Fahrrad-Protest - Party, Protest und Autos im Stau: "Critical-Mass"-Fahrten durch Berlin

Fr 25.10.24 | 07:13 Uhr | Von Hendrik Schröder
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Archivbild:Teilnehmende Fahrradfahrer:innen der Aktion Critical Mass in Berlin am 26.08.2016.(Quelle:imago images/C.Ditsch)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.10.2024 | Hendrik Schröder | Bild: imago images/C.Ditsch

Jeden letzten Freitag im Monat fahren bis zu 5.000 Radfahrende als "Critical Mass" durch Berlin und verursachen teils große Staus - ohne Anmeldung, ohne Straßensperrungen. Warum machen sie das - und ist es überhaupt erlaubt? Von Hendrik Schröder

Es ist der letzte Freitag im September kurz vor 20 Uhr. Zu Hunderten strömen Menschen auf Fahrrädern aus allen Richtungen auf den Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg. Auf Lastenrädern, Klapprädern, Rennrädern, Mountain - und E-Bikes. Familien mit Kindern sind dabei, Radfreaks in voller Montur mit blinkendem Helm und Warnweste, junge Paare, Rentner. Einige haben batteriebetriebene Lautsprecher auf den Rücken oder auf den Gepäckträger geschnallt. Elektrobeats ballern. Manche trinken Bier.

Thorsten aus Schöneberg ist mit seiner kleinen Tochter Sophie mit einem stylishen, langgezogenen Lastenrad gekommen. Seit über vier Jahren fahren die beiden fast jeden Monat mit. Die Kleine sitzt vorne drin, Thorsten strampelt.

Kirsten, die in Allwettersachen auf die Abfahrt wartet, wurde von ihrer Freundin überredet, mitzufahren. Sie möchte ein Zeichen setzen, für eine fahrradfreundlichere Stadt, sagt sie. Max, keine 18 Jahre alt, ist mit ein paar Kumpels zusammen auf Trickbikes gekommen und führt auf dem Lenker sitzend einige Kunststücke auf.

Party oder Politik?

Für die einen ist die "Critical Mass" also Action und Party, für die anderen einfach zusammen Rad fahren und für noch andere ein politisches Zeichen. Diese Diversität ist es, die den Fahrradkorso für viele so attraktiv macht, dass er mittlerweile sogar in manchen Reiseführern steht unter dem Punkt "Was Du in Berlin auf keinen Fall verpassen darfst".

"Critical Mass" - übersetzt kritische Masse - steht in diesem Zusammenhang dafür, dass wenn eine bestimmte Masse an Radfahrenden zusammenkommt, sie dann so mächtig ist, dass neue Regeln gelten. Dass man zusammen stark genug ist, um sich den Platz auf der Straße zu nehmen, der sonst fast immer den Autos vorbehalten wird. So ungefähr sagen es viele an diesem Abend.

Diese Fahrräder, ob das nun 15 oder 500 sind, gelten als ein Fahrzeug, wenn sie zusammen fahren. (...) Wenn das erste Fahrrad bei einer grünen Ampel rüberfährt und die Ampel schaltet zwischendurch auf rot, dann dürfen alle anderen Fahrräder trotzdem weiterfahren.

Roman Becker, Jurist

Und schon gibt es Stress

Dann geht es los. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, setzt sich der Korso in Bewegung, langsam geht es die Waldemarstraße hinunter. Wie viele mitfahren ist schwer zu schätzen, der Strom an Rädern ist endlos. 1.000? 2.000? In den Sommermonaten sind es manchmal bis zu 5.000, die mitfahren. Und die ersten sind noch keine 300 Meter weit gefahren, da gibt es Ärger. Ein Lieferwagenfahrer lässt die Hand nicht mehr von der Hupe. Plötzlich eingekesselt von Radfahrern schreit er wütend aus dem Fenster: "Ich muss zur Arbeit! Was soll das?" Immer wieder versucht er langsam anzufahren. Ein Radfahrer aus der "Critical Mass" stellt sich ruhig vor seine Motorhaube und hindert ihn am Weiterfahren, bis die vielen, vielen Fahrräder vorüber sind. Schnaubend drückt der Fahrer dann aufs Gas.

