Aufstiegskampf - Was Hertha BSC verbessern muss, um oben anzugreifen

Do 28.12.23 | 16:21 Uhr
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Pal Dardai und Hertha BSC hoffen noch auf den Aufstieg (IMAGO / Contrast)
Bild: IMAGO / Contrast

Herthas 0:0 gegen Osnabrück vor der Winterpause offenbarte gleich mehrere Schwächen des Teams. Aber trotz Abhängigkeit von Fabian Reese und der unkreativen Mittelfeldzentrale ist das Aufstiegsrennen noch lange nicht gelaufen. Von Till Oppermann

Nach dem 0:0 seiner Osnabrücker bei Hertha BSC am letzten Spieltag der Hinrunde war Uwe Koschinat erstaunt. Seine ganz große Angst sei nicht eingetreten, sagte der Trainer. "Dass Hertha uns in der eigenen Hälfte festtackert und erdrückt, das ist heute überhaupt nicht der Fall gewesen", analysierte er nicht ohne Genuss. Schließlich steht Koschinats VfL nach der Hinrunde abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.

Hertha ist abhängig von Fabian Reese

Kein Wunder, dass sich bei Hertha niemand so recht über das neunte Spiel ohne Niederlage in Serie freuen wollte. Mit einem Sieg hätte sich die Alte Dame dem Relegationsplatz auf vier Punkte genähert. So beträgt der Abstand sechs Punkte - und Herthas Leistung machte deutlich, dass die Mannschaft noch weit davon entfernt ist, diesen aufzuholen.

Einen Qualitätsunterschied zum schlechtesten Team der Liga ließ sie an diesem kalten Dezembernachmittag jedenfalls nicht erkennen. Auf der Suche nach Gründen dafür kamen Angreifer Florian Niederlechner und Kapitän Toni Leistner schnell zum gleichen Ergebnis: Fabian Reese. Herthas Topscorer war gegen Osnabrück erkältet und konnte nicht spielen.

Seine Mitspieler vermissten ihn schmerzlich: "Fabi hat gefehlt, so ehrlich müssen wir sein", sagte Niederlechner und Leistner ergänzte: "Fabi ist einer, wenn nicht gar der beste Spieler der 2. Liga und entsprechend schwierig zu ersetzen." Leistner hatte Recht: Tatsächlich ist Reese einer der besten Spieler der Liga - und das nicht nur wegen seiner vier Tore und neun Vorlagen.

Mannschaft muss fitter werden

Dass ein paar fiese Erkältungsviren reichen, um die gesamte Hertha aus der Bahn zu werfen, kann Trainer Pal Dardai kaum zufriedenstellen. 111,5 Kilometer liefen seine Spieler ohne Reese gegen Osnabrück: Das ist, auch wenn man Niederlechners Platzverweis und dadurch bedingte fünf Minuten in Unterzahl einberechnet, ein schwacher Wert.

"Seien wir ehrlich, in der ersten Halbzeit hat man gesehen, dass wir nicht fit waren", sagte Dardai. Auch wenn seinen Spielern klar gewesen sein muss, dass es ohne Reese schwerer werden würde als mit ihm: Sie waren körperlich offensichtlich nicht in der Lage, den eigenen Einsatz zu erhöhen, um ihren Star im Kollektiv zu ersetzen. In den 18 Tagen zwischen dem Trainingsauftakt am 3. Januar und dem Rückrundenstart gegen Düsseldorf wird Dardai die Mannschaft an ihrer Kondition arbeiten lassen.

Zumal der Trainer der Meinung ist, dass er ein weiteres Problem der Mannschaft nur so lösen könne, wie er nach dem Spiel gegen Osnabrück durchblicken ließ. Die fehlende Fitness seiner Mannschaft habe sich auf das Ballbesitzspiel ausgewirkt, sagte Dardai da: "Wir haben im Spielaufbau viel zu lange gezögert".

Seine Rechnung ist einfach: Je fitter seine Spieler, desto besser können sie sich auch darauf konzentrieren, was sie mit dem Ball anstellen sollen. Plausibel, zumal gerade im Mittelfeld häufig Spieler spielten, die sich ganz besonders konzentrieren müssen, wenn sie da Spiel nach vorne machen sollen, weil sie eher defensiv denken.

Mehr Kreativität für die Zentrale

Die gelernten Innenverteidiger Marton Dardai und Pascal Klemens helfen seit Monaten als Sechser aus. Letzterer erfüllte die Rolle dabei so passabel, dass Vereinspräsident Kay Bernstein den 18-Jährigen in einem Interview mit dem Fußballmagazin 11Freunde kürzlich zu seinem Lieblingsspieler erklärt hat. Trotzdem liegt Herthas größtes Problem in der Mitte: Immer wieder klaffte zwischen Angriff und den Sechsern eine große Lücke.

In der Mittelfeldzentrale fehlte ein Mann, der Raumgewinn erzielen kann - sei es mit Dribblings oder Pässen. Um Torchancen zu bekommen, musste Hertha meistens das Eins-gegen-Eins über die Außenbahn suchen. Eine bessere Mittelfeldzentrale könnte also auch das Problem der Abhängigkeit von Fabian Reese lösen.

Bleibt nur noch die Frage, welcher Spieler diese Rolle erfüllen soll: Jeremy Dudziak könnte es, fehlt aber seit dem 9. Spieltag verletzt. Michael Karbownik spielt als Außenverteidiger besser. Andreas Bouchalakis und Bilal Hussein haben bisher nicht unter Beweis gestellt, dass sie das Format haben, um Hertha zum Aufstiegskandidat zu machen.

