Kleiner Parteitag - Berliner Linke setzt wieder auf Wohnungspolitik - und stichelt gegen Koalitionspartner

Sa 14.01.23 | 10:43 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Katja Kipping (Die Linke), Berlins Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, spricht am 13.01.2023 im Festsaal Kreuzberg beim Kleinen Parteitag der Partei "Die Linke". (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Bild: dpa/Annette Riedl

Auf einem Kleinen Parteitag haben die Berliner Linken am Freitagabend ihr Wahlprogramm aktualisiert - mit einem "Sofortprogramm". Im Mittelpunkt steht - wenig überraschend - die Wohnungspolitik.

Ein wenig erinnerten die Berliner Linken auf dem Kleinen Parteitag an die Rolling Stones: Neue Songs braucht es nicht, wenn die alten Hits noch zünden. Das Update des Linken-Wahlprogramms von 2021 enthält viel Bekanntes: Mehr sozialer Wohnungsbau, Enteignung von Wohnungskonzernen und viel mehr Mieterschutz. Der Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen sei ohnehin bis 2026 angelegt, so Linken-Spitzenkandidat Klaus Lederer. "Ich habe große Lust, unsere Schwerpunkte darin fortzuführen", sagte er.

Vor allem brauche die Stadt: Wohnungen. Deswegen wollen die Linken den sozialen Wohnungsbau der landeseigenen Unternehmen künftig massiv fördern: Mit einer Milliarde Euro pro Jahr. In den kommenden sieben Jahren sollen so zusätzlich 50.000 Wohnungen für durchschnittlich sieben Euro Miete pro Quadrameter entstehen.

Das sind ambitionierte Vorgaben, die vor allem die SPD unter Druck setzen sollen. Denn deren Bausenator Andreas Geisel (SPD) hatte zuletzt die Neubauziele klar verfehlt. Und das Bündnis der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) mit der privaten Wohnungswirtschaft konnte bisher kaum Zählbares liefern. "Das war hoffentlich eine Lektion in Demut, auch wenn Demut nicht die Stärke unseres Koalitionspartners ist", sagte Lederer.

"Ziviler Ungehorsam ist richtig"

Es sollte nicht der letzte Seitenhieb auf die SPD bei diesem Linken-Parteitag bleiben. Sozialsenatorin Katja Kipping zum Beispiel bezichtigte den Koalitionspartner, sich gerne mit fremden - linken - Federn zu schmücken. "Ich nehme das als Kompliment, dass die SPD mit dem Netzwerk der Wärme und dem Härtefallfonds wirbt." Das Netzwerk der Wärme und der Härtefallfonds gegen Energiearmut sind Ideen aus Kippings Verwaltung. Doch auch auf die Grünen will der Juniorpartner bei rot-grün-rot Druck machen. Bei der unbeliebten A100-Verlängerung zum Beispiel: Den 17. und letzten Bauabschnitt müsse die grüne Spitzenkandidatin Bettina Jarasch verhindern. "Die Verkehrssenatorin hätte die Chance, und das muss sie jetzt tun."

Ohne SPD und Grüne werden die Linken keines ihrer Ziele verwirklichen können

Schubert wilderte dann aber auch gleich noch viel ungenierter im grünen Stammwählerland: Mit solidarischen Grüßen an die Besetzer des Braunkohle-Dorfs Lützerath und alle wahlberechtigten Sympathisanten der Klimaschutzbewegung "Letzte Generation". "Die Kriminalisierung von Klimaschützern muss endlich aufhören. Ziviler Ungehorsam gegen diesen Wahnsinn ist richtig." Klar ist dennoch: Ohne SPD und Grüne werden die Linken in Berlin keines ihrer Ziele verwirklichen können.

Trotzdem setzt Spitzenkandidat Lederer im Wahlkampf auf Distanz - und lässt vor allem SPD-Chefin Giffey wissen: Bei der milliardenschweren Enteignung von Wohnungskonzernen lasse die Linke nicht locker. Schon bis Ende des Jahres könnten Senat und Abgeordnetenhaus ein entsprechendes Gesetz beschließen, so Lederer - vorausgesetzt natürlich, die Linke bleibe in der Regierung.

