Berliner Haushalt - Finanzsenator Evers verteidigt Investitionsplanung

Di 14.01.25 | 18:48 Uhr | Von Ann Kristin Schenten
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Stefan Evers (CDU), Finanzsenator von Berlin (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
dpa/Christophe Gateau
Audio: rbb24 Inforadio | 14.01.2025 | Josefine Grützmacher | Bild: dpa/Christophe Gateau

Der Berliner Senat will bis 2028 mehr Geld als geplant für Investitionen in die Hand nehmen. Damit das geht, sollen viele Finanzierungen ausgelagert werden. Gespart wird dafür beispielsweise beim Klimaschutz. Von Ann Kristin Schenten

Im Investitionstopf des Senats liegen nun 4,5 Milliarden Euro für die kommenden vier Jahre. Das hat der Senat am Dienstag beschlossen. Es ist deutlich mehr als ursprünglich geplant. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) will investieren, ohne den Haushalt zusätzlich zu belasten.

Was widersprüchlich klingt, will man zukünftig über Kredite oder andere ausgelagerte Finanzierungswege außerhalb des regulären Haushalts lösen. "Wir wissen, wie entscheidend die Investitionen an der richtigen Stelle für die Zukunft unseres Landes sind, daher haben wir uns der Aufgabe gestellt, nach anderen Finanzierungsinstrumenten zu suchen.", sagte Evers am Dienstag auf der Pressekonferenz des Senats.

Erleichterung und Kritik

So könnte die geplante Feuerwehrakademie über die Berliner Bodenfonds GmbH (BBF) bezahlt werden. Auch die Sanierung der Komischen Oper soll zunächst aus Krediten und erst später aus dem Landeshaushalt finanziert werden. Obwohl die Grundsanierung der Komischen Oper damit später beginnt, reagiert der Intendant Philipp Bröking gegenüber dem rbb erleichtert: "Das ist natürlich eine gute Nachricht für die Komische Oper, aber auch für die Kultur in Berlin insgesamt. Der Fortbestand der Komischen Oper wäre garantiert."

Kritik an den alternativen Finanzierungsmodellen kommt von André Schulze, Sprecher für Finanzen bei den Berliner Grünen im Abgeordnetenhaus: "Der Einsparbedarf in der Investitionsplanung ist erfüllt, aber ohne, dass man sich auf die alternativen Finanzierungsformen verlassen kann." Er befürchtet, dass man beim nächsten Haushalt zusätzlich sparen muss, wenn man die Projekte dann wieder aus dem Kernhaushalt finanzieren muss.

Tegel, Tangentialverbindung Ost und Schwimmbäder

Im Investitionsplan finden sich auch einige teure Großprojekte: Der Umbau des ehemaligen "Hexagon" Terminal A für die geplante "Urban Tech Republic" am ehemaligen Flughafen Tegel soll ab 2026 insgesamt 70 Millionen Euro kosten. Dort soll die Berliner Hochschule für Technik einziehen. Bislang waren hier erst ab frühestens 2027 Gelder eingeplant, in deutlich geringerer Höhe.

Mehr als 350 Millionen Euro sollen in den Weiterbau der Tangentialverbindung Ost (TVO) fließen. Die Sanierung des Schlangenbader Tunnels soll insgesamt mit etwa 23 Millionen Euro finanziert werden. Gebaut werden soll auch die Wasserballarena in Spandau. Die Multifunktionsbäder in Pankow und Marzahn-Hellersdorf werden hingegen zu einfachen Schwimmhallen herabgestuft.

Abstriche beim Klimaschutz

Deutliche Abstriche gibt es beim Klimaschutz. Beispielsweise werden die Gelder für das entsprechende Programm BENE II ab 2026 etwa halbiert. Auch die Ausgaben für die Radinfrastruktur sinken von 6,5 Millionen auf 500.000 Euro. Wobei beim Radverkehr, laut Evers, vor allem die Bezirke die Investitionen stemmen, nicht der Senat.

