Fußball-Bundesliga - Neuer Union-Trainer Bjelica gegen Gladbach direkt unter Zugzwang
Mit Borussia Mönchengladbach empfangen die Köpenicker am Samstag einen ihrer Lieblingsgegner. Eigentlich gute Voraussetzungen für den ersten Union-Heimsieg seit August. Neu-Trainer Bjelica warnt trotzdem: Die Gäste sind in guter Form.
Fakten zum Spiel
- Borussia Mönchengladbach liegt Union: In neun Duellen gewannen die Köpenicker sechsmal und holten zwei Unentschieden. Die einzige Niederlage ist dreieinhalb Jahre her – damals gewann Gladbach mit 4:1.
- Union-Leihgabe Jordan Siebatcheu wird das Spiel gegen seinen Stammverein verpassen. Er hat einen Muskelfaserriss.
- Union hat in dieser Bundesligasaison noch kein Spiel zu null gespielt. Gladbach gehört mit 16 Toren zu den drei gefährlichsten Auswärtsmannschaften.
- Der neue Trainer Nenad Bjelica traf als Profi beim 1. FC Kaiserslautern drei Mal auf Gladbach und blieb dabei ungeschlagen (zwei Siege, ein Remis).
So läuft es sportlich bei Gladbach
In den letzten fünf Ligaspielen holte Mönchengladbach 10 Punkte, die einzige Niederlage war ein 2:4 bei Borussia Dortmund. Daniel Schnichels schreibt für das Fanmagazin "Fohlen Hautnah" über die Gladbacher Borussia und spricht nach dem Viertelfinaleinzug im DFB-Pokal von einer "Mini-Euphorie".
In der Liga steht Gladbach auf dem zehnten Platz, nach Schnichels Einschätzung reicht das den meisten Fans aktuell aus. "Wenn es nicht gegen den Abstieg geht, sind erstmal alle zufrieden." Das sei in den vergangenen Saisons noch anders gewesen, sagt Schnichels. Neue Trainer sollten jeweils die Rückkehr in den Europacup schaffen, aber scheiterten trotz teurer Spieler. Die Konsequenz war ein Umbruch im Sommer.
Die verjüngte Mannschaft glänzte zuletzt insbesondere in der Offensive. 19 Tore aus den letzten acht Spielen sind hinter Bayern (25 Tore) und Leverkusen (21 Tore) der drittbeste Wert der Liga.
Auf diese Spieler muss Union achten
Eine gute Nachricht für Union: Neben Angreifer Jordan Siebatcheu ist auch der junge Stürmer Tomas Cvancara nicht fit. "Im Sturm haben wir viele Fragezeichen", sagt Schnichels. Als wichtigste Spieler der Gladbacher Mannschaft hebt er deshalb zwei Mittelfeldspieler heraus: Pokal-Torschütze Manu Koné und Eigengewächs Rocco Reitz.
Der "Mann des Moments", wie Schnichels Letzteren nennt, hat sich in dieser Saison nach mehreren Leihen in die erste Mannschaft gespielt. Dort überzeugt er mit seinem Einsatz. Experte Schnichels meint es schmeichelhaft, wenn er sagt: "Reitz ist ein ekliger Typ, er ackert und rackert".
Der 21-Jährige zeigte auch mit dem Ball schon seine Qualität: Aus elf Torschüssen erzielte er in dieser Saison zwei Tore. Dazu kommt eine Torvorlage.
Das bewegt die Fans
Nach turbulenten Jahren, die im Abgang des ehemaligen Sportchefs Max Eberl ihren Höhepunkt fanden, ist in Gladbach endlich wieder Ruhe eingekehrt. "Chapeau an die Verantwortlichen", sagt Schnichels: "Es gibt in diesem Jahr keine Störfeuer".
Die Erwartungen sind realistisch, im Vordergrund steht der Umbruch im Kader. Deshalb seien die Fans geduldig, erklärt der "Fohlen Hautnah"-Experte. Er selbst habe keinerlei Erwartungen an die Saison gehabt, aber: "Diese nicht vorhandenen Erwartungen wurden auf jeden Fall übertroffen." Im Vergleich zu Union sind das genau umgekehrte Vorzeichen.
Das sagt Union-Trainer Nenad Bjelica
"Sie kommen mit Selbstbewusstsein und sind zuletzt in guter Form. Es ist ein Gegner, der sehr gefährlich sein kann. Wir müssen unser Top-Level erreichen, um dieses Spiel zu gewinnen."
So könnte Union spielen
Durch die Absage des Spiels gegen den FC Bayern München hatte Nenad Bjelica seit seinem Debüt gegen Braga insgesamt zehn Tage Zeit, um sein Team auf das Spiel gegen die Gladbacher vorzubereiten. "Einen großen Teil von dem, was wir auf dem Platz sehen wollen, haben wir trainiert", sagt Bjelica, der weiter auf Danilho Doekhi und Sheraldo Becker verzichten muss.
Dabei wäre insbesondere Letzterer wichtig, falls Union wieder auf das 4-1-4-1-System aus dem Spiel gegen Braga setzt. Denn Becker könnte mit seinem Tempo den rechten Flügel beleben, auf dem Kevin Volland wenig gelang. Ohne Becker muss Bjelica kreativ werden: Eine Option wäre, Rechtsverteidiger Josip Juranovic weiter nach vorne zu ziehen, eine andere könnte Brenden Aaronson sein: Er hat in der Vergangenheit schon häufiger außen gespielt.
Mögliche Aufstellung:
Rönnow – Trimmel, Bonucci, Leite, Roussillon – Khedira – Juranovic, Laidouni, Schäfer, Gosens – Fofana
Die Prognose
Die Eisernen warten seit dem ersten Spieltag auf einen Heimsieg und treffen mit Gladbach auf einen formstarken Gegner. Trotzdem lässt die Tabellensituation keine Ausreden zu: Union braucht Siege gegen den Abstieg.
Auch Trainer Bjelica sagt: "Wir haben keine Alibis". Gegen Gladbach wird es wichtig sein, dass die verunsicherte Mannschaft in Führung geht. Gelingt das, sind die Chancen groß, dass die Fans den ersten Sieg seit August bejubeln können.
Tipp des Gegner-Experten: "Das wird ein zähes Spiel. Union hat den Vorteil, dass es nicht gegen die Bayern ging und hatte viel Zeit mit dem neuen Trainer. Außerdem sah Gladbach in Köpenick selten gut aus. Ich würde mich deshalb über ein 1:1 schon freuen."
Redaktionstipp: Union hatte unter der Woche Pause und viel Zeit mit dem neuen Trainer. Gegen Lieblingsgegner Borussia Mönchengladbach knüpfen die Eisernen an ihre solide Leistung im letzten Heimspiel gegen den FC Augsburg an und gewinnen mit 2:1.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.12.2023, 15:15 Uhr