Ist das erlaubt?

Spätestens an dieser Stelle stellt sich nicht nur dem hilflos eingekesselten Mann im Lieferwagen die Frage: Dürfen die Radfahrer das? Unter welchen rechtlichen Bedingungen findet so eine Veranstaltung eigentlich statt? Denn: Die "Critical Mass" ist keine angemeldete Demonstration. Termin und Treffpunkt stehen im Internet und dann kommen die Menschen einfach dahin. Die Idee kommt aus den USA, seit über zehn Jahren findet sie Nachahmer auf der ganzen Welt, auch in Berlin. Es gibt dabei keinen Veranstalter, keinen Verantwortlichen. Es gibt niemanden, der im Voraus die Route vorgibt. Wer vorne fährt, der oder die entscheidet: links, rechts, geradeaus. Ist das alles erlaubt? "Ja", sagt der Berliner Fachanwalt für Verkehrsrecht Roman Becker, "der Hintergrund des Ganzen ist Artikel 8 des Grundgesetzes, die Versammlungsfreiheit. Jeder darf sich friedlich und ohne Anmeldung versammeln. Und das ist das, was die machen. Deswegen ist es grundsätzlich erst mal erlaubt", erklärt der Jurist.

Jubel und Mittelfinger

Zurück auf die Straße. Die "Critical Mass" biegt jetzt in den Kottbusser Damm ein. Rad an Rad schlängelt sie sich wie ein großer Organismus in die Kurve. Dicht an dicht. Ketten surren, Klingeln schellen. An den Seiten stehen Menschen, klatschen, jubeln und filmen mit ihren Handys. Andere recken den Mittelfinger und beschimpfen die Radfahrenden mit Kraftausdrücken. Auf einer Kreuzung kommt es fast zu einer Schubserei.

Zwei Männern springen wütend aus einem Mercedes und reden auf einen Radfahrer ein, der ihnen den Weg versperrt. Doch der Radfahrer bleibt erstaunlich ruhig und erklärt, warum er das macht und dass es wirklich keine gute Idee sei, sich zwischen dem Pulk von Radfahrern mit einem Auto durchzwängen zu wollen. "Eine Frechheit ist das", schimpfen sie, "wir haben grün und der versperrt mir den Weg".

Und der Autofahrer hat Recht: Die Radfahrer rollen tatsächlich zu Hunderten bei rot über die Ampel. Allerdings ist das legal, wie Anwalt Roman Becker erklärt: "Diese Fahrräder, ob das nun 15 oder 500 sind, gelten als ein Fahrzeug, wenn sie zusammen fahren. Dann gilt eine ganz interessante Besonderheit. Wenn das erste Fahrrad bei einer grünen Ampel rüberfährt und die Ampel schaltet zwischendurch auf rot, dann dürfen alle anderen Fahrräder trotzdem weiterfahren", erläutert Becker. Das führe dazu, dass die Autofahrer den Eindruck hätten, sie hätten grün und die Radfahrer rot und eigentlich anhalten müssten. "Nein, die Straßenverkehrsordnung sagt in diesem Fall: Das ist ein Fahrzeugverband und der darf durchfahren, bis das letzte Fahrzeug durch ist."

Was ist denn Verkehr? Wenn wir jetzt versuchen zu reglementieren, wer aus Spaß fährt und wer fahren muss, ist das kein gültiges Argument. Ich frage auch keinen Autofahrer: Musst Du jetzt fahren?

Juli, "Critical Mass"-Teilnehmerin

Aus Spaß Stau verursachen?