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27 Kommentare

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  1. 27.

    Ach die Linke, die stetig den Wohnungsbau verhindert hat, entdeckt ihn für die Wahlwiederholung um nach der Wahl wie bis her zu agieren, mit dieser Partei wird es nix mit Wohnungsbau..

  2. 26.

    Wer hat sie den gehindert eigene Wohnung zu kaufen als Sie noch berufstätig waren?!

  3. 25.

    Es war übrigens die Linke, die sich gegen die Durchfphrung des Klimavolksentscheids am 12.2. ausgesprochen hat, dabei wäre das eine Chance gewesen, nochmal richtig Druck in Sachen Klimaschutz in Berlin zu machen.

  4. 24.

    Beispiel: bekomme Alters und Witwenrente 1856€ , für 61qm 926€ Miete , Hausrat, Privatehaftpflicht, Rechtschutz Versicherung, Telef, Fernsehgb, Berliner Mieterverein, 65 plus BVG, verbleiben 438€ davon muss ich essen, Schuster oder Reinigung und 30€ zurück legen für Reparaturen. Ist doch ein schönes Leben nach 45 Jahre Arbeit .

  5. 23.

    „Die Linke“ hat ihre Chance gehabt und leichtfertig verspielt. Anstatt sich in überzeugendem Maß für die Interessen der sozial Schwachen aber auch die Verlierer der „Wende“ einzusetzen, wollte „Die Linke“ lieber hippe Großstadtpartei sein. Wer derart seine klassische Wählerschaft mißachtet, darf sich nicht wundern, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

  6. 22.

    Es ist immer die Rede von Sozialwohnungen, was ist mit den Menschen die arbeiten , einen Durchschnitt verdienst haben aber keinen WBS bekommen? Älter die in großen Wohnungen wohnen…die Kinder sind aus dem Haus , die große Wohnung wird nicht gebraucht. Sie zahlen für diese Wohnung ca 700€ Miete sollen für die Zweizimmerwohnung 1200€ zahlen.
    Darüber ,sollte sich der Senat mal Gedanken machen.

  7. 21.

    "Für die Wohnraummangel sind sie doch mit SPD und den Grünen verantwortlich." Auch durch ständige Wiederholungen wird diese Lüge nicht wahrer.

    "Aufgrund der desolaten Haushaltslage des Landes Berlin berief der Senator für Stadtentwicklung Peter Strieder 2002 eine Expertenkommission zur Einsparung von Aufwendungen im sozialen Wohnungsbau ein. [...] Zudem veräußerte der Senat Berlin zahlreiche Sozialwohnungen aus dem eigenen Bestand: seit dem Mauerfall mehr als 310.000 Wohnungen durch den Verkauf von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften. "

    Es war also ausschließich die sPD, die Wohnungbau und -förderung verhindert hat, auch eine Fplge der Haushaltsnotlage nach dem Bankenskandal.

    "Was haben die Linken bei Wohnungsüolitik außer verfassungswidrige Mietendeckel und Bauverhinderungspolitik erreicht?"

    Auch da können sie sich bei der cDU und FDP bedanken.

  8. 20.

    "Solange es in Berlin eine Wohnungskrise gibt, kann man nicht davon reden, das der Linken "Themen wegbrechen"."

    So sehe ich das auch, da helfen auch keine launig geschriebene Wahlkampfhilfen wie der hier.

  9. 19.

    "Die Grünen und die Linken in Berlin haben längere Zeit dafür gesorgt, dass in Berlin kein Sozialer Wohnungsbau mehr stattfindet. "

    Fake News von rechts außen.

  10. 18.

    "Man merkt, dass den Linken die Themen wegbrechen, mal sehen, ob sich hier die Mieter wieder wahlkampftechnisch vor den Karren der Linken spannen lassen und nach der Wahl sich verwundert die Augen reiben werden... "

    Für Mieter ist Die Linke die einzige Partei die man noch wählen kann.

    "Ein wenig Hoffnung, dass wenigstens im Bund über Kreditförderung bei Eigenheimerwerb nachgedacht wird."

    Ja klar, weil Berlin ja wahnsinnig viel Platz für Eigenheime hat. Erst denken, dann tippen. Danke.

