Berlin-Charlottenburg - Diskussion um Brandschutz und Radweg in der Kantstraße

Mo 21.10.24 | 16:08 Uhr
  59
Der Radweg in der Kantstraße in dem Berliner Stadtteil Charlottenburg führt zwischen parkenden Autos und dem Fußgängerweg entlang, 21.10.2024. (Quelle: dpa/Lutz Deckwerth)
Video: rbb24 Abendschau | 21.10.2024 | Susanne Bruha | Bild: dpa/Lutz Deckwerth

Der Radweg auf der Kantstraße sorgt für Unmut - denn aufgrund von Problemen beim Brandschutz könnte nun die Nutzung etlicher Wohnungen in Frage gestellt werden. Die Politik will nach Lösungen suchen.

In einer komplexen Diskussion um einen Radweg an der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg und den Brandschutz von Anwohnern zeigt sich der Senat gesprächsbereit.

"Selbstverständlich wird unsere Verwaltung mit Bezirk und Feuerwehr nach einer gemeinsamen Lösung suchen, die sowohl einen sicheren Fahrradweg als auch die notwendigen Bedürfnisse der Feuerwehr respektiert", sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Verkehr auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. "Ein entsprechendes Schreiben geht heute noch an den Bezirk."

Der Radweg befindet sich am Rand der Fahrbahn und grenzt an den Bürgersteig, daneben verlaufen eine Parkspur und dann eine Spur für den fließenden Verkehr. Medienberichten zufolge ist der Radweg zu schmal für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. Und von der linken Fahrspur für den fließenden Verkehr kann eine Drehleiter demnach nicht die oberen Etagen bestimmter Wohngebäude erreichen, für die es keinen anderen Fluchtweg gibt.

Brandschutz: Bezirksamt sieht Gefahren für Anwohner in der Kantstraße

Eine Diskussion über das Problem gibt es schon seit Jahren vornehmlich zwischen Landesebene und Bezirk, doch nun sieht sich der zuständige Charlottenburger Bezirksstadtrat Christoph Brzezinski (CDU) zum äußersten gezwungen.

In einem Schreiben an die Senatsverwaltung für Verkehr, über das am Wochenende zuerst die "B.Z." berichtete, spricht er von einer ernsthaften Gefahr für Leib und Leben der Bewohner und stellt "sukzessive Nutzungsuntersagungen für die betroffenen Wohneinheiten" in Aussicht. Mieter müssten also befürchten, ihre Wohnungen verlassen zu müssen.

Stadtrat will Wohnungsräumungen in Kantstraße verhindern

Allerdings sieht der Stadtrat noch Chancen auf eine Einigung. "Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass wir keine andere Lösung finden", sagte er am Wochenende dem "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt].

Und sollten dennoch ab November die Schreiben zur Nutzungsuntersagung an Haushalte gehen, bedeute das nicht, dass die Bewohner sofort ihre Wohnungen räumen müssten. Zunächst beginne damit ein mehrere Monate dauerndes Rechtsverfahren, so Brzezinski gegenüber der Zeitung. "Niemand möchte, dass die Menschen aus ihrer Wohnung ausziehen, das ist klar. Aber die Verfahren werden wir einleiten müssen."

Radweg auf der Kantstraße ist Pop-up-Radweg

Der fragliche Radweg war in der Coronazeit vor rund vier Jahren zunächst provisorisch als einer der ersten sogenannten Pop-up-Radwege in Berlin geschaffen worden - damals praktisch am Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und sonst üblichen Planungsverfahren vorbei. Er blieb bis heute erhalten. Wieviele Gebäude und Bewohner von der Brandschutzproblematik betroffen sind, ist offen.

Sendung: Abendschau, 21.10.2024, 19:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 21.10.2024 um 21:27 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

 

59 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 59.

    Das Recht auf körperliche Unversehrtheit als Argument für sichere Radstreifen wird gekontert mit: Fahren Sie nicht Rad. Ist das nicht in etwa das gleiche, als würden Sie die Nutzungsuntersagung für die Wohnungen hier zustimmen, die Menschen könnten ja auch woanders wohnen? Also ähnlich unkonstruktiv?

  2. 58.

    Das Gegebenheiten nicht bestehen ist Teil des zu lösenden Problemes. Der Benachteiligung umweltfreundlicher, platzsparender und ressourcenschonender Mobilität ist falsch und lang genug Prämisse gewesen. Eine Strasse ist zum Fahren, für Autos, für den ÖPNV, für Radfahrer. Parken ist Zweckentfremdung.

  3. 57.

    Wenn Sie sich so unsicher fühlen beim Radfahren, dann wechseln Sie doch einfach auf Alternativen, wie z.B.Fußgänger und Öffis-Nutzer, mache ich auch. Ist zwar äußerst stressig und auch nicht frei von unschönen Erlebnissen, aber wahrscheinlich noch risikoloser, als das ach so gefährliche Radfahren. Besonders, wenn man dann rote Ampeln akzeptiert. Passt schon!

  4. 56.

    Meine Empfehlung - einfach nicht Fahrrad fahren.
    Wenn ich mich gefährdet fühle, versuche ich die Gefahren zu minimieren.
    Gerade dann, wenn Gegebenheiten dafür nicht bestehen.
    Ist ganz simpel, Fussgänger sind da objektiver - Ampel rot = ich bleibe stehen bzw. warte.

  5. 55.