Links und rechts des klingelnden Pulks von Fahrrädern bilden sich in den Nebenstraßen Staus. Nicht immer wissen die Fahrer, warum es nicht weiter geht. Es wird gehupt, wild gewendet, geschimpft, die Stimmung am Rand ist oft weniger partymäßig als mittendrin. Dass die "Critical Mass" offenbar mutwillig und ohne Grund am Freitagabend den Autoverkehr behindert, sehen die meisten Radaktivisten naturgemäß anders. Zum Beispiel Radfahrerin Jule: "Was ist denn Verkehr? Wenn wir jetzt versuchen zu reglementieren, wer aus Spaß fährt und wer fahren muss, ist das kein gültiges Argument. Ich frage auch keinen Autofahrer: Musst Du jetzt fahren?"

Und auch das gehört zur Wahrheit: Für viele der Radfahrenden ist der "Critical Mass" am Freitag der einzige Tag im Monat, an dem sie sich auf dem Rad in der Stadt rundum sicher fühlen. Geschützt von der Masse. Ohne ständig auf der Hut zu sein, ohne immer wieder in lebensgefährliche Situationen zu kommen. Die monatliche Fahrt mit der "Critical Mass" ist da auch eine Art Kompensation, so berichten es nicht wenige der Teilnehmer:innen.

Die Polizei wird etwas hektisch

Der lange Zug von Fahrrädern ist mittlerweile an der Grenzallee in die Nähe der Stadtautobahn gefahren. Die dem Augenschein nach rund 20 Polizisten, die den Pulk bisher entspannt und eher beobachtend auf ihren Motorrädern begleitet haben, werden an diesem Punkt etwas hektischer. Für die Berliner Polizei ist der monatliche Fahrradkorso längst Routine. Sie begleitet den Zug, ahndet gegebenenfalls Ordnungswidrigkeiten auf Seiten der Radfahrer oder Autofahrer, ist präsent und sichtbar, greift aber kaum ein.

Denn wie beschrieben: Das hier ist keine angemeldete Demo, die von der Polizei gewissermaßen geschützt wird. Die Polizei sorgt allerdings dafür, dass, so die Pressestelle, "an prognostizierten Brennpunkten Maßnahmen zur Gefahrenabwehr veranlasst werden". Was zum Beispiel bedeutet, dass sie hier an der Grenzallee die Autobahnauffahrt dicht machen, damit der Pulk nicht auf die Idee kommt, die Radtour auf der A100 fortzusetzen. Und obwohl die Kommunikation zwischen Radfahrenden und Polizei auf ein Minimum beschränkt bleibt: Echte Konflikte gibt es nach Aussagen beider Seiten selten.

Höhepunkt an der Siegessäule

Und so geht auch diese "Critical Mass" wenig später weitestgehend friedlich an der Siegessäule ihrem Höhepunkt entgegen. Wenn tausende Radfahrer johlend und klingelnd immer wieder im Kreis fahren, die Boxen beben und von einem Fahrrad sogar große Seifenblasen in die Menge gepustet werden und die lächelnden Gesichter sagen: So schön könnte es sein. Während rund um den Großen Stern die Autos im Stau stehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.10.2024, 09:25 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

78 Kommentare

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  1. 78.

    "Kein Autofahrer betreibt diese Lobby-Events in Berlin. " Doch, jeden Tag. Oder wenn die Automobiilchefs zusammen mit Porsche Christian die Gesetze aushecken, die einseitig das Automobil bevorzugen.

    "Kennzeichen am Rad, StVO-Nachweis, Versicherungspflicht und Abstellgebühren im öffentlichen Straßenraum - dann kann man über alles reden. "

    Was ein KfZ Kennzeichen, StVO-Nachweis, Versicherungspflicht und Abstellgebühren im öffentlichen Straßenraum kann man an täglich zehntausenden Verkehrsverstößen Autofahrender erleben. Da sollte man erst bei denen anfangen.

  2. 77.

    Wie oft wollen sie noch unter Beweis stellen von der StVo nicht die geringste Ahnung zu haben?

  3. 76.