Wenn Sportdirektor Benny Weber im Winter Geld zur Verfügung steht um nachzurüsten, sollte er davon einen Spieler holen, der aus dem defensiven Mittelfeld das Spiel gestalten kann. Sechs Punkte Rückstand sind in der ausgeglichenen zweiten Liga jedenfalls kein Grund, um aufzugeben.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.12.2023, 15:15 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Keine Angst, ich komme dort her wo sie seit 36 Jahren wohnen.
    Ich wohne allerdings schon seit 49 Jahren in Berlin,seit meiner Geburt, war aber noch nie Hertha BSC Fan oder Union Fan. Zum Glück.
    Ich war schon Mainz 05 Fan zu Regionalligazeiten von Mainz 05.
    Warum ?
    Weil meine Frau aus der Nähe von Mainz kommt, und ich weiß das es eine sehr schöne Gegend ist, mit dem Mittelrhein i Dr Nähe, die Loreley, Weinbau usw.
    2.Grund ist das beide Berliner Vereine Abartig unsympathisch sind und mich eher für diese Schämen müsste.

  2. 12.

    Ja, das ist wirklich traurig. Ich komme ursprünglich aus der Gegend der Mainz 05-Anhänger, war es aber selbst nie und lebe seit 36 Jahren in Berlin, wo ich Herthafan wurde. Wenn der Angesprochene nun auch noch selbst von dort kommt, muss ich mich geradezu fremdschämen. Andererseits: Ich weiß ja, warum ich dort nicht mehr lebe.

  3. 9.

    Ob Kiel oder Mainz in der ersten Liga spielen, bleibt am Ende gleich.
    Fazit ist: die erste Liga vergreist. Eigentlich gehören - auf Basis der Zuschauerzahlen - Vereine wie Hertha, der HSV und vielleicht noch Düsseldorf oder Nürnberg nach oben. Nur sportlich sieht es da halt Mau aus.
    Hertha hatte zur Vorbereitung der Saison viele aktuelle Leistungssträger noch nicht an Bord.
    Bin sehr gespannt, wie sie aus der Winterpause kommen.

  4. 7.

    Zitat: "Sieht man in Köpenick aber vllt. anders.."

    Da Sie es offenbar immer noch nicht gecheckt haben: der Nils ist Mainz 05 und kein FCU Fan und kann die Hertha nur einfach nicht leiden, Chris.

    Ich persönlich würde es gut finden, wenn in der nächsten Saison wieder Berliner Erstliga-Derbys stattfinden würden. Schaun mer mal.

  5. 6.

    Also ich würde mich schon freuen, wenn die Alte Dame wieder erstklassig spielt. Sieht man in Köpenick aber vllt. anders..

  6. 5.

    Vermutlich gehst du selten zum Fussball und was es bedeutet sein Verein auswärts zu unterstützen kennst du auch nur aus Erzählungen oder vlogs bei YouTube. Nach Hoffenheim oder Leipzig wollen die wenigsten Fans fahren. Heidenheim, Union, Darmstadt, Freiburg haben so kleine Stadien , dass man als Auswärtsfan kaum Chancen hat Tickets zu ergattern. Mannschaften mit Tradition, einer aktiven Fanszene und einem großen Stadion sind gern gesehen in der Buli.

  7. 4.

    Nichts, Die Bundesliga braucht Hertha BSC nicht.
    Da kommt man sehr gut ohne Hertha BSC aus.

  8. 3.

    Die direkten Aufstiegsplätze sind nach dem fest eingeplanten Sieg gegen Osnabrück wohl inzwischen außer Reichweite für die Hertha.

    Bleibt, bei "lediglich" 6 Punkte Rückstand, die Hoffnung auf die Rückkehr ins Oberhaus über den undankbaren 3.Platz, der allerdings in den letzten Jahren alles andere als eine Garantie für den Aufstieg in die erste Liga war.

    Nach 25 Hinrundenpunkten müsste sich die "alte Dame" doch auch hierfür ordentlich strecken, denn sie konnte in dieser Saison noch nicht ein einziges Mal 3 Spiele in Folge gewinnen, spielt also bei weitem nicht konstant genug und kann nicht auf weitere Fehler aller 5 vor ihr liegenden und ebenso auf den Relegationsplatz schielenden Mannschaften bauen.

    Um den Aufstiegsdruck gering zu halten, sollten Investitionen für die nächste Saison aufgespart werden, um dann "sicher" aufzusteigen, schliesslich wollen neue Spieler auch integriert sein.

  9. 2.

    Hmm… ich finde der Autor vergisst, dass neben Dudziak auch Palko und Bence Dardai, sowie Ibo Maza fehlen, die alle in der Mittelfeldzentrale für Kreativität sorgen können. Transfers müssen daher nicht unbedingt her, sondern diese Spieler wieder fit werden.

  10. 1.

    Die Analyse ist zutreffend, aber nun wirklich nichts Neues.

    Die Schlussfolgerung ist allerdings gefährlich. Die Truppe hat sich gerade gefunden, eigentlich sind sie immer noch dabei. Daher kann es genauso eigentlich auch gar nicht schlechter werden, wenn die verletzten spieler wieder zurückkommen.

    Wenn diese und die jungen Spieler nun einen oder zwei zusätzliche Konkurenten vor die Nase gesetzt bekommen, dann kann bei aller Fitness und tollem Mittelfeld auf einmal die Stimmung in der Truppe kippen.

    Das kann keiner wollen, daher lasst sie in der Konstellation weiter spielen und habt Geduld.

    Bitte nicht vom Aufstieg schreiben, bleiben Sie realistisch.

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