radweg zu schmal für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. Und von der linken Fahrspur für den fließenden Verkehr kann eine Drehleiter demnach nicht die oberen Etagen bestimmter Wohngebäude erreichen, für die es keinen anderen Fluchtweg gibt.

Brzezinski brachte deshalb sogar eine Nutzungsuntersagungen für die betroffenen Wohneinheiten ins Spiel. Mieter hätten also befürchten müssen, ihre Wohnungen verlassen zu müssen.

Radweg auf der Kantstraße ist Pop-up-Radweg

Der fragliche Radweg war in der Coronazeit vor rund vier Jahren zunächst provisorisch als einer der ersten sogenannten Pop-up-Radwege in Berlin geschaffen worden - damals praktisch am Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und sonst üblichen Planungsverfahren vorbei. Er blieb bis heute erhalten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.10.2024, 14:20 Uhr

142 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 141.

    Grün ist nicht abgewählt worden? Wo haben sie denn die letzte Zeit gelebt? Wobei manche Radfahrer ja nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind.

  2. 140.

    Weißt du warum die Radwege im Winter brach liegen?
    Es liegt an der Lückenhaftigkeit des Fahrradnetzes. Abseits von Fahrradstraßen und geschützten Radwege ist es ein Spiel mit dem Tod, bei Dunkelheit und Nässe wird man übersehen von Autofahrern übersehen und totgefahren. Deshalb lasse ich uns viele andere das Fahrrad im Winter stehen und fahre mit dem Auto. Ich kenne beide Welten, ich fahre 20.000km Auto im Jahr und 5000 km Fahrrad und ich sage dir eins: das Problem sind die Ignoranz, die fehlende Rücksicht und das fehlende Verständnis der Autofahrer. Überholen um jeden Preis vor der Ampel, 50 cm Abstand bei, kein Schulterblick. Passiert mir als Autofahrer auch.

    Die einzig sinnvolle Lösung sind getrennte Auto und Fahrradstraßen. Klappt super, allerdings ist selbst das manchem Blechbüchsenfahrer zu viel Einschränkung. Was für eine traurige Welt.

  3. 139.

    "Wie schon erwähnt ist es ein gelebtes Chaos, welches wir nur hatten bevor rot-rot - grün meinten die Welt verändert zu müssen"

    Mit dem Blick durch die Windschutzscheibe. Ich kenne die Kantstraße vor dem Umbau. Für Lieferwagenfahrer der Horror, für Autofahrer ein Ärgernis. Für Radfahrende ein gefährlicher Spießrutenlauf und nur was für Hartgesottene.

    "da Radfahrer die Stvo nicht kennen und völlig losgelöst fahren wie sie denken."

    Sollten sie wirklich Jurist sein, was ich nicht glaube, haben sie ihren Beruf verfehlt. Kein Mensch mit Verstand verallgemeinert so.

    Aber hier kann ja jeder von sich behaupten was er will.

  4. 138.

    Bravo! Sie haben ihren widerlichen Kommentar sogar noch getoppt.

    Sie haben recht, Fahrradwege reichen nicht, es sind Menschen wie sie die sich ändern müssen. Oder notfalls mittels MPU und Fahrerlaubnisentzug davon abgehalten werden müssen andere Menschen vorsätzlich zu gefährden.

    Ja, Vorsatz. Wer so denkt, fährt auch so. Sie tun mir fast leid. Mehr noch die Opfer ihrer Denk- und Fahrweise. Ihr "Der Tod (auch der Unfalltod) gehört zum Leben dazu" und whataboutism beweisen das.

    Dann erst wird sich die Vision Zero umsetzen lassen. Wie das geht ist längst Realität, nur nicht in Deutschland.

  5. 137.

    "Auch Sie werden noch lernen, dass das Automonopol definitiv vorbei ist. Da können Sie all die VIELEN am Stadtverkehr teilnehmenden Radfahrer noch so ignorieren."

    VIELE. Ja, vor allem im Winter und bei Regen. Aber gerade dann verstopfen Fahrräder die sowieso schon vollen U- und S-Bahnen. Hier wäre ein Verbot durchaus angemessen - damit der Radfahrer sich auch wahrheitsgemäß als solcher bezeichnen kann.

  6. 136.

    gut gelungen ? Wie kommt die FW an die Häuser wenn es da mal brennt. Gleiche Thematik. Übrigens auch, daß jegliche Radwege mindestens 4 Monate im Jahr komüöett brach liegen und selbst in den Sommermonaten nicht sehr gefragt sind ...

  7. 135.

    Bislang sind sie hier nur mit Blödeleien aufgefallen. Sie hätten dabei beliben sollen. Der Brandschutz war nur ein Bluff.

    "Würde Brzezinski seine Drohung selbst ernst meinen, müsste die Nutzung von allen Wohnungen ab dem dritten Stockwerk im Vorderhaus und von allen Wohnungen im Hinterhof untersagt werden. Das fordert der CDU-Stadtrat aber nicht.

    Er hätte auch eine weitere Lösung vorschlagen können: Wenn die Anwohnenden auf den Stellplatz vor dem Haus verzichten, könnten sie weiter die Wohnung nutzen. Das müsste wiederum der Senat anordnen – aber dagegen sperrt sich seine Parteikollegin, Senatorin Bonde (CDU)."

    Wir erleben hier eine cDU Posse, Theater vom Feinsten. Leider zu Lasten von Leidtragenden dieser Verkehrspolitik der 1950er Jahre.