    Wie kann man meinungsstarken Foristen nur mit Faktenwissen kommen - das ist ungerecht. Wenn die uns gestern abend begleitende Polizei Ordnungswidrigkeiten bezüglich des § 27 StVO festgestellt hätte, wäre sie ja sicher eingeschritten. Sie hat sehr gut mitgeholfen, den Verband zu schützen. Wir waren ungefähr 2000 Radfahrer.

  4. 75.

    Werter Herr Kollege,

    dann bitte auch vollständig zitieren, denn es gibt eine Schranke für Verbände, „wenn ihre Länge dies erfordert.“ Ab welcher Länge das so ist, macht die Rechtsprechung u.a. auch von der Art des Verbandes abhängig. Würden Sie eine Lücke auch bei einem Staatsbesuch einfordern?
    Im Übrigen dient die Unterbrechung dem in gleiche Richtung fließenden Verkehr zum Überholen, nicht dem Querverkehr (Lohmeyer in: Freymann/Wellner, jurisPK-Straßenverkehrsrecht, 2. Aufl., § 27 StVO Rn 35)

  5. 74.

    Nur sind leider Fußgänger die Schwächsten . Viele können gar nicht so schnell springen wie die ach so moralischen Radfahrer sie bedrängen und bedrohen. Natürlich muss die Politik Lösungen finden . Aber deshalb sind Radfahrer nicht von der Pflicht zur gegenseitigen Rücksichtnahme ausgenommen. Mich beunruhigt diese Haltung "Wir sind die Guten . Wir dürfen alles, ohne Rücksicht auf Schwächere".

  6. 73.

    Es darf sich jeder friedlich und ohne Anmeldung versammeln.
    Dann werde ich doch mal zu Spaziergängen auf Straßen un Radwegen aufrufen, damit Fußgänger auch mal in Ruhe zur Bahn spazieren können. Ohne auf dem Bürgersteig ständig von Radfahrern bedrängt zu werden. Radfahren ist leider zur Ideologie verkommen. Manche Radfahrer benehmen sich nicht weniger rücksichtslos als manche Autofahrer. Volle Pulle durch die Haltestelle, an der andere Menschen, auch Behinderte in Bahn oder Bus steigen wollen.

  7. 72.

    Sehr viele Wortspiele "pubertärer" Art hier gelesen. Heiter heftig für so Radlerfan. Gegenüber anderen. Meinungen. Es schreibt ein ruhiges Radfahrer:in.

  8. 71.

    Es war eine entspannte Tour gestern abend und vielen Dank an die Polizei für die Unterstützung.

  9. 70.

    @52 so lange Radfahrende nicht aufhören die Umstände oder andere Verkehrsteilnehner für ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber Fußgängern verantwortlich zu machen, so lange werden Fußgänger nicht aufhören diese Rücksichtslosigkeit anzuprangern.

  10. 69.

    Endlich mal jemand der das ausspricht. Fühle mich auch sehr sicher. Natürlich muss man halt immer mit Fehlern von anderen rechnen und nicht auf sein Recht ggü nen LKW bestehen

  11. 68.

    Falsche Ansicht. Was ist verboten und was nicht. So isses hier nunmal - glücklicherweise.

  12. 67.

    Leider ist die Aussage des Fachanwaltes unvollständig und daher im Ergebnis falsch. Gemäß § 27 Abs 2 StVO muss ein Verband in angemessen Abständen Zwischenräume fuer den übrigen Verkehr lassen. D.h. die anderen Verkehrsteilnehmer aufzuhalten, bis der gesamte Pulk durch ist, ist rechtswidrig.

  13. 65.

    „Warum machen sie das - und ist es überhaupt erlaubt?"
    Wen interessiert das in Berlin denn noch, was erlaubt ist und was nicht?

  14. 64.

    Wieso? Ich finde, es radelt sich sehr gut in Berlin. Nicht nur auf der A100.

  15. 63.