    Dann wohl also in Konsequenz Ihrer Logik ... Parkspur weg. Damit weiterhin ein sicheres Fahrradfahren UND ein Anleitern möglich ist und dem Recht aller Beteiligten auf körperliche Unversehrtheit Genüge getan ist. Demgegenüber muss das Bedürfnis nach Parken des eigenen Kfz selbstverständlich zurückstehen.

  6. 54.

    Auf der anderen Seite wird man als Radfahrer einfach beim Ausweichen vom Straßenverkehr überrollt. Sehe ich potentiell kritischer.

  7. 53.

    Wie man zumindest laut Bild zum Artikel sieht, parken links vom Radweg Pkw. Diese sind nicht etwa das eigentliche Problem für die Anfahrt der Feuerwehr? Aber so kann und darf wohl im Autoland Deutschland nicht auf das Problem geblickt werden.

  8. 52.

    Da kann man wieder mal sehen wie unfähig die zuständigen Behörden/Verwaltungen, egal, der Senat in Berlin sind.
    Das ist ein gutes Beispiel für Komplettversagen im Amt.
    Unglaublich, was aus dieser Stadt bis jetzt geworden ist.

  9. 51.

    Das ist ja cool, (mögliche) Wohnungsräumungen, amtlich Nutzungsuntersagungen genannt, wegen (Pop-Up-) Radwegen?
    Schade, die nächsten Wahlen sind leider nicht nächste Woche.
    Die Penetration "Radweg" nimmt weitere Dimensionen ein.

  10. 50.

    Wer sicher will sollte auch Umwege in Erwägung ziehen!!!
    Und - alle Pop-up-Radwege mit Begründung "Corona" sind schon mal Ersatzlos zurückzubauen!
    Die Bedingungen/Begründungen zu derer Einrichtung besteht schon seit zwei Jahren nicht mehr.
    Und ich gehe von einem klirrendkalten, schneereichen, oder stark regnerischen Winter aus.
    Bin aber sicher, Benzin wird es bis nächsten Sommer geben.

  11. 49.

    Mit dem Radweg ist der Abstand zwischen Parkstreifenkante und Häuserfront zwischen 10 und 11 Metern. Es gibt zig Straßen mit gleich hohen Wohnhäusern, bei denen die Straßenkante ebenfalls so weit von den Häusern entfernt ist, wo das noch nie jemanden gestört hat. Die Anwohner z.B. der Charlottenburger Schlüterstraße, Knesebeckstraße oder Grolmanstraße sollten sich der Logik folgend ebenfalls dringend um ihre Wohnungen sorgen. Oder um ihre Parkplätze. Da will ich aber sehen, wie ein CDU-Stadtrat in halb Charlottenburg die Parkplätze entfernt.

  12. 48.

    Eben, einfach pro Haus den von der Feuerwehr benötigten Platz freihalten.Wo ist das Problem? Vermutlich gibt es durch das Parken quasi senkrecht zur Fahrbahn eh viel mehr Parkplätze als beim Parallelparken !

  13. 47.

    Auch hier meine Frage, warum interessiert auf der Straßenseite der zweite Rettungsweg mehr, als in allen Hinterhäusern und Quergebäuden. Was ist in den letzteren anders, dass sich dort die Frage nach einem zweiten Rettungsweg nicht stellt?

  14. 46.

    Wir leben in einer Metropole. Wir haben einen vernünftigen ÖPNV. Radwege zurückbauen wäre die richtige Lösung.
    Grüne bauen aber anscheinend aus idiologischen Gründen lieber Wohnungen zurück. Soviel zu "Grüne" und Wohnungsmangel beseitigen.

  15. 45.

    Ihr Vorschlag funktioniert nur in der Theorie. In der Praxis hält sich kaum ein Radfahrer an die Vorschriften. Wenn ein Radfahrer dann zu einem Haus oder Straße oder was auch immer will, die auf der anderen Seite ist, wird dieser über den Fußweg fahren und da für eine Gefährdung sorgen. Dann lieber in Fahrtrichtung und das auch konsequent durchgesetzen.

    Wenn hier der Radweg zu Problemen bei der Brandbekämpfung führt, muß dieser wo anders hingebaut werden oder der Straßenraum generell anders aufgeteilt werden.

  16. 44.

    Ohne Not vor der Fahrrad-Lobby eingeknickt und dafür Menschenleben in Gefahr gebracht.

  17. 43.

    Es fehlt mir in dem Artikel die Information, durch wenn der Beschluss zur Anlage des Radweges erfolgte, denn
    „Der fragliche Radweg war in der Coronazeit vor rund vier Jahren zunächst provisorisch als einer der ersten sogenannten Pop-up-Radwege in Berlin geschaffen worden - damals praktisch am Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und sonst üblichen Planungsverfahren vorbei.“

  18. 42.

    Vielleicht einfach die Fahrradspur und die Parkspur gegeneinander tauschen, und schon hätte die Feuerwehr im Notfall wieder den benötigten Platz für Rettungseinsätze. Zu Konzessionen und Kompromissen müssen schlussendlich alle (!) Verkehrsteilnehmer gleichermaßen bereit sein.

  19. 41.

    1991 bekam ich ein Schreiben der Treuhand ich müsse binnen einer Woche ausziehen, das Haus kriegt der Alteigentümer (Familie mit heftiger NS-Vergangenheit) zurück. 3 Jahre haben die gebraucht mich rauszukriegen, andere Mieter noch später. So einfach ist das nicht.

Nächster Artikel