  8. 134.

    "An einer MPU würden überhebliche Radfahrer wie Sie kläglich scheitern."

    Selbst wenn das mit der Überheblichkeit stimmen würde wäre damit eine MPU kein Problem, im Gegensatz zu der gestörten Wahrnehmung die hier einige Autofanatiker an den Tag leben, die ihr Fahrzeug als Waffe einsetzen.

    "Gut, dass der grüne Spuk von der Mehrheit der Berliner abgewählt worden ist. Die SPD hat verstanden, dass es so nicht weitergehen konnte."

    Weder ist Grün abgewählt worden, noch hat die sPD jemals etwas verstanden, sondt würde man ja nicht mit der cDU koalieren wo die sPD stets als Verlierer hervorgegangen ist.

  9. 133.

    "Es gibt keinen Anspruch auf Radwege. Klappte jahrzehntelang vorher auch ohne. Da da war man noch StVO-kundig."

    Doch, es gibt einen gesetzlichen Anspruch auf Radwege an Hauptverkehrsstraßen: § 43 Berliner Mobilitätsgesetz 

    Und zum 2. Teil, es klappte in den vergangenen Jahrzehnten nicht, denn es gab seit 2010 167 getötete Radfahrende in Berlin.  Seit 1990 ist die Anzahl der zugelassenen Pkw in Deutschland von 30 Mio. Pkw auf 49 Mio. 2024 gestiegen. Es kann nicht mehr klappen, ohne Radwege.

    Und aus meiner Erfahrung ist fast niemand ausreichend StVO-kundig. Weder heute noch damals.

  10. 132.

    Also, Attilastraße und Kaiser-Wilhelm-Straße sind absolut gut gelungen. Rad fahren, Parken und Durchgangsverkehr funktionieren hervorragend und die Bewohner haben weniger Lärm. Auf der Kantstraße sollte der Radweg bleiben wo er ist und lediglich das Parken links am Mittelstreifen stattfinden und allen wäre geholfen!

  11. 131.

    Ein sicheres Radfahren ist eher durch Grundrechte zu begründen als der Parkplatz vor der Haustür. Wenn wir mal einfach nicht einen Parkstreifen als gegeben hinnehmen, hätte die Kantstrasse Platz für Fahrrad, Bus und Auto ... oder meinetwegen 2 Fahrspuren. Kein Problem mit der Feuerwehr. Das Parken ist das Hauptproblem für die Zugänglichkeit durch Rettungskräfte ... übrigens in vielen Wohngebieten Berlins.

  12. 130.

    Ach ja: Der Urzustand der Kantstraße war wahrscheinlich ohne Autos ... schmunzel ;-)

  13. 129.

    Naja ... der Mensch braucht eine Wohnung ... aber er braucht auch Mobilität ... wahrscheinlich nicht nur mit dem Auto ;-) ... wie gesagt: Schaun wir mal, was wird.

  14. 128.

    Man kehrt dort also ganz bewusst zu dem Missstand zurück, der dort mehrere Tote verursacht hat?

  15. 127.

    Es wird sozusagen der Urzustand wieder hergestellt. Also funktionierender organisatorischer Brandschutz. Die Anzahl der betroffenen Menschen dürfte über der der täglichen Radfahrer im betroffenen Bereich liegen. Es wird hier immer postuliert, das Wohnen ein Menschenrecht sei, Radfahren ist es jedenfalls nicht.

  16. 126.

    " Ich sehe der Berichterstattung über übermäßig viele Zweite-Reihe-Parkende entgegen."

    Naja, so war es vorher, wird also dann nichts neues sein. Insofern sehe ich weniger der Berichterstattung darüber, sondern den übermäßig vielen Zweite-Reihe-Parker entgegen. Die rechte Spur war eigentlich immer tot, weil nie länger als durchgehend 100m befahrbar.
    Toll ist es in der Kantstraße dann weder für Autofahrer, und erst recht nicht für Radfahrer, die nicht die (umständlich/zeitraubend zu befahrenden) Parallelstraßen nutzen wollen, sondern wie Autofahrer auch den Anspruch anmelden können, schnell/direkt von A nach B kommen wollen.
    Der so angelegte Pop Up-weg ist allerdings auch keine Lösung. Verkehrsplaner vor; es muss auf jeden Fall was passieren, mit dem alle leben können.

  17. 125.

    "Wie konnten solch Enscheidungen, abseits von Einbeziehung von Feuerwehr (Rettungs-, Reingungs-Diensten)zustandekommen?"
    Na ja da sollten sie mal bei den Verantwortlichen von RRG nachfragen!
    Unter deren Regierung wurde der Pop-Up-Radweg angelegt und die jetzige Regierung muss auf den P....h reagieren.

  18. 124.

    So wird es mit der geplanten CDU-Lösung (auch) sein. Das Schöne an der Demokratie ist, dass bessere Lösungen sich bei einer späteren Wahl durchsetzen können. Schaun wir also mal. Ich sehe der Berichterstattung über übermäßig viele Zweite-Reihe-Parkende entgegen. Schaun wir mal.

  19. 123.

    Also wenn eine Änderung ein neues Problem aufwirft, liegt es doch aber dran, wie die Änderung geplant und umgesetzt wurde. Ich würde den Ist-Zustand als planerischen und handwerklichen Mist bezeichnen. Das ist kein Populismus, das ist nunmal so.

Nächster Artikel