  11. 17.

    Also wenn ich will, dass Wohnungsnot bekämpft und neue Wohnungen gebaut werden, dann wähle ich sicher nicht die Linke.
    Und auch nicht die Grünen.

  12. 16.

    Die Linke hat die Absicht, viel für die Mieter in Berlin zu tun und blockiert deshalb gerade wieder zusammen mit den Linksalternativen grosse, neue Baugebiete wie die sich auch gerne immer wieder gegen Nachverdichtungen und die Nutzung von Baulandreserven aussprechen. Und wenn dann noch ein pöser privater Investor Wohnungen nach dem Berliner Modell wie am Pankower Tor bauen will, ist es ganz schnell mit deren vollmundig verkündeten Absicht vorbei.

  13. 15.

    Man hat leider vergessen 1990 die Vorgänger der Linken mit aufzulösen. Dann wäre uns heute vieles erspart geblieben....
    Was gescheites kommt von dieser Partei so und so nicht

  14. 14.

    Es gibt viele Gründe, warum nicht gebaut wird. Vieles davon hausgemacht. Die Linke hatte gegen die negativen Effekte der Baupolitik keine glaubwürdige Gegenposition. und im Rahmen der informellen Koalition mitgemacht. Das grüne Wolkenkuckucksheim mit immer mrht "Klimavorschriften" gehört dazu. Baumaterialien und werden durch hohe Energiekosten, u.A. durch den höchsten Strompreis der Welt entprechend verteuert. Die Preise für den Neubau von Wohnungen im November 2022 sind fast 17 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Hinzu kommt der steigende Fachkräftemangel, die viertel Million neuer Asylbewerber sind halt weniger die Baufacharbeiter. Durch ungünstige Rahmenbedingungen werden keine Sozialwohnungen mehr gebaut. Die Ampel-Regierung hat vor fast genau einem Jahr eine viel genutzte Neubauförderung der KfW gestrichen, das Baukindergeld, vorwiegend bei Einfamilienhäusern ehemals interessant, ist weggefallen. Linksgrün findet Einfamilienhäuser nicht mehr förderwürdig.

  15. 13.

    Die Linken und die Grünen verweigerten permanent den sozialen Wohnungsbau. Nein, dort nicht und dort auch nicht weil... Partei gehört nicht in eine Regierung. Mit Enteignung kommt man sowieso nicht weiter und blockiert dann eh die Mittel für den sozialen Wohnungsbau.

  16. 12.

    Haha, wie sich wieder alle kurz vor der Wahl um ihre Fleischtöpfe sorgen.

  17. 11.

    Hab überlegt sie zu wählen aber als ich vorhin beim Spaziergang die Plakate las nicht mehr..die klingen alle n bissel so wie früher..Widerstand etc..so als ob es noch Ost und West gibt und die anderen Parteien die Klassenfeinde sind....und ne Wohnung hab ich... vielleicht mal ohne Klassenkampfpathos sachlich Lösungen aufzeigen ohne das man das Gefühl bekommt dem Kapitalismus abschwören zu müssen...dann würde ich sie auch wieder wählen..denn das Herz schlägt links

  18. 10.

    Es ist gut, daß sich die LINKE auf dieses Thema "spezialisiert". Allerdings hat sie, in meinen Augen, ihre Glaubwürdigkeit schon länger verspielt - Ich kann in einen Topf nunmal nur begrenzt Wasser einfüllen, irgendwann läuft er über (ich rede hier nicht -nur- von Migration). JEDER kann in Berlin leben - aber eben nicht ALLE!

  19. 9.

    Die Grünen und die Linken in Berlin haben längere Zeit dafür gesorgt, dass in Berlin kein Sozialer Wohnungsbau mehr stattfindet. Das desaströse Jahr 2022 wird wohnungspolitisch in die Geschichte eingehen, denn beide Parteien haben eine Novellierung des Gesetzes über den Sozialen Wohnungsbaus aus ideologischen Gründen verhindert.

  20. 8.

    Hatten die Linken nicht bis vor kurzer Zeit noch den Bausenator, bzw. -senatorin gestellt? War aber auch nix, wa?!

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