Für den ÖPNV ist in Zukunft weniger Geld eingeplant. Die Investitionen sinken von 306 und 339 Millionen Euro auf 155 und 165 Millionen Euro in den Jahren 2026 und 2027. Hier sprach Finanzsenator Evers am Dienstag allerdings von einem "Realitätscheck". Es handle sich nicht um massive Kürzungen, sondern um Geld, das zuvor zwar eingeplant, aber nicht ausgegeben wurde.

Kritik von der Opposition, aber auch aus der Koalition

Auch die Prioritätensetzung der Investitionsplanung sorgt bei der Opposition für Unmut. Der Grüne André Schulze nannte die Schwerpunktsetzung "falsch". Straßenbauprojekte wie die TVO oder die Sanierung des Schlangenbader Tunnels seien "nicht zeitgemäß". Die Vorsitzenden der Berliner Linksfraktion, Anne Helm und Tobias Schulze, bezeichneten die Investitionsplanung als "unrealistisch". Sie wecke Erwartungen, die kaum zu erfüllen seien, und Verzögerungen wie bei der Komischen Oper würden Berlin noch teuer zu stehen kommen.

Auch Teile der Berliner Regierungskoalition äußerten sich kritisch. Der SPD-Abgeordnete Martin Matz kritisierte gegenüber dem rbb die Schwerpunktsetzung. Statt für die Sanierung des Schlangenbader Tunnels sollte besser mehr für Klimaschutz und Radverkehr ausgeben werden. In der CDU-Fraktion hingegen regte sich kein Unmut über die Entscheidungen des Senats.

Die Investitionsplanung umfasst die kommenden vier Jahre.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.01.25, 16:20 Uhr

Beitrag von Ann Kristin Schenten

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16 Kommentare

  1. 16.

    Ich würde sagen, langsam wacht auch die CDU auf, und das ist gut so, weil ansonsten kämen allsbald Zeiten auf dieses Land zu, wo ohne Pump gar nichts mehr läuft, und Sozialstaat, das war vorgestern.

  2. 15.

    Ich finde ihr Posting anmaßend. Sie wollen nur Ihr Problem in der Köpenicker auf die Menschen an der Bezirksgrenze abschieben. Viel sinnvoller wäre auf der gleichen Trasse das Vorantreiben der Schienen-TVO!

  3. 14.

    Mehr Straßen, weniger Investitionen in den ÖPNV ... mehr Autoverkehr. Da wird die TVO nicht lange helfen. Erfahrungen anderer Länder und Städte hinsichtlich solcher Zusammenhänge so komplett zu ignorieren ist nicht sehr intelligent.

  4. 13.

    Wenn sich die Zahl der Wohnungslosen verdoppelt hat dann wird in alles investiert, nur nicht in die Menschen die hier leben. Wo soll das noch hinführen? Zu wenig Kita-Plätze, zu wenig Frauenhäuser, zu wenig Polizisten, zu wenig Mitarbeiter im ÖPNV, zu wenig Lehrer, runter gekommene Schulen, kaum Digitalisierung und in allen Gassen stapelt sich der Dreck und Müll. Obwohl alles ständig teurer wird kommt das Geld nicht da an wo es wirklich bitter nötig ist. Berlin ist wieder Hauptstadt, die Kapitalisten haben übernommen, der Flair den Berlin mal ausgemacht hat gibt es seit dem nicht mehr. Wer nicht mehr abkassiert werden kann sitzt auf der Straße. Ende offen!?

  5. 12.

    Der zweite Satz erscheint als definitiver Schlüsselsatz: Es geht nicht anders, weil es nicht zu gehen hat. Jeder Blick allein auf den Berliner Stadtplan lehrt etwas anderes.

  6. 11.

    Den Gegnern der TVO ist es völlig egal ob tausende von Anwohnern und zehntausende von Pendlern jeden Tag malträtiert werden. Eine ÖPNV-Anbindung gibt es nicht und wird es nicht geben. Also baut bitte endlich das letzte Zwischenstück fertig, so wie es versprochen wurde. Dies ist auch eine Maßnahme für den Unweltschutz, denn fließender Verkehr ist deutlich emmissionsärmer als stundenlanger Stau JEDEN Tag.

  7. 10.