    Ja das ist mir schon klar, dass für Sie alles "Geschwurbel" ist was eben tatsächlich gar kein Geschwurbel ist. Sondern sachlich-inhaltisch-faktisch. Oder eben Ausdruck von Grundhaltung ist, die noch nicht im durchökonomisereten Supermarkt der Emotionen, Affekte und Beliebgikeiten zermanscht und entfremdet worden ist.
    Sie überraschen mich also nicht. Mir ist ja schon klar weshalb praktisch kein noch so genau genommen kleines Thema des Gemeinwesens auf der Basis von Sachverhalt, Sache, Fakt, Redlichkeit ausgehandelt werden kann.
    Tatsächlich gibt es ja niemanden der Ihnen das Auto fahren "verbieten" will. Das ist pubertärer Unsinn.
    Es gibt halt objektive Grenzen für KFZ-Verkehr. Das hat sich niemand ausgedacht um Sie zu ärgern. Das ist die Wirklichkeit die auch ein Pubertierender einsehen muss. So sehr er sich dagegen stemmt in noch so albwitzigen Argumentationsspiralen. "Ich will aber!" - da kommt man nicht weit mit. Will man irgendwann als erwachsen gelten und es auch sein.

  16. 62.

    Wenn einerseits wegen eines warmen Wetters nur im T-Shirt rumgelaufen wird, im anderen Falle aber wegen Eiseskälte ein dicker Winterpullover incl. Thermojacke angezogen wird, wäre eine durchgängige Ganzjahresbekleidung nicht unbedingt anzuraten. Das wäre dann eine Kleidung für 12 - 14° C.

  17. 61.

    Sie irren sich. Um es wissenschaftlich auszudrücken: Sie Projizieren, Sie Übertragen.
    Ich reagiere nicht "aggressiv" sondern an meiner entschiedenen Zurückweisung wird die Aggressivität, die Gewalt, die Radikalität, der Extremismus von Leuten deutlich, die sich der Gewalt gar nicht bewusst sind die sie verbreiten.
    Stattdessen unterstellen sie rationaler, sachlicher, faktischer Argumentation, Demonstrationen für eine rationale Verkehrspolitik und Verkehrsinfrastruktur Gewalt, Irrationalität, Extremismus.
    Gleich eines Pubertierenden, dem gegen die Vernunft(argumentation)der Eltern nichts als aberwitzige Argumentationsspiralen und emotionale Ausbrüche einfallen.
    Aber der ist entschuldigt. Sein Hirn steckt in einem entwicklungsbiologischen Umbau. Funktioniert tatsächlich nicht richtig beim Thema Vernunft, Verantwortung, Abschätzung, Rationalität und Fakten.
    Aber auch denen muss man deutlich die Grenzen ihrer oft strukturell gewaltförmigen Praxis aufzeigen: Klare Ansage machen.

  18. 60.

    Nur tun Sie eben so und alleine rein gar nichts für die Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur. Von der Sie aber profitieren und profitieren wollen. Um dann gar nicht zu wissen und wissen zu wollen, wer sie eigentlich durchsetzte.
    Ist schon schlimm, dass man solche gesellschaftlichen Plattitüden offenbar referieren muss: Wer sich nicht organisiert, wer sich nicht verbündet, wer sich der Anstrengungen, der Mühen des Zusammenfinden nicht unterzieht, tut eben nichts für den gesellschaftlichen Fortschritt. Der gesellschaftliche Rückschritt ist allerdings stets organisiert. Der unterzieht sich auch nicht den Mühen der Differenz, der Widersprüche, des Aushandelns, in dem sich unterschiedliche Menschen, die dabei auch noch unterschiedlich bleiben zu gemeinsamen Interessen, zu gemeinsamer Kraft organisieren.

    Man fasst es kaum, wie weit die Entfremdung von den einfachsten Einsichten schon fortgeschritten ist. Zum Beispiel eben, das man sich verbünden, organisieren, zusammen finden muss.

  19. 59.

    Ich fahre lieber allein Fahrrad. Macht mal schön ohne mich auf Masse. Ihr braucht das offenbar sehr.

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