"Ehemaliger ukrainischer Schauspieler" - DFB-Vize Winkler rudert nach Aussagen über Selenskyj zurück

Mo 15.05.23 | 14:01 Uhr
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NOFV-Präsident Hermann Winkler. (Bild: IMAGO / Picture Point)
Bild: IMAGO / Picture Point

Der Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV), Hermann Winkler, hat sich nach seiner despektierlichen Äußerung über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj entschuldigt. Seinen Beitrag in den Sozialen Medien würde er "so nicht noch einmal verfassen", schrieb der 60-Jährige am Montag auf Facebook: "Ich entschuldige mich dafür und auch für die entstandenen Irritationen. Mich deswegen in die 'Putinversteher-Ecke' zu stellen, weise ich entschieden zurück."

Scharfe Kritik von DFB-Präsident Neuendorf

Winkler hatte Selenskyj am Sonntag in einem Beitrag in den Sozialen Medien als "ehemaligen ukrainischen Schauspieler" bezeichnet. Aufgrund seines Besuchs in Berlin sei durch eine "Allgemeinverfügung" die City "weitestgehend abgeriegelt" und "die Spree für Touristen teilweise gesperrt". Dazu teilte der DFB-Vizepräsident ein Bild des Sowjetischen Ehrenmals im Berliner Stadtteil Treptow.

Laut Winkler habe dazu am Montag ein Gespräch mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf stattgefunden. Der inzwischen gelöschte Beitrag sei "in einer sehr emotionalen Situation an der Gedenkstätte im Treptower Park entstanden", sagte Winkler, der gleichzeitig auch Präsident des sächsischen Fußballverbandes ist. Er verurteile den "Krieg und die Aggression Putins", er sei allerdings "auch nicht mit allem, was Selenskyj macht, persönlich einverstanden".

DFB-Chef Bernd Neuendorf hat die abschätzigen Äußerungen seines Vizepräsidenten scharf verurteilt und weitere Gespräche angekündigt. Er halte das Vorgehen Winklers mit den Grundsätzen des Deutschen Fußball-Bundes für unvereinbar, ließ Neuendorf am Montag mitteilen. Die Äußerungen über Selenskyj habe er als unerträglich und beleidigend empfunden und dies Winkler in einem Gespräch sehr klar gemacht, hieß es weiter. Der Fall solle am Mittwoch bei einer Konferenz der Regional- und Landesverbandspräsidenten weiter diskutiert werden, kündigte der DFB an.

Schultz kritisiert Winkler scharf

Im NOFV, dem Winkler als Präsident vorsteht, sorgten die Äußerungen vom Sonntag für Kritik. Es gehöre "nicht zu unserer Einstellung, andere Länder zu verunglimpfen", sagte Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), dem Sportinformationsdienst: "Wir sind ein weltoffener Verband in der weltoffenen Hauptstadt Berlin. Die Äußerung von Herrn Winkler passt nicht zu den Werten und Vorstellungen des BFV."

Wolodymyr Selenskyj war am Sonntagmorgen für seinen ersten Deutschland-Besuch seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in Berlin eingetroffen. Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet zudem am 12. Juni in Bremen ihr 1000. Länderspiel gegen die Ukraine.

Sendung: rbb24, 15.05.2023, 18 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Ja, die Selbstzensur klappt nicht immer, aber immer besser!!!

  2. 5.

    Einen Sieg der dt. Nationalmannschaft wird es beim 1000. Spiel wohl nicht geben. Egal, dieses "Team" gibt das z.Zt. sowieso nicht her.

  3. 4.

    Als Privatmann darf jeder seine Meinung äussern. Wir Leben ja in einer Demokratie, im Gegensatz zu Russland !!! Wenn man aber sein öffentliches Amt dazu mißbraucht, eine Meinung abzugeben, muss man eben mit Konsequenzen rechnen und das kann nur Entlassung heißen. Das ist nämlich nicht die Meinung seines Arbeitgebers. Auch das ist Demokratie und Rechtsstaat.

  4. 3.

    Diese Entschuldigung ist nur eine nicht hinnehmbare Floskel. Sein wahres Denken hat er ja gezeigt. Der Mann muss entlassen werden.

  5. 2.

    Mittlerweile gewinnt man immer mehr den Eindruck, dass Kritik an der derzeitigen Bundespolitik ein Staatsverbrechen ist.
    Wo ist das Recht auf freie Meinungsäußerung geblieben.
    Klar darf jemand der in der Öffentlichkeit steht nicht alles sagen. Ich kann mich aber daran entsinnen, dass Deutschland sich mal verpflichtet hat, dass Kriege nicht zu unterstützen sind.
    Zwischenzeitlich sind wir als Staat jedoch soweit in diesen Konflikt verstrickt, dass eine Neutralität nicht mehr besteht.

  6. 1.

    Da kann er rudern, wie er will, seine Grundeinstellung zu diesem Krieg hat er deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Er sollte von sich aus zurücktreten, wenn er noch ein bisschen Anstand im Leib hat!

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