    Danke,super Kommentar. Ich bin auch schon älter aber dieses rückwärts zu den Siebzigern und Achtzigern ist nicht zu ertragen.
    Bei der Digitalisierung geht es ja auch angeblich voran da könnten wir ja auch alles wieder mit Papier beantragen. Einfach nur gruselig.

  8. 9.

    Sorry, aber sie machen nichts anderes,als mit dem Finger auf andere zu zeigen. Erstmal die anderen Länder dann wir. Dieses Argument ist auch aus den Achtzigern passt ja zu dieser Rolle rückwärts der CDU.
    Jeder soll bei sich anfangen? Das wäre traumhaft aber haben Sie sich mal unsere Straßen angesehen oder sieht man das aus dem Auto heraus nicht ? Abgestellter Müll, Autoreifen,Farb Eimer,Plastik Verpackungen, Kippen und neuerdings benutzte Tempotücher überall wo man auch geht und steht. Vielleicht wäre eine zusätzliche Müllabgabe für alle Bürger eine Maßnahme denn Berlin braucht doch Geld für Kultur und Straßen. Also bitte raus aus der Konfortzone

  9. 8.

    Genau diese rückwärtsgewandte Autopolitik hat der CDU- Bürgermeisterkandidat Thiering auch vor, Fahrradwege zurückbauen, Parkplatzgebühren senken usw.
    Nicht wählbar.

  10. 7.

    "Kredite oder andere ausgelagerte Finanzierungswege außerhalb des regulären Haushalts"
    Also nichts anderes als neue Schulden, die nur nicht so heißen dürfen, lauert hier ein neuer Schattenhaushalt?

  11. 6.

    Ja, es hört sich erst malnicht gut an, wenn es Abstriche beim Klimaschutz geben soll. Andererseits wird Deutschland das Klima nicht alleine retten können. Andere Länder hauen an einem Tag raus, was wir in Wochen/Monaten/ Jahren versuchen zu sparen. Vielleicht sollte man im kleinen, bei sich selbst anfangen. Weniger Müll produzieren, nachhaltiger einkaufen, kein Einmalgeschirr benutzen, weniger Klamotten kaufen, die Liste könnte endlos weitergeführt werden. Jeder kann seinen Beitrag leisten, wird aber aus Bequemlichkeit nicht gemacht. Leichter ist es, von Anderen zu verlangen etwas zu tun.

  12. 5.

    Danke Peter, ich stimme Dir vollkommen zu.
    Auto, Auto, Auto - back to the 70's.
    Herr Wegner: wachen Sie auf!!!

  13. 4.

    EINE Straße darf mehr kosten als die Gesamtinvestionen zweier Jahre in den ÖPNV. Ob sich Hr. Wegener für seine Lüge der "Politik für alle" eigentlich schämt?

  14. 3.

    CDU verzieh dich!! Noch rückwärtsgewandter geht's nicht!! Öffi-Ausgaben halbieren, Klimaschutz quasi aufgeben? Unzeitgemäße Autotunnel teuer sanieren, beim umweltfreundlichen Fahrrad quasi alles streichen? Geht's noch? Mal ganz ernsthaft gefragt: Wie wollt ihr die Klimaziele erreichen? Ist es euch egal, wenn der Planet stirbt? Ich könnte kotzen!

  15. 2.

    "In der CDU-Fraktion hingegen regte sich kein Unmut über die Entscheidungen des Senats."

    Was für eine Überraschung. Damit dürfte dann auch klar sein, von wem wohl die meisten dieser Vorschläge gekommen sind.

  16. 1.

    Die Sanierung des gesamten Schlangenbader Tunnels bspw. ist schon deshalb recht verquer, weil die Dimension des Tunnels von keinem und wirklich von keinem bis zum Endpunkt weitergeführt werden soll. Hinter dem Tunnel ist mit dem Ausbaustandard Schluss, da beginnt die vierspurige Schildhornstraße und das bleibt auch so.

    Wozu also beide Röhren mit Autobahnspurbreite sanieren, wo eine Röhre, vier Stadtstraßenspurbreiten beinhaltend, vollkommen ausreicht? Oder soll doch noch die komplette Bebauung der Schildhornstraße im Sinne der 1960er u. 70er Jahre plattgemacht werden, dass da Autobahnspuren hineinpassen?

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